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Der große Shaw Brothers Filmthread

Diskutiere über asiatische Filme, Darsteller oder alles andere, das den Asien-Film-Fan interessiert.

Beitragvon Zhoujia am Sa, 28.10.2006, 20:05

Wollte nicht unnötig einen neuen Thread aufmachen, daher mach ich das hier, hätte nämlich ne Frage und zwar:

Auf der IVL DVD von Challenge Of The Masters (1976) ist ein Special über Hung Kuen (Hong Quan) drauf, da sind Ausschnitte von einem alten Shaw Film zu sehen, wo Alexander Fu Sheng, Chen Kuan Tai und Chi Kuan Chun (im Vorspann?) Kung Fu zeigen, und zwar bewegen sie sich auf einem chinesischen Zeichen. Der Hintergund ist rot/orange gehalten. Kann mir jemand sagen, welcher Film das ist??

Vielen dank schonmal!
Zhoujia
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Beitragvon diceman am Sa, 28.10.2006, 20:25

Mic hat geschrieben:Sexy Killer und Intimate Confessions of a Chinese Courtesan [...] raeudige Geschichten in opulenter Sex / Crime / Action Aufmachung.

:clap: Dankeschön, die Empfehlung nehme ich gerne entgegen. :lol:

@kungfumeister
"The Lady Assassin" ist mir, glaube ich, aber auch schonmal in positivem Kontext untergekommen. Nehme ich auch.
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Beitragvon kungfumeister am Sa, 28.10.2006, 21:26

@diceman

es muß nicht immer Shaw Brother sein

hier 2 klasse kung Fu filme mit Weiblichkeiten

Broken Oath

Die Lady aus Granit
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Beitragvon spannick am Sa, 28.10.2006, 22:06

Zhoujia hat geschrieben:Wollte nicht unnötig einen neuen Thread aufmachen, daher mach ich das hier, hätte nämlich ne Frage und zwar:

Auf der IVL DVD von Challenge Of The Masters (1976) ist ein Special über Hung Kuen (Hong Quan) drauf, da sind Ausschnitte von einem alten Shaw Film zu sehen, wo Alexander Fu Sheng, Chen Kuan Tai und Chi Kuan Chun (im Vorspann?) Kung Fu zeigen, und zwar bewegen sie sich auf einem chinesischen Zeichen. Der Hintergund ist rot/orange gehalten. Kann mir jemand sagen, welcher Film das ist??

Vielen dank schonmal!


das ist THREE STYLES OF HUNG FIST, ein 9-minütiger Kurzfilm, der ursprünglich ein Vorfilm zu HEROES TWO war.
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Beitragvon Zhoujia am So, 29.10.2006, 10:34

@Spannick: Vielen Dank für die Antwort. Kann man den Kurzfilm irgendwo komplett sehen (auf einer DVD)?
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Beitragvon DongFangSue am So, 29.10.2006, 11:55

Hi, does anybody know which SB titles from MIB are coming next?
Thanks a lot.
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Beitragvon spannick am So, 29.10.2006, 14:01

die ursprüngliche Fassung gibts es nicht von Celestial. Nur die mit neuer Schrift und Soundeffekten digital bearbeitete Version gibt es in Mandarin mit Englischen UT auf der DVD von BOXER FROM SHANTUNG (HK), oder in Englisch auf der DVD von HEROES TWO (Frankreich).
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Beitragvon Mic am Mo, 30.10.2006, 22:20

Murderer Pursues
Die Zeit ab 1980 scheint keine angenehme in HK gewesen zu sein; diesen Eindruck bekommt man zumindest, wenn man sich Filme wie Brothers from the Walled City, On the Wrong Track, Man on the Brink, Cops and Robbers oder Gun is Law einmal zu Gemüte führt. Gesetzt in der Gegenwart vermitteln sie allesamt ein sehr pessimistisches, fast schon nihilistisches Bild vom Jetzt und gleich miteingliedernd auch für die Zukunft. Die Vergangenheit stellte die Weichen für eine scheinbar unwiderlegbare Finsternis; die Neuorientierung der abwandernden Wirtschaft, die ersten Gespräche zwischen den Premiers des Vereinigten Königreichs und der VR China über die Rückgabe des gepachteten Gebietes und die steigende Kriminalitätsrate erschufen zusammen mit anderen Faktoren ein hoffnungsloses Porträt der kommenden Zeit.
Damals produzierte Filme verlegten sich etwa auf eine Phantasiewelt, in der sich Helden mit ihren stetig siegreichen Waffen und Kampfkünsten der Widersacher erledigten oder die jungen Leute mit grosser Klappe und fintenreichem Geschick gegen alle Hindernisse wehrten. Mit der aufkommenden New Wave Welle wurden aber auch vermehrt die realpolitischen, gesellschaftlichen und sozialen Strukturen des gerade jetzt ablaufenden Präsens aufgezeigt. Keine schöne Stimmung, sondern voller Depression, Melancholie und Gewalt; wenn man sich nicht nachträglich mit über zwei Dekaden Abstand die Filme ansehen würden, könnte Einem selber Angst und Bange werden.

Auch Murderer Pursues atmet eine unangenehme Stimmung; zwischendurch fühlt man sich fast wie einer der handelnden Figuren: Geknebelt bis zum Würgreiz, ein Stück Stoff tief in den Rachen geschoben. Gefesselt. Mit brühend heissen Wasser übergossen.
Ganz so schlimm ist es dann nicht, nur Regisseur Wong Chung ergeht sich schon von Beginn weg in einer Geschichte voller Unkenrufe; nicht so sehr an dem Erzählrahmen von Kriminellen und Polizisten interessiert, sondern sie nur zum Aufzeigen der schwarzseherischen Situation nutzend. Seine Personen haben vom Start weg nur wenig Chance auf eine Änderung ihrer Lebensperspektive; der Beginn in einem Flüchtlingslager zeigt bereits eindringlich zukünftige Repressalien auf. Der Anfang vom Ende:

Ein Trupp Vietnamesen ist eingepfercht; das Lager erinnert in all seinen Eckpunkten mehr an ein Gefängnis statt einem vorübergehenden Aufenthaltsort für Asylsuchende. Wärter. Umzäunung. Der überragend hohe Männeranteil. Die Bildung von verfeindeten Gruppierungen trotz des gleichen Schicksals. Die Gängeleien und Angriffe untereinander.
Ah Shen [ Danny Lee ] führt als „Grosser Bruder“ eine kleine Einheit von Kumpanen an, darunter Ah Hu [ Parkman Wong ], Ah Ma [ Lam Shung-Ching ] und Ah Chang [ Ray Lui ]. Als sie während einer gewalttätigen, tödlich verlaufenden Auseinandersetzung die Flucht antreten, wird die Truppe getrennt.
Ah Chang macht sich zu seinem Onkel Su [ Kent Cheng ] auf, der ihm seine Geburtsurkunde geben und damit ein ganz neues Leben eröffnen kann.

Der entscheidende Faktor dabei die Herkunft, Ah Chang ist Halb – Chinese. Da in den folgenden vier übersprungenen Jahren zwischen 1976 und dem heutigen 1980 keine weiteren Einflüsse eine Rolle spielen – das Interne Werte- und Normensystem der konfliktorientierten Bande fällt ja auch weg - , muss man annehmen, dass nur auf diese Merkmale der Beeinflussung Rücksicht genommen wird. Die Soziodemografischen Angaben bei Ah Chang sorgen dafür, dass er anders als die Übrigen bereits Wurzeln in HK hat und deswegen auch in der Lage ist, sie zu vertiefen und festigen. Er gehört hierher, während die Anderen Fremde sind und Fremde bleiben werden. Aussätzige. Ob sie jemals vorhatten, im Gegensatz zum nunmehrigen Polizisten Ah Chang auch einmal ein geregeltes Leben als integrierter Normalbürger zu führen, steht nicht zur Debatte. Diesbezüglich macht es sich die Handlung einfach; Fragen werden keine indiziert, sondern Glück und Pech des Scheideweges vorherbestimmender Provenienz als bestätigt angenommen. Liegt damit ja auch so falsch nicht. Das Kausalmodell der ethnischen Zugehörigkeit und dem Ort der verbrachten Adoleszenz ist mit entscheidend für das Hineinrutschen in delinquente peers; Ah Shen und seine verbliebene Mannen gelangen als Juwelenräuber erneut in die Handlung und begründen damit die endgültige Abspaltung vom ermittelnden Ah Chang. Nur auf einem alten schwarzweiss Foto ist er noch Teil von Damals. Auch hier also wie so oft Cops VS Robbers, die später gängige Bloodshedthematik im Anklang der Konflikte zwischen zwei Parteien, die sehr viel gemeinsam haben und dennoch unabänderlich auf verschiedenen Seiten stehen. In einem inhaltlichen Fauxpas kommt Ah Chang ausgerechnet durch die Erwähnung eines anderen Filmes auf die offenkundigen Zusammenhänge.

