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Der grosse Actiongülle - Thread

Diskutiere über asiatische Filme, Darsteller oder alles andere, das den Asien-Film-Fan interessiert.

Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Do, 17.07.2014, 1:11

Live Hard (1989)
Angesichts dessen, dass die Produktion mit anhaltendem Ruf ab der Entstehungszeit und im Nachhinein noch verstärkt durch eine Handvoll wirkungsvoll gesetzter Mit- und Gegenspieler auch heute noch den großen Geist der Erwartungen belebt, muss sich die Regie von Yuen Cheung-yan leider nahezu allein mit seinen lückenhaften Anachronismen und ansonsten der leichten Enttäuschung begnügen. Der Film und seine Reputation wie so oft im Nachhinein als zumindest kleine Truggestalt, die die Versprechungen nicht in dem Maße des Nachweises einlösen kann, und der kulinarische Wert eher in der Vergangenheit als in der Gegenwart ruht.

Dabei verbirgt sich die vollständige Wirkung von Handlung und Dramaturgie nicht im kompletten Dunkel, sondern eher im Zweifel ungenützter Möglichkeiten, stellt das formelle und materielle Gewand der Szenerie doch einen Rückgriff auf die Politik als Vorwand für Action und Thrill ausnutzende westliche Werke vor allem Ende der Siebziger und Anfang der Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts dar. Wichtig als Stimmung ist auch hier die Unsicherheit des Kalten Krieges, in denen im Amerikanischen, Britischen, oder Italienischen Film geheime Söldnereinheiten in Tarnung in das jeweilig nach außen abgeschottete Land eingefallen sind und von innen heraus die Bedrohung auf die Regierung und ihre Organisationen von Recht und Ordnung aus ausgeübt haben. Eine allgemeine Paranoia der Bevölkerung, für die die damaligen Landesgrenzen anders als in der gegenwärtigen Lockerung oder gar kompletten Öffnung noch Sicherheit vor dem Fremden bedeuteten und Splittergruppen und ihre terroristischen Aktionen sich verdeckt in der Konspiration und so als unkontrollierbare Spekulation halten mussten, statt stetig medial in der Öffentlichkeit zu stehen:

Bei einem Bombenanschlag auf einen Schulbus auf Picknickausflug werden mehrere Kinder, darunter auch der Sohn des Konsuls Robinson getötet. Zwar ist Inspector Hui Tat-ming [ Simon Yam ] als Erster am Tatort, wird er aber von seinem CID Vorgesetzten Officer Li [ Lam Chung ] schnell zugunsten des Chief Inspector Terry Chiu Leung-chun [ Hwang Jang Lee ] von der Politics Section abgezogen. Dieser bekommt von Li die im Geheimen und so inoffiziell tätige Spezialeinheit um Ironman [ Eddy Ko ], Quixote [ Jason Pai Piao ], Fai [ Lau Ching-wan ] zugeteilt, die zwar rasch die sleeper cell um Suzuki [ Stuart Ong ] und seinen Schergen [ u.a. Dan Mintz, Vincent Lyn, ] als Täter und zudem den drohenden Antrittsbesuch eines hochrangigen amerikanischen Politikers als nächstes Angriffsziel ausfindig, den Feind aber trotz aller Bemühungen so schnell nicht dingfest machen können. Währenddessen erhofft sich der geschasste Hui trotz einer eindringlich warnenden Suspendierung von Catherine [ in jeder Hinsicht Lichtblick: Kim Maree Penn ], der Cousine des ermordeten Kindes Informationen aus dem engeren Familienkreis.

