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asianfilmweb • Filme • Xiu Xiu: The Sent-Down Girl (CN 1998) • Tian Yu
FILMECN • XIU XIU: THE SENT-DOWN GIRL
XIU XIU: THE SENT-DOWN GIRL

     aka TIAN YU
     CHINA 1998

CAST & CREW
REGIE Joan Chen
DARSTELLERLu Lu, Lopsang, Qian Zheng, Gao Jie, Li Qianqian, Lu Yue, Qian Qiao, Li Chen, Jiang Cheng, Yang Xiaoyu, Gu Xuejun, Huri, Lik Zhizhung

WEITERE INFORMATIONEN
LAUFZEIT
99 Minuten

FILMINHALT
Dieser Film erzählt die Geschichte eines 15-jährigen Mädchens, Wen Xiu (Lu Lu), das im Rahmen eines Erziehungsprogrammes im Gefolge der "großen proletarischen Revolution" (1967 bis 1976), als eine von ca. 8 Mio. Jugendlichen auf das Land verschickt wird, um dort die Lebensbedingungen der ländlichen Bevölkerung kennenzulernen. Xiu Xiu (Wen Xius "Spitzname") wird dabei in die unwirklichen Landschaften Tibets geschickt, wo man sie einem älteren Pferdehirten, Lao Jin (Lopsang), anvertraut, um von ihm das Hüten einer Pferdeherde zu erlernen, da sie nach dem 6-monatigen Ableisten dieses "Pflichtdienstes" eine nur aus Mädchen bestehende Kavallerieeinheit aufbauen soll. Als verwöhntes "Großstadtkind" kommt sie allerdings mit der naturnahen Lebensweise des Hirten nur sehr schlecht zurecht, weswegen dieser in einer sich entwickelnden väterlichen Zuneigung versucht, ihr das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten. Doch Xiu Xiu erweist sich als relativ undankbar und sehnt nichts mehr herbei, als den Tag, an dem sie wieder abgeholt wird und in ihre Heimatstadt zu ihren Eltern zurück darf. Doch nach Verstreichen der regulären "Dienstzeit" erscheint niemand, der sie zurückbringt und ihr wird allmählich bewusst, dass man sie in den Weiten Tibets zu vergessen haben scheint. Daher geht sie nur allzu gerne auf die Versprechen verschiedener Männer, die sich von Zeit zu Zeit bei Lao Jin blicken lassen und vorgeben, über wichtige Kontakte zu verfügen, ein, bei ihrem Anliegen helfen zu wollen. Als Gegenleistung verlangen diese Männer jedoch, dass Xiu Xiu mit ihnen schläft. Im guten Glauben und in ihrer Verzweiflung gibt sie sich diesen Männern bereitwillig, aber angeekelt, hin, während Lao Jin dabei zusehen muss, ohne eingreifen zu können (quasi als Liebesbeweis), da dies so ihrem eigenen Wunsch entspricht. Es kommt wie es kommen muss: Xiu Xiu wird ungewollt schwanger und Lao Jin, der mittlerweile mehr als nur väterliche Gefühle für sie hegt, bringt sie in das entferntgelegene Bezirkskrankenhaus, wo man eine Abtreibung durchführt. Da sich aber bereits herumgesprochen hat, dass Xiu Xiu ein leicht zu habendes Mädchen sei, kommt es selbst auf ihrem Krankenbett zu sexuellen Übergriffen, so dass Lao Jin mit ihr wieder in die weite Graslandschaft zurück flieht, wo sie all ihrer Illusionen, jemals wieder nach Hause zurückkommen zu können, beraubt, Lao Jin um einen letzten Gefallen bittet: Sie zu erschießen. In einem letzten großen Akt aus Liebe kommt Lao Jin ihrer Bitte nach, um sich kurzerhand daraufhin ebenfalls zu richten.