Über diesen „Bloody Street“ und seine Ingredenzien herrscht Unkenntnis, aber der hiesige Regisseur Wong gestaltet die Atmosphäre trist und monoton. Defätismus, Langeweile und Frust gestalten die modern day Existenz. Ständig beengte Verhältnisse schliessen sogar das Polizeirevier mit ein; in den Wohnungen stapeln sich die zum Leben nötigen Gegenstände in und übereinander. Strassen lassen nur wenig mehr Freiraum zu, die kompakte Bevölkerung wuselt durch die meist schäbig anmutenden Gegenden. Luft zum Atmen und Raum fürs Alleinsein findet man exemplarisch für das Setting nur auf ausserhalb abgelegenen Orten wie einem Schrottplatz.
Die Inszenierung ist stark nachtaktiv; in der Dunkelheit geschehen die wichtigsten Dinge, aber auch am Tage scheint analog der Hoffnungslosigkeit und trüben Aussichten kaum die Sonne. Mangelnde Ausleuchtung kleidet das farbarme Geschehen in einen dumpfen Brei aus Braun-, Grau- und Schwarztönen; dass blasse Weiss bringt keine Kontraste ein. Anzeichen für ein rosiges, ein besseres Morgen fehlen sogar in der Optik; welche ebenso wie der betrachtete Themenkreis mehr an das problemoriertierte, desillusionierte US Kino der 70er erinnert. [ Auch hier wieder dieses Merkmal auffallend; HK Filme ticken mit einer nachgestellten Uhr. Die Martial Arts Epen der 70er z.b. erinnern desöfteren an die Technicolor Western der 60 ebenso wie an die bis dahin populären Monumental- und Sandalenfilme im Cinemascope.]

Die Zeiten haben sich geändert. Onkel Su – ebenfalls Polizist beim CID und auch an den dienstlichen Nachforschungen beteiligt – verfügte zu seinen Anfangstagen über eine viel höhere Aufklärungsrate als sein Neffe; als Beispiel gesteigerter Kriminalität und folglicher Resignation bekommen die vietnamesischen Gauner nicht wirklich Probleme mit der Polizei, sondern mit Leuten von der Konkurrenz. Ein frisch entlassener Killer will seinen Bruder rächen und nimmt sich Einen der Vietnamesen nach dem Anderen vor; beim scheinbar ewig dauerndern Finale auf einem Häuserdach unter einem Wald von Fernsehantennen offenbart sich die grösste Schwäche des Filmes am Deutlichsten. Wong suhlt sich im Kampf des Lebens und exerziert dann auch das Ausscheiden daraus als eine Qual; keine Erlösung, nur ein Wechsel von einer desolaten HorrorSphäre in die Andere. Der lokale Albtraum kann im Epilog als einziges Merkmal nur eine Collage aus den verschiedenen violenten Auseinandersetzungen erstellen; mehr hat sich als Aussage nicht ergeben und mehr kann auch nicht hinein gedeudet werden. Der rudimentäre Stoff erfährt auch niemals eine Auflockerung, oder wenigstens eine Form von Anreiz; selbst die wenigen Actionszenen wirken abstossend und andere Formen der Unterhaltung sind erst recht nicht gegeben.
Das Transkript von falsch verstandenen Idealen, fehlgeleitetem Ehrgefühl, mangelnder Kommunikation ist tatsächlich zu minimalistisch bis fast hin zu öde präsentiert, um wirklich etwas auslösen zu können. Da helfen einige spätere Stars im Frühstadium nur begrenzt als Stimulanz.

4.5 - 5/10
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Beitragvon Mic am Mi, 01.11.2006, 11:25

Man of Iron
DT: Der Mann mit der Tigerpranke
Der obligate Nachfolger zu Boxer from Shantung leidet am Deutlichsten unter seinem Bekannntheitsgrad. Dem des Filmes speziell, der ja nun auch nicht gerade zu den übersehenen oder vernachlässigten Produktionen gehört und auch hierzulande seinen Ruf geniesst. Und dem derartiger Werke allgemein; man schafft es nämlich nicht, auch nur Irgendetwas Neues hineinzubringen und ergeht sich die gesamte Laufzeit rein in Standardelementen.
Also weniger eine Fortsetzung denn eine Variante; dies gibt man auch offen zu:
Re – enact heisst es in der Einleitung.
A similar tragedy.
Hero‘s name has changed naturally.


Natürlich. Irgendwo muss die Wiederholung ja seine Unterschiede aufweisen und wenn es auch nur im Namen der Figuren sei. Dass man nun auch 20 Jahre nach dem Vorgänger spielt, bringt dann ebensowenig spürbare Abweichung gegenüber gängigen Traditionen mit ein; de facto bekommt man nur das Gleiche wie sonst auch. Die Geschichte wird mit „We either destroy others or be destroyed“ gefällig rasch zusammengefasst und die Toten von Showdown des vorigen Filmes auch nur schnell weggeräumt, um noch im gleichen Produktionsjahr denselben Schauplatz mit neuen Kämpfen und neuen Leichen zu füllen.

Die Hauptperson, also die diesmalige Legende, hört auf Qiu Lian Huan [ wieder Chen Kuan Tai ]. Man weiss sonst nichts von ihm. Nicht wo er herkam, nicht einmal was er macht. Er hat eine Reputation in Shanghai, soviel steht fest. Das sieht man auch schnell. Der Mann ist geschniegelt und gestriegelt, Seitenscheitel akkurat, aber nicht penibel wirkend. Leger. Schwarze Lederjacke, offenes weisses Hemd mit gestärkten Kragen. Männlich breiter Gürtel.Mit kräftig - forschen Schritt teilt er die Menge, die ihn entgegenkommend artig grüsst. Seine Männer folgen ihm brav hintendran, einzig sein bester Freund Lin Geng Sheng [ Wong Chung ] darf dichter aufrücken.
Qiu ist der Platzhirsch. Autark, stolz, selbstsicher und auch mit Hang zum Eingebildetsein. Dies treibt ihn in die Schwierigkeiten.

Auslöser der Geschichte ist dabei eine Frau: Shen Ju Fang [ Cheng Lee ] gehört eigentlich zu Yu Chow Kai [ Tin Ching ], dem Sohn des lokalen Herrschers Yu Chen Ting [ Yeung Chi Hing ].
Qiu sieht sie und will sie haben. Yu will sie behalten. Nur darum geht es. Beide Parteien streiten sich die erste Zeit um ein Objekt der Begierde, noch dazu um eines, dessen Verlockungen für den Zuschauer nicht spürbar sind und dessen Anreiz deswegen die so schon schwächelnde Geschichte nicht im Geringsten unterstützt. Soll wahrscheinlich auch gar nicht glaubhaft wirken; zumindest entsteht nie der Eindruck, das Regieduo würde auch nur halbherzig eine spürbare Lovestory entwickeln wollen. Sind die männlichen Figuren der Handlung schon pure Stereotypen, so stellt Shen gleich komplett ein narratives Ausstellungsstück dar. Ein menschlicher McGuffin. Als halbweltliche „China Doll“ – sie ist doch augenscheinlich eine Edelprostituierte - wenig charismatisch oder gar sympathisch wirkend. Sie hat auch ausser dem Auslöser keinerlei Bewandtnis; beobachtet das durch sie in Gang gesetzte Geschehen von dem Rondell ihres Balkons aus.
Die personellen Konstanten bleiben ohnehin blass; Eindimensionalität im Studio verströmt durch schmachtende Blicke, „Schau her, was ich alles drauf hab“ Gesten und den sofort absehbaren Konflikten.
Der Zwist zwischen den Generationen kommt nämlich noch hinzu; destilliert sich sogar deutlicher heraus, obwohl auf ihm weit weniger Aufmerksamkeit liegt.

Der alte Yu war eine Weile weg und ist deswegen nicht auf dem Aktuellen Stand. Sein Sohn kann nicht sein Nachfolger werden, weil er nicht reif für eine Übernahme ist und dies auch nicht sein wird. An einen Fremden wie Qiu kann er seine Macht und Stellung nicht ohne weiteres abtreten; auf seine letzten Tage noch die Butter vom Brot nehmen zu lassen widerspricht seiner Lebensweisheit und seiner über die Jahrzehnte begründeten Egozentrik. In seiner Fokussierung auf Qiu als Bedrohung verliert er seine rechte Hand Chang Gen Bao [ Zhu Mu ] als eigentliches Risiko aus den Augen.
Dadurch ist nicht nur der Opener, sondern eben die Gesamthandlung klassisch im wahrsten Sinne. Die ersten Szenen sind Bravourstücke der Effizienz. In einer wahren Energieleistung haben die Autoren Chang Cheh / Ni Kuang Alle und Alles miteinander in Verbindung und die Probleme oft schon durch kleine Gesten und Bemerkungen ins Rollen gebracht; innerhalb 5 Minuten ist nicht nur der Ausgangspunkt für das Finale klar, sondern auch jede mögliche Frage und Wendung bereits im Keim abgewürgt. Ein isolierter Mikrokosmos mit genau abgesteckten personellen, intentionellen und geographischen Grössen; die Erzähloptionen nun in einem geschlossenen Raum statt in eine jede Richtung offenlassende Konstellation gepackt.