Ungewohnt für das Kantonesische Kino gerade zu der Ära und speziell auch die Mitwirkenden ist hierbei vor allem das beschränkt Wohldenkende in der Inszenierung, die eher ruhig betrachtend all die Verstrickungen der Personen in Augenschein nimmt, statt sich der Leidenschaft von Effekten und Affekten zu ergeben. Dabei ist das Drehbuch teils sogar ein wenig zu verschwätzt, konzentriert sich mehr auf die Nebenfiguren statt den scheinbaren Hauptträgern der Problematik um Attentat und Verbrechensbekämpfung und lässt sich allgemein auf das eher Untergeordnete statt dem schlichten Faden des Bewusstseins von Gut gegen Böse ein. Zudem ist man erstaunlich oft und nah am Ufer der Tragik gebaut, wobei diese Momente durchaus anständig behandelt sind, aber an abwürgenden statt überleitenden Szenenwechseln leiden, das vorhergehende Gefühl nicht mit dem nächsten zusammenhängt und so die Rechenschaft vollständiger Wirkung missen lassen. Ein wenig störend, da im Missverhältnis von Sollen und Wollen oder auch Wollen und Können gefangen ist die vermeintliche Themenvielfalt, die man nur anreißen, aber nicht Vollbringen kann. So wird neben Politikwirrwarr bis hin zum Mittleren Osten [ mit einem ominösen Scheich namens Ali Baba ], bevorstehenden Finanz- und Aktienmarkteinbrüchen, nebensächlichen Kleingaunerscherereien auch gar der Missbrauch von Drogen als Aufhänger für Dispute und Versöhnungen genommen und ist die Person der mit Fai befreundeten Stella [ Sarah Lee ] theoretisch unnütz oder zumindest eindeutig rudimentär, wird aber beharrlich und zugleich trotz aller Liebesmüh vergebens zum prägenden Charakter konkretisiert.

Auch wenn das Muster des Drehbuches im Grunde eine Vorwegnahme von Dragon Squad mit den Mitteln von Undeclared War ist, so ergibt sich aus dem Wulst verschiedener Begebenheiten leider nur eine oft bloßen Aneinanderreihung einzelner Situationen fern vorwaltender Leidenschaften; was leider auch die Action selber beeinflusst. Das raue Milieu, in dem sich fern der vorgeblichen internationalen Tragweite vielmehr in den entlegensten Hinterhöfen, in abgedunkelten Kemenaten und eigentlich immer seltsam abseits der Gesellschaft ausgetobt wird, und die gleichfalls eher realistische, da bodenständige und verkürzte Choreographie sorgen immerhin für ein angenehm grobschlächtiges Klima für Nahkampf und Shootout. Allerdings ist angesichts der Beteiligung der im Kung Fu Film erprobten Hwang Jang-lee, Eddy Ko und der hier wie so oft sträflich vernachlässigten Elaine Lui das Gebotene viel zu wenig und dann als eigentlich willkommenes Zwischenfazit bis zum Showdown auch viel zu zurückhaltend; auch wenn Jeder mal in den Clinch mit einem Gegenüber darf, dann nur für wenige Sekunden und selbst dann unverständlicherweise für den Yuen-Clan nicht die weitere Aufmerksamkeit wert.

Immerhin kommt das als "direct attack action" ausgerufene Finale einer genaueren Analyse ignorierter Optionen entgegen, wird dort mit der Erstürmung des SDU Hauptquartiers – was eher aussieht wie der mit Graffiti besudelte Rummelplatz vernachlässigter Ghettokids – endlich der determinierenden Funktion all der kleinen Tippelschritte Vorschub geleistet und von der fragmentarischen zur dramatischen Bedingung gewandelt. Das ist immer noch sichtlich preislich arrangiert, besitzt mit so manchen derberen Stunts und einfallsreichen Todesarten – Erwürgen mit Maschendraht, Aufspießen mit Holzplatten oder dem Erschlagen mit dem Ziegelstein – wenigstens über genug anspruchsloser Intensität.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon kami am Do, 17.07.2014, 8:35

Yep, nicht gerade ein Genre-Kleinod. Hatte mir mehr davon erhofft. Haste die DVD neu bekommen oder einfach Lust auf den Film gehabt?
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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Do, 17.07.2014, 9:09

Bereits Sommer/Herbst 2010 im Zuge damaliger 'Ermittlungen' [Bogus Cops, Darkside of Chinatown, Caged Beauties etc.] gesehen, aber vergessen reinzustellen. Ansonsten hapert es bei Mir momentan mit Lust auf das Genre. Ich hab noch drei versiffte Pinoy-'Kracher' als Text.
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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Mo, 11.08.2014, 20:09

Killer from China, The (1991)
Taiwanesisches Heroic Bloodshed Werk eher unbekannter Natur, dass zwar die Aussage der unbedingten Loyalität gegenüber seinen Blutsbrüder aufrecht erhält und nach dieser Maßgabe auch die anderen darum liegenden Begriffe und Vorstellungen leitbildhaft erwähnt, das aber die meiste Zeit als aufgesetzte Ersatzreligion behandelt. Vor allem der Zustand absoluter Sinn- und Zweckhaftigkeit des Aufopferns für den Freund und entsprechend auch die Rückwirkung auf das Handeln der Figuren wird hier nicht glaubhaft dargestellt, sondern verliert sich in bloßen Behauptungen, die rein schematisch abgehandelt werden. Die Geschichte gar vollzieht immer wieder denselben Gedankengang, ohne damit den Prozess einer Sinnfindung zu erreichen. "One order, one action" und "Next time we meet, one of us shall die" schon als die einzigen Formulierungen und auch als bloße Projektion eines wertlosen Nihilismus; schroff wie Unkraut.

