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Der grosse Actiongülle - Thread

Diskutiere über asiatische Filme, Darsteller oder alles andere, das den Asien-Film-Fan interessiert.

Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Do, 29.09.2011, 17:03

King of Gambler (1990)
Regiebedüt vom normalerweise als Assistenten fungierenden Johnny Kong, der als Auswahl der ersten eigenständigen Arbeit die Mitgliedschaft in den um 1990 sowieso blühenden Welle der gambling movies und damit auch den Start bei God of Gamblers und die Landung bei der Masse an Heroic Bloodsched auserwählt. Dabei gehört "Gamble King" durchaus noch zu den attraktiver besiedelten und mit entsprechend finanziellen Rahmen ausgestatteten Vertretern der eher kurzen und qualitativ und quantitativ überschaubaren, und teilweise ganz im Trüben fischenden Entwicklung, und darf sich trotz üblicher Gangstergeschichte in drei Akten auch einer verhältnismäßig engagierten Inszenierung und Beteiligung der Darsteller erfreuen. Eine Eagle Film Production Co. / Golden Princess Amusement Co., Ltd. Distribution, mit später, aber dann umso großflächig ausgetragener Action:

Von der US Gamble Queen Marinda [ Malinda Diane ] im Duell mit der japanischen Meisterin Mijiko [ Michiko Nishiwaki ] um ganze 700 Mio USD ausgenommen, plant Tanaka [ Jimmy Lung Fong ] die Rache im Spiel, wozu er den ehemaligen Triadenführer Boss Ho Tin-bon [ Roy Chiao Hung ] mit in die Vorbereitungen einspannt. Dieser soll den "Casino Hero" Lin Fei [ David Lam Wai ], seinen zukünftigen, bald mit der Tochter Bobo [ Kathy Chow ] verheirateten Schwiegersohn als potenten Gegner im Poker sowie die schussbereite Absicherung durch seinen Sohn Paul [ Alex Man, der später sein komplettes Waffenarsenal auf dem Rücken zum Showdown trägt ] und den Stiefsohn Fat [ Christopher Chan ] stellen. Als der Zweikampf am Spieltisch zu ihrem Nachteil ausgeht, lässt Marinda mitten am Hochzeitstag eine Horde Schergen zur Vergeltung einfliegen; eine derart gewaltige Erstürmung, dass selbst noch beim Eintreffen der Polizei Minuten später der Pulverrauch über dem Tatort hängt.

Mit einer vergleichsweise soliden, da auf erprobten Grundfesten und mit sorgfältiger Routine erbauten Erzählung bestückt, darf sich das Werk vom Aufstieg und drohenden Fall einer ehemaligen Triadenorganisation und nun Family of Swindler King durchaus einer weitgehend interessanten Konstellation und Abstützung tief im Genre verankert rühmen. So verzichtet man durch reine Cameos von Lau Siu-ming und Tommy Wong, die jeweils nur kurze Auftritte innerhalb der ersten Minuten erhalten, gar auf eine weitere Teilnahme von noch mehr und das nicht gänzlich gegenstandslosen Personal; wobei diese Entscheidung gegen noch mehr Testosteron zuungunsten einer durchaus ausgebreiteten amour fou fällt, die vielleicht nicht Jedermanns Sache, aber einer dramaturgischen Fürsprache schon zweckdienlich ist. Anders als üblich wird der vollendeten Romanze vom angehenden Brautpaar noch recht viel Aufmerksamkeit incl. romantischem Lagerfeuer am Strand und einigen kleineren neckischen Kabbeleien gewidmet, die sicherlich die Handlung nicht wirklich voran oder gar die Stimmung zum Schwelen, aber immerhin die Hintergründen und Vorbereitungen zu Mehr geschickt verbunden unterbringen bringen.

Die Verhältnisse von Macht und Missbrauch dessen und damit auch der angekündigte Vollzug von Schusswaffen sind natürlich weithin sichtbar ausgebreitet, so dass das Warten auf die eher langsam gärende, dann aber mit Stoppuhr und Timing zuspitzende Kanonade freilich ein wenig Geduld und Ausdauer, gefüllt mit allerlei Pokerspielen und dem Bluff drumherum verlangt. Getreu des Umfeldes sind die Räume erst mit aufgerissenen und weggeworfenen Kartensätzen, ganzen Blättern voll mit Pik-Ass und Co. und erst später viel ebensoviel herumliegenden und geradezu achtlosen entsorgten Menschenleibern gefüllt, sind die anlaufenden Partien und das vorbereitende Training auch gemeinhin plastisch, nachvollziehbar und somit immerhin nützlich auch für den Laien inszeniert. Finden sie unter Ausschluss der Öffentlichkeit und fern eines offiziellen, auch von der Gesellschaft beobachteten Tournaments wie sonst gewohnt bei der Rangherrschaft um Knight of Gamblers, Saint of Gamblers, Prince of Gamblers usw. und vielmehr innerhalb geschlossener Atmosphäre ganz im Geheimen und sogar Geheimnisvollen statt, so will man inhaltlich zumindest die internationale Weltherrschaft anstreben. Das Duell Japan VS USA nur als Vorwand für eine gewalttätige Übernahme, wobei dann auch die Spiel- und Einsätze gegen Maschinenpistolen, der Pumpgun, dem Granatwerfer und so dem Kampf um Leben und Tod ausgetauscht werden.

Im größeren Ausmaß und innerhalb noch weitgehend ansehnlicher Kulisse [wie gediegenes Villengelände mit Torbogen, geschwungener Auffahrt und Fuhrpark] angesetzt, erfolgen die blei- und bluthaltigen Maßnahmen vornehmlich ab der zweiten Hälfte; dann allerdings in geschlagener halber Stunde an Dauerhagel und Bodycount. Wird erst das Hochzeitsmassaker in der Queen's High Dimension, wenn auch sicherlich nicht dem Format desselben und kurz darauffolgend eine schon übermütige Erstürmung eines Hotelzimmers per Hubschrauber, Seilwinde und beidhändigen Schusswechsel platziert. Ausdrücken von Freiheit, insgesamt drei übermütige Einheiten, die quasi extra-ordinär, d.h. gleichzeitig massiv und monoton, da jeweils mehr mit der Masse an Kugeln und Opfern als der reinen Choreographie [von Douglas Kung und James Ha, einmal ohne, einmal mit Zeitlupen akzentuiert], aber zumindest mit dem Willen und angedeuteten Wissen zu viel Trubel und Lärm und ganzen Wagenladungen an henchmen glänzen. Sowieso zeigt die Regie einen gewissen Forschungstrieb, webt zuweilen kleinere Überraschungen, plötzliche Wechsel von Autorität und Eile, und ein bis zwei Plansequenzen ein, die auch bei aller Vorhersehbar- und Eingängigkeit des Geschehens ihre angenehme Wechselwirkung nicht verfehlen.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Mo, 03.10.2011, 9:56

Devil Gambler (1991)
"Bets the Evil Spirit", taiwanesische Produktion von Mascot International, die mit leidlichem Interesse, vernichtenden Kritiken und selbst für Zeit und Herkunftsland noch mit recht mäßigen Budget ausgestattet nur dem Titel nach auf der Welle der damaligen gambling movies mitreisen, sich aber ansonsten eher C - bis B - Actionbereich tummeln möchte. Geschrieben und gedreht vom einmalig auftretenden und deswegen unbekannten Go Ban, dessen Co-Regisseur und Kürzestdarsteller Wu Ma als Aushängeschild für Verleih und Verkauf und so auch als ein maßgeblich entscheidender Faktor der Attraktion, mal abgesehen von vier jeweils mehrere Minuten umfassenden Spektakelszenen mit funken- und feuerspeienden Equipment herhält:

Der nach außen hin höchstoffiziell und koscher agierende, aber insgeheim den florierenden Drogenhandel betreibende Brother Lon Liu [ Ku Feng ] wird in Begleitung seiner rechten Hand Tien [ Cho Boon-feng ] vom eigentlichen Partner Fe-hu [ Shut Chung-tin ] während eines nächtlichen Deals umgebracht, und gleichzeitig die Geburtstagsfeier der nunmehr zur Waise gewordenen Tochter Annie Liu [ Siu Huen ] gestürmt. Als diese kurz darauf in den Yangming Mountains in Begleitung ihres Freundes Chen Wen-hsiung [ Lee Chi-kei ] auch noch von einer umtriebigen Motorradbande vergewaltigt wird, platzt ihr endgültig der Kragen. Von Uncle King [ Luk Yat-lung ] mit der nötigen Adresse ausgestattet, setzt sich Annie vorübergehend nach Las Vegas zu Uncle Hua [ einziger Auftritt: Wu Ma ] ab, um sich dort als Killerin ausbilden zu lassen und in Verstärkung zweier weiterer female assassins sieben Jahre später in ihre Heimat und mit dem weiterhin geltenden Wunsch nach Rache zurückzukehren. Als erstes nimmt sie Lee Shiao [ Choi Chung-chau ] ins schussbereite Visier. Doch auch für ihr sitzengelassenen Exfreund Chen hat sich einiges geändert; ist er doch mittlerweile bei der Polizei zum Detective ausgebildet.

Inwieweit Wu Ma dabei selber in der Mitwirkung anteilig oder nur dem Namen nach für Marketing und Präsentation des sonst obskuren Filmes zuständig war, lässt sich mangels Informationen nur mutmaßen, zumal der Vielbeschäftigte und in mehrerlei Aufgaben Erfahrene sowohl vorher [ Story of Kennedy Town (1990), Stage Door Johnny (1990) ] als auch danach [ Fox Legend (1991), Kickboxer (1993) ] für Werke durchaus anderen Kalibers – dort Ruhm und Ehre, hier Schimpf und Schande – verantwortlich war. Trotz mehrerer Schauplatzwechsel, einer in die Jahre gezogenen Geschichte und mancher vergleichsweise durchaus ausgefüllter, nicht gleich opulenter Szenen wirkt das gesamte Umfeld wie üblich für den Herstellungsort und gerade auch im Vergleich zu den kantonesischen Produktionen der Ära gedrungen bis schmächtig, und hässlich bis schief. Gerade optisch wird nicht viel in die Waagschale der Attraktivität geworfen, hält man sich bevorzugt an düsteren Innenräumen und ansonsten in der freien, mit blassen Grün und trockenen Gräsern bestückten Natur und somit an den kostengünstigen Orten der Nachbarschaft auf. Immerhin birgt der "Ausflug" in die "Vereinigten Staaten", der natürlich keiner, sondern nur dem Namen nach eine Reise in die weite Welt und mit stock footage und einigen Englisch-radebrechenden Langnasen im Cast nur gestellt ist, seinen willkommenen Kuriositätenwert in sich; während der Rest der Einheiten zumindest in den genrebedingt grauen und verschmutzten, von der Zivilisation aufgegebenen Geländen wie der Bruchbaracke und dem Holzlager zu finden ist.

Dieser trübe Zuschnitt der Handlung gilt auch für das Spielgeschehen selber, darf man sich seine Titeltreue nur an ganzen zwei Momenten, einmal ein freundschaftliches Kartenspiel im amerikanischen Pub und einmal in einer Sketch- und Rauf- und eigentlich auch ebenso sinnlosen Füllepisode im dunklen Spielhaus abholen; dessen Zweck einzig und allein einer kurzen Prügelei und dem Einwurf so mancher Cameos gilt. Sowieso ist die Erzählung eher schwunglos, wie mit dem leeren Magen und Brummschädel nach anstrengender Nacht angesiedelt, obwohl die einzelnen Segmente von Triadenkrieg, Cops VS Robbers, girls with guns, Rape'n Revenge und eben dem [theoretisch vorhandenen, praktisch vernachlässigten] gambling - Motto durchaus eine hohe Dosis an Individualität, Aufregung und Mehr versprechen. Mangels Geld und/oder Wollen und/oder Talent oder auch der in die [Ruhe]Jahre gekommenen [Altherren]Besetzung wird davon aber nur bruchstückenhaft, wie mit zittrigen Fingern zusammengeklebt etwas geboten, holpert sich die durchaus nicht gänzlich uninteressante Angelegenheit in durchschnittlicher Begeisterung für und von dem Zuschauer begleitet vor sich her. Hier und da sind die Momente und ihre Eindrücke da, der Seltenheitsrang von vorteilhafter Wichtigkeit, die Besetzung vom Gesicht her gängig und die Actionstücke als ertragreiche Fußnoten wenigstens von kontinuierlichen Belang.