Die gleiche Anstrengung müssen sie danach darauf aufwenden, aus der knappen Synopse einen Langfilm zu machen. Da kaum etwas Erwähntenswertes mehr im Drehbuch steht und man sich erstmal nur über repetierende Gespräche ausdehnt, gelingt das eher nicht; aber immerhin kann man dafür sorgen, dass die Fahne der Action ab und an mal oben gehalten wird.
Mehr zu erledigen ist ja auch nicht; Geschäfte oder Berufe oder Derartiges übt anscheinend Keiner aus. Und hindern tut sie auch niemand; Polizei oder weitere Formen der Staatsgewalt existieren nicht. Es sind auch immer nur die wenigen führenden Köpfe im Bildkader sowie deren Schergen als indifferente Masse und halt Shen; Interaktionen zu Weiteren finden nicht statt.
Kein Wunder. Sind die Kontrahenten in der sichtlich künstlichen Stadt doch derartig eingemauert und sind so zielgerichtet nur auf Provokation und falscher Courage ausgerichtet, dass man gar nichts anderes tun kann, als sich im kleinen Kreis die Köpfe einzuschlagen. Symptomatisch für die Jugend nutzt Qiu dabei desöfteren den Fortschritt der Technik als virulent psychischen Faktor; mit dem Motorrad durchbricht er Hindernisse, das Fahrrad wird als Schutzschild und Schlaginstrument missbraucht und Angreifer zwischen Autotüren eingeklemmt oder in die Frontscheibe seines Vehikels geworfen. Wenn er nicht gleich damit die Leute überfährt oder an die Wand drückt.
Die Choreographie von Lau Kar Leung und Chan Chuen selber ist nicht zu verachten, aber läuft sich irgendwann tot, da jeglicher affektiv - mentaler Unterbau fehlt.

Die Dekoration hält sich an die Gegebenheiten von Skript und Produktionsvolumen und bleibt korrespondierend dezent. Die sonstige Faustregel von „Grösser, Teurer, Aufregender“ wird umgekehrt; man peilt diesmal in gar keinem Bereich ein Epos an, sondern stellt ein striktes, eilig heruntergekurbeltes B – Movie mit all seinen Beeinträchtigungen auf.
Einstellungen sehen nun so aus, dass die Vorgespräche immer indoor in den jeweiligen Residenzen abgehalten werden, dann geht es an die Ausführung innerhalb des Grundwalls. Schmale Gassen mit einen Abstand von vielleicht 2m stauen die Kämpfe ein; die Parameter für Schutz und Sicherheit wandeln sich in welche für Gefahr und Tod um. Eine Flucht ist in der massiv beengten Konstruktion nicht möglich, zumal man eh nirgends hin kann; ausser dem mal blauen und mal nachtschwarzen Himmel gibt es weit und breit keine anderen Orientierungspunkte. Gelangt man mal inmitten der Stadt, sieht man wieder nur links und rechts die kompakt vertikalen Wände; nur diesmal asphaltbreit auseinander. Als einziger Strassenzug präsentiert sich die Foochow Road, schon im Vorläufer Schauplatz des Massaker, und die angrenzende Hui Le Li [ = The Lane of Lingering Happiness ]. Bei einer richtigen Ausfahrt gehts gleich direkt ins Grüne; als Aussenansicht der Metropole hält man aufgehängte Lampionlichter als stimmungserzeugende Leuchtkörper in der Ferne bereit: Grundfarbe gelb, imprägniert in rot und grün.

Das Fazit kann man dann gleichfalls spartanisch halten: Durchschnittliche Eastern-Action.

5/10
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Beitragvon Mic am Do, 02.11.2006, 21:24

The Thunderbolt Fist
Der Film geht zwar schnell los, aber braucht trotzdem lange, bis er richtig in den Gang kommt.
Sehr viel ist Vorgeschichte. Fast als würde man ein Prequel zeichnen. Der Prolog nimmt beinahe ein Fünftel ein. Die dort gestellten Weichen bräuchte es nicht; viele andere Filme fassen die Ursache weitaus knapper zusammen oder erwähnen sie gar nur in einigen Sätzen.
Es geht nämlich um die Rache; Grundmotiv einer Vielzahl von Subgenres und mit der einleuchtendste Antrieb von Verhaltensweisen. Wenn dazu noch die Liebe hinzukommt – die fast unweigerlich in einer ihrer Formen vorhanden ist – dann muss man nicht erst Laufzeit darauf verschwenden, die Vorgänge detailliert zu bebildern. Man kann es der Phantasie überlassen und sich anderen Dingen widmen. Thunderbolt Fist tut das nicht, sondern erläutert Bekanntes noch einmal und wird dadurch nicht nur herauszögernd, sondern auch zu einer simpel kollationierten Bild – zu – Bild Schablone von gängigen Themen. Adaptionen von Robin Hood – König der Vagabunden vermischt sich mit Django und dem One Armed Boxer; sicherlich koscher gefilmt, aber überraschungsarm und erzählerisch tempolos.

Selbst die Figuren stellen oft die Frage, wann es denn endlich losgeht. Auch sie müssen ausharren, nicht nur Minuten wie der Zuschauer, sondern Jahre. Ein ganzes Jahrzehnt.
Eine Splittergruppe von Chinesen unter Führung von Gin Chi [ Gam Kei Chu ] hat sich aus ihrem Heimatdorf in die Berge zurückgezogen, nachdem die Japaner den Nordosten Chinas infiltriert haben. Ihr plauschiges Heim wurde verwüstet, geplündert und okkupiert. Eine Hälfte hat sich friedlich der Unterdrückung gestellt; die Andere bereitet sich weitab vom Schuss auf eine Revanche vor. Dazu gehört auch Fang Tie Wa [ Chuen Yuen ], der als Kind den Tod seines Vaters mitansehen musste; und Gin Chis Tochter Die Er [ Shih Szu ], die sich langsam in ihren langjährigen Trainingspartner verliebt und mit Ihm auf den richtigen Zeitpunkt zur Vergeltung wartet.

„Damn, I can‘t bear it any longer.“
„How long do we have to wait ?“
„Not too long.“

Da widerspricht man sich selber und fügt anschliessend als Begründung hinzu, dass man schlafende Hunde nicht wecken soll.
Richtig guter Ginseng – das Allheilmittel ist hier bevorzugtes Raubgut der Japaner – erwartet die optimale Wirkung ja auch erst nach zahlreichen Jahren. Je älter die Pflanze, desto besser. Muss reifen. Deswegen steht die Aufarbeitung der Vergangenheit nach ihrem erstmaligen Präsentieren auch mehr im Vordergrund als das aktuelle Problem. Dafür muss Regisseur Cheung Yat Woo – der mit vier Filmen nicht nur relativ wenig, sondern auch strikt Unbekanntes gedreht hat - nach all der Wartezeit immer wieder erneut den Grund für den Hass gegenüber den Japanern einspeisen. Der Ausgangspunkt des Konfliktes liegt ja ewig zurück und man gewöhnt sich an sehr viele Situationen; egal, wie unangenehm man sie zuerst empfunden hat.
[ Ginseng als Adaptonogen ist auch in der Lage, die Anpassungsfähigkeit des Organismus gegenüber inneren und äußeren Störungen zu verbessern. ]
Als man das erste Mal wieder in die sehr beschauliche Stadt einblendet, sieht es dort immer noch ungeheuer gemütlich aus. Gar nicht wie unter eine Glocke von Gewalt, Erpressung und Nötigung.
Tie Was Sandkastenfreundin Feng Niou [ Wong Chin Feng ] hält einen Schnack mit ihrem Ehemann Da Xiong [ Tung Lam ], Tie Was früherem bestem Freund. Sogar die Liebe gedeiht also, man macht sich einen ruhigen Nachmittag im Strassencafe und bewundert die schon sehr anheimelnde Gegend.