In Auftrag gegeben von der ortsansässigen Luk Fuk Film Production Co., Ltd scharrt das Team um den früheren 70er Jahre Kung Fu Regisseur Cheung Chi-chiu gerade hinter der Kamera eine Ansammlung von no names um sich, deren Aufzählung nur notdürftig mit drei Strategen aus der kantonesischen Filmindustrie aufgewertet wird, die hier allerdings eher bessere Randpersonen und zum Teil auch wie aus dem Wald gestolpert aussehen. Eine gedankliche Grundlage wird zwar mit einem chinesischen Einleitungstext vorangestellt; mangels Übersetzung und Sprachkenntnis ergibt sich die Erkennbarkeit der Handlung erst aus diversen Aufbruchmotiven, die am Ende und mehreren Konfrontationen später dann doch zum Abschluss des ausnahmsweise geglückten, wenn auch genretypischen Showdowns führen:

Taiwan.
Bei der Eintreibung eines ungedeckten Schuldscheines von nicht ganz unerheblicher Höhe geraten Ann Sam [ unappetitlich: Alex Man ] und Freund und Partner Golden Snake [ mit der Axt frisiert: Alex Fong ] an die Machenschaften von Black Eagle [ Miu Kiu-wai ], dessen Verweigerung und Bedrohung sie mithilfe des eingeflogenen Wang, Spitzname 'White Wolf' [ Wong Goon-hung als der den Alternativtitel bereitstellenden Wolf of China Sea ] klären wollen. Bei einem Attentat wird Ann Sam allerdings von der eilig herbei eilenden Polizei gestellt und sieht sich einer langen Haft ausgesetzt. 'White Wolf' setzt sich vorübergehend von Taiwan nach Shamem, Fujian, China ab, wo er Unterstützung seines Bruders Hu [ Shut Chung-tin ] erhofft, welcher aber mit dem japanischen Drogenschmuggler Wu-lang [ Lindsey Wong ] genug eigene Probleme am Hals hat.

Bis dahin macht sich leider ein gewisses Desinteresse breit, dessen Verschulden nicht allein dem umher springenden Drehbuches und auch nicht der etwas müde wirkenden schauspielerischen Leistungen anzulasten ist, sondern besonders durch die geschunden wirkende Kreatur von Inszenierung verkörpert wird. Die Einfachheit der Einstellungen, das Abgehakte der Montage, was übrigens auch auf die schon quantitativ durchschnittlich angeordneten Actionszenen betrifft, und die – obwohl eigentlich liebreizende Örtlichkeiten wie Fischerdorf und Weinberge vorweisend – ästhetisch ebenfalls unterentwickelten Situationen bieten einen gequält beliebigen Blick auf die Begebenheit eines ständigen Kampfes um Leben und Tod. Eine Öde von Dasein mit vorsintflutlich erstarrtem Antlitz; fernab der oft voll Leidenschaft brennenden und bis hin zu philosophischer und/oder lyrischer Wucherung veranschlagenden Konkurrenz, des zu dem Zeitpunkt eh mit am stärksten stereotypisierten Bereiches der Unterhaltungsindustrie.

Wo man in ähnlichen Dramaturgien sonst oft die besondere epische Beschaffenheit zumindest versucht, wenn nicht gar als selbstverständlich angesehen und mit der Gloria des Heiligenscheins versehen wird, erscheinen die Einsätze hier nicht nur ohne verabsolutierten, sondern trotz durchaus vorhandenen Dramenanteils mit Blut, Schweiß und Tränen gar ohne jeglichen ergreifenden Wert und verweigern auch sonstig hartnäckig jeglichen Ausdruck. Zwar werden nach einer kurzen Start-, aber längeren Anlaufphase die Waffen in Form von Pistolen und Messern gezückt, befindet man sich auch in den geeigneten Locations von Lagerhalle, Schrottplatz und aufgehäuften Kieshügeln, stellen sich die Auseinandersetzungen aber als flüchtig hingeworfene Skizzen mild gewalttätiger Duelle dar. Verkrampft gefügte Improvisationen von Action Director Chan Muk-chuen, die lange auf sich warten lassen, dann erst zu seltsamen Zerrbildern zerschrumpft werden und nur gegen Ende bei einem hintereinander geschalteten Dreier-Finale mit hohem Munitionsverbrauch plötzlich eine angenehm trockene Ekstase erreichen.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Do, 14.08.2014, 16:12