Denn zum Glück wird sich dort nicht bloß auf Sekunden von bloßen Hin und Her beschränkt, sondern im Aufeinanderbezug von schon trivialen Aktualisierungen, angenehm respektreicher Größenordnung und dann auch oft dem gewissen Können in der Inszenierung um die Vorherrschaft und später die Vergeltung bekriegt. Erst das Partymassaker, bei dem die Chargenschar mit Maschinenpistole und Pumpgun umgemäht oder in die letzte Ruhestätte des nunmehr blutigen Pools katapultiert wird. Sowie eine ebenfalls ausgedehnte, angesichts der sonstigen Sparmaßnahmen allerorten und der visuell und dramaturgisch asketischen Fortschreibung gleichsam explizite Reorientierung in Bauruine und folgend dem verdorrten Feld, auf dem im überraschenden Selbstverständnis mit Autostunts, Handgranaten, dem Raketenwerfer und neben Staub- auch tatsächlichen Explosionen in rascher Reihenfolge und dies auch akrobatisch und zielsicher gleichzeitig hantiert wird. Weiß man die Stunts von in die Bresche katapultierten Stuntmen und die Detonationen auch entsprechend aufzuziehen, panoramaartig die erstmals gewählte Weite zu betonen und gleichzeitig das Tempo anzuziehen und für die Minuten von Radau und Aufsehen ausnahmsweise auch beizubehalten.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Do, 06.10.2011, 22:37

Criminal Hunter (1988)
Raue Cop-Action von Frankie Chan, der hier erstmal sowohl außerhalb der vorherigen Komödien- und Romanzenvarianten und sich auch gar nicht selbst, sondern den ewigen Polizistendarsteller Danny Lee in der üblichen Hauptrolle eines Officers im Alleingang inszeniert. Auch der Rest des Filmes entspricht den damals gewohnten Gegebenheiten, mit der Gewohnheit als Vorrang als auch als Aufmerksamkeit in der Inszenierung. Im Schoße der sicheren Achtziger, in der derlei robust aufgestellten Werke nicht nur in zahlreicher Anhäufung, sondern auch wie locker aus dem Ärmel geschüttelt erschienen:

Zufällig einen Waffenaufkauf von Kuo Ling-nan [ Dick Wei ] erlebend, erschießt Officer Li Ta-hsiu [ Danny Lee ] beim Einschreiten zwei dessen Männer, so dass der flüchtige Gangster prompt die Vergeltung schwört. Der Privatkrieg entbrennt, als er daraufhin ausgerechnet die Frau und das Baby des Polizisten ins Visier nimmt. Von seinem Vorgesetzten und Schwager Officer Hu Chih-yung [ Lau Chi-wing ] unterstützt, holt Li mithilfe seines diensteifrigen Kollegen Dummy [ Shing Fui-on ] den Kleinkriminellen Chu Yu-tsai [ Eric Tsang ] vorübergehend als Informanten aus dem Gefängnis und quartiert sich zu dessen Überwachung in der Wohnung seiner Modelfreundin Lina [ Nina Li Chi ] und des Schwiegervaters in spe Master Hou [ Kwan Hoi-san ] ein. Währenddessen stockt Kuo sein Arsenal mit schweren Geschütz und den Waffenbrüdern Ta Pao [ Wan Seung-lam ], Er Pao [ Paul Wong Kwan ] und San Pao [ Chung Wing ] auf.

Auch vor allem aufgrund der mangelnden Verbreitung und so fern des Zuwachses des Wissens erreicht die hiesige Lo Wei Motion Picture Co., Ltd. Produktion nicht den Bekannt- und Beliebtheitsgrad der nachfolgenden Burning Ambition (1989) bzw. The Outlaw Brothers (1990), darf sich aber in Bezug auf Machart und Umgang mit Leib und Leben und wie als übender Rohschliff durchaus zu den noch kommenden Versionen zählen. Auch hier ist zumindest am Anfang noch die Mischung schneller Lesart aus gröberen Humor und straffen Actionszenen gegeben; eine konstante Eigenart aus wenig Federlesens und schärferen Einschnitten, in der die eh schon tristen Bilder bald vollends destruktiven Charakter erreichen. So ist der Ansatz und die unterschiedliche Besetzung von hard boiled Cop Li und [hier noch anstrengenden] Komödiendarsteller Tsang de facto die beste Voraussetzung für ein buddy picture im 48 Hrs. Stil, dessen Mittel und Wege auch durchaus angedacht, dann aber eben nicht beschritten werden. Zwar gibt es zu Beginn die kleineren Reibereien zwischen den verschiedenen, allerdings voneinander abhängigen Individuen, wird aber niemals die Einsicht in dieser Paarung und auch nicht das Verständnis füreinander, sondern bloß eine für den Moment nötige Zweckgemeinschaft abseits eines Just for Fun / The Perfect Match erreicht.

Trotz zeitweiliger Bewachung rund um die Uhr und so ständiger Präsenz und nichtsdestotrotz mancher humoristisch gemeinter, aber eher brüsk und patzig wirkender Wortwechsel ist die Erzählung weiterhin die einer unbezwinglichen Einzeltat, in der der Andere nur die kurze Gastfreundschaft und auch bloß denselben Feind als Gemeinsamkeit und Zusammenhalt der Zweckgemeinschaft inne hat. Entsprechend dessen gestaltet sich dieser Abriss, geschrieben von Chan selber [im Verbund mit Joh Chung-Sing, Tony Wong Sau-hong und Chan Fai-hung] als der erwartbar ruppig angebundene Genrebeitrag mit police using violence Motiven und viel "Kollateralschaden". Das Streben nach einer Verhaftung bzw. analog dazu das Streben nach Rache bleibt im Vordergrund stehen, zu dessen Erlangung auch das Ganze der äußeren Welt zu seinen eigenstaatlichen Vorstellungen ummoduliert wird. Das absichtliche Ausnutzen und Verprügeln von Kriminellen ist dabei ebenso legitim wie das Eröffnen und Erwidern von Schusswechseln auf offener Strasse sowie das Widersetzen gegen vorher eigens gepredigte Regeln; sowieso zählt im Inhalt und in der Formulierung nicht Moral und Anstand, sondern nur die Wichtigkeit des Augenblickes. Selbst wenn dieser merkwürdig in das Extrem verzieht. [ Wie das Posen mit einer Leiche, der blutige Kinderwagen zu Beginn, oder auch einige graphische Detail wie Kopfschuss und abgerissenes Bein, die das eh schon grobe Umfeld nicht gerade weiter auflockern.]

Interessant in dem Fall sind auch zwei bis drei untypische Empfänglichkeiten für die geographische Lage, die politische und gesellschaftliche Verfassung und die mittlerweile längst vergangenen und ewig her scheinenden Bedeutung der Metropole Hong Kongs. Heute ein seichter Glitzerort im Dunstkreis von Mutterland China, wobei man sich auch immer mehr dessen filmischen Einfluss hin zur hellen Seichtigkeit angepasst hat. Hier ebenfalls blasse, aber wie abgeplatzt und weggkratzt aussehende Farben, und eine für Chan als Regisseur überraschend vortreffliche Befriedigung auch der wenigen ruhigen Stellen, in der der später nahezu gänzlich auf sich alleingestellte Criminal Hunter alkoholversunken auf einem Häuserdach über dem damalig noch vorhandenen Airport thront, während unweit davon und trotzdem gänzlich entfernt scheinend der Verbrecher seine ebenso isolierten Runden am Eisenbahntunnel zu einem Güterzuggleis dreht.

Zuguterletzt erreichen noch gerade die Actionszenen, obwohl oder auch weil anfangs recht kurz und wie im Nebenher und so scheinbar ohne näheres Interesse geraten, durch ihre Beiläufigkeit und trotzdem begreifliche Härte und Rasanz die dramaturgische Würze. Choreographiert von Phillip Kwok wird sich hier getreu Milieu und Besetzung vermehrt mit Schusswaffen, in einer ausufernden Destruktion einer beengten Wohneinheit allerdings auch mit Fäusten, einer Hellebarde und ansonsten allem verfügbar Herumstehenden und öfters im Einsatz mit reizbaren Stunts und dem Ausdruck von Schmerz und Blut duelliert. Eine einseitige Empfindungsart von plötzlich steilen Tempo, eckig forcierten Schnitt und physischen Attraktionen, in denen Feuergarben über die Verkehrszonen und in Passanten peitschen, durch Glasscheiben oder das nächste Mobiliar hinein geflogen und von Höhen herab auf Autos und Busse gesprungen wird.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am So, 09.10.2011, 23:13

Beyond the Copline (1993)
Doch eher ranziger, nichtsdestotrotz noch halbwegs geadelter Exploitation - Adult Crime aus den mit dergleichen und allenthalben gefüllten frühen Neunzigern, die als letzter Aufschrei des nun folgenden Untergangs noch einmal vermehrt die Zwischen- und die Misstöne des Subgenres anstrebten. Als Debüt und einzige Regiearbeit von Alan Chan Kowk-kuen, der zuvor, wenn überhaupt und den Meisten wohl nicht wirklich bewusst als thug und extra in zahlenmäßig schon diversen Shaw Brothers Filmen aufgetaucht ist und diese Beschäftigung in den modern day Nachzüglern gleichfalls emsig betrieben hat. Mit nicht ungeschickter Besetzung, in denen sich die Herren Sleaze und Triad, Overacting und hölzern Vergnügliches in einer für sie wie maßgeschneiderten und so piekfein abgegossenen, vergleichsweise so sogar standesgemäßen Geschichte die Klinke in die Hand geben. Ein in niederen Gefilden wildernder Undercoverplot, der zum Glück nicht in Richtung des Blue Steel oder gar als Kopie dessen darstellt, obwohl es die credit - Sequenz so im 1:1 angibt:

Von ihrem Ausbilder als Jahrgangsbeste der Polizeiakademie frisch in den Beruf entlassen, sieht sich die junge Beamtin Carmen Au [ souverän: Carol Lee ] schnell einer brisanten Aufgabe gegenüber. Betreut durch Officer Li Hsiang [ Newton Lai ] und assistiert aus dem Hintergrund von Chu Ah - ha [ Alan Chan ] und Morene Yung soll sie sich als Hostess in die Nähe des offiziell mit einer Construction Company beschäftigten, heimlich aber Drogengeschäfte betreibenden Ma Liang [ schmierig³: Anthony Wong ] und dessen Berater und Kompagnons Tsang Si-chiang [ schlecht frisiert, aber lebendiger als üblich: Alex Fong ] und Ho Tong [ Michael Chan Wai-man ] bewegen. Als Tsang in der Zwischenzeit allerdings eine Affäre mit Mas Ehefrau Mable Lo [ Lee Yuet-sin ] beginnt, und den dies herausfindenden Gatten umbringt, wird die ganze Sache noch komplizierter als geplant. Denn während der neue Chef Tsang kleinere Brötchen backt und scheinbar auch leicht zu verführen ist, gerät der notorisch spielende und hochverschuldete Ho Tong in die Fänge der Konkurrenz, woraus er sich mit eigener Gegenwehr, Verrat an seinem Freund und heimlichen Geschäften mit dem Taiwanesen Chan Shun-san [ Wu Ma ] heraus freikaufen will. Währenddessen muss Carmen ihre Tarnung und ihre wahren Gedanken und Gefühle nicht nur über der ehemaligen Kollegin Chichi [ Chang Siu-yin ] verstecken.

Einfallsreichtum und anderweitige Kreativität kann man einem solchen, von vornherein im Budget eingeschränkten und um höhere Maßstäbe auch gar nicht Wert legenden Umfeld sicher nicht erwarten; wird so auch weder verwöhnt noch enttäuscht, sondern mit dem gewohnt uneben und oft wie blind aneinandergestückt scheinenden Gehabe aus verbaler Protzerei und [ausstattungs]technischer Armut begnügt. Die Veranschaulichung begnügt sich oft mit der simplen Vor- und Weitergabe von geplanten und dann im Kleinen ausgeübten Handlungen, wird das Geschehen im Grunde an vielleicht drei Orten, dafür aber auch durchaus vielen Blickpunkten und mit wechselnder Konstellation auch im Machtgefüge und so schon verwertbar für die weitere Szenerie erzählt. Wohl oder wahrscheinlich aufgrund der Neulings- und auch anfängerhaft daherkommenden Regie, die keine Wagnisse in Angriff und Visuelles nicht Interessantes in Augenschein nimmt, ist die mit dem Hin und Her im Gangsterwesen betuchte Räubermär über ihre Zeitspanne hinweg aufgrund ihrer flatterhaften Charakterisierung und drei, vier Actionszenen zuweilen gar belebend in Szene gesetzt. Die Figuren und ihr Machtgefüge ändern sich über den Fortgang hinweg wie auch ihre [Nicht]Motivation, sind manche Charakterzüge und Einspieler unerwartet und im Kleinen mehr oder minder auch konträr zu dem sonstigen Gebaren, was eine gewisse Anregung durch Wankelmut und Inkonstanz, aber sicher nicht aufgrund von Befangenheit und so Zurückhaltung auslöst.

