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Der große Shaw Brothers Filmthread

Diskutiere über asiatische Filme, Darsteller oder alles andere, das den Asien-Film-Fan interessiert.

Beitragvon Mic am Sa, 20.05.2006, 11:04

Summons to Death
Der schwerreiche ehemalige Pirat Poon Wai Dat [ Ku Feng ] bekommt Besuch seines alten Mitstreiters Gin Te Biu [ Lo Wei ], der nach seiner Schwester Gin Mei Li [ Tina Chin Fei ] sucht. Er will ihr einen Zettel übergeben, auf dem die Hälfte einer Schatzkarte aufgezeichnet ist. Bevor er das schafft, schnappt ihn die Polizei durch einen Tipp. Dafür bekommen die zwielichtige Nachtclubbesitzerin Ying Nian [ Fanny Fan Lei ] und ihr Lover Kwok [ Wang Hsieh ] Wind von der Sache; sie haben nämlich die zweite Hälfte, wollen aber nicht teilen. Eher zufällig in die Sache geraten, kümmert sich der Gentleman - Gauner Tang Lui, genannt die „Eule“ [ Tang Ching ] ebenfalls um ein Stück vom Kuchen...

Wer hätte gedacht, dass Regisseur Lo Wei abseits der Bruce Lee Filme Todesgrüsse aus Shanghai und Die Todesfaust des Cheng Li und vor allem vor den Jackie Chan Frühflops Tiger der Todesarena, Der Herausforderer und The Red Dragon eine richtig veritable Karriere hingelegt hat; in den 60ern für die Shaw Brothers mehrere erfolgreiche James Bond – Spinoffs absolvierte sowie dort sich allgemein sehr stilsicher im Pulpgenre bewegte ?
Summons to Death gehört zum letzteren, weist aber Merkmale des Ersteren auf. Basierend auf einem [bestimmt sehr dünnen] Roman von Fang Lung Hsiang wird hier ein Schundkrimi in edlen Bildern visualisiert, der seinen Unterhaltungswert direkt aus dem Trashgehalt bezieht. Allerdings ist der Film nicht minderwertig oder unbedingt um des schlechten Geschmacks willen, sondern eng mit der damaligen Zeit verbunden und in der sicheren Vollendung so auch nur dort entstehbar.
Man macht sich weniger Gedanken um das Warum, sondern um die Wie, ohne aber in seinen Spielchen und Mätzchen aufgesetzt zu wirken; letztlich passt auch alles zusammen. Trotzdem man sich in verschiedenen Genres ebenso bewegt wie scheinbar auch in unterschiedlichen Zeiten und vor allem auch Orten.
Nicht minder häufig wird mal die Logik vergessen oder verschmäht nachzufragen, aus welchem Grund man auf den nächsten Hinweis kam oder dies und das gemacht hat. Irrungen, Wirrungen und Ambivalenzen stören hier keineswegs; dafür ist die Atmosphäre und das Vergnügen auch viel zu stimmig.

Begonnen wird gleich mit zwei Gegensätzen; ein Merkmal, dass sich dann durch die gesamte Laufzeit ziehen soll und vornehmlich für die Abwechslung sorgt: Eine Dschunke auf hoher See, ausgestattet trotz des archaischen, simplen Aussehens mit einer technisierten Kommandozentrale, wird von Piraten überfallen; welche sich mit blauen Trainingsanzügen samt gelben Schal um den Kopf gewickelt von der weiss uniformierten Mannschaft abheben.
Ein Kampf entbrennt, bei dem zum Schluss das Schiff in Feuer aufgeht und explodiert. Zwei Hälften der Schatzkarte haben je einen Besitzer gefunden, deren Wege sich über die Suche nach seinem ergänzenden Gegenstück automatisch wieder kreuzen müssen. Die gesamte Prämisse noch vor dem Vorspann aufgebaut und fest fundamentiert, auch wenn bisher nur grobe Stichwörter gegeben sind. Die „Sowohl/Als auch“ Struktur als hauptsächliches Verbindungsstück auch der nächsten Akte.

Bis hier sehr unsicher, in welcher Epoche man sich befindet – kann nämlich noch alles sein -, ist man sich mit dem nächsten Schnitt in der Großstadt, luxuriöse Villengegend, Neuzeit. Zwei Jahre sind vergangen, die Geschichte hat sich nicht weiterentwickelt, wurde nur unmerklich ausgesetzt und nun sofort wieder aufgegriffen. Die jetzige Urbanität und das zeitgenössische, moderne Ambiente stellt im grösseren Rahmen wieder einen kompletten Gegensatz zum Prolog her, was sich derartig weiterhin schnell abwechseln soll. Nicht immer mit Sinn und Verstand, so befindet man sich zwischendurch auch mal für 5min plötzlich auf einem abgeschottenen Eiland; ebenso ohne Erklärung wie man dahin kam und als auch wie man von dort wieder davon kommt. Aber um die Schilderungen der einzelnen Situationen kümmert man sich im Fortgang nicht, stattdessen wird mehr Wert aufs Dekor, die Kleidung, die Coolness dabei gelegt.
Nicht den Drink verschütten, wenn man mal hinfällt und auch bei Prügeleien auf die Frisur achten. Und sich nicht schämen, wenn man in einem schwarzen Weihnachtsbaum mit Mütze als Kleid rumläuft.
Narrative Analytik weicht ähnlich wie in Seijun Suzukis Abrechnung in Tokio glühenden, quietschbunten Pop-Farben in alleinig ästhetischer Absicht sowie der Überzeugungskraft nicht durch Worte, sondern dem Auftreten allein; obwohl dieser Vergleich dann doch etwas zu hoch geknüpft ist.

Suzuki hat nämlich auch etwas auszusagen und überzeugt bei der Stilisierung um Klassen mehr. Lo präsentiert abseits der Ausstattung auch massig Dialoge, die aber bei weitem nicht alle sind so köstlich wie „Mei Li, what are you planning to do if we really find the treasure?“ „I‘ll invite you to a movie“.
Öfters wird auch um das Thema rumgeredet oder es auch langgezogen; die ganze Angelegenheit hätte man mit etwas mehr Druck sicherlich in weit weniger als die veranschlagten 100min erledigen können.
Zwar findet man auch hier mal Einiges an Tempo vor, allerdings wird dann gleich wortwörtlich im leichten Zeitraffer agiert; ansonsten klingt der Score kraftvoller als das Geschehen selber.
Wichtiger und interessanter als der ganze Plot mit dem Schatz, der eh bloss seine McGuffin Funktion erfüllen muss, sind dann auch die kleinen, nebensächlichen, aber detailierten Szenen, die den Film erst abseits seiner inhaltlichen Schwächen ausmachen. Sequenzen wie, in der sich die „Eule“ in seiner vollautomatischen Wohnung anzieht, ihm das gebügelte Hemd aus einer Deckenverkleidung entgegenfährt und der Schuhkasten die passende Fussbekleidung raussucht. Sowieso wimmelt es hier von verstecktem High Tech und verborgenen Hilfsmaterialien¸ gemäss dieser funktionalen Ausrichtung handeln auch die Parteien nur mit Kniffs, Finten und Maskeraden, um an ihr Ziel zu gelangen.

Nicht anders die Filmemacher selber, und auch sie sollen durchaus erfolgreich dabei abschneiden.

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Mic
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Beitragvon Mic am Mi, 19.07.2006, 15:07

Mercenaries from Hong Kong
Luo Li [ Ti Lung ] hat ein Problem. Er muss aus HK verschwinden, da er auf der Abschussliste eines Syndikates steht, nachdem er den Sohn vom Boss umgelegt hat. Triadenoberhaupt He Ying [ Candice Yu ] macht ihm ein Angebot: Er beschafft ihr den Mörder und Erpresser Naiwen [ Phillip Ko ], der sich in Kambodscha bei der Guerillatruppe von Yindan [ Ko Hung ] versteckt hat, wird dafür bezahlt und steht auch so lange unter ihrem Schutz.
Luo Li sagt zu...

Je nach Betrachtungsweise ist Mercenaries from Hong Kong einer der Filme, bei dem man entweder ohne zu Zaudern sofort zugreift oder trotz des Angebotes lange mit sich hadert; wobei für die Überlegung und Entscheidung genau ein Faktor ausschlaggebend ist: Wong Jing ist als Regisseur gelistet.
Das Gesamtpaket klingt nämlich abgesehen davon vielversprechend und sollte eher zu Begeisterungsstürmen hinreissen als Grund für Erwägungen zu sein: Eine der letzteren Shaw Brothers Produktionen, modern day Actioner, Kleinkriegsfilm – ein Subgenre, bei dem allein Viele Tränen der Seligkeit in den Augen haben dürften -, Starbesetzung bestehend aus Helden der 70er Jahre.
Mit Wong hinter der Kamera besteht aber die wahrlich nicht geringe Chance, dass das Projekt gehörig daneben geht; und wer dessen Werke kennt, wird leider auch davon ausgehen müssen. Nun war das aber erst seine dritte Arbeit und entweder er unterlag hier noch mehr Repressalien von Seiten der Finanziers oder traute sich nicht so recht. Jedenfalls ist der Grundton des Filmes zwar beileibe kein 100prozentig ernster, aber eben auch kein kindisch - abgedrehter wie heutzutage als sein Markenzeichen geltend.

Hier sorgt er durch Skript und Regie dafür, dass der Film unterhaltsam auf gewisse Art wird; sicherlich vermischt er dabei schon Elemente späterer Komödien mit ein, hält sich aber grundsätzlich zurück und lässt die Geschichte für sich stehen. Diese bezieht sich auf die westlichen Todesmissions – Actioner der 60er und 70er Jahre; also eben Das Dreckige Dutzend, oder Ein dreckiger Haufen, Die Wildgänse kommen oder Die Wildgänse 2. Ein mittlerweile und auch später durchgeprobtes Genre, indem zwar wenig Überraschendes passieren, aber auch wenig schiefgehen kann. Solange man sich mit den Grundzutaten auskennt und diese auch anwenden kann; Wong hat zwar nie vorher Dergleichen gedreht, aber sicherlich auch Kinokarten gelöst.
Dementsprechend unterscheidet man sich in Aufbau, Mittelteil und Abschluss wenig von seinen Kollegen aus Übersee; aber warum sich darüber beschweren, wenn einen eh nur die Schauspieler und dann natürlich die Action interessiert. Ausserdem gelingt es Wong hier, trotz der Tatsache dass man erst nach geschlagenen 45min den Dschungel betritt, auch vorher genügend Pfeffer in die Szenerie zu bringen. Erreichen tut er es, indem er die Umstände der Operation und die Rekrutierung bereits mit allen möglichen Unwirren und Gefahren umkleidet; also schon vor dem Waldboden mächtig loslegt und dadurch nicht nur die Abwechslung erwirtschaftet, sondern auch das Tempo anzuziehen weiss.

Starten tut man direkt mit einem tödlichen Hit, der mit Sex and Drugs, vielen grossen Löchern aufgrund einer Pumpgun und einer stuntgeladenen Verfolgungsjagd ausgeschmückt wird. Bereits die erste Szene geht also direkt in die Vollen, drückt kräftig aufs Gas und legt die Messlatte für spätere Einheiten erstmal weiter nach oben. Alles ziemlich ruppig gefilmt, ohne Einführung oder wirkliche Szenenanordnung; sondern nur als pre – title gedacht und deswegen nur die Schauwerte beachtend. Auch nachfolgend halten sich die Dialoge erstmal gering und versuchen, Belangloses und Nichtzugehöriges tunlichst zu vermeiden; Luo Li muss nach dieser Racheaktion seinen Hintern in Sicherheit bringen und bekommt zur Unterstützung das Angebot von He Ying. Da er sich eh nach Kambodscha absetzen wollte, kann er es auch mit dem Gehalt von 1 Million und Fünf seiner Freunde tun; die Einstellung der anderen Teammitglieder nimmt erstmal die weitere Laufzeit in Anspruch. Diese werden dann nicht nur gleich jeder seiner speziellen Eigenschaften hin aufgezeigt, sondern dabei auch weiterhin versucht, die Porträtierung der einzelnen Charaktere immer durch eine körperlich aktive Situation zu bringen.
Blanche [ Nat Chan ] ist Bombenspezialist und Frauenheld.
Ruan Naxing [ Michael Chan ] hats mit den Messern.
Hong Fan [ Johnny Wang ] mit den Fäusten.
Lei Tai [ Lo Lieh ] ist der Sniper in der Geschichte und Curry [ Wong Yu ] Taschenspieler, Dieb und Safeöffner.
Alle haben auch bereits irgendwie Ärger mit anderen Schergen, bekommen anders als im Krieg im Zivilleben nicht mit der Gesellschaft und ihren Pflichten zurande und stehen deswegen eben immer vor Probleme. Für jeden stellt der Auftrag und besonders die Höhe der Bezahlung die Möglichkeit dar, doch für eine Weile mal wieder etwas aus seinem Leben zu machen. Es mal wieder für einige Momente anzureichern, auch wenn man es nur auf dem Schlachtfeld meistert.

Hierbei wird zwar auch mögliches Drama miteingebracht – Lei Tai hat z.b. eine kranke Tochter, die dringend auf einen kostspieligen Krankenhausaufenthalt wartet - , aber schnell zugunsten von etwas Schabernack seingelassen. Der Film geht nicht gleich in die lustige Richtung, aber die Teammitglieder untereinander liefern sich Wortgefechte, reissen aus Versehen Ladyboys auf und laufen grundsätzlich im Partnerlook Weisse Hose / Roter bauchfreier Blouson und Ähnlichem durch die Gegend. Also etwas, was sich Marvin, Bronson, Eastwood und Glenn nicht hätten leisten dürfen, ohne vom zahlenden Publikum mit einem geringschätzigen Blick bedacht oder gleich ausgelacht zu werden.
Hier ist das okay; HK Filme Anfang der 80er Jahre sahen eben so aus, auch wenn es feschere Leute als die sichtlich gealterten Ti Lung und Lo Lieh gebraucht hätte, um die Mädels heiss zu machen.