Family Honor (1990)
Dass Blut dicker als Wasser ist war schon seit gängigen Zeiten und jeher das Motto des Bloodshed und Triadenfilmes, der in diesem Kontext auch gerne das Heroic entsprechend geeignet in den Vordergrund stellte. Family Honor intensiviert diese Ansicht noch durch eine eher rohe Simplifikation, in der mit schattenhaft oberflächlicher Dramaturgie einzig auf den bloßen Konflikt und weniger das Umfeld begründet das stets normative Gattungssystem schlichtweg weiter festgestellt wird. Letztlich sind gar die Polizisten und damit die Dienstkollegen auf eigentlich behördlich vorgeschriebener und amtlich mit Eid bestätigter Seite in den gefährlichen Zeiten weniger zu vertrauen als die Familie selbst, auch wenn diese theoretisch auf genau der falschen Seite des Gesetzes steht. Diese individuelle Vollständigkeit ist trotz aller Silhouettenhaftigkeit des Filmes, in der es eher wenige, dann aber auch keinerlei zufällige Details gibt, mitsamt der Feuerkraft der Shootouts der süße Augenblick in ansonsten mechanischer Übung.

In ausgesprochener Kürze, die keine 80min umfasst wird mit ausgesprochener Starbesetzung in nahezu allen, oft nur für den Moment als Gast auftretenden Rollen ein Gleichnis voll ständiger und allbeständiger Bedrohung im Leben erzählt, mit lange wenig dramaturgischer Wirkung und zudem darstellerisch recht auf den Affekt geschnürt. Ein Stelldichein von Genrefiguren und - situationen, in dessen selektiven Textpassagen eher die Weisheit der Drehbuchseiten weissagt als die wahre Leidenschaft darin zu spüren ist:

Als Sohn der Triadenfürstin Madam Ying [ Lisa Chiao Chiao ] und damit auch Halbbruder des Kleinkriminellen Tao [ Shing Fui-on ] hat der aufstrebende Polizist Charlie Fu Sai-hang [ Wilson Lam ] von der Frontier District Crime Squad das Problem des Rollenkonfliktes, wandert er doch gezwungenermaßen zwischen Herkunft und Berufswahl über den Seiten des Gesetzes hin und her. Diese Doppelbindung wird ihm prompt dann zum Verhängnis, als der von ihm und seinem Partner Detective Leung [ Ben Ng ] während einer bleihaltigen Drogenrazzia festgenommene Wei [ Dick Wei ] aus dem Gewahrsam entflieht und dann nicht nur in der zunehmend zwiegespaltenen Gangsterwelt der Aufruhr herrscht, sondern sich auch das ICAC und besonders Officer Koo [ Miu Kiu-wai ] an Charlies Fersen heften. In den Sog der sich steigernden Gewalt werden auch sein Informant Chung [ Max Mok ] und die gerade erst kennen gelernte Hostess Hor Yee [ Joey Wong ] sowie seine Halbschwester Ming [ Meg Lam ] hineingezogen.

Dabei ist der Aufbau natürlich mit der Kenntnis von der Materie verbunden, verweilt eber nicht mit spürbarer Freude darin, sondern geht den schnellen Schritt hindurch. Schon während des Vorspanns wird jeder An- und Vorlauf gescheut, sofort in die erste Geiselnahme mit raschem Eingreifen der Polizei und der Konfrontation auf einem Häuserdach geblendet. Eine Hektik, die zu Beginn angenehm dominant, fern jeder episch und prätentiös vermittelnden Kommunikation und trotzdem klassisch artikuliert wirkt, aber mit zunehmenden Verlauf viel an Hinweiswerten ignoriert und die Welt weder in der Dimension noch im inneren Raum so richtig komplett, sondern wie im Zeitraffer wahrnimmt. Immerhin wird sich so den Bedingungen der Wahrnehmung von Officer Charlie Fu angenähert, der sich von allen Ecken und Enden unter Druck gesetzt sieht und die vielen Brandherde in seinem Leben auf einmal gar nicht alle lösen kann; so dass auch sein Bewusstsein rein situativ auf Hier und Jetzt und nicht vorausschauend und weiter denkend ist.