Die Stadt liegt an den Bergen, vom Versteck der Guerillas zum eigentlichen Schauplatz sind scheinbar nur wenige Meter, aber dennoch sind die Orte abgetrennt wie Tag und Nacht. Dort haust man in einer mit Stroh ausgelegten Höhle und duelliert sich probeweise im Wald. Hier lebt man in pittoresken Holzbauten, dennoch mit der Natur vereint und sich an die Gegebenheiten der Umwelt angepasst statt sie zu übernehmen. Reich begrünt, weit verzweigte kleine Gassen, ein kleiner Bach, kleine Brücken. Das dort eigentlich der Teufel los ist, bekommt man wie zur vorbeugenden Erinnerung nachgereicht. Plötzlich rennt eben wieder hinten im Bild ein Trupp japanischer Schutzgelderpresser durch die verengten Pfade und raubt in Ermangelung von Barzahlung die Läden aus. Oder man peitscht alte Gefühle an; mit „Weisst du noch ?“ und „Hast du vergessen, dass...“ werden Rückblenden an die Kindheit eingespeist, nach deren unangenehmen Emotionen eben die Faust geballt und / oder auf den Tisch gehauen wird.
Die Geschichte mag nicht einfach bleiben und will die Vorgänge über Umwege hin ausschmücken. Die anfänglichen Gräueltaten und Morde werden in den narrativen Schlenkern aber nicht noch einmal aufgekocht, sondern durch anderweitig besonnenes Kalkül schlichtweg vergessen. Die Leidenschaft wird buddhistisch zum Gegenteil von impulsiv reduziert. Erstlingsautor Li Cho Chien entsagt der Kunst der Anpeitschung und nutzt das eigentlich überschaubare Setting statt für einen schlicht aktionsorientierten Vorgang für die Skizze einer Seifenoper voller Anti-Stress-Effekte.

Am Anfang stehen zwei Versprechen. Tie Was, seinen Vater zu rächen. Und das zwischem ihm und der eben jetzt vergegeben Feng Niou, dass sie aufeinander warten. Er befindet sich folglich zwischen zwei Frauen und wiederum steht auch sein Freund Da Xiong da mittendrin, der nach verteilten falschen Gerüchten hellhörig und misstrauisch wird und seinen vermeintlichen Nebenbuhler rausschmeist. Wie zu Beginn wird das schnelle Ende einfach vermieden, weil die Chinesen untereinander keine Einigung gegenüber der kompakten japanischen Bedrohung finden. Im grösseren Ausmass als dem hier dargestellten Exemplar bedeudet das nichts Anderes, als das Japan 1931 die Mandschurei relativ problemlos besetzen konnte, weil die Chinesen untereinander bereits im Bürgerkrieg um die politische Führung waren.
So wie sie sich hier aufführen, ist es auch kein Wunder, dass die Unterjochung und Versklavung ziemlich fix und auch einfach vonstatten geht; das Schicksal wird ja mehr oder minder hingenommen. Inmitten des Showdowns entblödet man sich nicht, den Kampf gegen die Hitlerbärtchen doch tatsächlich auf den nächsten Tag und einem offiziellen Entscheidungskampf im Ring zu verlegen; wenigstens ist danach – übrigens die zweite Wiederholung dieser Art Abstimmung - auch wirklich Schluss. Gott vergelts.

Die Action kann übrigens Einiges reissen; erstaunlich agil für das frühe Entstehungsjahr verlagert man sich auf flotten Schwertkampf, Judogriffen, Sprüngen schräg durch die Botanik und adretten Schlag- und Trittkombinationen. Das meiste Blut bedeckt zwar den Boden und nicht die Kombattanten selber, aber als Krönung packt man doch tatsächlich noch Gore in die letzten Minuten. So ewig aufgestachelt und hinausgezögert fällt Tie Wa Bäume, reisst gegnerische Arme ab und tritt zum Abschluss Jemanden doch tatsächlich durch den Brustkorb. Immerhin. Dennoch bleibt man filmisch gesehen nur Einer von Vielen und darf deswegen keine Empfehlung erwarten. Dazu hätte es mindestens einer anderen Besetzung bedurft: Chuen Yuen hat seinen Schlafblick ebenso wie Tung Lam die Plautze sicherlich nicht erst bei den unentschlossenen, willenlos wirkenden Routine - Dreharbeiten bekommen.

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Beitragvon Mic am Sa, 04.11.2006, 23:20

The Rat Catcher
Man kann nicht gerade behaupten, dass die Shaw Studios für ihre Komödien berühmt sind; auch Exploitation – Regisseur Kuei Chih Hung gehört eher nicht zu den Leuten, die als Spezialisten für das Genre gehalten werden. Nach dessen sonstig auffallenden Arbeiten empfindet man ihn vielmehr für das Gegenteil von einem lustigen Kerlchen; dennoch sollte er hier für eine zumindest leicht unterhaltsam - vergnügliche Variante des damals schon bewährten Rosaroten Panther Themas zuständig sein.
Richtig viel erwarten darf man nicht, aber die Produktion ging auch offensichtlich nur mit dem Motiv an den Start, das Publikum für 90min Ablenkung anzulocken und es mal aus seinem aschgrauen Alltag zu reissen.

Dies mag in der damaligen Epoche soweit gelungen sein; es hätte aber weitaus mehr bedurft, sich bis nach dem Abspann einzubrennen oder gar wie sein Leitbild zum Klassiker zu avanchieren. Eine Art Spannungsmoment taucht erst knapp nach der Hälfte der Lauflänge auf; vorher [ und nachher ] wird sich ein bisschen die Zeit mit kleineren Neckereien vertrieben. Wenn man gutmütig sein will, kann man darin die Vorstellung der Figuren sehen; allerdings sind diese derartig auf ihre Funktion reduziert, dass bereits nach der Einleitung eines mehr oder weniger missglückten Deals Jeder sicher auf seinem Posten steht.

Mit der Rattenfängersage hat es trotz dem Titel natürlich nichts zu tun, und derartig unwiderbringlich in Bann ziehen tut die Geschichte auch nicht. Der comigale und zu entsprechend aufgedrehter Musik gehaltene Vorspann zeigt die eigentliche Thematik an: Der dicke und schon recht betagte Streifenpolizist Niou Chen [ Paang Paang ] ist die ganze Zeit hinter dem Kleinkriminellen Lin Ziqing [ Lau Luk – wa ] her. Beide sind durchaus miteinander befreundet, aber stehen halt auf verschiedenen Seiten des Gesetzes und sind leider auch voneinander abhängig. Allerdings immer zum Nachteil des Anderen. Wenn Niou Lin dingfest machen kann, wird er befördert. Wenn er ihn verpasst, wieder degradiert. Und beide brauchen das Geld, haben sie doch Kinder zu ernähren und sind auf jeden HK Dollar angewiesen. Die fatale Lage spitzt sich zu, als Lin auf die fesche Anna Wong [ Tanny Tien Ni ] trifft, die mitsamt ihren Eltern [ Yeung Chi Hing, Ouyang Shafei ] im grossen Stil andere Mitbürger um ihre Eigentümer beraubt und den mehr oder weniger Glücklosen unter ihre Fittiche nimmt.

So deichselt sich das eine geraume Weile hin und her; Kuei lässt die Geschichte zwar schnell entfalten, hat aber nur Marginales zu erzählen. Man hangelt sich ganz entspannt von einer Situation zur nächsten; meist werden die gleichen Sachlagen unter entsprechend veränderten Vorzeichen in Augenschein genommen. Der Handlungsrhythmus als eine Abfolge von gering modifizierten Running Gags, in der die Personen ihr Leben angesichts auftretender Schwierigkeiten meistern müssen.
Dabei werden Herrschende Massenbedürfnisse befriedigt; der Trupp der Taschendiebe nimmt nur die Reichen und dabei auch noch bevorzugt die ausländischen Touristen aus und strebt ansonsten wie jeder Bürger nur nach seinem Anteil von Glück. Da man sich desöfteren auf offener Strasse und ausser den Abstechern zu Flughafen und nobler Einkaufsmeile in nicht gerade gutbetuchten Gegenden aufhält, werden bevorzugt heimische, populäre Motive verwendet - um den Kollektivcharakter zu erwärmen. Bei den Wangs daheim ist es zwar gemütlich, aber auch sehr klein und ein Grossteil der Möbel nur notdürftig am Umfallen gehindert.

Gross Hineininterpretieren ist dabei natürlich nicht; die Belange der Kriminellen werden keineswegs kritisch betrachtet oder gar nur der Anschein einer moralischen Verfehlung ins Spiel gebracht. Im Gegenteil; sie tun es ja nur, weil sie selber nichts haben und auch nichts anderes Können.
[ „Was anderes habe ich nicht gelernt“ – Max, der Taschendieb, 1962 ]
Darüberhinaus sind sie ja auch sehr liebenswert porträtiert, teilweise sogar tollpatschig und unschädlich. Ausserdem wird dieselbe Verharmlosung wie auch später bei Sammo Hungs Carry on Pickpocket [ 1982 ] als Notstand genommen; sogar derselbe Wortlaut der Rechtfertigung als Ausrede eingebracht. Als viel später die wahren bösen Buben – Drogenschmuggler und Mörder, Hach ! – auftauchen, sind die natürlich das wahre Übel der Gesellschaft.
Alles andere wäre auch unpassend für pures Entertainment und soll deswegen ausnahmsweise als legitim gelten.