Um Sexappeal geht es ja auch gar nicht, aber die Kleidung, die Sprüche, das gesamte etwas schludrige, mittlerweile unmodische Aussehen des Filmes sorgt eben dafür, dass man zwischenzeitlich fast ein „Lucky Stars go War“ wird; es fehlt zumindest innerhalb der in der Stadt gesetzten Szenen nicht viel, um sich an diesen Titel endgültig anzupassen. Grund dafür ist abgesehen von all dem Materiellen eben auch die Tatsache, dass Wong wie Sammo Hung keiner ist, der mächtig angestrengt beim Drehen wirkt. Die Anschlüsse sind alle schnell gesetzt, viel wirkt auch mehr improvisiert statt geprobt und auch beim ersten Take zur Zufriedenheit ausgeführt, obwohl es noch nicht so richtig sass. Eine wirkliche Betonung oder gar ein Hinarbeiten auf Spannung und Tension gehört nicht oder selten zu ihrem Repertoire. Die Auswirkungen dessen sind beileibe nicht fatal, aber der Film braucht später auf jeden Fall seinen Locationwechsel, weil er sich sonst trotz allem Unterhaltungswert, der präsentierten Action in Parkhaus / Bar / Gebäudekomplex und einem Yuen Wah ohne Schnurrbart sicherlich totgelaufen hätte.

„Willkommen in Thailand“ also; kaum im Dschungel angekommen wird man von allen Seiten angegriffen, klärt die Lage mit massig Toten und viel Explosionen und verzieht sich mit dem geschnappten Naiwen wieder aus dem Gestrüpp.
Die ganze Episode dauert 15, vielleicht 20min; jedenfalls nicht solange, um zumindest geographisch in die Heroes shed no Tears / Eastern Condors / Angel Force Kategorie zu fallen, auch von der formellen Realisierung ist es bis zu den Erstgenannten noch etwas hin. Die Explosionen stimmen; auch die Shootouts gehen soweit in Ordnung, haben ja auch noch ein paar Jahre Zeit bis zu den bullet ballets Ende der 80er. Das Martial Arts ist allerdings eher schwach und sollte man lieber übersehen. Wie zum Anfang schliesst auch im Showdown eine Verfolgungsjagd auf den Strassen und damit eine Materialschlacht an; wenn die ganzen Autostunts nicht so penetrant getimt und gleichzeitig unbedarft wirken würden. Sie sind halt immer auf den Effekt hin ausgerichtet, welcher dann aber mehr gewollt als gekonnt und dabei auch eher billig aussieht.

Sowieso ist der gesamte Film beileibe kein Gesamtkunstwerk, sondern blutiges Action Fast Food für Zwischendurch: Schnell, Plot provisorisch errichtet, etwas dumm – trashig, die Akteure leicht zu alt oder sonstwie weniger passend. Das Zeitgefühl der frühen 80er ist im Nachhinein betrachtet sehr schön eingefangen worden und der gefürchtete Wongsche Witze hält sich im Vergleich zu seiner folgenden Filmography stark zurück. Mehr kann man nicht erwarten, und mehr bekommt man auch nicht. Weniger aber auch nicht. Wem das reicht...

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Beitragvon Mic am So, 30.07.2006, 12:14

Schweig oder Stirb
OT: Payment in Blood
Auf die Filme vom Shaw Regisseur Kuei Chi Hung ist normalerweise immer Verlass, aber Ausnahmen bestätigen dann anscheinend doch die Regel.
Nicht, dass sein Actionthriller Schweig oder Stirb eine schlechte Produktion ist; Im Gegenteil. Aber die umliegenden Arbeiten Sheng Chang und die Karatebande [ 1973 ], Das Bambuscamp der Frauen [ 1973 ], The Killer Snakes [ 1974 ], The Tea House [ 1974 ], Big Brother Cheng [ 1975 ] und Die Wilden Engel von Hongkong [ 1976 ] haben einen als Gesamtpaket irgendwie mehr überzeugt. Der Grund dafür liegt überraschenderweise im Skript; eine Tatsache, die sich in Bezug auf die extrem aufgezogene Regieweise Kueis vielleicht etwas absurd anhören mag, aber halt dennoch den Ausschlag gibt.

Die Drehbücher zu den anderen Filmen verdienten auch nicht immer Lob und Auszeichnung, aber sie brachen nicht zu sehr aus der [ filmischen ] Realität aus und stellten vor allem nicht so viele unbeantwortete Fragen in den Raum. Man kümmerte sich mehr um eine Nachvollziehbarkeit der Situation, vor allem in Sheng Chang und Killer Snakes dann auch direkt um ein glaubhaftes Porträt der Hauptfigur; das von Ni Kuang geschriebene Schweig oder Stirb tut leider keines davon.
Dabei ist die Szenerie dafür vor Ort und direkt vor Augen, wird aber zugunsten von Hektik und Härte vergessen. Auslöser und Beweggründe sind da. Aber die Aussage wird verändert, die Logik ignoriert und daraus resultierend der Nervenkitzel geschwächt.

Selbstverständlich kann man jetzt die – nach allgemeiner Betrachtung wohl rhetorische – Frage aufstellen, wer sich denn überhaupt ernsthaft in einem Hong Kong Film um die Wahrscheinlichkeit schert; aber wenn Spannung und Thrill daraus gewonnen werden sollen, muss auch die Logikfreiheit irgendwo ihre Grenzen haben oder man muss das Thema anders angehen.
Kuei fängt schnell an und gelangt dementsprechend auch schnell an den Punkt, wo er es zu weit treibt. Man sich gleich bei allen drei Parteien wundern muss, warum sie genau so und nicht anders handeln und warum keine wirklich schlau dabei agiert oder reagiert.
Ausserdem ist hier der Einstieg zu abrupt, man ist noch gar nicht richtig drin, als mit einem Polizeispitzel schon der erste Tote der Geschichte beklagt wird. Dieser wurde des Nachts von dem Auto des Killers Si Ta Cheng [ Chen Shan ] durch die Strassen gehetzt und gestellt, dabei mehrmals überfahren. Si braucht aber dermassen lange dabei – er spielt offensichtlich mit seinem Opfer – , dass der Automechaniker Feng Chi Chen [ Yuen Wah ] mittlerweile zufällig auch am Tatort ist und alles mitansieht. Feng wird nun zur falschen Zeit am falschen Ort zur nächsten Zielscheibe für Si; die auch mal eintreffende Polizei kann ihn mühsam vor Schlimmeren bewahren. Auf die Frage von Leutnant Chang [ Lau Dan ], ob er den Mörder identifizieren kann und dann auch eine Aussage als Hauptbelastungszeuge vor Gericht machen mag, antwortet Feng als braver Bürger beherzt mit Ja.
Sein Todesurteil.

Denn nun steht er nicht nur auf der Abschussliste vom Syndikat, welches Si nach seiner Festnahme unbedingt freibekommen muss, da er sonst seinerseits als einziger Geschnappter plaudert. Sondern wird von der Polizei auch mitten in die Schusslinie geschuppst; der Film zeigt in deutlicher Weise wieder einmal auf, dass es nicht so besonders gewitzt ist, sich in HK als Zeuge bereithalten zu wollen.
Die Gegenüberstellung mit Si erfolgt Auge in Auge; keine Trennscheibe oder dergleichen, so dass der Täter erstmal ungehindert auf seinen Identifizierer losgehen kann und ihm einen ersten Schrecken einjagt. Und dann ist Lt. Chang noch so clever, sich direkt vor Si‘s Anwalt bei seinem einzigen Zeugen zu bedanken und ihn zu verabschieden; die Feststellung dessen Personalien sind für das Syndikat folglich keine grosse Kunst.

Alsbald steigert man sich inhaltlich sowohl in Sachen Methodik der Gangster als auch Analytikfehler der Handlungsführung, nur mühsam ausgependelt durch die Tatsache, dass auch Regisseur Kuei sein Handwerk anzieht.
Die Gauner versuchen es erst ganz langsam und varriieren dann ihre Unternehmungen bei Feng: Zuerst wird es mit Bestechung probiert, dann erfolgt schon ein erster Anschlag. Dann wird seine Frau bedroht und auch bezüglich des Kindes vorgewarnt; derlei zieht sich mehrere Male hin, bis man zum letztmöglichen Zeitpunkt doch dazu übergeht, die Hinweise auch in die Tat umzusetzen und die Familie zu entführen. Wörtlich schon im Gerichtszimmer bekommt Feng noch den alles entscheidenden Anruf.
Dieses Vorgehen nach dem Motto „Nach und Nach“ hält den Film selbstredend länger über Wasser, als wenn man gleich das Killerkommando auf Feng losgelassen hätte und sich nicht erst die Zeit mit Spielchen bis zur Anberaumung der Prozessverhandlung vertrieben hätte. Aber es scheint dann ja nicht so wichtig gewesen sein, dass der ominöse Hintermann – den man nur verdeckt ins Bild bekommt, obwohl er gar keinen Belang für den Ausgang hat – auf Erledigung des Problems tobt, wenn man alles so ruhig angeht.

Einleuchtend sind dann auch die Verhaltensmassnahmen von Polizei und Zeuge nicht. Schutzhaft oder dergleichen findet nicht statt, später wird Feng mal ein persönlicher Leibwächter [ Chiang Tao ] zugestanden, dem er prompt entfliehen will und dabei direkt in die Arme zweier Angreifer läuft. Dass er wegen seiner Unvernunft daraufhin fast stirbt findet auch sein Bodyguard dämlich, der ihm nach erfolgreicher Rettung postwendend eine Ohrfeige verpasst.
Auch die beiden abgestellten Männer vor Fengs Wohnung im Hochhaus kriegen nicht viel auf die Reihe; jedenfalls bedeudet die Überwachung durch die Exekutive in HK nicht automatisch einen gefeiten Unterstand. Durch die trügerische Sicherheit ist man eher noch weniger auf der Hut, was dann auch einige Torheiten erklärt.

Nun ist es im Nachhinein müßig, den Film derartig auseinander zu nehmen; narrative Plausibilität und damit verbunden auch materielle Authentizität kann man jedenfalls öfters vergessen. Dafür ist das Tempo aber recht hoch, übrigbleiben tut also allein die Inszenierung und ihr wie dafür geschaffenes Umfeld. Kuei tobt sich wieder mit Vorliebe in möglichst dreckigen Arealen aus; vollgestellte, dunkle, schmuddelige Räumen dienen als Schauplatz im Kampf um Leben und Tot. Die Gassen und Gänge so voller Müll und Unrat, dass ein Entkommen unmöglich gemacht wird und eine Flucht ausgeschlossen ist; man gelangt einfach nicht durch. Der Schutt als mörderisches Hindernis. Die Gegenden dabei zum Zeitpunkt der Attacke immer wie ausgestorben. Kaum ausgeleuchtet, uruhige Handkamera mitten im Kampf dabei, harte Schnitte. Pulsierend und voller Energie.

Die Bedrohung und die resultierend ausbrechende Gewalt wirken jetzt auch ohne den fadenscheinigen Aufbau, da sich die Herangehensweise rein auf den Effekt konzentriert und dazu auch jedes mögliche Mittel nutzt; auch das des Horrorgenres. Man verteidigt sich mit allen greifbaren Gegenständen, nimmt zur Hand was gerade in der Nähe ist, um die Killer abzuwehren; diese sind wohl kaum weniger zaghaft.
Ein bisher friedliches Wohnzimmer wird zur Bühne für Machtausübung, Die grausame Folter der Drachenbande [ Alternativtitel ] und sexuellen Übergriffen. Beim geradenoch rechtzeitigen Eintreffen von Feng und seinem Schutzmann wird das kleine Gebiet anfangs taxiert und dann in einer grandios - ausgedehnten Schlacht nur mit dem eigenen Körper als Werkzeug komplett verwüstet.
Auch Killer Snakes wird in einer Szene vorweggenommen: Fengs Frau bekommt unwissend eine Kuchenschachtel voller Schlangen geliefert, die ähnliches Unwohlsein wie im Folgefilm verbreiten und mit einem grossen Hackmesser auch ähnliches als Quittung kriegen.

Hierbei ist man dann richtig in seinem Element und darauf hat man auch hingewartet. Wenn man ehrlich ist, interessiert einen abseits aller strukturellen Mängel in der Konsistenz eigentlich ja nur die blanke Handhabung von Terror und Gewalt. Es zeigt einen aber auch wieder deutlich den - vom rein visuellen her kaum sichtbaren - Unterschied zwischen Kuei und seinen in Sachen Optik als offensichtliches Vorbild geltenden Peckinpah. Der Letztere hatte immer das Material, in dem seine patentierten Zutaten dann auch zur vollen Wirkung kamen. Zeitlupen, Freeze Frames, Wiederholungen von Szenen aus einem anderen Blickwinkel oder durch einen Zwischenschnitt unterbrochen, Todesballette, reisserische Zooms etc. wurden bei ihm nicht genutzt, um die Erzählung zu tragen, sondern um sie zu verstärken und im Wechselspiel damit ihren Einfluss zu potenzieren. Er schuf in seinem besten Momenten Szenen für die Unendlichkeit, Kuei dreht welche für den Augenblick.