Eine gewisse Vereinseinigung allein auf seinen Charakter, der in den physischen Taten vielleicht plastisch, in den verbalen Aktionen oder gar dem emotionalen Bereich reichlich unmotiviert und durch seinen blasseren, rehäugigen Darsteller zusätzlich an zwischenmenschlicher Interaktion uninteressiert oder unbeholfen erscheint, schiebt auch andere mögliche Gesichtspunkte und ihre Handlungen weit aus dem Bild. Ein wenig schade ist es dabei gerade für das aufgestellte Figurenregister, dass dem ganzen Agitationstheater zwar einen ungemein wichtigen Anschein gibt, aber oft nur wie im who's who Schaulaufen von Gaststars wie Lo Lieh, Blacky Ko, Richard Ng, Barry Wong, Lam Chung für wenige Sekunden als Dialogpartner und so fast wie in einer Austauschbarkeit restringiert anstatt innerdramatisch und mit Identifikation impliziert wird.

Mehr Platz für die formelle Ebene, die von Routinier Norman Law wie auch bei Scheming Wonders (1991) oder Bloody Brothers (1994) mit wenig Ehrgeiz in Richtung Ästhetik, aber dafür dem gewissen Sinn für schmutzig-urbane Poetik ohne anstrengende Selbstdarstellung verkörpert wird. Im Gewöhnlichen intensiver als im Außergewöhnlichen. In logischer Folgerichtigkeit wird sich im Lagerhaus ebenso mit überzähligen Schußwaffen duelliert wie später am Hafen, wobei die hehren Munitionswechsel im Dämmerlicht durchaus erfolgreich angenehme Signale setzen vermögen; sei es durch den schon schlechten Zustand der Gegend, der noch einmal mit aller Gewalt der Patronen verschönert wird, der ansprechend hohe Gebrauch der Waffen oder der reine bodycount, in dem während eines flammenden Showdown-Infernos aus im Kugelhagel tanzenden Leibern, durchlöcherten Autos und brennenden Ölfässern keine Gefangene gemacht werden. Außerdem beruft man sich auf eine in dem Fall erfreulich strenge Schnittmontage als einfache Summierung von Abschuss und Einschlag, die mit lauten Ton, geklautem James Horner Score und der Stuntchoreographie von Tony Leung Siu-hung adäquat unterfüttert wird.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Do, 21.08.2014, 13:03

Mission to Kill (1983)
Sich zwischen zwei Ansprüchen durch die Tür quetschender und dort auch steckenbleibender Crime aus den frühen Achtzigern des letzten Jahrhunderts, in der die Option des Durchdringens von dergleichen ähnlich angelegter, dem New Wave des Polizeifilmes zugerechneter Produktionen zwar schon offengestoßen wurde, aber anders als wenige Jahre darauf noch nicht beileibe jeder Kandidat schnurstracks in das Ziel vorstoßen durfte. Soll heißen, dass es zwar bereits auch damals schon als bahnbrechend angesehen und bis heute gültige Klassiker des Hong Kong Kinos gab und vielversprechende und oft erfüllende Regiekarrieren angelegt wurden, sich der frische Kenntnisstand der Filmemacher und der Willen des zeitgenössische Publikums nach anderer Form von Ablenkung dennoch gleichzeitig im Wege standen. [Während die Shaw Brothers, Vorreiter von modern day action, zu später Stunde vergleichsweise im Trüben fischte und dort nur selten einen Vertreter von raubeiniger Gewehr-und-Straßen Ware auf die wenige übriggebliebene Kundschaft losließ, tobte man sich bei der aufsteigenden Konkurrenz von Golden Harvest bis auf Ausnahmen wie die als leicht überdurchschnittlich angesehenen The Hired Guns, Dangerous Person oder Fingers On Triggers vermehrt bis ausgiebig mit albern-harmlosen Komödien aus, die umso mehr erfolgreicher waren, je turbulenter man die Zeit verbringen wollte.]