Schade nur, dass man auch in anderen Belangen so gar keinen Biss entwickelt.
Knallharte Attacken gegen Miß- oder Berufsstände fehlen; Lin und Niou sind eher die von der sozialen Umgebung Geplagten und damit die eingeschüchterten Spielbälle statt die Player. Folglich reagiert man auch mehr statt wirklich spritziger Aktionen und bleibt nur unter sich wirklich agil. Der normalerweise zeitlose Schabernack ist mittlerweile auch etwas angestaubt; legt sich meist in klassischen Sketchen wie Verfolgungsjagden zu Fuss und schnell hinter der Ecke verstecken bloss. Wortwitz war gar kaum einer zu entdecken. Parodien und Satiren fehlen wegen ihrem oft groben Materials auch; dafür werden bewährte Slapstickoptionen wie das Herumirren in einem Gang mit sehr vielen Türen mit einem Lächeln eingespeist; die Mechanismen des Humors liegen eher auf der Mimik und der Gestik, bei der sich meist vor Anschiss vorm Chef und anderer Bedrohung geduckt wird.
Mit herunterhängenden Armen wird auch die Inszenierung vollzogen. Die sonstigen drastischen Formulierungen und betonten Effekte weichen gar lyrischen Momenten auf einem Spielplatz; auf dem der zu oft im Gefängnis steckende Lin mit seinen beiden jungen Kindern mal einen Tag gemeinsam verbringen darf. Sowieso ist erstaunlich, wie verhätschelnd lieb Kuei mit der Handlung umgeht.

Seine sonst mit wahre Stärke – die Umsetzung von räudigen Actionszenen – wird nicht nur mengenmässig vollkommen vernachlässigt, sondern man bemüht sich bei den Wenigen nicht einmal, irgendeinen Knackpunkt einzubringen. Im Finale findet wie bei auch Sammos Film die Hatz auf einem Schiff statt; sollte eigentlich die perfekte Kulisse für etwas Atemberaubendes zwischen Polizisten, Verbrechern und einer Horde Taschendiebe abgeben können, stellt aber nur den Schauplatz für milde Kabbeleien mit einem kleinen Schuss Esprit dar. Man erwartet ja nicht, dass sich wie üblich an exaltierter Gewalt geweidet wird, aber hier sieht es wie der Rest nach eigentlich Nichts aus; alles sehr dünn und noch nicht einmal so richtig für den Augenblick dienend. So wird am Ende natürlich ein Konsens für Alle gefunden; nur der Zuschauer auf der Suche nach Mehr bleibt auf der Strecke. Temporeich und kurzweilig mag es ja sein, aber darüberhinaus ist es eine zu viel zahme und belanglose Angelegenheit. Another Shaw Production. Keine, die man sehen muss. Keine, die man von Jemand wie Kuei sehen will.

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Beitragvon Mic am Mo, 06.11.2006, 23:34

The Bloody Escape
Trotz seiner kurzen Laufzeit von 85min braucht auch Suen Chungs Bloody Escape eine Weile, um den Zuschauer fester im Griff zu haben. Zwar kann man auch vorher durchaus unterhalten, entwickelt sich aber zuerst zu strikt in Richtung Gewohntem. Auch ab der Hälfte bringt man nicht wirklich neue Erkenntnisse ein, aber hat nunmehr die Figuren und ihre Umstände so sicher aufgezeichnet, dass man schon mehr in den Ereignissen ist und quasi nur noch Wenig schiefgehen kann.
Letztlich ist die Regie dabei eine sehr präzise; Provokationen werden ebenso wie Unsicherheiten überhaupt nicht auffällig, Suen erzählt mit einer einbindenden Übersicht und trotz der Kürze auch ohne Hektik.

Die Einführung erfolgt über ein Getratsche Mitreisender und einer anschliessend detaillierten Rückblende. Zuerst das Jetzt der Tatsache der Flucht, die beginnende Bewegung verlangsamend zu einem Albtraum abstrahiert: Gu Hui [ Chen Kuan Tai ] wird von seiner ehemaligen Gang der Wolf Heads unter Leitung von Chief Du [ Wu Chi – chin ] gejagt. Er hat sich offen aufgelehnt und die Geisel Tang Li [ Shih Szu ] vor der Vergewaltigung gerettet; die Wolf Heads müssen nach seiner Abkehr verhindern, dass er ihre Geheimnisse und den Aufenthaltsort verrät. Ausserdem ist es fuer Du eine persönliche Angelegenheit.
Gu Hui hat jetzt das Problem, dass er nicht nur nirgends hinkann – da er ebenfalls von der Polizei gesucht wird –, sondern auch überall zwischen zwei Stühlen steht.

Dies ist der eigentliche Kern der Narration; das, was normalerweise als bekannter Vorgang mit dem Hang zum 08/15 erscheint, formiert sich hier zu einer Parabel auf einen ständigen Aussenseiter sowie die Einflüsse auf ihn und sein Tun. Ab dem Tod des alten Bandenchefs änderten sich die Zeiten; gewohnte Regeln und Grundsätze wandelten sich durch die neue Regentschaft um und änderten damit Gus Haltung. Er konnte sich damit abfinden, ein rechtschaffener Bandit zu sein; auch wenn das ein Widerspruch in sich ist, war es einfacher, den Leuten nur die Hälfte der Ersparnisse zu rauben und sie weder zu vergewaltigen noch zu töten. Das Glas war halbvoll, zumindest von seiner Warte aus und etwas Anderes als Wegelagerei und Raub kennt er eh nicht.

Die anfänglich konventionelle Regieführung spiegelt die Gepflogen- und Gewohnheiten des Banditenlebens dar; erst mit dem Wechsel der Sitten und dem Aufkommen der Gegensätze kommt etwas Leben in das Fort der Kriminellen hinein und damit wird nach und nach auch das Herz des Filmes getränkt. Die folgende Resozialisierung erhebt nicht den moralischen Zeigefinger, aber hält mit dem Schauspieler Yeung Chi Hing als Uncle Zhong das personifizierte Gute Gewissen bereit.

Zhong nimmt den Gesuchten unter seine Fittiche, bietet ihm Arbeit als Schuhmacher. Er stellt die Institution der Straffälligenhilfe und der Bewährungshilfe dar, hält Gu ganz locker an seiner Hand und zeigt ihm ohne zu belehren die Unterschiede zwischen der einen guten Tat der Befreiung Tang Lis und einem wirklich ehrbaren Leben auf. Der erste Schritt mag getan sein, aber der Rückfall kann jederzeit wieder ausbrechen. Gu kommt rasch an seine Grenzen; in eingefügten Beispielen wird er als Neuanfänger nur schikaniert, gegängelt und gedemütigt. Es ist kein Zuckerschlecken, sich mit harter Arbeit ehrliches Geld zu verdienen; vor allem dann nicht, wenn man zuvor viel mehr viel einfacher „erwirtschaftet“ hat. Der Preis für eine aktive Gegenwehr gegen die Kriminalität und einem ernsten Versuch der Anpassung lautet Armut, Beleidigung, Einsamkeit und Unruhe. Andererseits lockt weiter das grosse und vor allem schnelle Geld und eine feste Gemeinschaft; aber auch dort muss man sich einem Usus – dem des agressiven, von der gesetzlichen Norm abweichenden Verhaltens - unterwerfen.

Nun artet das beileibe nicht in Dialogen oder gar Predigten auf; Hinweise werden verbal und mimisch eher knapp, aber dennoch aussagekräftig gehalten. Auch die Umgebung in ihrer geographisch – ethnologischen Filterung bekommt die Aufgabe der Zuweisung verschiedener Seiten von Legalität und Illegalität und der changierenden Sichtweise für Gu zugewiesen.
Hier die eher rudimentär erbauten Holzhütten inmitten einer staubig – erdigen Kiesgrube; durch Witterung und Nutzung mehr zerfallen als heil. Notdürftige Umzäunung. Seine tartarengleichen Bewohner haben sich derselben Ebene gleichgesetzt und verhalten sich entsprechend ungezwungen; trinken viel und halten sich auch anderweitig schadlos. Gu ist bei den Wolf Heads Jemand, der nicht als anonymer Mitläufer in der Masse verschwinden kann, weil das nicht seine Art ist. Und er kann sich auch nicht mit den leitenden Rädelsführern anfreunden, da ihm diese und ihre Ansichten nicht passen.
In der Stadt, die sich als verwinkeltes Gewimmel von Casino, Bordell und gegenüberstehend Polizeirevier verästelt, kleidet er sich schon leichter in die Menge ein und fällt nur beim direkten Ansprechen durch seine Reaktion auf; Suen nutzt dies zur Beschreibung seiner Hauptfigur ebenso wie der offenkundigen Bredouille. Bei der Entscheidung der Zwiespalte im Schlussakt verlagert man sich deswegen auch folgerichtig von den Extremen hinweg in eine Art Niemandsland; eine weder bebaute noch gar bevölkerte grüne Landfläche dient als wörtlich weites Feld für die Vorbereitung der finalen Auseinandersetzungen. Am Ende interessiert die Herkunft genausowenig wie der Stand und es geht rein nach den körperlichen Fähigkeiten um die Verwirklichung der Ziele. Der Kampf um Leben und Tod als das beste Argument.