Und diese gelingen ihm hier bedauerlicherweise zu selten. Die Bilder sind vielleicht da, aber der Unterbau nicht. Man ist immer nur für Sekunden eindrucksvoll, kann aber keine tiefergehenden Nachwirkungen erzeugen, weil man nicht emotional beteiligt ist. Deswegen vertraut man beim Showdown auch nicht den einzelnen Einstellungen, sondern verzieht das Geschehen von einer Wäscherei über eine Börse und einen Maschinenraum hin zu einer Schwimmhalle; steigert sich dabei nicht einmal, sondern wird auf Dauer bis fast zum Antiklimax hin immer schwächer.
Leider.
Nichtdestotrotz ist auch diese Regietätigkeit Kueis auf jeden Fall einen Blick wert, aber man bleibt notgedrungen unter den eigenen Möglichkeiten.

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The Master Strikes Back

Beitragvon Max Power am Di, 01.08.2006, 11:04

The Master Strikes Back
Eine von Regisseur Sun Chung 1984 inszenierte Produktion, die in einer Zeit entstand, in der der Übergang von Spielfilm- zur TV-Produktion innerhalb der Shaw-Studios sich immer mehr dem Abschluss zuneigte. Dabei stellt das vorliegende Werk eine inoffizielle Fortsetzung von The Kung Fu Instructor vom selben Regisseur dar, ohne jedoch, bedingt durch seine flache Seriendramaturgie und der in 1,85:1 gehaltenen TV-Optik nur annähernd die Klasse seines Vorgängers aus dem Jahr 1979 zu erreichen.

Ti Lung spielt hier erneut den Meister mit dem Kampfstock, diesmal unter dem Namen Tong Tie Zheng, der als Ausbilder einer degenerierten und dekadenten Soldateneinheit einer Landesgrenze berufen wird. Das Überleben des naheliegenden Grenzstädtchen wird hauptsächlich durch regelmäßige Besuche der Soldaten in den lokalen Bordells und Spielhöllen gesichert, so dass dem Chief Constable und Herrscher der Stadt die Disziplinierungsmaßnahmen des Ausbilders Tong ein Dorn im Auge sind. Daraufhin lancierte Intrigen sollen zu dem Weggang Tongs führen, eskalieren aber aufgrund der Kastration seines Sohnes Xiao Feng in einem blutigen Rachefeldzug.

Erschreckend seichtes Produkt von Sun Chung, das zu keiner Zeit richtiges Tempo aufnehmen kann und dessen flache Geschichte mit reichlich Anzüglichkeiten mischt, damit jedoch keineswegs die vorherrschende Langeweile überdecken kann. Schon die seltsame Vorstellung der Ausgangssituation in der Exposition verwirrt eher, als dass sie erklärt und der Handlungsaufbau ist fehlgeleitet, da den Fixpunkten, die an das Konfliktpotenzial der Handlung heranführen sollen weniger Konzentration zuteil wird als der Aufmerksamkeit erheischenden Darstellung von softem Nackt- und Sexszeneneinsatz. Die pubertären Manierismen der männlichen Soldatentruppe nerven und finden ihren Höhepunkt in einer durch Triebstau hervorgerufenen Prügelei untereinander - Erläuterung männlicher Verhaltensweisen einfach gemacht nach plattem Stereotyp.
In diesem vor Banalität strotzendem Umfeld wird die zwischendurch platzierte Ausgangsintrige kaum wahrgenommen, wobei dessen wohlfeil gehaltene Auflösung es kaum vermag, zur Spannungssteigerung beizutragen, sondern sich in schwer zu erschließendes Folgeverhalten ausdrückt. Die dann nach 33 Minuten eingebaute, erste kurze Kampfszene, einer Auseinandersetzung zwischen Tong und der Polizei des Ortes bedeutet in dem Moment eine solche Tempoverschärfung, dass für den eingelullten Zuschauer der Griff zur Return-Taste notwendig wird, denn zwangsläufig könnte sie übersehen werden. Zur erhöhten Aufmerksamkeit wird der Ausgang des Kampfes als Ursache weiterer heimtückischer Verwicklungen dennoch nicht inszenatorisch forciert, da nach vorher schon ausgeübtem Schema diese sich nach Klassifizierung der Bösen in hinterhältiger List und des Guten in heroischem Reden und Taten der Selbstaufopferung in teilweise schwafelnder Rührseligkeit zerstreut.

Die Figuren und der Handlungsfortlauf scheinen eher der Kausalität des In-die-Länge-ziehens anstelle der Nachvollziehbarkeit zu folgen und stattdessen wird mit dem Erscheinen eines ruchlosen, am kaiserlichen Hof mit großer Stellung versehenen Eunuchs die Entwicklung zum tragischen Ende eingeleitet und der erzählerische Ton geändert. Zu der zuvor vorherrschenden Trivialität der Seifenoper gesellt sich mit Darstellungen einer Abtreibung und Kastration Elemente der Exploitation, die den Film zusätzlich zur latenten Langeweile zunehmend geschmackloser machen. Die in Genrewerken des Kung-Fu-Films unerlässliche Kulminierung zum Showdown hin besteht aus einem seltsamen Mix der zähen Ausbreitung der plakativen Tendenzen und einer Holterdipolter-Szenenfolge, deren Sprunghaftigkeit mit dem engen 90 Minuten Korsett eines Fernsehfilms erklärbar ist. Die nach Kastration des Sohnes des Hauptcharakters nach Holzhammer-Methode vorgetragenen emotionalen Szenen und das unfassbar übertriebene Agieren Ti Lungs lassen förmlich den Endkampf herbei sehnen, der dann auch durch dessen heftig-roher Choreographie und ansprechender Dynamik punktet, aber dank seines unappetitlichen Endes und der ungenügenden Länge von ungefähr drei Minuten nichts mehr retten kann.

Insgesamt sind zusammengerechnet circa fünf Minuten Action viel zu wenig, um diesem Bollwerk aus banaler Seifenoper-Tristesse, dramatischer Übertreibung und aufgesetztem Selbstzweck eine Daseinsberechtigung zu geben.
"Wie kann man eine Blu Ray DVD auf den Markt bringen, welche bei entsprechender Ausrüstung(Blue Ray Player, HDMI Kabel zum Full HD Fernseher mit HDMI Eingang)trotzdem noch schwarze Balken oben und unten auf den Bildschirm bringt ?" (Amazon)
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Ambitious Kung Fu Girl

Beitragvon Max Power am Di, 01.08.2006, 11:11

Ambitious Kung Fu Girl (1981)
Die junge Tian Si Si, die einzige Tochter des reichsten Mannes Chinas, der nach eigener Aussage sogar über ein größeres Vermögen als der Kaiser verfügt, ist nicht nur ein verwöhntes Mädchen, sondern ein resolutes dazu, so dass sie sich in den Kopf setzt, mit ihrer Magd zum Aufenthaltsort ihres großen Schwarms, den überaus berühmten Kämpfer Qing Ge (Chen Kuan Tai) zu reisen und ihn dort zu treffen. Dabei gerät sie in die Gefangenschaft eines Menschenhändlerrings, die mit dem Raub junger Frauen diverse Bordelle bedient. Zwar wird sie von dem für sie arrangierten Verlobten, dem jungen Schwertkämpfer Yang Fang (Yuan Te) gerettet, den gefährlichen Weg zu Qing Ge setzt sie jedoch fort.

Betrachtet man die ersten Minuten des Films werden automatisch Assoziationen zum zwei Jahre später entstandenen Prodigal Son von Sammo Hung geweckt; die junge Herrin des Hauses wird von ihrem Vater nicht nur äußerst wohlbehütet beschützt, sie bekommt auch jeden Wunsch von den Augen abgelesen, Widerworte oder gar Niederlagen existieren in ihrer Welt nicht. Es geht soweit, dass sich Kampfausbildung nur im Erlernen wenig wirksamer Techniken und gut anzuschauender Posen beschränkt und Herausforderer bezahlt werden, damit sie im Kampf gegen Tian Si Si verlieren, wobei sie dabei, zur Aufrechterhaltung der Illusion und der für sie unbemerkbaren Manipulation, teilweise mit geschlossenen Augen kämpft. Damit erschöpfen sich auch die inhaltlichen Parallelen dieses Werks mit dem Sammo Hungs: Nahm Yuen Biaos Charakter die Mühen auf sich, im hartnäckigen, ausdauernden Werben beim Großmeister ein schweres Training absolvieren zu können, so beziehen sich die titelgebenden Ambitionen der jungen Heldin in diesem Film, auf eine abenteuerliche Reise aufzubrechen, um ihrem umschwärmten Idol, einem der drei besten Kämpfer des Landes, einen Kuss zu verpassen. Backfischträume stehen im Vordergrund und nicht das harte, entbehrungsreiche Lebens eines ehrgeizigen Kung-Fu-Schülers, wofür sie, was anhand ihrer Charakterisierung schnell klar wird, nicht geschaffen ist.
Dabei mangelt es ihr nicht an Ehrgeiz oder Durchsetzungswillen, es sind explizit unterschiedliche Prioritäten, die die gleichsam unglaublich verwöhnte, wie süße Titelheldin vorantreiben. Mit einer ähnlichen sorglosen Unbekümmertheit, die Teenager zu eigen sind, wird die Erkenntnis der mangelnden Kampffähigkeit, die Rettung in letzter Sekunde vor einer Zwangsheirat mit dem Boss der Menschenhändler und der Weg Richtung Qing Ges fortgesetzt und so gestaltet sich auch der erzählerische Ton dieser Kung-Fu-Komödie. Abseits des durchaus ernsthaften, intrigenreichen Handlungsgerüsts einer typischen Wu-Xia-Produktion bestimmt ein ungezwungenes Verwirrspiel zwischen Sein und Schein die Szenerie. So erliegt Yang Fang offenbar sehr leicht den Avancen einer berühmten Prostituierten und seine Motivitation zur Rettung seiner Verlobten scheint sich nur aufgrund der beträchtlichen Belohnung zu begründen, die ihm winkt, wenn er Tian Si Si wieder ins elterliche Haus zurückbringt. Und auch der gefeierte Held Qing Ge gebärt sich nur als eitler Gockel, der um seine Außenwirkung weiß und daher für eine gelungene Vermarktungsstrategie eventuelle Aspekte negativer Berichterstattung zu unterdrücken versucht, obwohl es genug Anlass gäbe aufgrund seiner Spielschulden oder der Tatsache, dass er nach übertriebener Zecherei in der Gosse übernachtet.

Letztlich wird zum Ende hin das Rätsel um Wirklichkeit und vorgetäuschtem Verhalten in diversen Wendungen entwirrt, die nicht so abstrus daherkommen wie bei anderen Genrewerken, da eine begründete Abhandlung in Rückblenden oder Erklärungen vorher offenbar unklarer Szenen gegeben wird, obwohl hierbei selbstverständlich auch der plausible Rahmen zwischen Folge und Ursache ziemlich weit gesteckt ist. Innerhalb der Genremaßstäbe liegt ein recht durchdachtes Drehbuch vor, welches sicher auch wegen des simplen Plots dem Regisseur Lu Chun-ku erlaubte, die Akzente der Erzählung vorrangig durch Bilder anstelle von Gesprächen und somit eine flüssige, halbwegs strukturelle Szenenabfolge zu setzen. Die einfach gehaltene Kameraarbeit und die ohne große technische Raffinesse bestehende Inszenierung wird dank der zumeist vernünftigen Darstellerleistungen und vor allem im Fall der mit Verve agierenden Hauptdarstellerin ausgeglichen. Ohnehin hinterlässt dieses offenbar gewollt wenig tiefsinnige Werk einen sympathischen Eindruck, da - bis auf vereinzelte Ausnahmen - in der Komik weniger auf albernen, improvisierten Klamauk gesetzt wird und sie eher zu einem amüsierten Lächeln animiert und daher dem aufgelockertem Treiben eine unterhaltende Wirkung bescheinigt werden kann, dessen hauptsächlicher Reiz in den anachronistisch anmutenden Situationen und Verhaltensweisen der Figuren liegt, die eher zu der Zeit der Entstehung des Films, den beginnenden 80er Jahren, passt als in das historische Gewand, worin die Handlung gesteckt wurde. Besonders hervorstechend in einer Szene eines Glücksspielwettkampfs inklusive einer Doppelmoderation, welche vielmehr an eine moderne, fernsehmediale Show erinnert als an Spektakel im mittelalterlichen China.