Gerade auch die teilnehmende Polizistin, die verkleidet und selbst für frühere Kolleginnen unscheinbar als nunmehrige Hostess und Gangsterliebchen ihre Runde in zunehmend gefährlichen Kreisen dreht, stellt sich als durch Lücken und Verzerrungen nicht einfach zu packende und umso einträglichere Figur für die weiteren Belange dar. Ihre Arbeitsweise erfolgt weithin anonym, ist der Kontakt mit dem Vorgesetzten und seinen Assistenten auf eine Zweimaligkeit und keine weiteren Vorgaben und Anforderungen unterstützt, ihr einmal angeschnittenes Privatleben gleich darauf im Gegensatz zu der beruflichen Aktivität und auch das Verhalten während der Ausspionierung nicht gerade förderlich in Hinsicht auf bemerkbare Sympathien und Empathien ihrerseits, was wiederum auf ihre Person selber auch zurückfällt. Ein doch sehr im Kitsch gefangenes, mit einem Spaziergang von ihr und Chiang am Schwanenfluss beginnendes und mit einem Grillpicknick und der Lebensbeichte endendes Kennenlernen zwischen den Beiden steht im kompletten Gegensatz zu dem noch folgenden Rest. Auf der einen Seite die ungeküsste Anfängerin, der Neuling im Beruf, der gleichwohl die erste Liebe zu erleben scheint. Auf der anderen die Mitwisserin und auch passive Mittäterin allerlei Schandtaten, die im Belügen und Betrügen und Ausnutzen durchaus ganz groß im Talent ist.

In dieser Ambivalenz gehalten, die auch die anderen Handelnden ausweist und mit einschließt, kann sich der Film über dem Umweg der Holprigkeit vermehrt seine Aufmerksamkeit erkaufen; zudem ist die Behandlung noch stärker auf das Dramaturgische selber und nicht nur rein vorsätzlich auf das sex sells - Motiv ausgelegt. Das Wohnhaus und Schlafgemäuer von erst Ma Liang, später dann den Vorrang und auch die Gemächer übernehmenden Chiang stellt zwar den dritten Standort in dieser Materie dar, wird aber nicht alle naselang, sondern nur begrenzt für Spielchen auf und unter der Bettdecke und Vorwand für full frontal nudity Einlagen genützt. Außerdem ist die Penetration offensichtlich nur auf Ma Liangs ehemalige Ehefrau und dort auf das reichlich degenerativ Gebende beschränkt, in dem aus Gründen der Impotenz entweder mit zweckentfremdeten Gegenständen, oder gleich mit Gewalt bis hin zur Vergewaltigung agiert wird. Während bei der verdeckten Ermittlern wiederum als direkter counterpart mit Verführungskünsten und angedeuteter Offenherzigkeit statt dem vollen Programm aus nackten Leibern und wogenden Brüsten etwas feinfühliger seitens der Regie und auch beflügelnder für die Fantasie "Action" gerufen wird.

Klein, nebensächlich und teils unschön im Gestus sind die anderweitig physischen Bestrebungen, der Machtkampf der verschiedenen Gangster einer- und der Bewährungskampf der Polizistin in der Männerwelt andererseits; mehrere Gelegenheiten für gleichso um die Ecke springenden Auseinandersetzungen, in denen sich an bevorzugt hässlichen und allseits heruntergekommenen Orten gänzlich außerhalb von Zivilisation und Wohlstand ein wenig mit der Pistole beschossen, oder mit halbherzigen Tritten und Schlägen traktiert wird. Durchaus schnörkellos, natürlich kürzere Einlagen wie eine Trainingseinheit, eine rabiate Razzia und dem internen Gangsterbeschuss, ohne dahinter großartig choreographisches Talent und schon gar nicht die Finanzierung für mehr bzw. überhaupt Spektakel, aber immerhin Bemühen seitens Drehteam und Darsteller und ausmachen zu können.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Di, 11.10.2011, 22:51

The Lady Punisher (1994)
Actionkrimi mit Sexeinlagen, als rape'n'revenge, inszeniert vom ehemals umtriebigen Tony Liu, der sich nach dem Ausstieg bei Shaw Brothers unter dem Pseudonym "Tommy Wong Jan-yeung" bzw. "Wong Chun-yeung" vermehrt im girls with guns Subgenre verdient gemacht und dort so einige Klassiker für Liebhaber von Yukari Oshima und Moon Lee hervor gebracht hat. [Die Paarungen Dreaming the Reality, The Big Deal, Mission of Justice und Angel Terminators 2 gehen allesamt auf sein Konto.] Obwohl noch nah dran am Geschehen, sind hier schon die Zeiten definitiv geändert und vorbei, wird sich sowohl im Budget als auch der Anordnung und Gestaltung einige Nummern niedriger hinab begeben, ohne aber jetzt gleich wie die Jahre hiernach prompt in das Bodenlose abzufallen. Das Hauptaugenmerk liegt anders als es der martialische Titel und die Herkunft des Regisseurs vorgaukeln vermag aber nicht mehr auf waffen- und schlagkundige battle queens, die sich in fescher Lederkleidung durch die Männer- und Gangsterwelt duellieren, sondern auf eine doch möglichst schmierige, offensichtlich auch misogyne Atmosphäre, die ihre Zutaten verschiedener [S]exploitation mit einem Gangwar im Kleinen und so der Individualität mit Tatendrang mischt:

Zusammen mit ihrer Freundin Lan wird Fang Chui [ im vollen Körpereinsatz: Tsui Man-wah ] eines Tages beim Ausflug an einem Waldsee von den Gangstern um Mason [ Tommy Wong ] und und Kuo Ping [ Chan Lau ] überfallen und erbarmungslos vergewaltigt, wobei Lan auch ums Leben kommt. Jahre später, als Fang ein Fest anlässlich ihrer florierenden Boutique eröffnet, trifft sie zufällig einen der Männer wieder, was sie prompt zu Racheplänen anstachelt. Die folgenden Bestrafungen und Vergeltungsmorde rufen schnell die Polizei unter Sergeant Li Chun-shan auf den Plan, allerdings ist es eine nassforsche Journalistin, die zuerst auf die Spuren der nunmehr als Schwarzen Witwe agierenden Fang gerät. Währenddessen muss sich Mason vermehrt mit der Drogenkonkurrenz von Chung Ku [ Chung Faat ] herumschlagen und nebenbei Killeraufträge für Brother Muddy [ Shing Fui-on ] über die Runde bringen.

Schon auffällig ist dabei, dass man die Geschichte bevorzugt an Touristenstätten ansiedelt, die Produktion wohl gleichsam während eines Urlaubsaufenthaltes und so als Ersparnis auf Spesenkonten abzurechnend behält. Schöne Bilder gelingen bei dieser Pauschal-Reise nach Thailand und seine vermeintliche oder tatsächliche Exotik trotzdem nie, wird sich zwar zu Beginn mit Strand und waldumgebenen Wasserfall an einigen Rastorten ausländischer Besucher und dort in allerkleinster Poesie aufgehalten, dann aber gleich die Karte von Belästigung und Vergewaltigung gezückt; alles Andere in der Szenerie, in der das Laster seinen Anfang und mit dem Tod bald auch sein Ende nimmt, besteht aus einer anonymen Poolanlage, wenig einladenden Innenräumen und einem Straßenrestaurant, welches gleichsam als Informationsvorsprung für die Bösen und so die Möglichkeit feindlicher Vor- und Zwischenrede in der sonst eher losen Handlung eingerichtet wird.

So richtig geschlossen ist die in Verfall und Unterordnung angesiedelte Erzählung dabei natürlich nicht, hält in ihrem Sinne kleinlicher Ansichten allerdings ganz gut als Vorwand für sowohl die Belange allerlei Konfrontationen, dem nötigen dramaturgischen Aufheizer und auch dem Alibi für diverse Nackedeiszenen her, selbst wenn diese entsprechend fadenscheinig, außen vorstehend und eben nicht logisch motiviert und auch nach dem "Boss wants us to serve you" - Motto impliziert sind. Eine reine Fleischbeschau, in der Variante der Titelheldin auch sexuell attraktiv, aktiv, auch aggressiv. Als offensives Wirken fern moralischer Belehrung oder auch künstlerischen Berichtigung, in der die Brüste liebkost und die Lippen geküsst, aber auch manche triebhafte und violent ausartende Akte wie das Penetrieren mit Flasche und Baseballschläger erfasst werden, was wie auch ein handgreiflicher blowjob nur explizit angedeutet, dem schalen Beigeschmack so allein aber sicher nicht hinderlich ist. Eine unrühmliche Begleiterscheinung, die wohl eher den gemeinen als den cineastischen Zuschauer zu interessieren hat.

Abgesehen von diesen Zusätzen von full frontal nudity und ihrer "Erotik", von der ausser bei durchaus ihren Charakter tragen könnenden Hauptdarstellerin Tsui und ihren Verführungskünsten und -versuchen nicht zu sprechen ist, interessieren die von Chan Lau choreographierten Actionszenen und ihre Exekutivgewalt der Einschusslöcher da schon eher; wird sich zwar jenseits einer soliden Finanzierung, aber wenigstens mit halben Wollen und Können in die Waagschale der Umsetzung geworfen. Angesichts von Gattung und Herkunft kann man sowohl den Schusswechseln mit Bleispritze als auch den selten gezeigten Kampfeinlagen immerhin die angenehme Durchschnittlichkeit in Bezug auf Qualität und Quantität bescheinigen; wird sich seitens von Kamera und Schauspielern zumindest anständig und nicht gleich hüftsteif, sondern mit Kenntnis der Regeln, wenn auch nie der forschen Stärke früherer Arbeiten durch das hässliche Areal von Pappstühlen und Holzbauten bewegt.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Fr, 14.10.2011, 22:13

Final Target (1994)
Thrillerdrama mit drei, vier Actioneinschüben; eine Art Film noir im kleineren Triadenambiente, das nur ausnahmsweise mit dem allumfassenden Krieg unter Gangstern beschäftigt und ansonsten lieber ein Kampf der Gefühle im Zwei- bis Vierpersonenstück am Gange halten ist. Durch Set, Setting und ihre Behandlung in einer durchaus soliden, anfangs gar vielversprechenden, dann aber doch normalere Wege gehenden Inszenierung verdient der Film als zweite Regiearbeit von Ridley Tsui durchaus seine Aufmerksamkeit, die er im Trubel der 1994 noch aktiven Action- und Heroic Bloodshedschar sicherlich nicht bekommen und durch seine vergleichsweise stille, fast intime Bearbeitung im Schicksalsraum der Profanität mit einigen knalligeren Spitzen daraus hinaus vielleicht auch gar nicht so sehr gewollt hat. Nichts Besonderes, aber eine angenehme Abwechslung im narrativen, geographischen und darstellerischen Einerlei, die den fälligen Showdown mit einer wilden Autoverfolgungsjagd einleitet und gleichso zünftigen Keilerei gegen u.a. Huang Kai-sen, Kwan Yung und Mak Wai-cheung ausklingen lässt:

Bei einem abendlichen Umtrunk in der örtlichen Kneipe mit ihrem Freund Tom [ Yuen Gam-fai ] geraten die beiden Taxifahrer Sing [ optisch gewohnt blass bis unscheinbar: Ridley Tsui ] und Chung [ als erwartet schmieriges Arschloch vom Dienst: Karel Wong ] in eine wilde Schießerei, die vor allem Sing durch beherztes Eingreifen zugunsten des attackierten Ki Ko [ Eddy Ko Hung ] und zum Nachteil der Festlandgang um Carter [ Wan Seung-lam ] klärt. Ki Ko lässt die beiden Retter gleich für seine scheinbar legalen, insgeheim aber illegalen Machenschaften als Bodyguards, Manager und eigentlich auch Mädchen für Alles anheuern, was der in Spielschulden steckende Chung bereitwillig, der integere Sing allerdings erst nach langem Überlegen und Zögern annimmt. Grund für seinen Eintritt in die zunehmend bedrohlichen Geschäfte ist Ki Kos liebliche, aber verzweifelte Ehefrau Yung-yung [ Choi Hiu-yee ], die von ihrem extrem eifersüchtigen Mann der Nase lang verprügelt und eher als Gefangene im eigenen Heim gehandelt wird. Während sich Sing seiner eigenen Gefühle für die Frau bewusst wird, schmiedet der eigentlich nutzlose und bald auch so mit minderwertigen Aufgaben degradierte und ignorierte Chung einen Hinterhalt, um gleichzeitig an das Geld des Bosses heran und in seinem ehemaligen Freund einen Sündenbock zu bekommen.