Sowieso bringen der Regisseur und sein Autor Ni Kuang einige schöne Abkürzungen ein, deren ausführliche Deutungen keinerlei Nutzen für Inhalt und Inszenierung erreicht hätten und durch die rationalisierte Verknappung viel prägnanter ihr Ergebnis finden. Man bewegt sich leicht, aber fasert nicht auseinander. Die intendierte Eingliederung in die Gesellschaft bekommt ihre tödlichen Gefahren und Hindernisse zugeordnet, so dass sich mit der Besinnung Gus auch zuhauf ordentliche Action assoziiert und so die Themen gefälliger speditieren kann. Ein Abgleiten ins sülzig – pathetische vermeidet man meist von vornherein durch angezogenes Tempo und klare Begebenheiten; wobei auch erfreulich ist, dass auch das Gute seine Schattenseiten beherbergt und man nicht tief ins Sentimentale driftet. Etwas Naivität und moralinsaure Dialoge plus den Einsatz von Streichern auf der Tonebene konnte man sich nicht verkneifen; dann hilft vor allem das weitgehend überzeugende und eben nicht menschelnde Spiel von Chen Kuan Tai und auch Shih Szu, sich ab der Hälfte vermehrt mit Aufbau und Fortgang zu identifizieren und so die Aufmerksamkeit zu fördern. Eine love story zwischen beiden wird dankesweise nur angeklungen, aber ansonst aussen vorgelassen.

Etwas Grosses, Mitreissendes oder gar einen Geheimtipp hat man hiermit nicht erschaffen, dazu macht es sich die Geschichte zu einfach und verhält sich viel zu einsilbig. Der umgekehrte Weg, also das Abgleiten in Verbrechen hinein wie beim The Delinquent, funktioniert schon von den Ausgangs- und Eckdaten her als aufregender Spannungsthriller weit besser.

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Beitragvon Mic am Do, 09.11.2006, 1:50

The Tiger and the Widow
Wenn das nächste Mal in der Promotion stehen sollte, der angepriesene Film hat seine Awards in den Kategorien Best Costume Design und Best Art Direction gewonnen, schelten ab nun sofort als Erstes die Alarmglocken; und der Rückzug in die Chang Cheh Ecke wird angetreten. Dessen Filme sind zwar nicht so hübsch, aber man weiss zumindest, was man bekommt und bewegt sich auf relativ sicheren Terrain.
Bei Li Han Hsiangs The Tiger & the Widow bewegt man sich gar nicht. Und die wenigen Male, wo wie beispielsweise der Tod eines Goldfisches etwas passiert, bedürften weitaus mehr Hintergrunderläuterung, als Li bereit ist zu geben.

Das gleiche Problem hatte man auch mit seinem The Warlord [ 1972 ], der weder innerhalb seiner episodischen Handlung wirklich bis ins Detail nachvollziehbar war noch dann als Gesamtpaket komplett überzeugen konnte. Auch dort sah alles ungeheuer schmuck aus und die erschaffene Vergangenheitswelt wirkte in seinem Interieur so verlockend, dass man am liebsten den sofortigen Wohnantrag gestellt hätte; aber das ist nun mal nicht alles, was einen am Film in Erinnerung bleiben sollte. Und es kann die Schwächen von Drehbuch und Regie nicht über 90min lang übertünchen. Style over Substance mal nicht als Formel eines hippen Jungregisseurs, der ausser 20sec Blocks voll Werbung nichts kennt. Sondern von einem gestandenen Mann, der sich über Opernfilme und Palastepen bereits Anfang der 60er verdient gemacht hatte und mit opulenten Produkten der Traumfabrik Hong Kong bestens angefreundet hat.

Hier bleibt dann auch nur der Versuch über, kurz vor dem Durchbruch des modern day flicks noch einmal die alten verschwenderischen Tage wiederaufleben zu lassen und sich sowohl im Kostümfundus als auch im Andenkenshop ausgiebigts auszutoben. Dies hat dann auch zumindest soweit funktioniert, dass man in den betreffenden Bereichen seine sicherlich vollkommen berechtigte Anerkennung in Form von Preisen in Empfang nehmen konnte.
Zuschauern, die eine stringente Geschichte suchen, nützen die schönen Bilder als Ersatz dann aber doch nur wenig bis nichts:

Die Witwe Pei Chou Ju [ Tanny Tien Ni ] arbeitet nach dem Tod ihres Mannes zusammen mit dessem besten Freund Xu Pao Shan, Spitzname „Tiger“ [ Anthony Lau Wing ] zusammen. Der Tiger und die Witwe führen ein Jahr nach dem verlorenen Krieg gegen Japan ein florierendes, aber illegales und mit dem Tod sanktioniertes Geschäft: Salzschmuggel.
Dabei kommen sie dem Aufsicht führenden Commander Yu Chen Piao [ Jason Pai Piao ] in die Quere; einem ebenfalls ehemals sehr guten Freund.

Diesmal also der Weg des weißen Goldes als Aufhänger für strittige Personenkonstellationen und widersprechende Motive; Kauf und Verkauf von Salz war Alleinrecht der Obrigkeiten und musste bei den Monopolisten der staatlichen Salzauswäger bezogen werden. Mal etwas Neues statt der üblichen Drogen und Waffen und eigentlich ist alles an Beweggründen und anderen Ausreden vorhanden, um jetzt Action zu rufen und die beiden Seiten aufeinander los zu schicken. Li filmt aber keine Action, weil ihn das nicht interessiert; in der Zeit kann man Kirschblüten abdrehen, die den Frühling darstellen sollen. [ Anekdote von King Hu über ihre gemeinsame Arbeit an The Love Eterne ]. Also schreitet der Film nicht forsch über mehrere sich potenzierende Auseinandersetzungen bis hin zum brachialen Showdown, sondern packt seine Figuren in den Dreiecksbereich Kulturelles Dekorzentrum.

Gebäudearchitektur, Gartenkunst und Raumausstattung vermischen sich zu der Hauptaufgabe des Tages. Der Tapissier kleidet in den Drehpausen die Sets mit Bespannungen, Drappierungen und Polsterungen so gefällig winkend aus, dass man sich in den reichlich vorhandenen Ruhemomenten betten und den gravierten Steinen, pretiösen Holzschnitzereien, Skulpturen, Tafelbildern und Kalligraphieartikeln beim Wachsen zusehen möchte. Die Anlage für die Salzgewinnung allein entlockt mit seinen Schienensträngen und der Mühle mit mittelschlächtigem Wasserrad jedem Set Design Bewunderer ein seliges Lächeln. Aber so konserviert wie die bemühte Erhaltung der damaligen Epoche ist letztlich auch das Skript. Die simple Bewahrung eines unveränderten Zustandes in einem längeren Zeitraum unter den vorhandenen Bedingungen – eben voll mit all den visuellen Entspannungs- und Verwöhnaspekten – kann ausser für das Auge keine weitere Aufmerksamkeit erzeugen. Haltbar ja, Aromakraft nein. Weil man gar nicht weiss, wer nun überhaupt und warum denn jetzt. Weil Li ein Geheimnis aus dem Fortgang macht. Und anders als es die Personen im Film desöfteren betreiben, kann sich der Zuschauer schlecht hinter eine Wand schleichen und lauschen. Er ist auf das angewiesen, was ihm geboten wird und kann sich nicht anderweitig schlauer machen.

Geboten wird ihm wenig, zumindest sind nach gründlicher Rekapitulation und einem verzeifelten Neuanfang der Betrachtung einige Anhaltspunkte da:
Tiger und Witwe sprechen nicht mehr mit Yu.
Sie verstecken sich sogar vor ihm, wenn eine Lieferung kontrolliert wird. Kurze Zeit darauf aber das komplette Gegenteil. Sie schnattern nicht nur ausgiebig mit ihm, sondern auch noch insgeheim ohne dem Wissen des eigentlichen Kompagnons.
Was war passiert ?
Yu muss Einen der zahlreichen Salzschmuggler dingfest machen und vors Gericht bringen. Warum ? Weil halt. Die Wahl dreier alter Männer mit Bart und Pfeife, die anscheinend das Sagen im Laden haben, fällt auf die Witwe Pei. Tiger aber passt das nicht, will er doch nicht als Hasenfuss dastehen und auch vors Gericht. [ Man bedenke, der Preis für dieses Ehre lautet ja Todesstrafe ].
Also schachern letztlich die Beteiligten darum, wer zuerst geköpft werden darf und wer unbedingt als Nächstes ran will.