Dank der Qualität und Quantität der Kampfszenen bleibt diese sicherlich unterhaltsame, aber dennoch handwerklich wenig herausragende Produktion kurzweilig und vermeidet das Abdriften in allzu großer Beliebigkeit. Wobei in den Kämpfen stets die Möglichkeit eines Tonbruchs besteht, wenn plötzlich kurz und kompromisslos Kombattanten getötet werden und das Geschehen am Ende immer grimmiger wird, obwohl großes Blutvergießen vermieden wird. Geboten wird die komplette Palette damaliger schneller Schwertkampaction inklusive einiger Drahtseilakte, ausgefallener Kampftechniken und Gimmicks wie dem im Finalkampf schier unerschöpflichen Reservoir an verschiedenen Stich- und Schneidewaffen im Umhang des Bösewichts. Dem geneigten Fan wird jedoch nicht nur hinsichtlich der fetzig gestalteten Fightszenen warm ums Herz, denn gerade im Vergleich zu vielzähligen, ähnlichen gelagerten Werken dieser Zeit kommt diese kleine filmische Anekdote fast schon unkonventionell daher. Wer generell nicht auf die Mischung von Martial Arts mit Comedy steht, wird hiermit natürlich seine Probleme haben, den anderen sei zumindest das Anschauen dieser vergnüglichen Wu-Xia-Komödie ans Herz gelegt.
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Beitragvon Mic am Di, 05.09.2006, 20:16

Crazy Shaolin Disciple
1985 war das Jahr von Police Story.
Es war auch das Jahr, indem andere Klassiker wie Mr Vampire, Heart of the Dragon, Yes Madam, My Lucky Stars und Twinkle Twinkle Lucky Stars erschienen. Danny Lee wurde mit Cop Thrillern zum Box Office Magneten.
Im Ausland drehten einheimische Pendler Protector und No Retreat, No Surrender.
Niemand scherte sich um die vierte Auflage der 36 Kammern der Shaolin; dessen Original zwar 1978 ein Kassenschlager und unbestrittener Höhepunkt war, aber mittlerweile eben so angestaubt, dass es im Trubel von Modern Day Action nicht mehr gefragt ist.
Sowieso waren Filme der Shaw Brothers in den letzten Jahren nicht mehr automatisch Publikumsrenner; im Gegenteil. 1985 war ihr letztes wirklich noch produktives Jahr; wobei die zwei Dutzend erschienenen Arbeiten auf keinem Gebiet mehr Neues erschlossen und die Traditionen nicht mehr zogen. Man versandete nach zwei Jahrzehnten unablässiger Herstellung im Einheitsbrei und fiel nur noch dadurch auf, dass man die einstmals geschaffenen Trends nunmehr selber verschlief.

Enter the 36th Chamber of Shaolin [ AT ] erging es genauso; offensichtlich wollte man hier und mit dem gleichjährigen Disciples of the 36th Chamber noch mal eine Kuh melken, die aber in ihrer Antiquiertheit längst ausgetrocknet war; aber in der Not frisst der Teufel Fliegen.
Genützt hat alles nichts. Weder die Besetzung mit den Altgedienten Gordon Liu, Lo Lieh, Lee Hoi Sang, dem Zusatz durch die beiden Venoms Phillip Kwok und Lo Meng sowie dem Nachwuchs Chin Siu Ho; nicht die vermeintlich frische Regiearbeit eines Debütanten und schon gar nicht die Vermengung von Altbewährten mit etwaigen Modernem.
Die hierbei unstimmige Wirrniss von Anfängern hinter der Kamera und Übermüdeten davor vermeidet sogar erst einen guten Film; man bekommt als Abschluss einer Epoche nur ein Trauerspiel geboten, was in seiner Gesamtheit aufzeigt, dass es vielleicht doch besser ist, wirklich die Segel zu streichen. Man konnte sich ja gar nicht mehr unter den anderen Angeboten halten, wenn man Derartiges auf den veränderten Markt wirft; auch Jahre zuvor hätte das Konstrukt wohl kaum mehr Einspiel verbucht.

Dabei fängt alles soweit normal an. Die Ausstattung ist genauso wie in den 70ern, was einmal nicht als Beleidigung dastehen soll, sondern ruhig ein Kompliment abgeben kann. Man kennt die Schauplätze, hat sich daran gewöhnt und ist damit vertraut; dies ist aber das Einzige neben dem ebenso vorhandenen Shawscope, auf was man nicht hätte verzichten wollen. Wenn die ersten Akteure das Bild betreten, sieht man schon deutlich deren Reifeprozess an. Dafür scheint die Geschichte auch gebraucht und unter Aufsicht geprüft zu sein; muss nicht unbedingt ein Manko darstellen:
Chik Lian-jia [ Lo Lieh ] wird an den Hofe des Kaisers gerufen und bekommt einen Todesauftrag. Er soll die Hong – Schule ausradieren, die zu den Feinden der Aristokratie gehören.
Chik pirscht sich des Nachts an die Schule heran und schaltet in einem flinken Kampf die Meisten aus; nur Hung Hei-kwun [ Lo Meng ], Fong Sai-yuk [ Wong Yu ] und Hu Hui-gan [ Chin Siu Ho ] können mitsamt einer heissbegehrten Goldenen Medaille fliehen. Sie verstecken sich im Shaolintempel, wo sie zudem ihre Techniken aufbessern.

Nun folgt etwas, was man eher unter der Ägide eines Wong Jing erwartet hätte, und dort wohl auch besser aufgehoben wäre; Grünschnabel Yau Fung Hung pendelt nämlich zu nichts Geringerem als Die Lümmel von der ersten Bank - Asian Style. Alle sieben Film der Reihe auf einmal, angefangen von Zur Hölle mit den Paukern über Hurra, die Schule brennt! bis hin zu Betragen ungenügend.
Einblicke in die Philosophie des Kung-Fu ? Gestrichen.
Ansätze einer Problematisierung mitsamt Anmerkungen zur chinesischen Innenpolitik der späten 70er Jahre ? Gestrichen.
Perfekt inszenierter Martial-Arts-Film ? Gestrichen.
Brennen tut hier nur der einstmals ehrwürdige Shaolintempel und ungenügend sind die Witze; also zur Hölle mit dem Film.

Der Paukerschreck ist natürlich der Neuankömmling Fong Sai-yuk, der seinen später mal hochangesehenen Namen hier überhaupt nicht verdient und sich auch gar nicht wie ein anerkannter Volksheld im Frühstadium benimmt. Er ist ein bisschen feige, hat die grosse Klappe, noch nicht das entsprechende Können und auch gar nicht die Figur dafür; sieht also weder wie ein Jet Li aus noch verhält er sich so. Ärger mit älteren Frauen gabs auch hier schon – mit Mami nämlich; ansonsten wird sich aber bevorzugt an Gleichaltrigen rangehalten und dabei keck der Pony gewippt.
Er ist der Anführer der Frischlinge, die von den Senior Studenten unter Führung von Wu Qing [ Gordon Liu ] getrietzt werden und dagegen alsbald ebenso zurückschlagen wie sie sich gegen die veralteten Lehrmethoden und steifen Pädagogen durch Streiche auflehnen.
Wer jetzt noch dabei ist, bekommt viele männliche Nackedeis geboten, einige Furzgags, Urinieren in den Pool, Schäkereien mit Mädels und etwas frühpubertäres Balzverhalten. Die Problem Bunch führen sich dabei auf wie junge Hunde, tollen im Wasser herum, lehnen sich gegen jedwege Authorität, Ausgangssperren und Nachtruhen auf, verkleiden sich als Frauen, veranstalten Mutproben, fallen mit dem Gesicht voran in Kot und vereinigen sich noch stärker über gemeinsame Strafen. Vorsicht: Chinesischer Humor !
Nun war das erste Sequel Die Rückkehr zu den 36 Kammern der Shaolin [ 1980 ] schon mehr ein komödiantischer Vertreter, aber er wusste zumindest beizeiten, wo Schluss mit Lustig ist.

Irgendwann hat man auch hier wieder an den Ausgangspunkt gedacht und Chik den Aufenthaltsort der Flüchtlinge mitgeteilt; als dieser nach der Hälfte vorm Tempel auftaucht kann er zwar den örtlichen Vorsteher verprügeln, wird aber erstmal von dem Dreierbund in Schach gehalten. Diese haben zwar die ganze Zeit nicht trainiert – wer sich also ähnliche Leibesübungen wie in den Vorgängern erwartet, kann dies auch abhaken -, aber die Burschenschaft zur Fröhlichen Schlagfaust hatte auch zwischendurch immer so genug Zeit für Körperertüchtigung und andere Aktivitäten. Über mangelnde Action als einzigen Blickfang kann man sich jedenfalls nicht beklagen; nur leider steht der Comedyaspekt auch dabei die meiste Zeit im Vordergrund. Man kann den blitzschnellen Taten gar nicht so richtig aufmerksam folgen, da man schlicht und einfach durch den low-brow humor abgelenkt wird. Es sieht zumindest soweit gut aus, was der Choreograph und seine Marionetten da veranstalten; wird viel mit dem Inventar herumgespielt, mehrere Ausführungen zur gleichen Zeit am gleichen Ort, aber die feste Zusammengehörigkeit mit dem weniger zündenden Schalk schmälert unweigerlich jeden guten Eindruck.

Am Ende bekommt der Bösewicht noch mal seine 5min, aber bis dahin haben wohl die Wenigsten ausgehalten. Wer wirklich alles schauen möchte und nachts um 2 wegen einer Entzündung des Gelenkkapseln eh nicht schlafen kann, der kann sicherlich bei den 90min mehr falsch machen. Wem entweder eine richtige Story, gute Gags oder die Kindheitserinnerung an einen bewunderten Gordon Liu / Lo Lieh wichtig sind, ist aber mit einem Kauf ganz falsch beraten.

4/10
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Beitragvon Mic am Do, 07.09.2006, 10:08

Bat without Wings
Zu den auf seine Weise verlässlichsten Shawregisseuren gehört eindeutig Chu Yuan, der vor allem Ende der 70er mit zahlreichen Verfilmungen nach dem Schriftsteller Gu Long von sich reden machte.
Killer Clans, The Magic Blade, Death Duel, die Sentimental Swordsman Reihe, Clan of Amazons, The Proud Twins, Heroes shed no Tears usw. zeigten dabei eindeutig auf, dass bei Chu nicht immer wichtig war, was er erzählte. Sondern wie. Die Geschichten bildeten nur den Rahmen für die Filme. Die Grundlage. Sie waren nicht das Bedeutende daran; weit weniger aussagekräftig als der gesamte Rest drumherum, und bei einem anderen Regisseur wäre diese Dünne auch noch mehr aufgefallen.
Chu aber nimmt die Vorlage und macht ein Ausstattungsstück daraus. Er konzentriert sich auf die Dekoration, die äusserliche und innere Einrichtung; verbindet sie mit der allgemeinen Atmosphäre und bauscht im Wechselspiel der beiden Elemente die spezielle Stimmung auf. Szenen gleichen sich nicht, weil sich die Schauplätze rapide wechseln und sich im nächsten Moment in einer ganz anderen abgeschottenen Welt befinden. Die Figuren bleiben dem Namen nach diesselben, aber auch dort finden Veränderungen statt; zumal die Beziehungen untereinander zumeist auch nur für den Moment sind. Die Trennung durch die strikt geteilten Areale hält auch die Menschen auseinander; man geht nicht mal eben so von Einem zum Anderen, sondern durchschreitet eine jenseitige Umgebung. Man muss immer erst durch einen Gang hindurch; meist eine unterirdische Höhle. Man betritt verschiedene Bühnen, die erst dann sichtbar und spürbar werden, wenn man sich darauf befindet; ansonsten hat man nur sein eigenes kleines Reich.

Bat without Wings beruht nicht auf einer Gu Long – Novelle, sondern auf einer von Huang Ying, einem taiwanesischen Autoren. Die Unterschiede in den Arbeiten sind marginal; beide Schriftsteller konstruieren wuxia-Werke und stellten darin die mittelalterliche jianghu-Welt dar. Die konkrete Zeit ist egal, der geschichtliche Hintergrund spielt nicht die Rolle; die Romane pendeln eher zwischen phantastischer Literatur und moderner Fantasy.
Durch die Inszenierung von Chu gleichen sich die Filme noch enger an; auch hier wird einer eigentlich doch trivialen Massenware gefrönt und dies bloss mit einem extrem künstlichen, aber nichtdestotrotz passenden Schleier umgeben:
Ein Vergewaltiger und Mörder namens Bat without Wings [ Tang Ching ] wurde vor 5 Jahren nach einem erbitterten Kampf mit den 28 besten Schwertkämpfern zur Strecke gebracht. Nur zwei Leute überlebten.
Doch jetzt soll er wieder aufgetaucht sein, hat die hübsche Lei-feng getötet und zerstückelt und sie dann in diesem Zustand ihrer Familie zukommen lassen.
Ihr Freund Han Shen [ Goo Goon-chung ], ihr Vater Wing Yung [ Wing Yung ] und der mit hineingezogene Xiao Qi [ Derek Yee ] machen sich zur Rache auf.

Das wars eigentlich schon; an Plot nicht viel mehr als der kurz darauf erscheinende Human Lanters, der ident den Schwertkampf mit Horror kreuzt und sich dabei ebenso auf seichten, aber dennoch spannenden Pfaden begab.
Nur sind die beiden Werke abseits dessen nicht miteinander zu synchronisieren; Chu schafft eher eine tödliche Märchenwelt als einen Campklassiker. Ausserdem ist hierbei die Geschichte viel komplizierter gehandhabt, die Personen zahlreicher und gleichzeitig blasser gesponnen und die Erzählweise weniger eine strikte Fortführung denn ein stetiger Wechsel von Location und Prämisse.
Das Denkmuster ist weniger vielschichtig denn verzwickt und verwickelt; manches braucht man überhaupt nicht für den Fortgang und wieder anderes hätte man durchaus primitiver handhaben können. Dafür versetzt man den Zuschauer in eine komplette Traumwelt, in der eben nicht alles so einfach seinen Gang geht und die Dinge, die man zu sehen glaubt nie das sind, was sie scheinen. Der ständige wabernde Nebel hüllt die wahren Vorgänge ein und lässt immer nur Bruchstücke davon hervor.
Mal ist das Monster tot, dann wieder nicht. Dann ist es gefesselt auf einer Insel, rennt aber schon vorher durch die Gegend und massakriert die Leute. Dafür sind die beiden Überlebenden des Ausgangskampfes tot. Dann ist der Erste nur verschwunden und der Zweite noch lebendig.