Dabei hat Tsui, der (wie hier natürlich auch) eher als Action Director und ansonsten als für Kurzauftritte gesetzter thug, assassin oder extra Einspringender seine milde Bekanntheit im Filmgeschäft erworben hat, mit seinen bisher vier eigenständigen filmischen Arbeiten durchaus einen guten Griff aus der alten Klamottenkiste hinaus in die eher andersartigen Ansätze getan. Abgesehen davon, dass er sich zu Recht die seltene, auch indifferente Hauptrolle gegeben hat, steht hier wie auch im Debüt No Regret, No Return (1993) und im nachfolgenden The Wild Couple (1996) ausnahmsweise erst die Geschichte und ihre Figuren im Vordergrund und spielt sich das Spektakel erst nach dem verbalen und emotionalen Geplänkel, dafür dann aber auch eminenter in der Wirkweise ab. Ohne viel Geld für die Produktion und ihre Umstände oder gar Starrollen auszugeben, wird durch geschickten Einsatz weniger, dann aber auch luxuriös ausgestatteter Schauplätze, für das Genre nachvollziehbarer menschlicher Gemüter, und manchen physischen Blickfängen ein Umfeld scheinbar weitläufig herrschenden Geschmacks dargeboten. Ein offensichtlich kleineres Werk, eingegrenzt in einer Villa mit Strand in naher Reichweite und so vor den Toren der Stadt in geschlossener Endlichkeit, dass sowohl um seine Möglichkeiten als auch die Beschränkungen als auch das Vertuschen derer und das Ausnutzen fremder Quellen weiß. [Gerade die Choreographie hat Tsui sicherlich nicht erfunden, aber jüngere Modern Day Arbeiten speziell um die Sammo Hung Stuntmen's Association durchaus studiert, und auch in der Anwendung parat.]

So wird zwar auch hier die Option eines größeren Einsatzes von Gefahr und entsprechender Reaktion gegeben, sind ein Schuss- und Kampfwechsel im Restaurant nach einem gescheiterten Juwelendeal sowie noch ein zweites Attentat im Parkhaus die einzigen Angriffe von außen; ein abruptes Reinkommen und gleich auch wieder Aufhören auswärtiger Krisen und hierarchischer Potenz, die nur die sekundäre und (leider) nicht die Sonderbeachtung erhalten. Inniger wird es folgerichtig im melodramatischen Kreise um Mann und Frau und vermeintlichen oder doch tatsächlichen Nebenbuhler; sucht sich die Handlung doch ausdrücklich die Metapher vom Gefangensein im und dem Ausbruch aus dem Goldenen Käfig. Theoretisch ist dies natürlich nicht wirklich neu, für das Areal von Martial Arts, Triaden und Aufstieg und Fall einer ehemaligen Blutsbrüderschaft im preiswerten Finanzierungs- und auch entsprechenden Erfolgsrahmen allerdings wertbeständig und sittsam, vielleicht eine Spur zu ruhig und genügsam in dieser Anwartschaft einer besseren Seifenoper behandelt.

Denn der Kaufgrund dieser und auch der des noch ausstehenden Ultimate Revenge (1995) liegen nicht so sehr auf den Zustandsschilderungen einer tragischen Liebe und dem Herzausschütten geplagter Ehefrauen; vielmehr auf der Attraktivität, möglichen Vielschichtigkeit und auch möglichen Fragwürdigkeit der Stuntsequenzen, die getreu dem Motiv der Spekulativität auch aus mehreren Perspektiven eingefangen und so in ihrem Gestus wiederholt werden. Höhepunkt sind vor allem die Stürze, geht es bspw. nach einem Wurf über die Parkhausbrüstung gleich auf die unten befindliche Bushaltestelle und danach den harten Strassenasphalt hinab. Shootouts dieser Ultimate dangerous situation [ = wörtliche Titelübersetzung ] sind vergleichsweise generisch und auch in anderen Dutzendwerken gesehen, die Zwei- und Mehrkämpfe trotz mancher robuster Kicks, ähnlich vierschrötiger Effektmontage und einer insgesamt angenehmen Bodenständigkeit immer ein wenig in der seltsam spartanischen Vollendung und so der oberen Durchschnittlichkeit gefangen.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Fr, 21.10.2011, 19:03

Braveful Police (1990)
Trugschluss aus taiwanesischen Landen, der dem Titel und seiner Besetzung mit u.a. Kara Hui Ying-hung und To Gwai-fa auch als Vertreter der damaligen girls with guns Welle so fast überhaupt keine Entsprechung im Film selber, und dafür vielmehr die abschreckende Attrappe für einiges Melodrama in einer überaus wirren Erzählung gibt. Theoretisch justiert in Japan, dort um eine Gruppe von aus diversen Gründen vorübergehend gestrandeten Frauen, ihren mehr oder minder gemeinsamen Schwierigkeiten mit der Underground Society und den Antworten dieser Pretty Women at War [ AT ] gesetzt, entpuppt sich das Geschehen als beizeiten materiell und formell niederschlagende Katastrophe, dass einzig durch manch absurde Gebärden wie dem Rambo - mäßigen Showdown eines ehemaligen soldatischen Helden in Stirnband, Lendenschurz, Kriegsbemalung, und sonst viel Langeweile und einem Reigen voller Inkompetenz am Auffallen ist:

Japan. Seit einiger Zeit aufgrund von ständigen Streit mit ihren intervenierenden Eltern von ihrem Verlobten Chih-lin [ Ko Keung ] getrennt, erfährt die junge Tsui-lian mit ihrem Besuch aus Taiwan von dessen neuer Frau und dem gemeinsamen Kind. Aus Frust und Trauer darüber, und ohne zu Wissen, dass Chih-lin dies nur zum Schutz seiner Verlobten vorgespielt hat, rutscht Tsui-lian in die Prostitution ab, wo sie eines Tages von der Polizei [ im Cameo von Goo Goon-chung ] verhaftet wird. Mit ihr im Wagen, auf dem Revier und auch von Tsui-lians Zuhälter Yang-liu [ Chang Yi-tao ] gemeinsam wieder auf freien Fuß gebracht sind die wegen Randale aufgefallene Huai-tzu [ To Gwai-fa ] und die gerade frisch bestohlene und so ohne Gepäck, Geld und Papiere hilflose Touristin Ah-phon [ nur Eine von Vielen: Kara Hui ], die eigentlich nur ihren Onkel Huang [ Wong Cheung ], einen Restaurantbesitzer besuchen wollte. Kaum in der Freiheit, gelangt das Frauentrio in die nächste Bredouille; werden sie doch von dem als Menschenhändler entpuppenden Yang-liu verfolgt und steckt auch Huang in Scherereien mit der ortsansässigen Shao-lin Group, die mit großzügigen Kreditvergaben ihr kriminelles Spiel anfangen und mit gewalttätigen Übernahmen der jeweiligen Pfandtümer noch lange nicht aufhören. Die Sache wird noch komplizierter, als Chih-lins älterer Bruder Chih-lung [ Pai Ying ] zurückkommt, der vor zwei Jahren wegen der Fahndung der Polizei kurzfristig das Land verlassen hat und noch Geldansprüche gegenüber der Shao-lin Group stellt.

Gedreht ist das buchstäblich auf verlorenen Posten befindliche Malheur von Hon Bo-cheung, der nach wohl langer Pause und einem Dutzend beliebiger Beiträge zum 70er Jahre Martial Arts Kino sein Talent und Können oder gar das Interesse daran hier nicht wirklich noch im späten Alter entdeckt hat. Vielmehr gestaltet sich das Ganze – nach einem "Best of" der coming attractions, dass schon selber fast zum Abschalten verleitet – als eine Abfolge scheinbar nach Gutdünken aneinandermontierter, meist von ungefähr etwas mit dem großen Zusammenhang zu tun habenden Szenen, von denen einige wenigstens albern oder gewalttätig im Extrem, die meisten anderen aber nur unplanmäßig, unmotiviert und auch sonstwie noch kümmerlich, da abgeschmackt, unästhetisch und antriebsarm wirken.

Wenigstens ist der Auftakt einer scheinbar zerbrochenen Idylle, die wie so oft im Leben einem anderen Ideal Platz machen und Tribut zollen musste, noch halbwegs im Sinne von Empathie und Teilnahme an dem Geschehen gedreht. Der Traum der Großen Liebe, die angesichts einer (vorgetäuschten) neuen Ehefrau samt Nachwuchs (scheinbar) ausgeträumt und dies auch noch der Anfang allen Übels ist. Gegenübergestellt wird dies Schicksal vom freiwillig gewählten Absturz in die Prostitution als Trotz- und Selbstkasteireaktion mit den Erlebnissen der anderen Frauen, die im Motto vom Geteilten Leid als dem Halben Leid und schon aufgrund ihrer Heimatverbundenheit den späteren Kampf gegen das männlich gesteuerte Unheil aufnehmen. Drumherum ein undurchwirrbarer Brei aus diversen Liebeleien und zurückliegenden und noch anhaltenden oder wieder aufgenommenen Betrügereien in der Kleinwuchstriade, inszeniert in einer primitiven Bloßstellung von nichtvorhandenen Erzähl- oder auch visuellen Fähigkeiten, in der noch nicht einmal der Zeitgeist, geschweige denn eine abhängig davon oder unabhängig selbständige Zustandsschilderung des Geschehens möglich wird.

Nicht nur, dass die Handlung weder Fisch noch Fleisch, weder Action noch Drama noch Exploitation (mit unappetitlichen Strip-, Auspeitsch- Vergewaltigungsszenen) und und auch nicht so richtig, aber noch am ehesten Groschenheftkrimi im Bahnhofskino-Stil ist, auch wirkt man selbst optisch wie gute 6-8 Jahre zu spät. Das gilt für die Frauen ebenso wie für Schnitt und Kadrierung, auch die Behausung, die hier gebotene Räuberpistole und der allgemeine Tenor dessen erinnert stark an frühe Ausflüge von Luk Siu-fan [ The Lady Avenger (1981), The Anger (1982), Kill for Love (1982) ] bzw. deren danach folgenden IFD Films & Arts Ltd. Bearbeitungen. Der Ablauf bekommt weder Fokus noch Farbe noch Sonne in die Verbrecherwelt, nistet und haust sich in einem trüben Einerlei aus müdem Grau, Braun, Beige und kränklich aussehenden Gelb und abgestandenen Vintage Möbeln in dunkler Kaschemme ein. Ein gänzlich vernachlässigtes Stück aus dem dörflichen Museum, Abteilung Staubfänger, ohne Öffnungszeiten und auch sonst ohne Gespür für Rhythmus, Minute, Stunde, Tag und Jahr.

So erfolgt die Flucht der Damen in drei Etappen, in der man binnen von Sekunden auch drei gänzlich verschiedene Orte und als Abschluss dessen endlich ein heißgeliebtes Fabrikgebäude kurz vor dem baulichen und narrativen Zusammenfall erreichen kann. Einige gleichfalls unattraktive Kampfszenen verschwächter Choreographie in diesem zugemüllten Steinverhau, dem Restaurant und einem düsteren Parkhaus mit wenigstens dem Mindestmaß an richtigen Empfindungen und Gedanken, wenn schon auch nicht der Umsetzung dessen schließen sich an.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am So, 30.10.2011, 20:42

Underground Judgement (1994)
Mit plastischem Eigenleben erzähltes Action-Drama, dass sowohl zwischen diesen beiden Genres als auch den Handlungsorten Cheung Chau und Hong Kong und zwei verschiedenen Zeitebenen schwankt, dann allerdings die gleiche große Geschichte, nur eben aufgestaffelt in Ensemblekunst auch mit Cameos, schnellem Handlungstempo und trotzdem einigen Verwickelungen erzählt. Eher am Ende, fast ein wenig über dem Limit der klassischen Epoche von 1986/87 an bis allerhöchstens Mitte der Neunziger und dort auch außerhalb eines wirklichen Bekanntheits- und Bewusstseinsgrades gestellt, darf sich der Abschlussfilm von actor goes director Raymond Lui eines angenehm überraschenden Repertoires in gleich mehreren Belangen und auch der einzelnen Visualisierungen spröde zerklüfteter Actionszenen erfreuen:

Captain Gold Eagle [ Tong Chun-chung ] ist zusammen mit seinem Partner Lau [ Alan Chan ] schon seit einer Weile hinter dem Waffen-, Juwelen- und Drogenhändler Chau Shen-fu [ Waise Lee ] her. Dieser kann sich zwar der hilfreichen Unterstützung des in der Polizeihirarchie weit oben stehenden Uncle Wu [ Gam Biu ] versichern, fühlt sich von dem Gesetzeshüter aber dennoch so provoziert, dass er mit einer Handvoll Schergen und nackter Gewalt dessen Hochzeitsfeier mit Ling [ Amy Yip ] und der teilnehmenden Familie, darunter Etern und Bruder Yi [ Mark Cheng ] heimsucht. Ein Jahr später findet die zwischenzeitlich nach Amerika ausgereiste Senna [ Sharla Cheung ] den Witwer und ehemaligen Liebhaber Gold Eagle als der Sucht des Alkohols anheim gefallener Müllmann wieder, der sich in Trauer und Delirium verliert und bis auf die Kellnerin Rosa [ Cecilia Yiu ] auch keinerlei Kontakt zur Außenwelt hat. Erst als Rosas schmieriger Freund Chi [ Charlie Ng ] in dem vermeintlichen Nebenbuhler den immer noch von Chau gesuchten Gold Eagle entdeckt und prompt in der Unterwelt verrät, muss sich der Gefallene zwangsläufig wieder seiner Fähigkeiten besinnen.