Man einigt sich als Zeitpunkt der Auslieferung auf das Chung Yeung Festival; da soll nämlich auch eine Hochzeit stattfinden. Ehelichen will sich Jin Mei [ Kara Hui ], die einzige Tochter des mit Tiger und Witwe verbandelten Triadenführers Fifth Lord [ Cheng Miu ].
Der Part ist zwar wie so Einiges absolut nebensächlich für das Geschehen, aber hierbei bekommt es Li in seinem verzierten Symposium nicht einmal hin, die Frage des Bräutigams zufriedenstellend festzuhalten: Ein Lo Xio Mou wollte, aber durfte nicht. Xio Chou darf und wird. Aber ein Chong Hua darf auch und wird auch. Und ein Sheng Xio Lo spielt auch irgendwie eine Rolle.
Da kann man schon mal verzweifeln.

Dies als [Melo]Drama inszeniert, inclusive gestelzten Spiel, falschen Emotionen und viel empfundener Bigotterie.
Das Finale sieht aus wie aus den 30ern.
Trockener Abgang ohne Charakter.

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Beitragvon Mic am Fr, 10.11.2006, 11:40

The Savage Five
DT: Die wilden Fünf
Die besten Momente in Chang Cheh Filmen sind oft die, in der die Personen in einer kleineren Umgebung agieren und dort ihre Handlungen konzentriert gebündelt werden. Nicht ausufernd in jede mögliche Richtung schweifen, sondern von allen Seiten eingeengt sind und sich die [innere und äussere] Gewalt stapeln kann und muss. Um dann in einer hinausgezögerten Eruption durchzubrechen.
In Heroic Ones war es der Moment, als die Attentäter nach ihrem Hit und dem folgenden Tumult in dem Ort der Ausführung eingeschlossen sind; die Mauern wurden abgeriegelt und die Stadt unter Quarantäne gesetzt. Sie wurden in die Enge getrieben, konnten sich nicht ohne weiteres entfernen und mussten sich dem nun Folgenden stellen. In Naval Commandos – eine ansonsten ebenfalls schwäche Arbeit – stellte sich dieses Dilemma der Beklemmung bei der finalen Attacke auf einem Kriegsschiff dar. Vorher zerbröckelte man die Handlung und zog sie in die Länge, nun schnürte man sie in einem Korsett von Aktion und Reaktion zusammen und bezog daraus seine Energie.
Einzelsituationen, die gegenüber dem Rest der Filme durch positive Aufmerksamkeit herausstechen und neben all dem Üblichen etwas bereithalten, was in Martial Arts Produktionen generell viel zu kurz kommt: Die Anspannung. Der Thrill. Suspense.
Savage Five versucht diesen Weg von Gut und Böse als nach innen gelegte Konstruktionen des Subjektes zu gehen und das Drehbuch hält auch prompt den passenden Kordon bereit.

Ein Dorf weitab vom Schuss wird von einem Trupp Banditen belagert. Diese kommen einfach an, erwarten nicht irgendeine Form von Widerstand und annektieren und okkupieren den gesamten Ort; obwohl sie zahlenmässig weit unterlegen sind.
Nachdem sie den Schauplatz in eine Zeitschaltuhr von Folter, Verwüstung und Tod verwandelt haben, regt sich langsam Unwillen bei fünf Männern:
Strauchdieb Chen Deng [ David Chiang ].
Holzfäller Ma Dao [ Chen Kuan Tai ].
Silberschmied Wei Min Hui [ Danny Lee ].
Der trunksüchtige Kung Fu Experte Master Fang [ Ti Lung ] und ein ortsfremder Erkrankter [ Wang Chung ].

Das, was den Film lange Zeit in erfreulicher Diktion von Anderen abhebt, ist die Tatsache, dass man sich tatsächlich um eine einschneidend taugliche Geschichte bemüht. Dazu bedient man sich bei bereits belegten concept movies und erschafft thematisch eine Mischung aus Die Sieben Samurai und Rio Bravo. Visuell kreuzt man die Genres Eastern und [Italo]Western und vergewissert sich auch eines voluminös – mitreissenden Scores, der eine nahezu mythische Aura erschafft. In der entsprechenden Gesamtheit liefert man einen kurrenten Spannungsaufbau ab; so ist die erste halbe Stunde trotz weniger an Taten ausnahmsweise dramatisch reizvoll und verfügt sowohl über eine bühnengerechte Einleitung als auch einen lebendigen Anlauf. Die Figuren nur knapp vorgestellt und schnell mit der Situation konfrontiert; wobei im Differenzierungsprozess Jeder nach seiner Fasson reagiert und sie weder vorher noch danach angesichts der Gefahr miteinander agieren. Dies auch das entscheidende Merkmal der Gesamtbevölkerung; die breite Masse tut nichts, weil kein Einzelner aus Ihnen heraustritt und den Rest geschlossen anführt. Auch die Fünf brauchen eine Zeit, bis sie sich zeitgleich – nicht gemeinsam – aufraffen können, doch zu handeln. Vorher wird sich genauso im Hinterhof nur darüber unterhalten und als einzig passive Gegenwehr auch nur die Tür abgeschlossen.
Man weiss einfach nicht, wie man sich angesichts der plötzlichen Bedrohung verhalten soll; fehlende Erfahrung und mangelnde Zusammengehörigkeit – die Wertigkeiten unter den Fünf verschieben sich auch alle naselang – als Vorteil der Banditen.

Mit Nachdruck beschwört Chang Cheh dabei die missliche Lage, ohne diese erste Betäubung zu einer Mahr ausweiten zu können; dafür ist es zu oberflächlich und gleichzeitig zu antriebsbewusst. Aber er hält von Beginn weg Hinweise dafür bereit, dass es sich nicht bessern, sondern nur die Vorboten für Schlimmeres eingezogen sind und sich der Konfliktstoff zuspitzen wird.
„Soon“ in der offen unwiderbringlichen Drohung. „What‘s the hurry“ und „take your time“ als Anzeichen dafür, dass die Gauner keine Eile haben und nur der erste Trupp sind. „Hey, the big hero is saving someone“ als ironisch - sarkastische Belustigung; Kennzeichen, dass man Nichts und Niemanden fürchtet und irgendwelche Abwehrmassnahmen nur als Gaudi betrachtet. Man hat sonst keinerlei Probleme gehabt und eh noch Etwas in der Hinterhand.
Ein auf beiden Seiten friedliches Rum- oder damit Aussitzen, also das Verfallen in einen Scheintod würde sogar etwas bringen, aber die Banditen treiben es zu weit. Irgendwann muss der Erste der Fünf trotz anfänglich resignativer Erkenntnis doch reagieren, wenn auch anfangs stickum und alleinstehend. Darauf folgt eine Antwort und so schaukelt man sich gegenseitig hoch; letztlich geraten die Fünf dennoch fast unbewusst und auf jeden Fall unvorbereitet in den offenen Kampf. Den man auch prompt verliert. Man startet einen zweiten Versuch, diesmal in Zusammenarbeit.

Das dabei aufgebotene Martial Arts ist deswegen am wenigsten interessant, weil es solchermassen gar nicht benötigt hätte. Natürlich muss man zu Fäusten und Waffen greifen, debattiert hat man vorher genug und mit Überredungskünsten ist hier Niemandem beizukommen. Aber die auch so als wahrlich nicht herausragend auffallende Choreographie steht eh als dem Zweck dienenden Ausdruck der Personen da und nicht als Vorführung von Schauwerten. Man sieht mehr den jeweiligen Akteur selber zu als davon abgetrennt nur dessen Fähigkeiten; entscheidend ist letztlich wie eigentlich immer bei Chang Cheh der Maßstab, wer mehr einstecken kann. Gefühlsmässig mehr aufregend ist die anderweitige Regungslosigkeit der breiten Masse, die selbst im Höhepunkt der Auseinandersetzungen Extraeinladung und Präsentierteller benötigen, um auch mal etwas für ihre Freiheit und ihr Leben zu tun. Erschien ihre pazifistische, kein Wässerchen trübend und keiner Fliege etwas tun könnend – Mentalität im Prolog noch als angenehm liebenswert, so werden sie dann komplett in die Rolle des maulfrommen Opferlammes gefesselt. Ihre Art von Befreiungskampf dann auch beinahe wie Lynchjustiz wirkend. Emotionen schüren kann Chang Cheh sonst nicht, aber hier funktioniert es mit sicherlich trivialer Banalität ganz vorzüglich. Ohne Schwierigkeiten drängen sich in der vollzogenen Belagerung negative Gefühle wie Verzagenheit, Verwirrung, Beängstigung und Niedergeschlagenheit zu einer dichten Knechtschaft aufgestauter Aggressionen zusammen, was sich auch auf den Betrachter verlagern und ihn derartig mit einbeziehen kann.