Analog dazu bestehen die Dialoge zumeist aus Fragen, in denen der Unglauben und die fehlende Sicherheit auf aussagekräftige Fakten zum Vorschein kommen. „Ist er es wirklich ?“ wird von „Kann doch nicht sein.“ abgelöst; man stellt auch noch Vermutungen an, wenn die Antwort schon festzustehen scheint.
Die Beschreibung der Kampfszenen fällt hinter schachzugartigem Tun und Lassen aller Beteiligten zurück; man ergeht sich ausgiebig im Swordplay, aber nicht um die Lage zu klären, sondern nur aus Frust wegen der Verwirrung. Theoretisch hätte man derlei Szenen auch streichen können; würde sie nicht öfters in den Einklang mit der Peripherie gehen, könnte man die Action vollständig aussen vorlassen.
Das Interesse liegt ja eh auf etwas ganz anderem. Den Accessoires nämlich.

Die Ausstaffierung stammt offensichtlich von den Mitarbeitern von „Schöner Wohnen“, „Flora Garten“ und „Decoration“ gleichermassen und ist in jedem der opulenten Bilder ein Genuss wert.
Attraktiver Lebensraum und gleichzeitig sinnliche Spielwiese für Mord und Tatschlag mit einem speziellen Sinn für makaberen Humor runden in sorgfältig
Aufbereiteter Weise das narrative Spektrum von Schönheit und Bedrohung ab.
Anfangen tut man mit dem „Maple Wood“, einem Teehaus im Grünen. Wieder von dampfenden Schwaden und den getuschte Landschaften des Studios eingehüllt erhebt es sich auf einer einsamen Wiese; das Holzgebäude sehr einfach gehalten, aber unbegrenzt im xylografischen Verfahren verziert. Das Licht ist im Herbstsaisonalen Aussehen gedämpft; die harmonisch warmen Farben für Wand und Boden im unaufdringlichen Braun gehalten.
Als starker Kontrast dazu ein verlassener Tempel; nicht nur durch die Nacht im ästhetischen Schwarz versengt, sondern um vor den Gefahren des wieder tätigen Mörders zu warnen.
Dessen vermeintliches Asyl auf einer weit entfernten feuchtwarm – schwülen Insel. Ein Hausboot panoramaartig umgeben von mechanisch verschiebbaren Bambuswäldern. Zwischen den Pflanzen plätschert idyllisch das Wasser dahin. Das flirrend immergrüne Laub und die eleganten Halme des Tiefland-Regenwaldes nur als widerstandsfähige und dadurch nächste tödliche Falle.
Stillleben. Die aber in einer Sekunde mit Feinden bevölkert sein können und in der man dann keinen Blick mehr für die Natur hat, sondern sich seines Lebens wehren muss.

Chu verzichet zum Vorteil der durchaus morbiden Angelegenheit später auch zunehmend auf seine mint- und rosefarbenen Einbringungen und lässt zugunsten der Dämmerung auch seinen sonst probaten Goldstaub im Hintergrund weg; das Bild ist zwar manchmal immer noch eher weichlich, aber auf jeden Fall düsterer als gewohnt. Schauereffekte oder gar eine wirklich grimmige Grundhaltung ergeben sich leider nicht; es werden zwar einige Tote verzeichnet und hier und da auch mal der blutige Effekte in Augenschein genommen, aber es erwächst nicht gleich ein Thriller oder Gore daraus.
Auf Dauer laufen sich auch die vielen Abänderungen tot; der ständige Metabolismus negiert sich selber, die Randbedingungen lösen sich auf und die Dramatik kürzt sich heraus. Der Film ist bestimmt 15min zu lang.
Das lässt sich auch sehr gut am Beispiel der drei Helden festmachen:
Anfangs auch sie sehr viel am Staunen, können nicht genug bekommen, aber mit fortschreitender Zeit bleibt es einfach aus und man lässt sich treiben. Zu beharrlich hat man die einzige Idee modifiziert; Chu stösst letztlich gleichermassen wie der Autor an die Grenzen seiner Fähigkeiten.

5.5/10
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Beitragvon Mic am Fr, 08.09.2006, 22:44

The Enchantress
Chu Yuan hat als Filmemacher bis zuletzt zum scheidenden Shaw Brothers Studio gehalten und dabei ebenso energisch die Richtung seines Œuvres complètes verfolgt; auch in den letzten Monaten blieb er den Geschichten und der entsprechenden Umsetzung treu.
Deswegen bekommt man bei The Enchantress auch genau das, was man nach Kenntnis einiger seiner Arbeiten erwarten kann; dies ist für die Zuschauer je nach Geschmack und Vorlieben ein gutes Zeichen oder eher nicht. Sicherlich kann man ihm schlecht Beständigkeit vorwerfen, wenn er damit lange Zeit Erfolg hatte und sowohl bei Kritik als auch Publikum sehr gut ankam; aber die Zeiten haben sich nicht nur geändert, sondern können auch nicht auf Dauer hinausgezögert oder gar wiederholt werden.
Wu xia pian war spätestens Mitte der 80er ebenso totgeschunden wie Swordsplay allgemein; da half die gleiche Methodik mit nachkommenden frischen Schauspielern ebenso wenig wie das Steigern der Trickmaschinerie. Die Geschichten waren alle schon mal erzählt; auch wenn hierbei exemplarisch wieder der sonstige Ideengeber Gu Long durch den einsteigenden Huang Ying abgelöst wurde.

Weder Chu noch Huang addieren etwas Neues in das Setting; sicherlich vermag man dies nicht unbegrenzt ausdehnen und beruft man sich sowieso auf elementare Traditionen, aber das Ewiggleiche nur rudimentär anders zu erzählen vermag Begeisterung darüber weder ins Unermessliche zu steigern noch periodisch obenzuhalten.
Auch hier wird wieder die jianghu – Welt von Rachefeldzügen, Schicksalen und Machtkämpfen erschüttert; einige Recken machen sich in andere Gegenden auf, um die Gefahren gemeinsam zu beseitigen.
Im Einzelfall für den Film bedeutet dies, dass nach einer Verschwörung japanische Samurais von chinesischen Kung Fu Kämpfern getötet wurden, weil diese befürchteten, dass ihre Technik gestohlen wird. Dabei hat Lan Tianyu [ Anthony Lau ] unter Druck mit den Chinesen kooperiert und dabei auch seine Frau Shui Tianjiao [ Ngai Chau Wa ] verloren. Diese verflucht ihn kurz vor dem Tode und gebiert ihm auch noch eine Tochter.
18 Jahre später: Mutter und Tochter Shuiling [ Yung Jing – Jing ] locken in der Nacht Vorbeikommende mit ihrem Zitherspiel an und töten diese dann mit vergiftetem Wein. Hunderte von Leichen schwimmen am Morgen unter dem Wasserfall hindurch in den einstmals beschaulichen See; der Schwertkämpfer Feng Xiwu [ Max Mok ] hört von diesen Vorfällen und erleidet fast dasselbe Los. Nur diesmal rettet ihn Shuiling. Da ihr Leben dann ebenfalls gefährdet ist, machen sich Feng Xiwu, der Magier Master Ku [ Lo Lieh ], sein Sohn Ku Didi [ Chau Wa Yim ] und der nunmehr als buddhistischer Mönch lebende Lan Tianyu auf zum Master Purple Robe [ Yueh Hua ], um Rat und Tat einzuholen.

Man sieht also schnell, dass das folgende Geschehen recht lyrisch wird und sich die Inszenierung dabei auch öfters arg blumigen Motiven bedient. Die Zielrichtung liegt also auf einem Märchen / Fantasy; mit bösen Hexen, erfahrenen Zauberern und wackeren Helden.
Diesmal keine ewigwährenden Täuschungsversuche und lange unidentifizierbare Charaktere, sondern eine klare Typisierung schon von der Funktion her. Gleichzeitig sind die teilnehmenden Gruppierungen relativ klein und auch deswegen noch präziser gehalten und die Geschichte sehr einfach lanciert. Wie in einer geschriebenen Fabel leitet ein Erzähler ein und führt dann von allein über die Bilder immer zu den nächsten Punkten weiter.
"Es war einmal" wird nicht ausdrücklich formuliert, aber man hört es trotzdem.
Die Orte tragen Namen wie „Moonlight Sky“, „South Sea Swords Residence“ und „Place of no Hatred“; die Gegenden sind immer nur genau an dieser Behausung bevölkert und weisen sonst ringsherum nur gekünstelte Natur auf. Das Medium ähnelt dabei auch öfters mehr einem Theater: Die abgetrennten Sets, die erst jedesmal ausgetauscht werden müssen, bevor man zum nächsten Akt schreiten kann. Mythologisch Reisen.

Die Pause dazwischen, die sich aus dem Umbau ergibt und in der man im Film den „Weg“ zurücklegt. Das Gefühl, dass man keinem kinetisch geschlossenen Fortgang beiwohnt, sondern die Bewegungsabläufe strikt voneinander getrennt sind. Der Sprung zum nächsten Schauplatz ändert nur das Podium für die Dialoge und täuscht auch nur wegen dem Wechsel der Umgebung eine kontinuierende Handlung vor. Die Architekten und Ausstatter dabei fast wichtiger als der Autor und auf jeden Fall auffallender als dieser; die Dekoration sticht als Erstes hervor und kann auch viel mehr Vigilanz erregen. Doch selbst das reicht gerade hierbei auf keinen Fall aus; die meiste Zeit verhindert die anscheinend an allen strategischen Punkten eingesetzte Nebelmaschine einen genaueren Blick auf das Endergebnis, den Rest macht der Budenzauber zunichte.

Die Ebene des Imaginären verschafft hierbei nur eine Flucht aus der Wirklichkeit; die Unterhaltung dabei wird durch die aufkommende Lethargie zurückgedrängt. Es passiert zwar durchaus viel – Zauberkräfte werden eingesetzt, kleine Feuerbomben verschleudert, Seelen gewandelt, Altare, Beschwörungen und Exorzismen gefrönt - , aber das problemlose Anschmeissen der Effektmaschine macht das Gesehene nicht gleich attraktiver. Das Bewusstsein bleibt verflacht. Man ist mit den Augen dabei, aber das Unwirkliche und Unwahre kann nicht in Kopf und Herz dringen, weil es nicht faszinierend genug ist und man mittlerweile auch das Verfahren dahinter nicht nur erspäht, sondern deutlich erkennt. Die Steigerung ins Übernatürliche gegenüber den im Vergleich geradezu bodenständigen Gu Long – Verfilmungen verschiebt die sonst aus Irdischem und Überirdischem gemischte Atmosphäre komplett in die Wirklichkeitsferne; der Inhalt bleibt trotzdem der gleiche eingeschränkte und formelhafte. Immer die gewisse Rhythmik des Ausdrucks bei den Figuren, viele offene Fragen, dann wird das Schwert gezückt, dann geht es weiter mit den Fragen. Dazu die allmähliche Steigerung der Handlungsstufen; der Erste, bei dem man Hilfe sucht besitzt zu wenig Macht und weiss irgendwann auch keinen Rat, ergo fragt man den Nächsten. Der dann irgendwann wieder an den Kundigeren verweist.

Die Folge ist, das sich die Vorfälle sehr schnell abnutzen und deswegen trotz allem Lärm die Ödnis unweigerlich breitmacht. Mag das Spektakel noch so gekonnt und vollmundig inszeniert sein, so passiert auch dort immer nur Dasselbe. Selbst die Darsteller gleichen sich der Rotation an und verschwinden fast vollständig im nebligen Funkenregen; besonders Max Mok lässt hierbei schon durchscheinen, dass er auch später oftmals nur als Kleiderständer taugt. Mischt man noch einen Goof hinzu und die Tatsache, dass sich die Prämisse später mehr als galaktisch - banaler Scheidungskrieg plus Kampf ums Sorgerecht entpuppt, kann man eigentlich nur verlieren.
Auch hier gilt dann wieder, dass Chus Fähigkeiten irgendwann ihren Geist aufgegeben haben und / oder die Unlust zu sehr deutlich wurde.
Das war jedenfalls nichts, zum Nachzipf bitte.

3/10
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Beitragvon Mic am So, 10.09.2006, 21:21

Demon of the Lute
Vorspann im Zeichentrickstil. Bunt. Auch die Erwachsenen mit kindlichem Gesicht gemalt; Anleihen beim Anime und Manga.
Von Sekunde Eins an viel Phantastik eingebunden.
„This Martial Arts film is dedicated to children." als Widmung, Vorzeichen und Warnung gleichermassen.

Erstlingsregisseur Dang Tak Cheung, der sich zuvor als eher übersehener Darsteller, Stuntman und Action Director verdient gemacht hat, hat sich mit Demon of the Lute offensichtlich einen Kindheitstraum erfüllt. Oder ist gerade selber Vater geworden und wollte für den Nachwuchs ein spezielles Projekt schaffen. Seine langgehegten Vorstellungen in ein Skript umwandeln und dann auch darüber wachen, dass die Gedanken und Ideen entsprechend umgesetzt werden. Dass wirklich ein Film für die Kinder dabei herauskommt. Und dabei im Gefolge von Der Drachentöter [ USA, 1981 ] und Der dunkle Kristall [ USA / GB, 1982 ] nicht vergessen, dass auch in den vermeintlich Reiferen noch ein infantiles Gemüt stecken könnte und die - auch wenn nur als Begleitung der Kleinen - ebenfalls unterhalten werden wollen.
Heraus kam dabei ein Werk, dass sicherlich nur eine spezielle Gruppe von Zuschauern ansprechen wird; dabei muss man auch beachten, dass man schon in einer gewissen Stimmung dafür sein muss und wohl eher nicht zu jedem Zeitpunkt Lust und Laune hat, sich auf diese Vision einzulassen. Tut man dies aber, so kann man trotz berechtigter Vorbehalte durchaus in diese Welt eintauchen und sich dann auch dabei amüsieren. Nicht immer auf die intellektuelle Art und Weise, aber das stand ja auch nicht zur Debatte.