Dadurch, dass die Geschichte in mehreren zeitlichen, perspektivischen und auch geographischen Ebenen und dann auch einer abwechselnden Inszenierungsweise dargereicht wird, ergibt sich ein Eindruck der Fülle und Vielfalt, die in chronologisch überblickender Reihenfolge sicherlich nicht gegeben ist. Filmemacher Lui, der seit 1982 mit seinen Kung Fu Balladen pausiert, hier wie großteils zuvor bei seinen Arbeiten auch das Skript verfasst und ebenfalls gewohntermaßen über Success Film (H.K.) Company Ltd produziert hat, zieht die Handlung gleichermaßen mit Deklamation von Klischees als auch der (physischen) Proklamation von Antworten darauf auf. Dabei ist wie schon zuvor bei seinem vorübergehenden Ausstieg aus dem Geschäft Bloody Mission (1982) eher die Masse an Personen, ihre Beziehungen und die kreuz und quer Anordnung dessen das Schlagwort der trivial-abenteuerlichen Narration, wobei die Behandlung selber ihre kleinen Schwächen, aber wenigstens das Herzblut dahinter und ständiges Interesse bis zur Frontenklärung hin aufweisen kann.

So ist gerade die Trinkerballade, die Selbstbemitleidung und der eigene Niedergang des Gold Eagle sicherlich nicht Jedermanns Geschmack, wie billiger Fusel eventuell schwer zu verdauen und eher flachen, bisweilen adäquat auch umnebelten Geistes. Erschafft sich seine Subventionen allerdings in der Beimengung vielzähliger, vielfältiger und durchweg druckvoller Actionszenen und der Unterfütterung einer (melo)dramatischen Textkürzung von Aufstieg, Fall und Wiederaufstieg bis hin zum eigentlichen Showdown von Angesicht zu Angesicht. Beginnend mit einer Razzia, die dann beizeiten den Sprung nach vorn in den (vorübergehenden) Abgrund und folgend das Wieder-Aufstehen daraus macht, wird die alles anderes als komplizierte Geschichte über verzweigte Umwege, teils auch sicherlich mit Gemeinplätzen, auch Brutalitäten, Interpretationsphantasien und weiteren affektiven Formalisierungen in einem mehrteiligen und so vielschichtigen long run System mit gänzlich anderer Verteilung von Proportionen, Schwerpunkten und auch Ekstasen erzählt.

Zentral und gleichzeitig vollkommen außen vor steht so beispielsweise das Hochzeitsmassaker, dass als Anfang allen Übels, angedachter Höhepunkt des Lebens, aber tatsächliches Desaster die hier erst späte Kehrtwende und so den positiven statt den negativen Knalleffekt hat. Als erinnernde Rückblende und da auch Motivation für ein Weitermachen statt dem Aufgeben und so dem erneuten Erregungszustand gesetzt. Ein Wandel in der Kontinuität, dass die Leidenschaft in den Schicksals- und dann den Befreiungs- und Faustschlägen sucht; ähnlich gewunden, uneinsichtig und komplett im groben Verhau gehalten wie die Raumstruktur der (hier das Gegenteil einer paradiesischen Idylle darstellenden) Fischerinsel Cheung Chau.

Mitentscheidend sind zuletzt auch die Beimengungen aus groben Straßenkampf und forschen Schießereien, werden in Nebenszenen ganze Abordnungen von Schützen- und Prügelvereinen aufeinander los und die Stuntmen der finanziell sicher absolut überlebensfähigen, aber dennoch in angenehm vierschrötiger Manier formulierten Produktion zur Ader gelassen. Eine derbe und gleichzeitig sinnliche Begierde, die sich bevorzugt in ungehobelter Umgebung, ebensolchen Kampf- und Hauruckaktionen auch mit schwerem Gefährt und trotzdem aus- und gefälliger Choreographie bewegt.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Do, 03.11.2011, 23:15

Bloody Revenge (1992)
Räudige Mischung aus Action und Drama, die parallel, aber nicht gänzlich zu gleichen Telen die Geschichte einer im Handwerk von Prostitution und so modernen Sklavenhandels gefangenen Frauen und die sie und die Oberhand führende kriminelle Vereinigung suchenden Polizeiermittler erzählt. Der Auftakt für misogynistische Tendenzen im Umfeld von Blut, Schweiß und Tränen, in denen die Elemente des Gangsterfilmes noch am Interessantesten, aber leider ein wenig zurückgedrängt in der sonstigen Sozial- und Existenzkrise sind:

Die Festlandchinesin Jane [ entgegen Typ und auch fehlbesetzt: Dassey Wong ] möchte zusammen mit ihrer besten Freundin Ai [ Okawa Toko ] der provinziellen Routine und in Richtung Modellkarriere entfliehen, wozu sie auch die Gefahr von Landes- und so Hochverrat und prompt den Beschuss der Rotgardisten auf sich nimmt. In Taiwan angekommen wird sie erst als Tänzerin, dann bald Zwangsprostituierte unter Herrschaft des für Ma Chy [ Dick Wei ] handelnden Ti [ Kwai Chung ] gehalten. Als sich ihre Schwester Wang [ Kara Hui ] auf die Suche nach der Vermissten macht, gerät sie schnell in die Höhle des Löwen, aus der sie sich mit eigener Schlagkraft und der Unterstützung der ermittelnden Polizisten Wan [ Lung Tien-hsiang ] und Kao [ Lau Siu-gwan ] befreien kann. Währenddessen lässt Ma Chy seine langsam aufsässige Truppe der Leibeigenen auf das Land schaffen, und setzt seine Leute nicht nur auf die neugierigen Gesetzeshüter, sondern auch die Konkurrenz um Ku [ Pa Si-Sin ], Hong [ Chiang Tao ] und Pao [ Cho Boon-feng ] an.

Das Hauptaugenmerk und die Führung durch die erzählte Parallelität liegt dabei auf den Schwestern Jane und Wang, die nicht nur kaum Bildkader und analog dazu auch etwas im Leben teilen, sondern unterschiedlicher in der Ausprägung auch nicht sein können. Die Erste aufgewachsen und immer noch wohnend bei Mutter und Großmutter, mit großen, durchaus naiven Träumen und auch der entsprechenden Zeichnung als schon etwas zu alt gewordenes Kind, dass eher unbekümmert in die Welt und dann auch gleichen die gröbste Niedertracht von allen stapft. Die Zweite ist alleinstehende und auch allein für sich Sorgende, die mit den Problemen nicht nur von vornherein besser klar und in nahezu jeder Lage auch mit folgerichtigen Selbstvertrauen heran und zurande kommt, sondern sich im Notfall auch handfest wehren kann. Ähnlich different, teils auch zusammengewürfelt statt nur widersprüchlich wirkend sind die beiden damit geführten Teile des Filmes. Hier die Ausbeutung der Frauen, das schmierige Verhalten nahezu aller Männer, welches auch stark mit sadistischen Zügen wie dem Verprügeln, Auspeitschen, Anspucken, die Frau schlichtweg als Objekt und Ware niederster Art behandeln gespickt ist. Dort der Copkrimi, gerade und direkt hinaus, mit Schusswechseln, Debatten und anderweitig beherzten Eingreifen.

So richtig Freude macht diese Paarung des (warum auch immer) auch Spy Blood 13 bzw. Spy Thirteen betitelten und von dem eher selten und auseinandergerupft unkontinuierlich beschäftigten, hier allerdings schon soweit solide inszenierenden, wenn auch Alles Andere als ein Armageddon (1989) abfackelnden Wong Siu-jun dabei nicht. Zu trist, zu bemitleidenswert, in seiner feindlichen Prägung und dessen Wiederholung und Steigerung auch monoton die Masse des Geschehens; zu nebensächlich und wie als notgedrungen kommerzielle Ergänzung der Anteil der Polizeiarbeit und der Aufstieg von Gangster Ma, in denen die Klischees des Genres in schneller Kleinarbeit behandelt und abgearbeitet werden. Dabei sind gute Ansätze durchaus vorhanden, wird sogar das Verurteilen von Selbstjustiz und der namensgebenden Bloody Revenge moralisch überzeugend und nicht einfach nur dahergesagt propagiert. Teilt sich die taiwanesisch tätige Pao Hang Film (HK) Co. Produktion die Handlung auch sonst durchaus mit Meinung, Land und Leute, lässt Zwischenstücke nicht nur in dunklen Gruselzimmern, sondern auch auf und in den Strassen und sowieso sorgfältig gewählten Schauplätzen abspielen, und verfügt zudem über eine gewohnheitsmäßig rechtschaffen angestellte, in dem Fall sicherlich etwas unterbeschäftigte Besetzung; Cameos von Alex Man und Cheung Kwok-leung inbegriffen. Eine altbekannte Garde, deren hiesiges Tun und Wirken trotz doch eher kleiner Schicht von gerade mal 72min Laufzeit recht begrenzt aus einigen Kurzeinsätzen und so stellvertretend für den gesamten Film nicht gerade aus der vollen Kür-Leistung über die gesamte Rundenanzahl besteht.

Selbiges gilt auch für die Actionszenen, die vorhanden ja, aber genügsam auch zu beschreiben und eher als die kurzen hit-and-run Attentate zu kategorisieren sind. Meist wird für mehrere Sekunden das Feuer aus dem Hinterhalt eröffnet, bspw. die abendliche Feier versammelter Gangster und ihrer Liebchen mit einem Willkommensgruss der Maschinenpistolen gestört. Nicht nett, aber auch nicht berauschend; zumal die wenigen etwas größeren Sequenzen einer wilden Verfolgung zu Fuß über Verkehrszonen und Überführung inkl. Geiselnahme und Erschießen unbeteiligter Passanten, eine wilde Attacke im Hospital und der Showdown auf einer Großbaustelle erstmal angenehm triebhaft und druckvoll, dies aber auch nur und dadurch auch wieder antiklimatisch mit den Mitteln des (leichten) upspeeding erfolgen.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Do, 10.11.2011, 22:47

Four Dragons (1992)
Erster Teil und somit Startschuss und Ausgangsvorlage einer inhaltlich zusammenhanglosen, aber durch mehrere indirekte Faktoren wie die Replik von Schauplätzen, Drehteam und erzählerischen Grundmotiven sichtlich miteinander verbundenen Trilogie, die von Regisseur Yip Hing-fai ein Jahr darauf mit den noch schmierigeren Sex Flower (1993) und Astray Lamb (1993) fortgeführt wurde. Dabei ist der vorliegende Four Dragons Time [AT] eindeutig der Beste der Trinität, was nicht nur an der eifrig herumwuselnden Besetzung und ihrer einmaligen Adelung durch die ebenfalls aktiven Chin Siu-ho und Ken Lo in den Hauptrollen, sondern auch an dem stark hervor scheinenden Augenmerk auf viel Martial Arts und einige banalere Shootouts liegt. Die Geschichte dafür ist und bleibt auch folgend nur ein hohles Fass ohne Boden, eine irreale Erfindung, wider die Gesetze der Alltagsvernunft:

Frisch aus dem Gefängnis ent- und von seiner Ehefrau verlassen, darf sich Lee-long [ Ken Lo ] bei seiner Heimkehr gleich dem nächsten Problem widmen. Angestachelt von Liou [ Ku Feng ] und begleitet von Shau-hu [ Cheung Kwok-leung ] begibt er sich auf die Jagd nach einer bei Su-zi [ William Duen ] befindlichen Schatzkarte und der so versteckten Beute. Rasch stoßen sie auf den gleichso beauftragten Neo-pi [ Mang Ding-goh ], den bereits vorher los gesandten Shar-ju [ Alan Ng ], zwei schusswütige Mädels mit Racheansinnen im Gedanken und den über diesen kriminellen Ehrgeiz wachenden Officer Bau [ Shum Wai ]. Als die ersten Toten purzeln und die Gegnerschar trotzdem nicht kleiner wird, wenden sie sich hilfesuchend an den gemeinsamen Freund Shau-hau [ Chin Siu-ho ] und Lee-longs Schwester Ah-chu [ Chan Wing-chi ].