Die Filmswell International Limited / My Way Film Co. Präsentation Mission to Kill gehört zwar zum Part derb-realistischer Sinnlichkeit, und scheint auch gerade von der Besetzung her alle Voraussetzungen zum dramatischen Männertheater und so einen festen Platz vor dem Horizont vielfältiger Möglichkeiten zu haben, verläuft sich aber in einem Dauerhagel von Konversation und Intrigenspiel, dass nur selten und dann auch eigentlich zu spät seine eigentlich erwartete Subversionskraft durchblitzen lässt. Theoretisch hätte man sich mit anderer Tonart auch als Kalauer über Irrung und Verwirrung und so als Verwechslungslustspiel tarnen können, so oft wie hier die Seiten gewechselt und die Allianzen geschlossen werden. Ohne Prachtszenen, ohne Bildungsfunktion, ohne Kunstverstand und Stilanalysen:

Um sich direkt bei der Schmuggler-Konkurrenz von Marty zu bedienen, lässt der nach außen hin als Geschäftsmann agierende Mr. Long [ Melvin Wong ] von einem Drei-Mann-Einsatztrupp einen illegalen Juwelendeal platzen und die Beute im Wert von 20 Mio. USD an sich reißen. Da die Steine noch zu heiß für einen offenen Verkauf sind, fingiert er zusammen mit seinem Partner Joe Lui [ Lau Dan ] und dem Tunichtgut Fred [ Mai Kei ] einen Versicherungsbetrug, der allerdings endgültig die eh schon in den Startlöchern sitzende Polizei um Inspector Fatty Ken [ Kent Cheng ], Sergeant Ron Wong [ Wong Chung ] und David [ Simon Yam ] auf den Plan ruft. Außerdem hat sich Marty der beiden frisch aus Toronto eingeflogenen Killer Siu [ Norman Chu ] und Lo [ Wong Ching ] versichert, um sein Territorium nicht sang- und klanglos aufzugeben.

Mit einem archetypischen und schon die schnelle Klärung fordernden Ansatz versehen, tobt sich die Regie von sonst als Nebendarsteller und Action Director aufgetretenen Huang Ha nach einem durchaus flotten Einstieg leider die folgende Zeit nur mit dem ganzen Spektrum verschiedener Interessenparteien und so halbherzig und ohne auktoriale Signifikanz mit immer neuen Verhandlungen aus. Ein wenig trockene Polizeiarbeit sorgt für eine zusätzlich distanzierende Innenschau; in schlichter Weise mit folgerichtigen Dialogen in frustrierender Ausstattung und niedergedrückter bildnerischer Fixierung. Sämtliche Gesetzeshüter sind im kleinen Büro eifrig am Akten schieben, Übergabe an den Kollegen leisten und auch sonstwie Dienst nach Plan schieben, was durchaus seinen bodenständig-relativierenden Reiz des alltagsnahen Vorarbeitens in die Materie hat, auf lange Dauer aber weder eine narrative noch gar didaktische oder dramaturgische Absicht und somit viel eher die nackte Zeitverschwendung erkennen lässt.

Auch ansonsten haben die Uniformierten als Repräsentanten der Öffentlichkeit mit der zirkulären Binnenstruktur der Handlung und selbst mit dem unbefriedigenden Showdown nicht viel zu tun, erledigen sich die Kriminellen mit allseits geführten Bedrohungen und deren Ausführung in Sachen Attentaten eh selber und wird außer dem Nachrennen diesen Bandenkrieges in Form von Observation, Informationen einholen und nutzlosen Befragungen nicht viel an Teilnahme hinzugefügt.

Zumeist in dieser heiligen Nüchternheit gefangen und so teilweise ausgesprochen dröge, da nur mit der Spannung, aber nicht der Erfüllung auf Mehr gesegnet und darüber hinaus rein von der nostalgischen Tradition dieser längst vergangenen Spielwelt lebend, wird auch die Action oftmals ausgeschlossen oder durch halbgare Handhabung entmachtet. Besetzt mit durchaus kampf- und stunterprobten Recken ist einzig ein nachgeschobener Angriff von Wilson Tong und Fung Hak-on auf Kompagnon und Stargast Norman Chu den vorübergehend zweiten Blick wert; ein wüstes Duell in einer Sporthalle mit der eiligen Ausnutzung aller vorhandenen Geräte und der Beweisführung von Akrobatik und Kondition. Auch die Aktionen zuvor sind in eher herber Umgebung mit ebensolchem Duktus zunehmend negativer Tendenz durchgeführt, arten aber meist in hemmungslos ruppiger und unästhetischer Prügelei von eher geringem Interesse aus. Da kann selbst die letztlich gut 20min umfassende Aufräumarbeit aller Beteiligten in Parkhaus, am Containerhafen und final in der Lagerhalle nicht mehr viel Boden gutmachen, zumal das ganze Geschehen leider auch im ziemlichen Halb- bis Volldunkel und so nicht wirklich zu erkennen, sondern nur zu erahnen und vielleicht noch auf der Tonspur zu verfolgen ist.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Do, 28.08.2014, 15:04