Vom rein materiellen Inhalt her - Originalgeschichte von Ni Kuang - hat man das Gleiche wie sonst auch immer. Gut gegen Böse natürlich. Kampf um die Vorherrschaft in der jianghu; schon als Makro definiert.
Zwei Brüder haben sich in der Vergangenheit über die wirksamsten Waffen Laute, Pfeil und Bogen zerstritten und sich gegenseitig bis aufs Blut bekriegt.
Pfeil, Bogen und sein kleiner Sohn Yuan Fei wurden von dem Guten versteckt, die Laute von dem Bösen an sich genommen; beide mussten dann erstmal ihre Wunden auskurieren.
20 Jahre später ist das Böse wieder genesen; als „Demon of the Lute" tötet er mit seinen verschiedenen Schergen sowie der letalen Laute Jeden, der ihm in die Quere kommt.
Old Fairy [ Kwan Feng ] schickt deswegen seine Schülerin Feng Ling [ Kara Hui ] aus, um Hilfe zu suchen und das Unheil zu bekämpfen. Sie schnappt sich ihren ständig betrunkenen Bruder Old Naughty [ Yuen Tak ] und macht sich auf dem Weg zum „Holzfäller" [ Lung Tien Hsiang ] auf. Auf der Reise ins Labyrinth [ GB / USA, 1986 ] trifft sie den herangewachsenen Yuan Fei [ Chin Siu Ho ], einen Taschendieb und seinen jungen Sohn [ Phillip Kwok, Kei Gwong Hung ] und diverse andere Gestalten; die mal auf ihrer Seite stehen und mal nicht.
Und wenn sie nicht gestorben sind...

Das gesamte Geschehen ist nämlich wieder eindeutig einem Märchen zuzuordnen; Einbildungskraft ist am grössten geschrieben. Es ist nicht wichtig, was man erzählt, sondern wie. Die eigentliche Handlung mehr als dünn, aber durch das drumherum zumindest in die Breite gehend; wenn schon eine Tiefe entfern der Reichweite liegt. Die Orte tragen malerische Namen wie „Red Cliff Lodge", „Green Water Fortress", „Skeleton Valley" und „Dragon Road"; die Figuren halten mit ihren Bezeichnungen „Roaming Hermit", „Red-Haired Evil", „Long Limb Evil", „Eagle Man", „Skinny Elf" und „Fatty Elf" durchaus mit.
Korrespondierend dazu die Optik; alles entspringt zwar einer gewissen Realität, wird aber durch Vergrösserung, Überzeichnung, Beimischung, Aggregation und Konglomeration in die Fantasy verschoben.
Als Folge dessen kann man die Geschichte und seine einzelnen Begebenheiten nachvollziehen, ist in der Produktion aber nicht durch bindende Regeln eingeschränkt. Man kann alles bringen, ohne sich zu fragen, ob der Zuschauer das jetzt noch abkauft und etwaige Dinge hinnimmt; aber muss sich nicht ausschweifend darum kümmern, ob er noch folgen kann. Sowieso ist dann erstaunlich, wie erfolgreich der Film werden kann, wenn man sich dem Gezeigten hingibt und seinen Kopf mal für 100min in diese spezielle Welt eintunkt. Dafür sorgen Einfalls- und Abwechslungsreichtum in der Ausführung der einzelnen Begebenheiten, sowie eine gewisse Art naivem Charme. Einige gelungene humroristische Einlagen und wirklich seltsame Einfälle beeinflussen das Publikum dahingehend, dass die Ballung an Schnapsideen und Geistesblitzen weder monoton noch auf andere Art langweilig wird.
„I'm still alive. That's weird. Oh, I was saved by a big bird's nest."

Die jeweiligen Episoden haben immer nur den Rahmen, dass Gestalten gleicher oder verschiedener Parteien aufeinandertreffen und sich irgendetwas daraus ergibt; entweder ein Schalk oder ein Kampf. Oft auch eine Mischung aus Beiden, da die komplette Angelegenheit trotz nicht zu vernachlässigendem bodycount natürlich nicht für voll und schon gar nicht ernstzunehmen ist. Also zeigt man zwar Tote, aber meist ist der Akt bereits im anonymen Off passiert. Wenn es mal direkt vor der Kamera vorkommt, fliesst auf Garantie kein Blut. Es wäre ja auch etwas fehl am Platze, wenn „Eagle Man" - ein Mann mit sichtlich angeklebten Flügeln und aufgestülptem Hut in Form eines Vogelkopfes - plötzlich anfängt, seine Feinde zu zerfleischen.
Stattdessen hat man strikt darauf geachtet, das Setting trotz der permanenten Fehden so wenig kontrovers wie nötig und so kindgerecht wie möglich zu halten; da laufen anfangs ständig süsse, winzige Tiere direkt aus dem Streichelzoo über die Bühnen und bekommt der kleine Mann im Cast auch fast die Hauptrolle zugeschanzt. Wer also mit Neunmalklugen und KinderKungFu nicht so viel anfangen kann, dürfte das Problem haben, dass seine Identifikationsfigur ihm gerade mal bis zur Hüfte reicht. Zum Glück ist er aber nicht zu oft im Bild; es lässt sich also mit etwas Stossseufzen aushalten.

Der grosse Rest gehört dann wieder der Crew von Ausstattung und Effekten; beide Einheiten stellen erneut die eigentlichen Filmemacher dar und werden nur von Regisseur Dang Tak Cheung als kreativem Kopf angeleitet.
Dabei beschreitet man einen schmalen Pfad zwischen pompös und billig, fulminant und fade, Innovation und Idiotie, Genie und Wahnsinn.
Auf jede gute Überlegung kommt sicherlich auch eine, die entweder wenig oder gar nichts hergibt; Manches ist sicherlich toll und versetzt sofort ins Staunen - und ins Grübeln, was das Team wohl bei den Dreharbeiten konsumiert hat - und wieder Anderes ist dann einfach nur plumpe Massenbefriedigung.
So ist die Dekoration der Landschaft eher recht schwach ausgefallen; hinter den vielversprechenden Namen verbirgt sich meistens nicht das Vorgestellte, sondern eine simple Butze. Wenn überhaupt. Die Kostüme sämtlicher Beteiligter sind viel zu bunt und tun besonders mit Zunahme der Laufzeit den Augen mehr weh als das sie ihnen schmeicheln; auch der Score mit seinen fortwährenden Anklägen desselben kitschigen Kinderliedes sowie öfters mal dem plötzlichen Anspielen von Glamrock schadet mehr als das er nutzt. [ Wahrscheinlich hätte man sich ebenso wie bei Chu Yuans blumigen wu xia pian The Enchantress einer Melodie bedienen sollen, die einfach John Carpenters minimalistische Elektrotunes nachahmt. Hat dort trotz der differenzierten Bilder gepasst und würde hier auch für bessere Stimmung sorgen. ]

Auf der Habenseite steht der unvermittelte Angriff einer leeren Kutsche, das gefährliche Auftauchen einer riesigen Discokugel sowie der völlig fehl am Platz erscheinende römische Streitwagen, der dazu noch von Schäferhunden statt Pferden gezogen wird. Auch dass die Dimensionen von Gebäuden und Waffen vollkommen unterschiedlich sind - eine Wassermühle ist gerademal mannshoch; die Axt dann monströs gross - sorgt für willkommene Bildkompositionen. Schön auch die Eingebung, das Geschehen fast vollständig in der Nacht spielen zu lassen; die Ummantelung der Schwärze sorgt sowohl für mehr mündigen Kontrast als auch für eine Abdämpfung der übrigen Farbenvielfalt.
Die nonstop Action kann sich auch soweit sehen lassen; riecht zwar alles sehr nach Plaste, Styropor, Blech und Drähten, aber wenigstens beherrscht jeder seinen Job.

Genau dies lässt sich dann auch für Dang sagen; bei der ersten Produktion gleich dermassen ranzuklotzen und dennoch für eine weitgehende gelungene Abmischung zu sorgen, erzeugt schon etwas Achtung. Mit der Zweitkarriere kam es dennoch nicht in Schwung; es folgte zwar noch Long Road to Gallantry im Jahr darauf, aber dann verschwand er fast komplett aus dem Filmbusiness. Auch der Zuschauer braucht erst einmal Erholungspause; ob der Film wirklich gut ist, muss dann eh Jemand wesentlich jüngeren Datums beantworten.

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Beitragvon Mic am Sa, 30.09.2006, 5:00

Challenge of the Gamesters
Der 89er Riesenhit God of Gamblers wird gemeinhin als der König der Spielerfilme und dadurch auch Auslöser der Gamblingwelle ab dem Jahr angesehen. Die Nachzügler reichten mit einer kleinen Pause bis in die heutige Zeit, Kung Fu Mahjong 1 + 2 und der gerade gestartete Bet to Basic berufen sich mittlerweile sicherlich nicht mehr explizit darauf, aber werden immer noch verglichen und müssen dann meist deutlich den Kürzeren ziehen.
Im Nachhinein ist es sehr interessant zu beobachten, dass man die Wurzeln dafür bereits Anfang der 80er anpflanzte; vielleicht muss man sogar in die Mitte der 70er gehen. Filmemacher Wong Jing hat sich nämlich nicht nur nach 1989 mit Sequels, Ripoffs und Spinoffs zu seinem wohl grössten Erfolg beschäftigt, sondern mit einer Variante dessen sogar seine Karriere gestartet und sich da schon auf Bewährtes verlassen.

1973 entstand Li Han Hsiangs Cheat to Cheat; danach in schneller Reihenfolge die Hits Queen Hustler, Gambling Syndicate, King Gambler, Crazy Crooks, Notorious Eight und Gambler's Delight.
Wong legt mit seinem Regiedebüt mit dem bezeichnenden Titel Challenge of the Gamesters nach und beschäftigte sich dort bereits ausführlich mit der gestandenen Thematik: Der Film ist ein Prequel zur gefragten TVB Serie The Shell Game; gedreht von Wongs Vater Wong Tin Lam und geschrieben von ihm selber. Die Grundsteinlegung für die spätere Beschäftigung mit diesem Motiv schlossen die folgenden Winner takes All [ 1982 ] und das Skript zu Mahjong Heroes [ 1982 ] ab. So wies er schnell auf, welche Möglichkeiten in dem - auf dem Papier etwas trocken klingenden - Stoff steckten und was man aus ihm herausholen konnte. Bezeichnenderweise sind die ganz frühen Filme mittlerweile nicht nur interessanter, sondern funktionieren auch weitaus besser als das, was er als Produzent und / oder Regisseur und Autor mittlerweile dem zahlenden Publikum vorlegt. Sieht man sich einmal Werke wie Conman 2002 oder The Saint of Gamblers an, vergeht einem nämlich geradezu die Lust auf den Spieltisch; und zumindest das nichtchinesische oder nichtspielende Publikum wird sowieso weniger angetan davon sein, sich durchgängig mit unbekannten Regeln und Tricks auseinanderzusetzen.

Also braucht man eine Geschichte, die theoretisch auch ohne Würfel, Karten und Steinchen funktionieren würde und man darf sich nicht komplett auf das Zocken als Allheilmittel verlassen. Selbst daran hat man hier noch gedacht; auch wenn das Gerüst sicherlich trotzdem nur als Alibi funktioniert, ist es zmindest in dieser Aufgabe hieb- und stichfest. Man konstruierte einfach eine Spionagegeschichte; passend dazu wird das Geschehen in die 20er / 30er Jahre verlegt und die Konflikte zwischen China und Japan hervorgerufen.
Luo Sihai [ Patrick Tse ], der King of Imposters, wird vom chinesischen Geheimdienst im Auftrag von Lieutenant Guo Sheng [ Melvin Wong ] angeheuert, den japanischen Supreme Impostor Zhang Lie [ Chen Kuan Tai ] hereinzulegen. Zhang kollaboriert nicht nur mit den Franzosen, sondern setzt seine Macht auch dafür ein, die chinesischen Agenten zu töten; ausserdem besitzt er eine Liste mit den Aufenthaltsorten seiner Männer.
Luo soll also die Liste beschaffen und danach Zhang beseitigen; da er nicht einfach in dessen Territorium in Shanghai hineinmarschieren und ihn auslöschen kann, versucht er es mit einem Trick. Dabei hilft ihm Lei Li [ Wong Yu ], der sich als Junior Impostor beweisen will und sich geradezu für die heikle Mission aufdrängt.

Unmüßig zu erwähnen, dass man jetzt keinen übermässigen Wert auf Charaktere, Plot und Dialoge legt; dennoch ist es erfreulich zu sehen, dass man sich etwas ausgedacht hat, was sehr gut als Unterlage für das eher wenige Gambling dienen kann. Die jeweiligen Szenen sind auch gut eingefügt und haben auch immer mehr als nur einen Vorwand im Hintergrund; man zockt hier nicht um den Zockens willen, sondern um die gegensätzlichen Figuren anzutesten und die Lage zu peilen.
Luo kann darauf bauen, dass sein Konkurrent ebenso spitz auf eine Konfrontation ist und sich die Chance auf ein Kräftemessen nie im Leben entgehen lässt; hat also schon durch seinen Ruf dessen Aufmerksamkeit sicher. Der Rest ist kein Kinderspiel, aber für den Zuschauer wie der Plan Luos so sehenswert und entspannt - spannend aufbereitet, dass es geradezu ein Vergnügen ist, dem Film und seiner Taktik zu folgen.
Vor allem der Schauplatz trägt auch viel zur Atmosphäre bei; diesmal eben kein modern day Sujet, sondern eine Rückführung auf vergangene Zeiten. Man klingt auch bereits beim Vorspann nach einem period piece Werk. Die einschmeichelnd epischen Melodien setzen die richtige Stimmung, die anachronistisch altmodischen Gebäude und Räume sind in einem warmen Braunton gehalten und ergänzen zusammen mit den erdfarbenen Anzügen die thermische Gemütlichkeit. Man fühlt sich bereits auf den ersten Blick mit dem Film vertraut; das abwechselnde Pendeln zwischen einer Shawproduktion und den damals populären Martial Arts Filmen von Jackie Chan und Sammo Hung plus dem Addieren des auch häufiger genutzten Geheimdienststranges ergibt parallel zum Betrachten ein familiäres Flair, dass die Themen sehr gut transportieren kann.