Der Schatzkartenplot wird dabei sogar in der Historie verankert, was dem Film in einer kurzen "Rückblende" gleich zu Beginn die Gelegenheit gibt, die ersten und auch gleich teuersten Actionszenen in Form einer stock footage Zusammenfassung von Revenge of Scar Face (1992) zu präsentieren, in der mit Großkalibern, viel Radau und Explosionen geprotzt, die dazu gehörige Quellenangabe und der Sinn und Zusammenhang dessen allerdings leider verschwiegen wird. Auch in der nahen Zukunft wird sich nicht viel um die Logik dahinter, sondern einzig ein ständiges Kommen und Gehen aller Parteien in einer Laubenpieperkolonie und somit auch ständiges Aufeinandertreffen und die Klinke in die Hand geben geschert. Hier ist die Welt noch ein Dorf, ein Stelldichein im "Once you are home, the trouble is home too" - Stil, stößt man nur beim Gehen um die nächste Ecke auch schon auf das nächste Geschmeiss und wird keine 5m weiter den Weg auch schon von irgendwem von hinten beschossen. Eine platzsparende und gleichzeitig raumgreifende, da die wieder mal hässliche Gerümpel-Örtlichkeit mit schäbigen Hütten im blaßgrünen Winkel. Eine schnell überfüllende und durch das konstante Echo in selber Kulisse bald ins Leere katapultierende Dramaturgie bar jeden Verstandes. Am Rande einer unfreiwilligen (?) Komödie auch, die noch durch dann allerdings intendiertes comic relief zweier herumstreunender und eher nichtsnutziger Polizisten noch zusätzlich gewürzt wird.

Immerhin vergeht so die Zeit trotz wenig Aufbau und wenig Gerede, wird sich in dieser lokalen Abgeschiedenheit (der New Territories ?) und seiner zusammengestoppelten Behausung aus Gartenanlage, Zeltlager und Schuttverhau mehr als eifrig um den MacGuffin und seine Bewandtnis und so die Bedingungen einer B- bis C- Produktion perfekt entlanggehangelt duelliert. Quasi die Dauerbeschäftigung im Müll, zu einer musikalisch restlos geklauten Endlosbeschallung aus Seifenopern mit treibenden Spitzen von Lucasfilm Ltd.; eine unterhaltende und unterhaltsame Bequemlichkeit der Simplizität, die in den beiden Nachfolgern im Grunde auch fortgeführt, dort allerdings mit anderen Mitteln zelebriert wird. Denn wo dort das [S]Eploitationterrain regiert und sich vielmehr im Bett und anderen horizontalen Unterlagen ausgetobt und der Machtkampf erst als Zweitwichtigstes im Tagesgeschehen degradiert wird, wird hierbei bei dergleichen Gelegenheiten die Möglichkeit zu Strip und Straps im ordinären Charme, Nacktheit und Mehr glücklicherweise nur angedeutet. Eine dankbar angenommene Abwechslung und so auch deutliche Aufwertung zum später vorherrschenden Matratzengestöhne im Minutentakt, zumal die Actionszenen selber nicht nur quantitativ bald erstaunlich hoch, sondern auch qualitativ zumindest in Anbetracht der Herkunft soweit in Ordnung gehen.

Assistant Director Mang Ding-goh darf mit Chin, Lo und Cheung über Talente in der Schauspielerschar und einige ebenfalls fähige Leute unter den Stuntmen sowie über mehr Ausschweifung in der Anlage verfügen, was mit vergleichsweise durchaus attraktiven, auch energischen und trotzdem die Form bewahrenden Gekloppe in Baracke und freier Natur quittiert wird. Unsinnig und auch albern und damit inkonsequent sind dafür die Schusswechsel, wird trotz Einsatz von MP und anderen Feuerwaffen auf engstem Raum das direkt vor einem stehende Ziel in mehreren Einsätzen verfehlt; während das Handgemenge selber – warum auch immer – durch ständig eingespielte, zwei- bis gar vierfache Framewiederholungen ebenfalls empfindlich im Genuss gestört, wenn auch nicht gleich hin zur Parodie massakriert wird.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Mo, 14.11.2011, 23:30

Cop Image (1994)
Heutzutage auch in der Rezeption lange nicht mehr so sehr auf seine Fähigkeiten im Horrorgenre festgelegt, hat Filmemacher Herman Yau um 1994 herum trotz bereits mehrerer Gehversuche vor allem in Crime and Action noch verstärkt auf eine Einschränkung zum (zahlenmäßig überhaupt nicht maßgeblichen) Category III erwidern müssen. Gerade nach dem vorjährigen The Untold Story, der immer noch unverhohlen und beständig mit zur Dreieinigigkeit der Beiträge um Serienkiller mit kannibalistischen Tendenzen hin ausgerufen und im Altar der Wertschätzung bewundert wird, war die Reputation auf eher gröberes Spektakel mit Schockeffekt hin festgelegt; Cop Image trotz gleichem Hauptdarsteller das genaue Gegenteil und damals schon die Antithese zur nur scheinbar inszenatorischen Willkür davon.

Denn hier steht das Hemdsärmlige eindeutig im Vordergrund, die im Grunde bedeutungslose und trotz mehrerer kriminalistischer und anderer verwirrtechnischer Bemühungen auch gar nicht richtig spannungsvolle Geschichte als Anlass für Scherz in Andeutung und vollem Ausspielen, zwischen Hommage, Parodie und ganz eigenem In the Line of Duty - Gusto:

Der wegen seiner Kurzsichtigkeit nicht zum Polizeikadetten zugelassene Traffic Instructor Wong King-sing [ Anthony Wong ] wird während des Verteilens von Knöllchen an Parksünder Beobachter eines gewalttätigen Überfalls auf den Geldwagen der "Master Strength Security". Durch sein unbedarftes, aber beherztes Eingreifen und Unterstützung des zufällig in die Aktion geratenen Sergeant Johnny Lam Chun-keung [ Bowie Lam ] kann Wong die Räuber [ Chan Yat-yin, Sin Ho-ying, Wan Seung-lam, Lee Ga-hung und Choi Kwok-ping ] für den Moment vertreiben, wird aber kurz darauf umso mehr in die Bedrängnis gezogen. Denn Sergeant Lam, ein Schulfreund mit gemeinsamen Pfadfindererfahrungen, hat sich insgeheim der millionenschweren Beute bemächtigt und in den Untergrund abgesetzt, so dass die wütenden Gauner vom Festland sich an Wong, Lams Freundin Linda [ Linda Wong ] und den in sie verliebten Kleintriaden Dee Li [ Andy Hui ] zwecks des fehlenden Geldes wenden. Wong, der schon seit seiner Kindheit zum Hüter von Recht und Ordnung werden wollte und sich bisher nur filmisch im Metier ausgebildet hat, ergreift die Gelegenheit beim Schopfe, und macht sich eigenhändig und als vermuteter "Superbulle" an die Ermittlung.

Ganz ähnlich zum zwei Jahre zuvor erschienenen Days of Being Dumb, der sich das Triadengenre und somit die andere Seite des Gesetzes vornimmt, werden auch hier nicht die eigentlichen Richtlinien der Gattung verzerrt oder gar gebrochen. Vielmehr steht nur eine Figur im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, die ihr Wissen noch allein aus den Medien erarbeitet und damit eine Naivität von Film und Fernsehen und im Fall von "Officer Wong" auch noch aus Büchern in petto hat. Wo dort noch der Zufall in Form anderer Einwirkung eifrig mitwirkt und das Glück seine Beihilfe zum Überleben in der gefährlichen Aura realer Waffen und tatsächlicher Bedrohung bringt, wird hier mit schieren Heldenmut und gleichzeitigem Unverstand in Hinsicht auf den Ernst der Lage auf das Ziel hin zugearbeitet. Die passende Gelegenheit, sich endlich mal als Polizist ausrufen zu lassen und so zu tun als ob, wird dabei in jeder freien Sekunde und trotz mehrerer Hinweise eben ohne das Rufen einer Verstärkung durch die echten Gesetzeshüter genutzt; ein quasi Kindheitstraum gelebt, der alle naselang platzen – und noch viel schlimmer – auch schnell zum Tode führen kann.

Dass der die Macht missbrauchende und die Legitimation vortäuschende Angeber hier trotz allem noch überaus sympathisch wirkt, ist dabei besonders der Zeichnung der Person, die wirklich nur den Fall lösen und dem Freund helfen will und dann auch Darsteller Wong zu verdanken, der eben auch die nötige Leichtigkeit, Selbstironie und das komödiantische Timing mitbringen tut. Wong, nicht nur durch bereits drei Mitwirkungen an der Seite oder gegenüber King of Comedy Stephen Chow in Sachen Slapstick und Wortwitz geschult, kann sowohl die physischen Aktionen in Richtung Anleihe und Falsifikat bekannter Filmszenen und entsprechender Lächerlichkeit, sondern auch das gesamte Umfeld glaubhaft, da wie auch die gesamte Inszenierung selber angenehm losgelöst von allem Krampf tragen. Nicht bloß, dass das seelenvergnügte Geschehen trotz auch einiger Action in Bezug auf durchaus vollmundige Explosionen und mildere Schusswechsel hin entspannt bleibt, auch kann man eine grundsätzlich wohltuende, leichtlebig-flotte Stimmung ohne das Abklopfen mit dem Holzhammer und anderer anstrengender Bemühungen aufweisen. Formlos-familiär, geradezu wohnlich wie Wongs Heimstätte selber, die ihr Arbeits-, Wohn- und Schlafzimmer in Form eines Polizeireviers hin aufgeteilt und auch so ausgestattet hat.

Überhaupt fühlt man sich in Anbetracht der Handlung und ihrer Behandlung wie herzlich willkommen; wird man zu Beginn doch gleich mit einem Stapel aufgehängter Filmposter von Lethal Weapon 2, Death Wish 3, Hard to Kill, Sudden Impact und diversen Jackie Chan Werken und eine verbale Einleitung zu den dortig vorgestellten Cops hin begrüßt. Im besten Fall der Vorstellung nicht nur die Helden des Protagonisten, sondern auch die des Zuschauers, der auch gar nicht eine etwaige nun folgende Entmythifizierung, sondern die Würdigung in Einfalt und trotzdem reizenden Anstand verbunden bekommt. So geht es auch nicht um die direkte Verballhornung einzelner prägnanter Momente und auch nicht um (medien-)wissenschaftlich urteilsfähigen Hintersinn, sondern um die Begleitumstände einer materiellen und formellen Dutzendgeschichte. In der die Gangster echt sind, der Informant, die Zeugin, nur der Cop halt nicht, dieser sich aber die beste Mühe und auch den nötigen Schneid dazu gibt.

In Folge dessen sind auch die rau-grotesken Action- und formidablen Stuntszenen in Bezug auf ihre Effektivität hin zweifellos vorhanden; wird nach dem einleitenden Überfall bis hin zum Showdown zwar vermehrt auf die Blutpäckchen bei den Einschüssen, aber nicht auf sich verfolgende, zusammenstoßende, detonierende Vehikeln, das Entzünden von Molotovcocktails und Handgranate oder dem Hantieren mit Pistole und Maschinengewehr unter der Choreographie von Yee Tin-hung verzichtet. Im langen Finale wird getreu den Gesetzen und dem, was zur gemein geläufigen Absicht dient, sogar ein richtiger Actionfilm daraus, ein Parkhaus erst belagert, dann von der einschreitenden Polizei (mit herben Verlusten) und schließlich in einer destruktiven Amokfahrt eines Busses sogar Lärm und Kinetik der heißgeliebten Vorbilder gestürmt.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Sa, 19.11.2011, 21:49

Happy Partner (1993)
Vielversprechender Beginn der leider äußerst kurzlebigen Filmkarriere von Do Hoi-sang, der sich in seinem Debüt der engen Verwandtschaft von Historizität und vorherrschender Modernität im Stil eines preiswerten Mr. Vampire 2 oder Magic Cop und in diesem Umfeld auch mit zeitgebundenen gesellschaftlichen Einstellungen bemüht. Dabei gilt das Übersinnliche in der ansonsten eher im Faustrecht des B - Action Filmes angesiedelten Geschichte eher als würzende Note, als positiver Beigeschmack einer auch ansonsten mehr als soliden, ja doch (leicht) überdurchschnittlich erfreulichen Begebenheit. Ein Kleinkunstspektakel als Action - Horror - Comedy mit offenen Gattungsgrenzen und aktualisierten Individualzustand:

Daheim mit seinem um die Freundin May [ Maryanna Yip San ] buhlenden Onkel Chau Shi-kwang [ für die Scherze zuständig: Charlie Cho ] gestraft, ergeht es Wu Fan-yin [ Chin Siu-ho ] auch auf der Arbeit nicht wesentlich besser. Denn eigentlich bloß als Chauffeur für den Geschäftsmann Tanakawa [ Hung Fung ] angestellt, muss er sich nach dessen schiefgegangenen Transaktionen um eine Zielvorrichtung für Raketenmissiles mit Mao [ Tong Kam-tong ] vermehrt mit dessen Schergen [ u.a. Jeffrey Falcon, Suen Kwok-ming und Mang Ding-goh ] herumschlagen. Weiterer Ärger droht bald in Form der Taschendiebe Shortie [ Gabriel Wong ] und Little Sister [ Loletta Lee ], die sich im Auftrag des eigentlich auch für Tanakawa beschäftigten Crocodile [ Robert Mak ] der 2 Mio USD wertvollen Beute bemächtigen. Sowie des rachsüchtigen Geistes Rainy To [ Liu Gin-ling ], zu deren Beseitigung die Experten Mentor Old Drunk [ Ku Feng ] und Protege Yihon [ Hon Gwok-choi ] angeheuert werden.