Magic Mod (1993)
Taiwanesische B - Action, in die Wege geleitet von Winners' Workshop Production Company Limited, gestemmt von Mo Keung-bong, der in der fraglichen Phase von 1991 bis 1999 durchaus seinen Beitrag zum Genre geschaffen hat, aber den Meisten sowieso nur durch Horrible High Heels (1996) als Mischung aus geschmacksneutralen Category III Eskapaden mit einigen blutspritzenden Shootouts in Erinnerung sein dürfte. Magic Mod dabei als gutes filmographisches Mittelstück, nach nach (dem käsigen) I Revenge For My Son (1989), Midnight Conjure (1991), Danger of the Wedding (1993), das nunmehr zumindest schon einige Kenntnisse in Sachen Aufbau einer Szene und Einordnung dieser in die Struktur aufweisen kann, wenn auch dies immer noch unterdurchschnittlich, mehr als Versuch im Wollen und Misslingen in der Ausführung aussieht. Gut für ihn, dass solches im Genre sowieso weitestgehend ignoriert wird, solange das Drumherum und der Rest stimmen, denn hiesig hat wirklich Jegliches und Alles seine Zeit:

Der aufgrund Korruption und andauernder Vergehen gegen die Dienstvorschriften verhaftete Officer Tien [ Siu Yuk-lung ] lässt sich nach seiner Gefängnisstrafe als Bodyguard und bald rechte Hand des Gangster Fong [ Lung Fei ] und dessen Mätresse Yuan [ Maria Tung Ling ] anheuern. Trotz Warnungen seiner ehemaligen väterlichen Vorgesetzten [ Wu Ma & Wong Goon-hung ] schlittert der wenig geläuterte Tien so immer mehr in die Machenschaften der Unterwelt, geradewegs in die Aufmerksamkeit der Klientel um Brother Long [ Dick Wei ] und der konkurrierenden Japaner [ angeführt von Hak Lung ] hinein.

Das mit Interessanteste ist dabei nicht Aufstieg, Fall und Wiederaufstieg der Hauptfigur, sondern immer noch das Scheitern einer nachvollziehbaren Zeitebene, springt der Film doch nicht nur von einem Ort zum anderen, sondern auch rein und raus aus der Gegenwart, ohne das dazwischen zu klären oder nur zu beachten. Ansonsten durchaus mit den üblichen Themen, wenn auch nur völlig durcheinander und wie aus verschiedenen Stücken mit der gleichen "Identifikation" zusammengesetzt, wird in einem Ritt eine Polizeikarriere, ein Gefängnisaufenthalt, eine Gangsterkarriere in wenigen Tagen abgehandelt. Das Eine wird gerade gesagt, da ist das Andere schon getan und das dazwischen völlig aus den Blickwinkeln herausgefallen. Im Grunde ein überaus mit der Schere verkürztes Epos, ein To Be Number One auf Schlaglochpisten, für ganz Eilige, dass in diesem Tempo natürlich auch komplett konträre Geschichten, Stimmungen und gar Gattungen aufweisen kann.

Der nächste Vorzug des darüber hinaus allerhöchstens noch soliden, inszenatorisch eher von einem Kleinteil zum nächsten rumpelnden, mit sichtlichen Chargen besetzten und auch preislich günstig angesiedelten Vertreters ist die Hauptfigur und seiner Personifikation selber. Tien ist ein Emporkömmling par excellence, ein Egoist mit ständig langem Gesicht und Schmollmund, der sich zuerst um sich selber dreht und erst danach, wenn überhaupt, an Andere in seiner Umgebung denkt. Etwaiges moralisches Fehlverhalten oder eine gewisse Emotionalität gegenüber väterlichen Vorgesetzten, seiner Mutter, seiner späteren Freundin und eine spezielle Bringschuld darin interessieren ihn selbst bei Betteln oder Vorwürfen der Anderen so gut wie überhaupt nicht. Fehler gibt es von seiner Seite aus keine, auch nach der ersten und der zweiten Verhaftung wird jegliche Verfehlung mit gesunden Gewissen und ganz eigenen Denken abgestritten. Ein gar nicht mal komplett unsympathischer Charakter, aber das vollständige Gegenteil eines Helden, ohne ein Anti - Held in dem üblichen Sinne zu sein.

