Das 'Problem' von
BuyBust ist mehr oder minder eines, dass vom Zuschauer selber verursacht und von den Filmemachern vielleicht auch intendiert, wenn auch zumindest 'toleriert' worden ist. Im Zuge der Vermarktung wurde bereits bei der Ankündigung des Projektes und noch mitten in der Vorbereitung und der Dreharbeiten erneut vermehrt von einem kommenden Meisterwerk gesprochen; von einem Projekt, dass nicht bloß (scheinbar) ähnlich wie der die Welt erobernde
The Raid - Zweiteiler aufgezogen, sondern (vermeintlich) auch in der Art und Weise gehandhabt und inszenatorisch auch so überwältigend ist. Eine vorgezogene Erwartungshaltung, die weder hilfreich bei der unabhängigen Behandlung des Filmes selber noch mit dem 'Original im Geiste' verbunden und deswegen auch schlecht bis gar nicht abseits der Prämisse zu vergleichen ist.(...)
Der hiesige Filmemacher Eric Matti, der spätestens seit dem überzeugenden Polizeithriller
On the Job auch über die philippinischen Landesgrenzen bekannt sein kann und autark im Schreiben und im Drehen ist, scheint nur den äußeren Umständen entsprechend und aufgrund der ähnlichen Prämisse nach Indonesien und das dortige Duo von Gareth Huw Ewans zu schielen; die asiatische Herkunft selber ist für das globale, sprich das westliche Publikum sowieso mehr oder minder dasselbe (das Pinoy Kino ist den Meisten im Grunde ebenso geläufig wie das aus Indonesien, also gar nicht; und auch der kambodschanische
Jailbreak musste sich schon Analogien gefallen ist, obwohl auch da keine, und wenn überhaupt und einzig bei
The Night Comes For Us vorhanden sind), und Schlagwörter für die Aufmerksamkeit auf dem Weltmarkt helfen sicherlich der Distribution, die bei diesem Film hier auch hervorragend gelang und was anderen Werken aus den Philippinen nicht vergönnt war (und manchmal sicherlich auch nicht verdient ist.)
Das Pinoy Action Cinema ist sowieso seit der Jahrtausendwende eher ein schales Licht, eine dürre Gestalt, die wie bspw. auch in HK an der Veränderung des Anspruchs der Zuschauer und deren Orientierung hin zu Hollywood und dem mangelnden Nachwuchs sowie dem fortgeschrittenen Alter der bis dahin geltenden Schauspieler und ihrer Regisseure wie Augusto Salvador, Pepe Marcos oder Willy Milan litt; der hier den Anführer der PDEA - Truppe spielende Victor Neri ist bspw. einer der einzigen wenigen 'Überlebenden' der Millennium-Ära. BuyBust als seltenes und sicher auch selten bleibendes Hoffnungs- und Ausrufezeichen, welches durch das 'Bohei' schon im Vorfeld nun auch erweiterte Publikumskreise erreichen, aber viele auch enttäuschen und nicht nur deswegen allein auf weiter Flur bleiben wird. Matti, der nach eigenen Angaben zwei Jahre in den film investiert hat, sitzt dabei auch recht zwischen den Stühlen, für einheimisches Kino ist man mit seiner (sich den Meisten aufdrängenden) politischen Lesart als Kommentar zu Rodrigo Dutertes Anti-Drogen-Krieg und dem damit verbundenen Hardlinergehabe, sowie auch gegenüber der Korruption innerhalb der Reihen der Gesetzeshüter viel zu kritisch, obwohl man nach eigenen Aussagen mit Absicht objektiv sein und bleiben will. Und für Außenstehende scheint es wiederum nur als Vorwand für eine bald andauernde Flut von mehr oder minder gelungenen, da oftmals gar nicht choreografiert wirkenden, sondern einfach im Getümmel sensorischer Gewitter und vor allem des fulminanten Sounddesigns ertrinkenden Larifari-Actionszenen. [Typisches modernes Kino als Rückschritt zu früher ist sowas wie Toto Natividads
Double Barrel: Sige, Iputok Mo!, 2017, in dem ein Regisseur von damals mit einem Noch-Star das Gleiche wie immer mit etwas mehr Schmackes, nicht unbedingt mehr Qualität inszeniert; oder auch Enzo Williams'
AWOL, ebenfalls 2017, der mehr wie ein übergebliebener Adkins wirkt. Während Mattis unlängst angekündigter
On the Job 2, diesmal mit Schwerpunkt auf den Medien und der Justiz wiederum einen etwas anderen Weg geht.]
https://ssl.ofdb.de/review/313567,760108,BuyBust