Erstaunlicherweise wirkt in der Handlung nur wenig bis kaum rückwärtsgerichteter Zeitbezug und vielmehr eine aktuelle, sogar nach vorn und auf Kommendes schauende Blickrichtung auf die Figuren ein und den allgemeinen Kampf um Hab und Gut aus. Groß in Mode ist nicht der Taoismus und seine hier und anderswo üblichen Zutaten um die Küchenmagie von Feng Shui, Yin & Yang, Possession und Exorzismus, sondern vielmehr die scheinbar weit verbreitete Heimatlosigkeit sowie der Drang nach der Fremde. Nicht nur, dass die bis zuletzt noch agierenden Personen allesamt nicht aus HK selber stammen, sondern von woanders her eingereist und so schon quasi nicht mit dem derzeitigen Schauplatz verwurzelt sind, auch haben sich (mittlerweile nach einer Phase des vermehrten bodycounts) ihre Bezugspersonen (in der "road to hell") aufgelöst und steht überhaupt der Drang nach einem anderen Ort im Vordergrund. Emigration ist zumindest anfänglich mit das hauptsächliche Schlagwort der Geschichte, wird der Frust der Gegenwart und die Angst vor '97 immer wieder direkt und indirekt erwähnt und setzt sich dieses auch als Hauptmotiv der dramaturgischen Symbolik für allerlei gefährliche Aktionen zwischen Zeremoniellaltar und Schrottplatz fest.

Der Einfluss der Übernatürlichkeit ist so bis auf das ausufernde Spektakelfinale nur ein geringer Zusatz, mit angenehmen Eigenschaft der Durchmischung von Zeiten, Traditionen und Genres und dadurch auch der Anreicherung des filmischen Menüs sicherlich, aber eben doch nur als kleine und kleinbleibende Teilnahme von Ritualität und Theatralität. Überhaupt ist der Film eine mit eigentlich einfachen Mitteln verfeinerte Schaubühne, die ihre eigene kulturelle Identität, selbst in den Füllszenen (d.h. die Kabbeleien von Neffe und Onkel um die gleiche Frau und ihre unterschiedlichen, sich oft gegenseitig ausstechenden Versuche der Anbandelung) noch halbwegs Geschmack und Interesse und auch sonst das nötige Gespür für Kurzweil und Zerstreuung besitzt. Dabei ist ein ähnlicher Gestus wie auch im filmographisch nachfolgenden Wai's Romance (1994) deutlich spürbar, wird dort die gleichso komödiantisch angehauchte Kultivierung von Alt und Neu allerdings mit bald langweilig werdenden Sex-, und hier mit ihre Anregung und Ästhetik aufrecht erhalten könnenden Actionszenen gefüllt. Eine Kostform der Abwechslung aus einem überbordenden, aber noch unter Kontrolle gehaltenen Besetzungsensemble, manchen verbalen Streitduellen plus der physischen Aktivität und Attraktivität von Martial Arts und Waffengang; ein Service verschiedener Zwiesprachen von Wortwitz über altehrwürdiges Kung Fu bis hin zum gegenseitigen, zweckhaft konkreten Austausch von Patronen und Feuerbällen.

Eine Freude am Spiel aller Beteiligten an diesem Happy Together [ AT ] und trotz ökonomischer Notwendigkeiten auch eines gewissen Ehrgeizes von Director Do und seiner Actionchoreographen Austin Wai und Chan Lau sind dabei durchgängig zu vermelden, eine leichte Aufführungssituation gespickt mit ständigen und auch ständig leichtbekömmlichen Hin und Her von Rede und Gegenrede und Aktion und Reaktion. Die Wort- und Ortswechsel mit den Mitteln der Komödie bis hin zum harmlosen Slapstick, die Schlagabtäusche in einem trockenen und erfreulich sorgfältigen Gestus plus dem Können von Akteur und Stuntman gesegnet. Richtige money shots oder eine wahrlich aufwändige Gestaltung lassen sich schon getreu der Finanzierung natürlich nicht vermelden, wird sich dafür aber in etwas längeren Einstellungen und trotzdem gewissenhaften und gleichzeitig vergleichsweise forscheren, nicht gleich aus der Prügelattacken in das sensuelle Bewusstsein hinein absolviert.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Di, 06.12.2011, 21:35

Her Judgement Day (1993)
Ein trotz oder auch wegen unauffälliger Besetzung und keinerlei Reputation in mehrerlei Hinsicht erfreuliche Überraschung; aus den Händen von Lau Hung-chuen, der sich eher als director of photography seine langjährigen Meriten besonders in den Achtzigern und frühen Neunzigern erworben, mit seinem Regiedebüt Devil Fetus (1983) aber immerhin noch einen der bis Heute eindringlichsten und auch bekanntesten und gleichzeitig mit am meisten geschätzten Horrorfilme aus HK inszeniert hat. An dieses Renommee kamen die noch nachfolgenden halben Dutzend Arbeiten aus eigener Kraft, einschließlich des vorliegenden Her Judgement Day beileibe nicht mehr heran, wird sich hier allerdings in durchweg beflügelnder Manier im Kampf von Frau gegen Mann und gleichzeitig die Kriminalität bewegt. Eine parallel saloppe und trotzdem strenge Gangart mit außerordentlicher Intensitätsreige an Affektbildern, die über einen Kopfüber in die Nacht Einstieg beginnt und die Kehrtwende eines Psychothrillers hin zum imposanten Actionfinale mit Motorradstunts und Massenshootout endet:

Aufgrund des harten Durchgreifens der Polizei in Bezug auf eine Anti-Triad-Kampagne muss der Bandenkönig Tse Sze nach Taiwan entfliehen, was dessen bisheriger Untermann Cripple Ho [ Jimmy Lung Fong ] prompt zu Ergreifung der Macht nutzt. Dafür beseitigt er mit Hilfe seines Handlangers Kwong [ Ng Sing-fat ] Tses Assistenten Qun [ Lo Lieh ] und dessen Frau [ Anna Ng ], die im Besitz der Namensliste der nun auseinander gerissenen Organisation waren. Qun hat die Daten allerdings zuvor auf dem Gameboy der Tochter Ling Ling [ Tam Hoi-yan ] gespeichert, die nunmehr mit der älteren und erfahrenen und mit Tse auch verbandelten Ching [ mit voyeuristischen Zufällen: Mondi Yau ] auf der Flucht vor den Häschern ist. Da sie von den eigenen Leuten um Brother Ming [ Ho Chi-moon ] und auch der nun die Aufräumarbeiten leitenden Obrigkeit der Polizei keine Unterstützung erwarten kann, wenden sich beide Frauen an Granny Hung [ Wu Ma ], und bekommen zudem unerwarteten Beistand durch den ehemaligen Schmuggler Sam [ Suen Hing ].

Gekennzeichnet als Adult Bullet Ballet, was in vielerlei Aspekt sicherlich so nicht und wenn dann nur im An- und Zusatz zutrifft, wirft sich die Inszenierung in eigener Inspirationslinie vor allem mit manchen positiven Überraschungen in Bild und Umgebung und einem aufgrund des Drehbuches mehrerer interessanter Blickwinkel eines allgemein unsicheren Soseins in die Waagschale. Zu Beginn nur wenig Worte und Federlesens und keinerlei Gefangenen machend, wird die anfänglich rasant fortschreitende Exkursion mittig zugunsten einer deutlicheren Charakterzeichnung, dann allerdings auch mit Klischees abgebremst. Ohne die Gefahr aus den Augen und dem Sinn zu verlieren, stehen die Kennzeichen einer auf schwankenden Beinen und im rauen Wind stehenden Dreiecksbeziehung der etwas anderen Art im Vordergrund der Überquerung. Der im Titel aufgezeigte possessive Determinator "Her" verweist auch direkt auf die entscheidende Person der Ching, die sich geprägt durch Vergangenheit, Gegenwart und ihr spezielles Umfeld eine Aura der Unabhängigkeit und Zähigkeit zugelegt, dies aber nur nach außen hin und nicht im Kern der Seele selber vollendet hat. Infolgedessen ist sie im ausbrechenden Gangsterkrieg entgegen ihren Willen und ihrer geäußerten "I'll cut your dick out for the dog !" Natur doch von mehreren Hilfen abhängig, was im entsprechend (t)rotzigen Ton zur Kenntnis und so der Schein und nicht das Sein bewahrt wird.

Sowohl gegenüber dem mysteriösen Sam als auch ihrer noch blutjungen Verwandten, die quasi die noch unschuldige Ausgabe ihrer selbst ist, wird ein eher barsches Verhalten an den Tag und die dahinter liegende Sorge und Angst fast immer ad acta gelegt. Ein Hin und Her des Verhaltens, welches mit vielen Bluffs und tatsächlichem Schauspiel und so auch durchaus unsympathisch wirkenden Maskerade arbeitet, die die Titelheldin zu allem anderen als der mitfiebernden Hauptakteurin, da schon ein wenig anstrengend und bisweilen abstoßend im Wesen macht. Die Mischung aus Bevormunderin, und dennoch Mutter- und/oder Schwestern- und/oder Freundinnenersatz für die nunmehrige Waise Ling Ling trägt den teils erstaunlich solide produzierten Film (aus der Schmiede der ehrwürdigen Grand March Movie Production Co., Ltd. unter Führung von Lo Wei) zusammen mit der konkret lauernden Bedrohung und der Bedeutung auch vom äußeren Eindruck her auch mit nur wenig größeren Actionszenen in die Bestimmung qualitativen Bewusstseins.

So treten zwar manche kleinere Kampfaktionen gerade in den ersten schnellen Minuten und dort auch die Einlage einer Apartmentexplosionen, die halsbrecherische Flucht über eine Bambusbalustrade und kurze Schusswechsel auf, die ebenso solide wie die Richtung und Option weisend, aber nicht das komplette Potenzial ausschöpfend sind.
Dafür vermag Lau auch hier als Kameramann fungierend die Stätte Hong Kongs in erstaunlich neue oder so noch nicht wahrgenommene Schauplätze zu verwandeln, die angenehmerweise gar nicht so richtig das Flair der (ansonsten fast satt- und übergesehenen) Stadt, sondern gänzlich frische geographische und sensuelle Anhaltspunkte und so Neu- und Wissbegier erwecken. Zusätzlich dazu ist das abweichlerische Geschehen im Finale in einer Lagerhalle voll entzündlicher Fässer beachtlich explosiv und in Details merkwürdig over-sexed, ohne sich gleich in Bettengestöhne und andauernde Matratzenakrobatik anderer Genrevertreter zu verlieren, sondern selbst da Akzente der Eigenart, der Offensiviät und eigenen Art zu setzen.

So weist Ching als mit charakterisierendes Etikett eine Selbstsicherheit auch gerade in Bezug auf ihren Körper und den Umgang damit auf, die die gänzlich unerfahrene, auch gerade die erste Menstruation erlebende Ling Ling erst abstößt, dann aber in frühreif bemühter Konkurrenz, Eifersucht und Ausspielen des Beschützerinstinktes (um den Hahn im Korb, Sam) anspornt. Der Auftritt eines Exhibitionisten am Rande, eine als Verführung dargestellte Leibesvisitation von Ching durch die Gangster im Hinterhof, ein deutlich sichtbarer Spermafleck auf dem Bett ihrer Mitbewohnerin nach einem Tête-à-tête mit dem Gigolo (bei trotz Besuchern offener Schlafzimmertür) und ein für die sonstige inszenatorische Sicherheit recht albern wirkender Geschlechtsverkehr auf dem Trimmdichrad und unter einem Himmelbett schließen sich dieser fleischlichen Merkwürdigkeiten an.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Fr, 09.12.2011, 20:30

City on Fire (1993)
Dem Titel [oder gar dem '87er Namensvetter von Ringo Lam] so gar keine Ehre erweisender Genrebastard taiwanesischer Herkunft, wobei ein supranaturalistischer Touch und die wenige, abgesehen vom [erstaunlich explosiven] Finale aber auch profan umgesetzte Action noch die schönste aller Künste in dem ansonsten eher absurd über die Provinzbühne holpernden Elend ist. Falsch besetzt, schlecht geschrieben, und finanziell und künstlerisch die nackten Beine statt die vollen Hosentaschen offenbarend; ein lebloses, nur durch seine Widersprüche und Mangelhaftigkeit interessantes Kontrasubjekt, dass seine sowieso vorhandenen Nachteile scheinbar noch hervorleuchtend zu machen sucht:

Als vor zehn Jahren seine Frau von einem auf ihn angesetzten Killer erschossen wurde, hat Chiang Wei-jay [ Geung Dai-chuen ] seinen Job als chief police of robbery an den Nagel gehängt und sich sehr zum Verdruss seines Bruders und Kollegen Wei-ming [ Mark Cheng ] nahezu komplett dem Alkohol verschrieben. Auch seine nunmehrige Tötigkeit als Trainer für illegale Hundekämpfe beim ansonsten mit Drogen dealenden Gangsterboss Lee Lang [ Lung Fei ] bringt er nur mühsam über die Runden, erregt allerdings trotzdem die Aufmerksamkeit dessen Tochter Lee Ling, was wiederum argwöhnisch von Lees rechter Hand Chang, einem eifersüchtigen Soziopathen mit baby-face beobachtet wird. Während Lee zunehmend in Unannehmlichkeiten mit der ortseigenen Konkurrenz gerät, und die von ihrem Vorgesetzten [ Wu Ma ] beauftragte Polizistin Chia-chi [ Michiko Nishiwaki ] mit störenden Razzien aktiv wird, gerät auch Wei-jay zunehmend in den Trubel.

