@Max Power:
Also so ganz hast du nun auch wieder nicht recht. Staatliche Kontrolle und Planwirtschaft sind eigentlich Merkmale sozialistischer Staatsformen, wobei ich dein Argument der nicht vorhandenen sozialen Absicherung, dass gegen Sozialismus als Staatsform sprechen soll nicht ganz verstehe.
Im eigentlichen kommunistischen Staat, also der Utopie, gäbe es die o.g Kontrollmittel nicht mehr, da sie, genauso wie die staatlich gesicherte soziale Absicherung, überflüssig wären. Daher ist die Bezeichnung "sozialistisch" wohl eher angebracht, zumindest eher als "kommunistisch" (denn eigentlich habe ich gar keinen Plan, was China in Bezug auf staatliche Theorie un Praxis angeht). Falls du aber "kommunistisch" nur als Adjektiv gebraucht hast, um die politische Richtung aufzuzeigen und zu verdeutlichen, tuts mir Leid, dass ich den ganzen Müll hier geschrieben habe.
Nee, nee, Freddy, Du hast schon recht, mit dem, was Du geschrieben. Da rächt es sich mal wieder, daß ich auf Seite 49 eingeschlafen bin. [img]images/smiles/icon_biggrin.gif[/img] Aber dennoch (ein letztes Mal) eine Abhandlung von mir dazu:
Nach Engels bedeutet ja die frühe Auffassung von Kommunismus, daß die Forderung der Gleichheit nicht mehr nur auf politische Rechte beschränkt ist, sondern sich auch auf die gesellschaftliche Lage der einzelnen erstrecken sollte; nicht bloß die Klassenvorrechte sollten aufgehoben werden, sondern die Klassenunterschiede selbst. Das heißt, in der Idealform gibt es keine Unterschiede der Menschen untereinander und Maßnahmen sozialer Absicherung sollten nicht vorhanden sein, da es keine Beeinträchtigung einzelner gibt, die damit ausgeglichen werden.
Nach der Theorie von Marx entstand durch die Industrialisierung eine gesellschaftliche Teilung. Der Lohnarbeiter war durch Großbetriebe und Zerlegung der Produktion in verschiedene Arbeitsschritte vom Eigentum des Produktes entfremdet, so daß der Kapitalist, der im Besitz von Arbeits- und Produktionsmittel war, Eigentümer der Produkte war und anhand des dadurch erreichten Mehrwertes sein Kapital immer mehr erweitert. Die Anhäufung von Reichtum bei wenigen führte zur Anhäufung des Elend bei vielen. Die ausgebeutete Klasse, die Arbeiterklasse, die sich mit dem Austauschmittel Geld lebensnotwendige Waren beschaffen musste, war als Lohnempfänger abhängig von der ausbeutenden Klasse der Kapitalisten. Diese Gesellschaftsform löste dann die alte Feudalordnung von Leibeigenen und Leibherren ab, jedoch mit den selben Ausprägungen. Die Lösung von Marx darufhin war, daß „das Proletariat die Staatsgewalt ergreift und die Produktionsmittel zunächst in Staatseigentum verwandelt. Aber damit hebt es sich selbst als Proletariat, damit hebt es alle Klassenunterschiede und Klassengegensätze auf und damit auch den Staat als Staat.“ Das Volk, die befreite Arbeiterklasse nunmehr mit gleichen Rechten als Staat agierend, „besorgt die gemeinsamen Angelegenheiten der Gesellschaft wie Staatsgeschäfte, Justiz, Wissenschaften, Künste usw. und auch die Arbeitsleitung“. Demnach die Steuerung der Produktion, des Marktgeschehens und der Preisentwicklung. Der Gedanke des Gemeineigentum bezieht sich also eher darauf, daß durch die Gesellschaft bedingt alle Menschen Eigentümer der Produktionsmittel und damit der Produkte sind (ausgehend davon, daß sich das Eigentum an dem Produkt an der Arbeit daran definiert), somit es indirekt kein Privateigentum mehr gibt. Dennoch wurde man, juristisch gesehen, durch Kauf von Konsumgütern auch in sozialistischen Staaten alleiniger Eigentümer an dem einzelnen Produkt.
Soviel zur Theorie. Um das Ziel der gesamten Steuerung der Industrie zu erreichen, wurde als Instrument die Planwirtschaft genutzt, die konsequent in China bis Anfang der 80er Jahre durchgezogen wurde und auch heute, weniger konsequent aber (z.B. gibt es in China immer noch kein persönliches Eigentum an Grund und Boden), durchgezogen wird. Da muß ich dann Freddy recht geben, das macht China über den Gedanken des Kommunismus hinaus zu einem sozialistischen Staat. Dadurch, daß es in China aber inzwischen wieder Privatwirtschaft und –handel, also kapitalistische Ausprägungen gibt, ist die Sache etwas komplizierter. Macht die Sache aber interessanter und spannender, wenn man das selber persönlich erleben kann. Vereinfacht gesagt, kann man festhalten, daß die Gesellschaftsform Chinas Sozialismus ist und die Wirtschaftsform mehr und mehr in den Kapitalismus übergeht.
So jetzt reicht's mir. Die Erklärung hier geht natürlich stark vom wirtschaftstheoretischen Ansatz aus. Wie das jetzt gesellschaftspolitisch gesehen werden muss und wie es tatsächlich im realen Leben in China ist (um mal Tuvoks Worte zu nutzen), ist noch 'ne andere Sache. Mein Eintrag ist eh' schon lang genug und ausserdem ist das hier ja ein Forum über asiatische Filme.
Max, der sich jetzt weiter dem Studium der Schriften von Marx und Engels widmet
So, hier noch eine kleine Anmerkung von mir. Kommunismus ist übrigens der Endzustand, das Erreichen des Ideals (Aufhebung von Klassen, Gleichheit, ...). Mit Sozialismus wird die Übergangsphase bezeichnet. Da keiner bisher den angestrebten Idealzustand erreicht hat, gibt es und gab es genaugenommen also noch nie einen kommunistischen Staat.
<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Tahoma, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Mark:
<STRONG>So, hier noch eine kleine Anmerkung von mir. Kommunismus ist übrigens der Endzustand, das Erreichen des Ideals (Aufhebung von Klassen, Gleichheit, ...). Mit Sozialismus wird die Übergangsphase bezeichnet. Da keiner bisher den angestrebten Idealzustand erreicht hat, gibt es und gab es genaugenommen also noch nie einen kommunistischen Staat.</STRONG><HR></BLOCKQUOTE>
Aha Danke. Man lernt wirklich nie aus [img]images/smiles/icon_wink.gif[/img]