Auch abseits dessen macht das Ansehen Laune; Wong Jing wusste hier sehr wohl, was der Zuschauer sehen mag und was nicht und in welcher Menge und Qualität er es gerne hätte. Später sollte er die Fähigkeit mehr und mehr verlieren, die Ideen immer weiter und abstruser ausreizen und sich ganz im Krawall- und Blödelkino ergehen; hier ist es geradezu eine Wonne, sich an den milden Spässen und der unaufgeregten, aber dennoch guten Action zu beteiligen. Manchmal ist Weniger eben doch Mehr. [ Die „Früher war alles besser" - Phrase kann man sich ruhig noch dazu denken. ]
Im Einzelfall bedeudet dies, dass das gutaufgelegte Darstellerteam fast komplett auf aussenstehende Parodien, popkulturellen Querverbindungen und lautem Gaudi verzichtet und sich stattdessen auf Wortwitz, Spitzfind- und Spitzbübigkeiten und gar nicht mal so unclevere Strategien verlässt. Klar, auch hier sind Einstellungen dabei, die schon andeuten, wohin man Jahre darauf noch ausweichen wird - und der gleichzeitige Mahjong Heroes geht auch schon viel mehr in eben diese Richtung -, aber im Grossen und Ganzen gibt es nicht viel zu Bemängeln.

Man bleibt auf seinen Ausgangspunkt konzentriert und dehnt sich nicht in alle möglichen Positionen aus. Mitspieler und Örtlichkeiten sind zahlenmässig eingeschränkt. Das festgelegte Ziel des Ausschaltens von Zhang soll über eine Finte vollzogen werden:
Sein einziger Schwachpunkt ist die umhimmelte Schauspielerin Zhou Ling [ Chan Si Gaai ], die ihn trotz seines Behaarens nicht an sich heranlässt; u.a. weil sie ein Auge auf Luo geworfen hat. Dieser bringt sie dazu, Zhang ein mögliches Schäferstündchen vorzutäuschen und so in ihr Haus zu locken. Welches mittlerweile so umgerichtet wurde, dass es mit seinem Heim genau identisch ist und er dementsprechend denken soll, dass er bei sich weilt. Um den Plan durchzusetzen, wird ein Double seines Chauffeurs ebenso engagiert wie eine Stripperin als sein Hausmädchen zur Ablenkung der Wachen; wer sich die Ausführung noch immer nicht glaubhaft vorstellen kann, „muss" sich dann doch die bildliche Umsetzung zu Gemüte führen. Wongs Erzählweise ist dabei ebenfalls sehr angenehm; Kamera und Schnitt verhalten sich ruhig, aber nicht gleich träge. Die Inszenierung mag sehr einfach wirken, aber hat immer exakt die korrekten Komponenten im Bild und kann auch mal unauffällig die Genres wechseln, ohne gleich einen Bruch hinzulegen. Clous werden dann in den eh aktiveren Actionszenen absolviert.

Die von Yuen Cheung Yan choreographierten Kämpfe sind in passender Stückzahl eingeworfen, ohne Überhand zu nehmen oder auch sonst etwaige Messlatten zu durchbrechen. So wirklich enorm treibend sind sie auch gar nicht, aber die beigemengten Details sorgen für willkommene Vielfalt.
So wird anfänglich eine Prügelei in einem Billardsalon zu einem Snooker mit Menschen statt Bällen umgeformt; die Angreifer wie die Kugeln in den Ecken versenkt. Später taucht ein Killer auf, der dermassen viel Messer an allen möglichen Stellen seines Körpers versteckt hat, dass er sich bis zum Sankt Nimmerleinstag damit betätigen könnte.
Am Ende werden sogar noch die Schusswaffen ausgepackt; mit einem Feuerwerk beschliesst man einen durchgängig erfreulichen Film. Mögen einzelne Höhepunkte fehlen, so ist doch das Gesamtpaket derart wohltuend zu schauen, dass man direkt zum nächsten Vertreter greifen möchte. Wann kann man das sonst von Gambling - Filmen allgemein oder Wong Jing - Filmen speziell behaupten ?

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Beitragvon Mic am So, 01.10.2006, 22:28

Godfather from Canton
Viele gute Regisseuere verschwanden mit der Stillegung der Shaw Brothers Studios 1985 in der Versenkung; sie hörten einfach auf, weil sie nicht mehr wollten, schon zu alt waren und sich zur Ruhe setzten oder weil ihnen keiner mehr das Geld für ihre Projekte gab. Weil sich die Zeiten geändert haben und das Publikum etwas Anderes, Frischeres sehen wollte und sie dass nicht liefern konnten oder nicht beabsichtigten, sich auf die alte Tage noch einmal neu anzupassen. Wenn noch etwas von ihnen erschien, dann hatte es meist weder die Aufmerksamkeit des Publikums noch kam es über eine Mund – zu – Mundpropaganda über gute Kritiken auf den Geheimtippstatus.
Chu Yuan zum Beispiel hatte sicherlich noch Diary of a Big Man vorzuweisen, der allein über seinen Stars Chow Yun Fat, Joey Wong und Sally Yeh lief; aber auch der Film gehört nicht zu denen, die selbst Chow – Fans ihr Eigen nennen. Es folgt noch Bloodstained Tradewinds, den keiner gesehen hat und Sleazy Dizzy, der das gleiche Schicksal trägt. Chu Yuan wechselte also ab 1985 einfach komplett das Metier und wurde plötzlich Schauspieler.
Chang Cheh schuf noch Ninja In Ancient China, Hidden Hero, Slaughter In Xian, Across The River und Great Shanghai 1937; die Meisten der Titel fallen einem wohl kaum automatisch ein, wenn man versucht, sich seine Filmography in Erinnerung zu rufen.
Kuei Chi Hung hörte 1984 nach Misfire auf und setzte sich zum Lebensabend in die USA ab, und da war er keine 50 Jahre alt.

Kuei war in den 70ern einer der Topleute für die modern day crime thriller; seine Regieführung erinnerte von der Wahl der Mittel einige Male an Peckinpah, ohne sicherlich dessen Klasse zu erreichen. Aber die Bedienung der Filme stimmte; oftmals wurden die entsprechenden Geschichten recht reisserisch in Szene gesetzt und so noch zusätzlich aufgeputscht.
Kuei war nicht nur der richtige Man für Exploitationkino wie Bamboo House of Dolls, Killer Snakes oder Killers on Wheels, sondern auch für Actionware der Marke Payment in Blood, The Tea House und seiner Fortsetzung Big Brother Cheng. Wem dieser Stil der überspannten Aufmerksamkeiten gefiel, der konnte sicher gehen, dass man ihn desöfteren geboten bekam: Rauhe Action, durch Zeitlupen noch agitiert. Keine Angst vorm Zeigen von Sex und anderen „moralischen Abgründen“. Einfach zu verstehende Erzählungen, die sich zumeist auf einen speziellen Showdown hinarbeiteten und sich durchaus als Kino der steigernden Höhepunkte benennen liess.
In den letzten Jahren änderte sich das etwas. Er schuf auf einmal Komödien. Die Hex Trilogy hat abgesehen des Erstlings keinen wirklich guten Ruf; und wenn man sich Hex after Hex [ 1982 ] einmal ansieht, weiss man auch schnell, warum.
Gerade der Film ist sehr verkrampft, wirkt unheimlich stark auf lustig und laut und dumm getrimmt und ist dabei nur schmerzverzerrt.
Im gleichen Jahr entstand auch Godfather from Canton. Und was auch immer ihn dabei geritten hat: Auch der Film streift die erste Hälfte stark die Grenze zur Komik. Mal sichtlich mit Absicht. Und was noch schlimmer ist, manchmal scheinbar auch unfreiwillig.

Nun kann man den Film trotzdem gut reden. Schönschreiben. Kuei – Fans werden das sicherlich tun, Andere haben ja keinen Grund dafür [ Mit Ausnahme der Anhänger von Gordon Liu, die aber auch ihre liebe Mühe damit haben werden.]
Man kann sogar sehr vieles Schönschreiben, aber beileibe nicht Alles. Ausser man schliesst die Augen, verdrängt das eben Gesehene und stellt sich einen besseren Film vor. So wie ihn Kuei in den 70ern gemacht hat und man ihn hier auch gerne gesehen hätte.

Die Geschichte in ihren Grundzügen geht soweit in Ordnung; greift aber auch nur die sattsam bekannten Abschnitte heraus. Gangsterfilme waren damals in HK bei weitem noch nicht so gang und gäbe wie Ende der 80er, aber auch in Asien wurden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Paten – Filme Coppolas ebenso gezeigt wie deren Nachahmer. Ausserdem gab es den Boxer from Shantung [ 1972 ] bereits ein Weilchen genauso wie dessen Plagiatoren. Man war also nicht gänzlich unbefleckt, auch wenn die Erfahrung und Kenntnis lange nicht so präsent war wie später.
Ergo hielt man sich an Traditionen fest und erzählt auch hier den Aufstieg eines Taugenichtses zum Gangboss, wobei er auf dem Weg nach Oben gnadenlos die Konkurrenz ausschaltet und am Ende selber dem Machtkampf zum Opfer fallen wird. Den ganzen Plot handelt man in schnellen 80min ab, was sicherlich nicht viel ist und analog dazu nicht wirklich Zeit für den Aufbau lässt. Man muss sich schon in kurzen, knappen, und trotzdem aussagekräftigen Szenen ergehen, um den Fortgang halbwegs plausibel und nachvollziehbar zu halten; zumindest beim Verstehen der Begebenheiten hat man hierbei keinerlei Probleme. Man sieht, was vor sich geht; nimmt man seine eigene Kenntnis derlei Werke hinzu, kann man sich den weggefallenen Rest denken und hat so seine komplette Handlung. Keine, die einen Jubelschreie oder eine andere Formen der Anerkennung entlockt; aber bei Vielen dieser Filme kommt es sowieso mehr auf die Umsetzung an. Die Inszenierung muss stimmen, der Rest ist Makulatur und benötigt deswegen nur einen Abriss:

Guangzhou, irgendwann in den 20ern, 30ern des letzten Jahrhunderts.
Coolie Lin Si Hai [ Gordon Liu ] verdingt sich zusammen mit seinem behinderten Freund Wai [ Hon Gwok Hoi ] die Penunzen am Hafen. Dort platzt er zufällig in eine Polizeirazzia hinein und rettet dem Gesandten des Generalanwaltes von Peking das Leben. Die Razzia war nämlich eine Falle; die gesamte Stadt ist in allen Schichten von Korruption durchschwemmt. Der Generalanwalt bedankt sich, indem er Lin einen Job in der örtlichen Polizeidienststelle verschaffen möchte; dort wird er aber nur gehänselt und für Putztätigkeiten abkommandiert. Er revanchiert sich, indem er die diversen Parteien gegeneinander ausspielt und so nach und nach aufsteigt. Erst auf der Seite des Gesetzes, was in dem speziellen Fall sowieso nicht viel gilt. Und dann auf der der Kriminellen, weil dort ganz ungeniert mehr Geld zu holen ist. Dabei gerät er in Konflikt mit dem casinobesitzer Jin Tian Fu [ Ku Feng ]...

Bei genauer Betrachtung sind dabei sogar mehrere Elemente gegeben, die Teile des Skriptes gar nicht so unclever halten. Lin kassiert wirklich von allen Seiten. Er sitzt an der Quelle und hat jederzeit ungehindert Verfügung auf die nötigen Informationen, die er an die Gangster weiterreichen kann, gegen Entgelt natürlich. Er kann sie sogar ein zweites Mal schröpfen, da er Ihnen weismacht, auch den koscheren Commisioner Luo Guo Dong [ Tang Ching ] bestechen zu können und das entsprechende Geld selber einsteckt. Aber Luo über einen Umweg zum freiwilligen Stillschweigen verpflichten und seine eigene Beförderung durchsetzen kann, indem er einfach seine Kollegen des Schmiergeldes anzeigt.

Kuei bekommt die Szenen auch hin, aber nicht so, wie man es gerne sehen würde. Er hält sich an die inhaltlichen Vorgaben, aber in der Inszenierung steckt meist ein offener Schalk, teilweise sogar Slapstick, was so gar nicht passt. Oder es wird so immens chargiert und versimpliziert, dass die gesamte Ebene bis auf den Nullpunkt abflacht, sich dafür eklatante Mißstimmung breitmacht und man sich in einem ambivalenten Schmierentheater wähnt.
Dazu würde auch die stark limitierte Bühne passen; die Kulissen wiederholen sich nicht nur, sondern man sieht und fühlt auch richtig die Begrenzung an allen vier Seiten. Fünf, wenn man die Decke mitrechnet, man dreht ja augenscheinlich im Studio. Jede Szene spielt entweder am Pier oder im Revier oder im „Raum“, der für die jeweilige Aufmachung halt anders dekoriert wird. Mal gibt er ein Casino ab, mal ein Hochzeitssaal und mal eine Zeremonienhalle. Von der Stadt Guangzhou sieht man nicht mehr; Ausnahme ist die Einzelaufnahme einer Gasse und des anliegenden Barbiers, aber dort bekommt man fast Platzangst. Auch die anderen drei Örtlichkeiten sind eher klein gehalten; vor allem das Pier ist derartig winzig, dass bei der einleitenden Observation / Razzia sich die Beobachter gar nicht richtig verstecken können und den Beobachtenden fast auf die Füsse treten.