Dabei ist die Geschichte [auch ohne die später noch eintreffenden, und so der dünnen Handlung noch etwas Aha-Effekt und Würze und die große Überraschung bringen sollende Kniffe] schon von vornherein und auch rückwirkend der große Quatsch. Nur phasenweise angenehmer, da mittig vollkommen über die Strenge schlagender Humbug um untätige gute Polizisten und auch nicht so wirklich in Augenschein genommene böse Gangster, die beiderseits eher schlichten Gemütes die Trennlinie der Kriminalität entlang schreiten. Ein Mindestmaß an Genreregeln wird somit schon eingehalten, der Rest durch eine Konkurrenz untereinander in Verbrecherkreisen und etwas emotionalen Beiwerk noch zusätzlich an Inhalt, aber nicht an Talent oder der finanziellen Größe vermehrt. Eine Begebenheit aus der Massenverbreitung als Stichwortregister, die nicht in der Stadt, sondern in drei Innenräumen, d.h. den Wohn- bzw. Arbeitsstätten der hauptsächlich agierenden Figuren und ansonsten nur im preiswerten Kulturpark und einem verfallenen Mauerwerk und so an den Irrlichtern der Ästhetik zwischen Graffiti, Siff und Verrat spielt. Die Nihilisierung von Anmut und Schönheit wird auch in den Dialogen und der Bebilderung selber Rechnung getragen, ist das Werk vom kurzfristig beschäftigten, vorher mit Devil Cat (1991) und Big Circle Blues (1992) reüssierenden Regisseur Chow Cheung doch der übliche blasse Vertreter gefühlter Unfarben, kultureller Unschärfen und einer insgesamt salopp herumgeschusternden [Arbeits-und Inszenierungs]Einstellung.

Quasi der erste Schritt der Abwanderung, hinaus aus dem bisher sicheren Exil Hongkongs hinein in die niedere Vertreibung und bald Vernichtung; wurden ab 1992 doch vermehrt die Produktionen einstmals blühender und damals immer noch stark aktiver kantonesischer B-Action-Fabrikate in die Außenländer Taiwan und anschließend in das noch preiswertere Kunstreich der Republik der Philippinen und damit die Weichen in Richtung von Hilfsregisseuren und baldigen Exitus verlegt. Hilfreich für diesen recht speziellen Genuss primitiver Bloßstellung für das Publikum an Vielsehern und anderweitig Interessierten ist die Mitwirkung der bekannteren Mark Cheng und Michiko Nishiwaki, wobei gerade der Erste nur als besseres Cameo im abgehangenen Platz gehandelt und die Zweite zumindest für die wenigen, ihrerseits übrigens belanglosen Martial Arts Momente eingesetzt, ihnen ansonsten aber auch keine bessere Position in dem wirren Brei aus Drama, Schmalspur-Gangster-Krimi und Spektakel an der Armutsgrenze zugestanden wird. Die wenige angenehme Abwechslung erfolgt durch die seltene Szenerie einer Hundezüchterstätte, die wiederum mit umso unschöneren, da gruselige Momente auslösenden Zweikämpfen der antrainierten Vierbeiner vor johlender Meute zunichte gemacht wird. Und einem vollkommen aus der Luft und in die Leere gegriffenen überirdischen Aspekte, in dem die sich zerfleischenden Tiere und anderes Glücks- und Wettspiel durch eifrige Händereiben eigens dafür angeheuerter Magier zu den jeweiligen Gunsten beeinflusst wird. Später tritt sogar noch ein zum Leben erwecktes Baummonster auf. Preiset den rettenden Trash.

In Sachen okkulter Hokuspokus geht auch die Auswahl von Altmime Geung Dai-chuen als bestimmendes Merkmal der figürlichen Konstellation; ist der Ende der Achtziger zwischenzeitlich für IFD Films & Arts Ltd. [ Gunman Impact (1988), Queen of Cobra (1988) ] tätige Darsteller weder optisch noch physisch noch gestisch auch nur annähernd in der Lage, seinen im unbefriedigten Kleinbürgertum steckenden (vermeintlichen) Anti-Helden aus der schon peinlichen Lächerlichkeit hinaus und in das Gebiet der Glaubwürdigkeit hinein zu spielen. So gestellt wie die Mimik und die Pose und zur Klamotte erniedrigt, so unpassend der direkt von Brad Fiedel übernommene Score und sprunghaft und ungelenk Dramaturgie und Montage allgemein. Eine Aufheiterung durch Schusswechsel erfolgt sporadisch und spät, auch dann mit manchen (blutigen) Effekt und so entsprechenden Nutzen, wird bis auf ein wild-gelungenes Gehaue im Showdown aber allenthalben mit einer anständigen Choreographie oder anderen Orientierungspunkten gegeizt.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Fr, 21.09.2012, 12:00

Honeymoon in Jakarta (1993)
Wenn Einer eine Reise tut.
Nicht nur der westliche Bewohner kommt bei einem Ausritt in die große weite Welt in ein Land der Fremde und gleichzeitig voller ihn überwältigender (Schönheiten und) Schwierigkeiten, auch der gemeine Hongkong - Chinese trifft dabei vermehrt auf fremde Kulturen und fremde Sitten, die das auch schon gefährliche heimische Terrain gleich in ganz anderes Licht erstrahlen lassen. Ob man nun nach Russland ging [ Train Robbers, Dragon from Russia ], nach Amerika [ Guns of Dragons, Gates of Hell ] oder in eines der anliegenden asiatischen Regionen, überall wartete nur Gefahr und Unheil auf den eigentlich die beschauliche Ruhe und sein Glück Suchenden; quasi die Fatal Vacation. In Honeymoon in Jakarta soll es nicht unterschiedlich und doch so vieles anders und ein Fall absoluter Sparmaßnahmen und des direkten Gegen- und Widerstückes, also der Antithese zu dem dasselbe erzählenden, aber mit Sex und Gewalt geradezu um sich werfenden Hero Dream sein:

Zwar im gleichen Juweliergeschäft tätig, sich aber ansonsten uneins in vielen Dingen reist das Ehepaar Leung, bestehend aus Fa [ Cheung Kwok-keung ] und Kat [ Chan Wing-chi ] aufgrund eines hohen Preisnachlasses seiner Firma in die Hauptstadt der Republik Indonesien. Schon von Beginn nervt allerdings nervt sie die Hitze, die ihrer Meinung nach spärliche Unterkunft und das geizige Verhalten ihres Mannes. Nach einigen Shopping- und Esstouren besänftigt, treten durch einen von der Polizei gestörten Diamantendeal zwischen Brother Dragon und Brother Rat allerdings ganz andere Probleme in der südostasiatischen Idylle auf. Auf der Flucht der Gangster vor dem langen Arm des Gesetzes landet der mit 900.000 USD dotierte "Star of Indonesia" ausgerechnet in dem Einkaufsbeutel der gerade einmal wieder streitenden und gegenseitig die Scheidung verlangenden Leungs; so daß ein bald härtere Maßnahmen ergreifender Handlanger [ verschnupft: Bruce Maang Lung ] in Auftrag gesetzt wird, die verlorene Beute wiederzubeschaffen.

Im Grunde ist dies ein Zwei-Personen-Stück im fortwährenden zeitlichen Aufschub, statisch, sehr wiederkauend dialoglastig, noch spät und dann sporadisch ergänzt mit einem Einfall des umtriebigen Dritten, der das ewig zersauselte Ehepaar dann im Love Battlefield Motiv doch wieder enger zusammenschweißt. Im Übrigen stellt der Urlaub der Pauschaltouristen aus Cheung Chau kein honeymoon im eigentlichen Sinne, sondern nur die ganz gewöhnliche geographische Auszeit im schon etwas schwierigen Jahr der Ehe dar; ging es zuvor nach Macau auf die Flitterwochen und stand nach dem Wunsch der Frau auch lieber Japan oder Europa auf dem Plan. Für diese Sorte Ferienzeit war stellvertretend für die Produktion und die Zweit-Inszenierung von Tony Mau Kin-tak kein Geld dar, müssen die beiden Sommerfrischler, das gesellige Drehteam des als Assistent Director über anhaltend stattliche credits Verfügenden Mau und ihre wenigen Zuschauer mit dem 2000 Meilen entfernten Indonesien vorlieb nehmen. Nach dem Buchen der Holzklasse der (mittlerweile Bankrott gegangenen) Sempati Air from HKG to JKT ist die Finanzierung sowieso fast weg, beläuft sich der gesamte Rest des Filmes auf den Besuch naheliegender Sehenswürdigkeiten, vielen Einkäufen bevorzugt von einheimischen Knabberkram und dem gewissen Vorführen gerade der lokalen Männer; was die vielbeschworene Gastfreundschaft in dieser grimassierenden Bloßstellung schon ein wenig ad absurdum führt.

Denn besetzt mit Cheung Kwok-keung, der zuvor mal so etwas wie eine Karriere und zumindest auch das Potential dazu hatte, sowie mit Sexsternchen Chan Wing-Chi, die trotz strenger Zugehörigkeit zum Cat III (Nude) roles Genre dafür gesehen nicht die schlechteste Filmography vorweisen konnte, darf vor allem Sie hier mit den vorhandenen Reizen trotz vorherrschender Zugeknöpftheit nicht geizen. Das sparsame Dekollete, ein wenig Bein sowie Leibesübungen im seidigen Neglige ist allerdings auch schon zuviel des Guten für den indonesischen Mann, der anscheinend zuvor noch keine oder eben keine attraktive Frau gesehen hat. Aufhänger für allerlei Scherzchen, in denen Sie mit den körpereigenen Angeboten kokettiert, während bei Ihm vor Eifersucht der Kamm schwillt; ein Prozedere der humoristischen Dürftigkeit, dass den Film bzw. diese handlungsannullierende Reiseexkursion im direct to video Format schnell von der vielleicht noch die Überbleibsel rettenden Komödie in die anstrengende Klamaukerei zu entnervenden Standard-MIDI-Files vom letzten Kindergeburtstag abrutschen lässt.

Denn diese Ausfahrt erst in das Erholungsresort mit immerhin schmeichelnder Kulisse von Palmen, Strand und Meer, dann die umliegenden Vergnügungs- und Einkaufzentren und dann in die Kriminalität und Diamantenhatz ist weder ernst zu nehmen noch ernst gemeint, sondern schon komplett unter Ulk zu verbuchen. Ein überaus billiges, dafür aber durch andauerndes verbales Einerlei, einer absoluten kreativen Dürftigkeit schon bis zum Nullpunkt und noch weiter hinein in das Extrem sowie das Gezanke und Gekeife sind im Grunde einem Lust- und Possenspiel zuzuordnen. The Odd Couple, mit dem Geschlechterkampf als Hintergrund, und dem Verbrecher, der vor dem Ablauf des ersten Drittels sowieso nicht und dann auch erst unregelmäßig als Art Jack in the Box ordnungsstörender Aggression auftaucht, nur als Gimmick. Als nutzloser Zusatz der Freizeitindustrie, der nicht der eventuellen Action, sondern der Wiedergewinnung der Ausgangsordnung des nunmehr gemeinsam um die Beute kämpfenden und so wieder Zusammenhalt beweisenden Paares gilt. Denn physische Auseinandersetzungen finden trotz Option in der Geschichte und Potential in der Besetzung nicht statt, ist jeglicher Aufruhr nach dem bloßen Zücken und Zeigen der Waffen, etwas Gelaufe und ein bisschen Geschubse durch die Verkehrs- und Fußgängerzonen schon wieder vorbei und erledigt.

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