Als man später doch mit Methoden von Heimtücke und Hinterlist die Oberhand gewonnen hat – weil man den Aktionsradius noch mehr einschränkt und sich einen Besatzer nach dem Anderen vornimmt – ist der Film noch lange nicht zu Ende. Sondern fängt erst richtig an.

7.5/10
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Beitragvon Mic am Mo, 27.11.2006, 14:59

Buddha's Palm
- "I'm going to show you some colors."
- "I don't believe you."
- "Go"


Der auktoriale Erzählergott, mal in weiblicher Gestalt und mal in männlicher, Gleichberechtigung muss sein, stösst den Zuschauer jetzt weiter.
Anders als in üblichen Wuxia - Verfilmungen geht es aber nicht von links nach rechts oder von rechts nach links, sondern die meiste Zeit über den Höhenunterschied oben nach unten und umgekehrt in die verschiedenen Dimensionen. Am Schreibtisch im Himmel wird die Geschichte erdichtet, die personale Perspektive hier unten bei uns erweitert die gottähnlichen Kommentare um den Restbestand der Handlung, um auch den Zuschauer auf den Laufenden zu halten.

Verwirrt ? So geht es dem Betrachter auch. Zwar kann man sich selber genug zusammenreimen und aus der Erfahrung ähnlich motivierter Fantasyfilme zehren, aber den gesamtganzen Überblick hat er damit noch lange nicht. Gut gegen Böse natürlich, mittlerweise schon fast als Phrase wirkend; aber immer noch griffig genug, um wenigtens auf zwei Seiten Klarheiten zu erschaffen und nicht aus dem Geleise zu geraten.
Wie immer sind in der jianghu ein oder mehrere Symbole für Macht vorhanden, um die sich emsig gestritten wird. Jeder will ein Stück vom Kuchen der Vorherrschaft und beteiligt sich mit allen Kräften an der Gewinnung wenigstens eines Anteils.
Die spezielle Handlung hat vor mindestens 20 Jahren bereits begonnen, aber nach name - dropping, Rückblende und ausgelassenen Untertiteln bleiben auch davon nur die Grundgerüste über:

Han Hon [ Alex Man ], der Flaming Cloud Devil, hat den Tod seines Meisters gerächt und sich an verschiedenen Clans schadlos gehalten. Er besitzt die Fähigkeit der Buddha's Palm, das stärkste Kung Fu soweit man denken kann. Allerdings gibt es fünf Gegner, die zumindest nicht gleich in Staub zerfallen und mit vereinter Leistung auch eine reelle Chance haben. Nach einem erbitterten Kräftemessen zieht man sich erstmal ins seine Örtlichkeiten zurück und lässt die Dinge auf sich beruhen.
Nach Ablauf der Erholungszeit übernehmen die jeweiligen Schüler die erneuten Anstrengungen; Han Hon hat sich mit Jian Fei [ Derek Yee ] auch einen fähigen Nachfolger herangezogen. Beim Eindringen in diverse Wirkungskreise freundet er sich mit den Chiu - Schwestern [ Kara Hui, Candice Yu ] ebenso an wie er einen zweiten Lehrmeister in Bi Gu [ Lo Lieh ] findet. Gegenüber steht er vor allem dem unerbittlichen Aspiranten Ouyang Hao [ Goo Goon Chung ], der auch noch Jians Flamme Ming Ying [ ebenfalls Candice Yu ] heiratet und mit ihr ein Kind zeugt.

"This is so confusing. You, me, her, her sister ? Whats going on ?"
Gross belasten tut es Einen nicht, diese Frage nicht vollständig beantworten zu können, und es tröstet auch ein bisschen, dass es nicht nur Einem selber, sondern auch den Figuren so ergeht. Durch pure Konzentration auf die Bildmitte bekommt man aber auch so genug Einzelheiten mit; der Rest gestaltet sich sowieso im Spiel der Muskeln und der trainierten Essenz der Konzeption. Wer sich besser vorbereitet hat, besitzt mehr Zauberkräfte - genauso wie der wissbegierige Betrachter sich den zugrundeliegenden Comic zu Gemüte geführt hat und alle Figuren aus dem Effeff herunterrasseln kann, selbst wenn er des Nachts aus dem Schlaf geweckt wird.

Fraglich nur, für welchen Pol der Begeisterung und damit vereinigt auch des Vorwissens der Film spannender ist. Ob das übliche Korso an grundsätzlich verschieden phantasierten Settings im Verbund mit viel Zeichentrickeffekten und anderem Farbenglanz für den normalen Tschabo so prickelnd ist, mag bezweifelt werden. Auf den gemeinen Absud reduziert ist es doch mindest auf den ersten Blick eher für das kindliche Gemüt geeignet. Noch nicht einmal so von der optischen Seite her - wenn man mal den knuffigen fliegenden Riesenhund vergisst -, sondern besonders an der narrativen Herabsetzung auf ein simples Herumgespringe in den Ebenen und der naiven Tonspur spürbar. Dass man in der Kürze der Laufzeit nicht wirklich etwas Gehaltvolles bei dem unzähligen Universum präsentieren kann, mag ja vielleicht noch angehen. Aber hier dreht es sich einen Grossteil der Zeit eigenlich nur um ein Allheilmittel für Schönheitsoperationen, was dann doch arg wenig ist.
Jian soll die Purple Dragon Pearl für seinen Sifu besorgen, um dessen Augenlicht zu regenieren und kann dabei auch gleich seine Narbe im Gesicht entfernen.
Die beiden Chiu - Schwestern krallen sich kurz darauf mit seiner Hilfe die Orchid with 1000 Diamonds, um ihrer Herrscherin das Antlitz wiederzugeben. Es wäre fast Nip/Tuck, wenn nicht zwischendurch die Leuchtschwerter gezogen, Zeichentrickflammen geschleudert und grüngemalte Sterne geworfen werden würden.

Die Trichtechnik passt zum Sujet, ist aber leider sonst nicht wirklich allzuviel Deut wert. Wir schreiben immerhin das Jahr 1982, als die Produktion als eine von Vielen an den Start um die Gunst des zahlenden Publikums ging. So würde die Zerstörung eines kompletten Dorfes durch Han Hon [ bzw. die Windmaschinen ] zwar als aufwendiges Trümmerfeld erscheinen, aber durch die vielen eincolorierten Flammen sieht man ganz einfach nicht mehr viel von der Einäscherung. Die Maskeraden selber sind auch eher schlecht und deutlichst als solche erkennbar. Bei den einzählig brutaleren Szenen greift man dafür mehr in die Trickkiste; da werden Köpfe vom Hals abgefräst, explodieren oder wird Säure ins Gesicht gespritzt. Immerhin findet man ein richtiges Mass für Quantität und drischt es Einem nicht unablässlich wie beim Zu: Warriors of the Magic Mountain um die Ohren; ausserdem tut man sehr gut daran, dass man abseits der Regenbogenfarben für schön viel Schwarz im Kader sorgt. Prunkentfaltung und Bühnenschau wird dadurch immer zu Genüge von zunehmend dunkleren Attributen absorbiert, was es der Atmosphäre leichter macht, nicht zu töricht auf das Auge zu wirken.
Regisseur Taylor Wong, der als Einer der Wenigen erst nach der Ära der Shaws wirklich Fuss im Business fasste [ mit den Bloodsheds Rich & Famous, Tragic Hero, With or Without You, Sentenced to Hang ] bringt auch einige appetitliche Action - Standbilder mit ein, die sich nur leider in der sonstigen Masse des nebensächlichen Hin und Her - Einerleis verlieren.
Trotzdem: Wenn man in den Momenten nicht gerade allergisch niesen muss, kann man sich an kurzen glorreichen Zeitlupen berauschen, in der alles Mögliche auf Einmal festgehalten wird. Dergleichen wird aber leider nicht oft gebracht.
Auch die Darsteller reissen es nicht noch einmal heraus. Lo Lieh nervt schnell mit seiner ständigen eigenen Ankündigung; er kommt nirgendwohin, ohne sich nicht schon von weitem gross vorzustellen. Alex Man passt zwar als "Old Devil", aber verströmt auch hier schon sein herrisches, unsympathisches Wesen. Derek Yee und Kara Hui haben als Zöglinge nicht wirklich viel zu tun.

So mag vielleicht der Erzählergott am Ende zufrieden mit dem Fahrstuhl gen Himmelshöhen fahren; der Zuschauer schaut wohl je nach gemütslage eher weniger glücklich drein.

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