FILMREZENSION VON BJöRN MAHR
Ein Film, der ohne jegliche Zweifel nachdenklich stimmt. Joan Chen, die sich bereits in Bertoluccis "Der letzte Kaiser" als Schauspielerin beweisen konnte, fand sich mit diesem Regiedebüt auf intern. Filmfesten im Jahre 1998 auf den vordersten Plätzen wieder und konnte mehrere bedeutende Preise gewinnen. Wie ich finde zurecht. In Zusammenarbeit mit der Autorin Yan Geling, die mit ihrem Roman "Tian Yu" ("Himmlisches Bad") die Vorlage zu diesem Film lieferte, gelang es ihr, einen ernüchternden Blick auf eine Periode in der neueren Geschichte Chinas zu werfen, die als ambitiöses Unterfangen begonnen, aber in einem Fiasko geendet ist. Die eindeutige Stärke dieses Films ist dabei neben der politischen Rahmengeschichte die einfühlsame Zeichnung zweier Charaktere, die nicht unterschiedlicher sein könnten: Auf der einen Seite die voller Zuversicht in die Zukunft schauende, patriotisch und noch kindlich verschämte Xiu Xiu, die nur das Leben in einer großen Stadt gewöhnt ist, und auf der anderen Seite der in sich gekehrte, die Dinge realistisch abwägende, vom harten Leben geprägte und zu keinerlei sexuellen Empfindung mehr fähige Lao Jin (er wurde in einer Gefangenschaft kastriert), der so etwas wie eine Großstadt vermutlich noch nie in seinem Leben gesehen hat. Durch diese Unterschiede voneinander getrennt, kommt anfangs kaum irgendeine Kommunikation zwischen den Beiden zustande, was durch die offensichtlichen Anfeindungen durch Xiu Xiu anfangs eh unterbunden wird (es ist nicht nur das einfache Leben, das ihr nicht behagt, sondern sie fürchtet sich auch vor etwaigen sexuellen Annäherungen seitens des Pferdehirten, weswegen sie ihm gegenüber sich stets eine gewisse kindliche Scham bewahrt... selbst zu dem Zeitpunkt, wo ihr allmählich bewusst wird, dass sie sich längst prostituiert hat). So spielt sich ein großer Teil des Films im non-verbalen Bereich ab, wodurch die offensichtliche Verlassenheit und Einsamkeit der Beiden (im Zusammenspiel mit den landschaftlichen Aufnahmen und die symbolische Zuhilfenahme der 4 Jahreszeiten) und damit ihr zunehmendes Leiden noch intensiviert wird. Mir hat dabei die Rolle Lao Jins besonders gut gefallen, da es mir anfangs doch schwer fiel, mich mit der "verwöhnten Großstadtgöre" anzufreunden, und Lopsang es, ohne große Emotionen zu zeigen, gelang, dem Zuschauer die in ihm aufkeimende Verzweiflung angesichts des "Zerfalls" des ihm anvertrauten Mädchens, näher zu bringen als mir lieb gewesen wäre. Dies gelang ihm sogar so gut, dass man gegen Ende des Films der Meinung sein konnte, dass seine Verzweiflung angesichts seiner Hilflosigkeit die des Mädchens noch bei weitem übertreffen würde. Aber auch die damals erst 16-jährige Lu Lu, vor der ich meinen Hut ziehen möchte, brilliert in der Rolle des sich selbst prostituierenden Mädchens. Was diesen Film nun meiner Meinung nach davon abhält, als zu einem der ganz Großen, im Stile von Zhang Yimous "The Road Home" (der hier vielleicht sogar abgeschaut hat?), gezählt zu werden, sind die zugegeben teilweise drastischen Sexszenen, bei denen es sich um reine Vergewaltigungsakte handelt, die den Gesamteindruck des Films ein wenig "vernebeln". Aber auch wenn dies ein Makel ist, so ist es nur ein ganz kleiner, denn warum sollte man etwas schönreden, was nicht schönzureden ist (und wieder einmal sei auf die Darstellung Xiu Xius durch die erst 16-jährige Lu Lu hingewiesen!). Ein weiteres Manko ist das sich viel zu schnell entwickelnde Ende des Filmes. In den letzten 20 Minuten überschlagen sich die Ereignisse, die sich in den Minuten davor mit sehr viel Einfühlsamkeit langsam entwickelt hatten, so dass man leicht den Eindruck bekommen kann, dass die Zeit beim Filmdreh knapp geworden ist und man endlich zu einem Ende kommen wollte. Schließlich wird der ganze Film in einen erzählerischen Rahmen gezwängt (in Form einer Stimme zu anfangs und am Ende, die Xiu Xius ehemaligen Schulfreund gehört), wo man sich doch fragen muss: Was soll das? Denn der Erzähler kann unmöglich das Gezeigte gewusst haben, so dass der Film eine Pseudo-Authentizität erhält, die er eigentlich gar nicht von Nöten hätte. Zum Schluss: Dass dieser Film letztlich in China verbannt wurde (obwohl mit chinesischer Unterstützung verwirklicht), verwundert nicht angesichts der oben genannten sexuellen Darstellungen, aber insbesondere angesichts des demaskierenden Blickes auf eine auf Korruption und Machtmissbrauch, Täuschung und Selbsttäuschung errichteten Ordnung... auf eine Periode, die die heutige politische Führung Chinas lieber vergessen machen würde. Mein Fazit: Unbedingt anschauen und mitleiden!



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