Das soll aber keine Kritik darstellen; die eklatante Surrealität des Ambientes kann nur zum Positiven beitragen, bzw. es ist auch nötig, dass man sich seine bejahenden Einzelheiten wenigstens aus der Location zusammenklauben kann. Der Schauplatz ist also grossartig; auch die häufige Ummantelung der Nachtschwärze gibt dem massiv zusammengedrängten Ablauf zusätzlich willkommenes Klima bei.
Da man sich ja beileibe nicht vollständig auf das Skript setzt, bleibt auch genug Zeit für Action über; wer nun aber patentierte slowmotion – Massaker sehen will, ist erstaunlicherweise auch falsch beraten. Kuei zeigt die Waffen und das Posieren damit zwar bereits im obskuren Vorspann und lässt auch vielmals die Blutpäckchen explodieren, aber hebt die Attentate und Vergeltungsaktionen nicht noch auf anderem Wege explizit hervor. Dabei hätten sich gerade die wahren bullet ballets hierbei geradezu als probates Mittel aufgedrängt.
Die Choreographie hält sich im Zaum; dennoch werden durch die rein mengenmässige Anzahl – ab 25min vor Schluss sprechen nur noch die Kanonen – die materiellen Unzulänglichkeiten beseitigt und das schon so nicht Zeit vergeudende Tempo noch mehr angezogen.

Schnell und räudig, statt intelligent und ausgewogen; auch eine Variante, seinen Film ins Ziel zu bringen. Erfreulich zu sehen, dass man späteres Handwerk der Heroic Bloodsheds bereits anprobiert; aber ausgereift ist es halt wirklich nur im Härtegrad. Als besseren und ebenfalls frühzeitigen Vertreter sollte man mal einen Blick auf den eher unbekannten The Brothers [ 1979 ] legen, der das Genre weitaus ausgewogener verwendet.

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Beitragvon Mic am Sa, 28.10.2006, 19:17

Gambler's Delight
Es wäre schon schade, wenn man nach all den Jahren mitbekommen würde, dass Einem Regisseur Cheng Kang doch bei weitem nicht so zusagt, wie ehedem angenommen. Sicherlich kann man das noch nicht einschätzen und entsprechend abwerten, wenn man insgesamt nur 4 Arbeiten von ihm kennt; aber immerhin reichte auch nur 1 Film aus, um ihn im Glauben relativ unantastbar zu machen.
Die Rede ist vom auch hierzulande bekannt – berühmten Fourteen Amazons [ DT: Die Rache der Gelben Tiger, 1972 ], der bis heute seine Wirkung und damit verbunden auch seinen Status und den des Filmemachers dahinter beibehalten hat.
Kidnap [ 1974 ] als Thrillermischung aus Dokumentation und Pulp geriet ihm auch durchaus ansprechend, aber King Gambler [ 1976 ] und Gambler‘s Delight sind nicht gerade Werke für Jedermann.
Beide für sich spielen nicht nur mit den gleichen Themen, sondern machen auch genau die gleichen Fehler. Defekte, die ein Wong Jing zu Anfangszeiten bei seinen Gamblingsmovies Challenge of the Gamesters [ 1981 ] und Winner takes All [ 1982 ] nicht gemacht hat und dieser demzufolge Chengs Vorlagen auch zumindest erfüllt; wenn nicht so gar den Maßstab noch etwas weiter höher treibt. Wenigstens ergibt sich ein schönes Stechen zwischen den Regisseuren; Alt gegen Neu erweckt noch zusätzlich das Interesse des inhaltlich oft weniger aufregenden Settings.

Das hiesige Problem ist aber nicht Gleichmut oder Apathie im oder gegenüber dem Drehbuch, sondern dass dort einfach zu viel gewollt wird; Cheng selber füllt die einfachste Prämisse mit Unmengen an anderen Dingen, die entweder gar nicht darein gehören oder man auch so hätte weglassen können. Und wenn er schon den Stoff vollpropft, dann sollte man sich wenigstens die entsprechende Zeit dafür nehmen und nicht in Hektik verfallen.
Bereits nach wenigen Minuten wird es anstrengend, weil der Film rein- und rausspringt, als gäbe es kein Morgen mehr. Fragezeichen entstehen dabei weniger, aber man schafft es einfach nicht, sich die Handlung richtig anzueignen, sich in sie hineinversetzen und teilnehmen zu können. Weil man nicht die nötige Muße dafür bekommt. So sehr um Aufmerksamkeit kämpft, dass man es permanent übertreibt. Und die Figuren nicht zwangsläufig sympathisch gelingen.

Die Geschichte geht um Dragon [ Danny Lee ]. 32 Jahre, arbeitet auf Macau als Aufsicht in einem Casino. Er ist stadtbekannt als Spieler und Schummler – etwas, dass anscheinend fliessend ineinander übergreifen muss, auch ausgiebig betrieben, aber bei Anderen dennoch nicht toleriert wird. Als die japanische Madam Jin, auch genannt „Goldfinger“ [ Chan Ping ] mit einigen Tricksereien und trotz seiner Überwachung einen ganzen Batzen Geld gewinnt, stinkt ihm das gewaltig. Er fordert sie zu einem persönlichen Duell heraus, dass sie wiedermals für sich entscheidet. Derartig vorgeführt und in der Ehre gekränkt, macht er sich nach HK zu seinem alten Kumpel Sha Tung [ Chung Wa ] und weiteren Freunden auf, um sie gemeinsam hereinzulegen.

Simpler, aber effektiver Ausgangspunkt, leicht verständlich und motivierend, und extrem geeignet, ihn mit allen möglichen Zutaten aufzuwerten. Was auch gtan wird; nachdem das Ziel prompt in den Raum gestellt ist, fehlt ja nur noch das Wie. Und genau das ist der Schwachpunkt, das Wie wandelt sich nämlich in ein „Ist das nötig ?“ und „Was war das jetzt ?“ um.
Alles muss scheinbar zur gleichen Zeit an verschiedenen Orten passieren, aber damit ist nicht der finale Clou gemeint, der Madam Jin hinters Licht führen soll. Sondern die Erzählführung der Vorbereitung, der Planung. Man macht verhältnismässig viele Umwege und eröffnet dort fast immer eigene Filme; natürlich keine Ganzen, sondern nur die Trailer davon.
Die Zusammenfassung vieler verschiedener Elemente zu einer Entität misslingt dabei. Rückblenden, Vor- und Nachgeschichten, Ahnungen, Angenommenes, Spekulatives und knapp Tatsächliches mit wenig erklärenden Hinweisen reihen sich in wilder Ordnung nacheinander an. Schon soweit verständlich gehalten - bis auf eine kurze Verwirrung, in welcher Zeit man sich jetzt befindet, ob in der fortschreitenden oder in der zurückschauenden -, aber immer mit zuviel Druck und zuwenig Geduld.

Dragon geht also nach HK, hat auf der Fahrt Rückblenden wie er mit Sha Tung aus dem Waisenhaus geflüchtet ist wobei sie die passende Situation gefunden haben um den Wärter während seines verbotenen Liebesspieles abzulenken und so aufgezeigt wird dass sie kein Schloss und keine Mauer aufhalten kann was als Querverweis auch später noch einmal bei einem Gefängnisausbruch deutlich wird nachdem sie wegen verbotener Vorführung eines Pornos zum Geldverdienen verhaftet wurden Man landet plötzlich bei einer Nutte legt anschliessend den Polizeichef als Bestrafung für die Verhaftung herein um mit dem Geld eine Akrobatentruppe zu gründen Nach einer Wilhelm Tell Nummer mit scharfen Waffen und anschliessender Prügelei mit einer aufmüpfigen Kleingang steht noch die Vereitelung einer Entführung mit hervorbrechender Vergewaltigung auf dem Plan bevor man einen Laster klaut in eine Elektronikfabrik einbricht um Diamanten eines Schmugglerringes zu entwenden den Bankchef mit verräterischen Fotos zu erpressen um Legalität vorzutäuschen und einen augenscheinlich koscheren Spielclub zu eröffnen und damit die umtriebige Madam Jin mit einem gefakten Pferderennen anzulocken.

Positiv dabei ist, dass man sich oft genug vom Spieltisch wegsetzt und analog dazu mehr eine bodenständige Urbanität statt elitäres Distinktionsbedürfnis im Vordergrund steht. Würde man das ansprechend in Szene setzen und nicht mit fliegenden Übergängen und Haste nicht gesehen – Schnitten, käme also sicherlich etwas Wirksames dabei rum. So wie hier präsentiert jedenfalls nicht, zumindest nicht im vollen Grade. Cheng folgt der Handlung wie Dragon am Anfang der verräterischen Madam Jin – misstrauisch, missmutig, forschen Schrittes und prüfenden Blickes. Auf Schritt und Tritt und mit unwiderbringlichen Auflagen. Und nur seine Bedingungen gelten etwas, er führt ja die Aufsicht.
Also diktiert er. Man ist ja noch gar nicht in der jeweiligen Szene drin, als schon in abrupter Manier 4 weitere abgelaufen sind. Der Aufenthalt im Gefängnis nimmt vielleicht 20 Sekunden ein, inclusive der vollständigen Flucht.
Cheng schneidet ganze dreimal, nur wenn Jemand aufsteht, sich kurz zur Begrüssung beugt und eine einladende Handgeste macht. Wenn es eine flüssige Überleitung wäre, die nicht das Auge stört, sondern ihm schmeichelt, wäre das in Ordnung. Aber er nimmt ganz andere Aufnahmen für die zweite und dritte Bewegung, entgegengesetzte, so dass es mehr als abgehackt erscheint und den Rhythmus nicht nur stört, sondern ganz auslöscht. Das kann man machen, um das Interesse des Zuschauer zu erregen und ihm damit zeigen, dass jetzt etwas Wichtiges passiert und er bitte seine Sinne schärfen soll. Aber doch nicht ständig. Vor allem dann nicht, wenn noch eine Vielzahl Zoom Ins, Zoom Outs und Reißschwenks dazu kommen und das Metrum nur betont gehalten wird.

Analog dazu heischen auch die präsentierten Bilder eigenständig nach dem grösstmöglichen Effekt. Dazu gehört vor allem viel frontal Nudity, auch zu den unmöglichsten und / oder nebensächlichsten Momenten; und auch eine kräftige Dosis arg übertriebener Gewalt. Damit sind nicht die Blutpäckchen bei den später eingeschobenen Actioneinlagen gemeint; diese gehören in das Subgenre hinein und nehmen bis auf eine Schraubstockfolter auch keinen ungewöhnlichen Rahmen. Aber das Glied eines Fast - Vergewaltigers abzuschneiden und es gekocht seinen Schergen vorzusetzen, muss nicht unbedingt in einen Unterhaltungsfilm hinein; die Grossaufnahme und das genüssliche Abfahren des pikanten Serviervorschlags zeugt von sehr wenig Fingerspitzengefühl. Auch deswegen mögen einem die Guten in der Erzählung nicht so wirklich als Identifikation geraten; die Helfer und Helfershelfer erfahren sowieso kaum Achtung, das Meiste geht auf Danny Lee und Chung Wa über.

Im letzten Drittel startet dann erneut ein anderer Film; diesmal im Vergleich zu den vorherigen Fragmenten aber in der Extended Ultimate Edition und plötzlich auch viel ruhiger und gleichzeitig dynamischer formuliert. Hierbei kommt auch endlich der lange angekündigte Thrilleraspekt zum Vorschein; der minimalistisch auf Spannung ausgerichtete Score gab bereits im Vorspann die Anzeichen und Rahmenbedingungen vor. Das Setzen in die Modern Day Gesellschaft der frühen 80er - was bei HK Filmen immer eine gefühlte Zeitrechnung mindestens eine Dekade zuvor erwirkt, also optisch die 70er - kommt der rauhbeinigen Attraktivität zugute; nun lässt man auch die Taschenspielertricks sein und legt eine schöne Martial Arts Eingebung in den Showdown.
Besser spät als nie und ein neues Wort lernt man auch noch: Ninconpoop. Einfaltspinsel.

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Beitragvon diceman am Sa, 28.10.2006, 19:29

Welche Shaw-Brothers-Filme (Kung-Fu) mit holder Weiblichkeit in den Hauptrollen wären denn mal empfehlenswert?

Hatte letztens "Come drink with me" geguckt, fand den aber bis auf einige kürzere Sequenzen im Finale nicht so dolle. Generell wirkten die Kampf-Szenen äußerst gestellt und waren dank viel zu vieler Cuts auch noch recht unansehnlich geraten. Da muß es doch besseres geben . . .

Danke auch! :bounce:
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Beitragvon kungfumeister am Sa, 28.10.2006, 19:35

@diceman

The Lady Assassin finde ich richtig gut

grüße
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Beitragvon Mic am Sa, 28.10.2006, 19:48

Wuerde dir eher sowas wie Sexy Killer und Intimate Confessions of a Chinese Courtesan empfehlen. Das ist jetzt kein MA, aber raeudige Geschichten in opulenter Sex / Crime / Action Aufmachung.
Der Erste sowas wie Coffy und der Zweite die propagierte Referenz fuer Naked Killer.
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