Dass er später gar noch in einer kurzen Romanze verstrickt wird, die zu lieblichen Mandopop - Weisen ihre überaus harmonische Montage findet, ist im Laufe des in diesem Falle sowieso ungewöhnlich, das ausgefallen gestrickten Filmes nur noch die zusätzliche Erweiterung zu Mehr. Der Gipfel an Extravaganz ist da eh schon erreicht, hat sich ausgerechnet Tien in einer stilechten "I am a Chinese" Kampfsequenz gegen eine Horde lüsterner, grabschender, mit Hitlerbärtchen bestückter Japaner und so die Ehre der "kranken Männer Asiens" wie weiland Bruce Lee erwehrt. Ein fünfminütig wirbelnder Akt, der gleichsam die fast längste Actionfolge in dem ansonsten mehr solide als rühmenswert mit Fight und Shootout gespickten Erzählung darstellt, aber dabei schon seine regelrechten Ergebnisse erzielt. Flotte Sprünge über und Deckung Suchen hinter Autos, ein wenig Polizeieinsatz, das Verwenden richtiger per Handgranate ausgelöster Explosionen statt die oft gewohnten Staubbomben, oder eine kleine Seeschlacht per Motorbooten und waffenbestückten Froschmännern; unterstützt durch den dort auch angenehm rauen Schnitt und den vorhandenen physischen Fähigkeiten der Darsteller und der zuweilen choreographischen Ideen von Yau Ying-hung entsteht so eine gut anpreisbare Palette an Lebhaftigkeit und Vehemenz, die keine Beifallsstürme per se, aber angenehmes Wohlwollen mit dem helfenden Quantum Merkwürdigkeit auslösen können.

Im zwölfminütigen Showdown sind die Fähigkeiten und Grenzen des Filmes samt seiner Macher in aller Deutlichkeit noch einmal aufgezeigt. Das Bemühen um ein Mehr ist auf jeden Fall gegeben, wird gerade dort das Bloodshed - Milieu mit einem andauernden blei- und bluthaltigen Kugelhagel im Extrem, allerdings auch in Missbilligung bedient. Eine Schießerei auf dem Parkplatz vor und anschließend quer über dem Friedhofshügel selber, dessen letzte Ruhestätte durch den Pulverdampf und die wild herum fallenden Leiber empfindlich gestört, und letztlich gleichzeitig selber dort gefunden wird. Von der kolossalen Masse her begrüßenswert, jedoch durch steife, ideenlose Montage und andauernder Gleichförmigkeit bald zum Verdruss auswachsend, eine simple und langweilige Abmalung einzelner Vorgänge, die keinerlei Bedeutung und Individualität aufzeigen vermag.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am So, 15.02.2015, 21:18

Bobby Barbers: Parak (1997)
In ausnahmsweise angenehmer Art und Weise wirkt Parak, was so viel wie "Polizist" bedeutet, in seiner Machart ein wenig älter, als die Produktion mit Entstehungsjahr 1997 tatsächlich ist. Stark erinnert man an die analogen Werke Ende der Achtziger und fortschreitend, in der die Nationalhelden in Uniform und Dienstrang nacheinander in vielerlei Manier und wilder Rangfolge filmisch gewürdigt wurden; eine kurze, aber in der Zeit respektierliche Mehrzahl von Regiearbeiten u.a.. von Pepe Marcos und Augusto Salvador, in der mit Mitteln des Actionfilmes die jeweils wahren Geschichten der diversen Gesetzeshüter erhöht und für das Publikum zur Schau gemacht wurden. Hier nun The Bobby Barbers Story, die Erzählung von Robert Zabala Barbers (1944 - 2005) im genreaffinen shoot 'em up Überblick, in der die Ganoven stilecht von Brücken geschossen und ihre Vehikel zum Explodieren in Feuerbälle gezündet werden:

Polizist Bobby Barbers [ Phillip Salvador ] vom Ermita District, Manila ermittelt im Auftrag von Maj. Mateo [ Ernie Zarate ] und unterstützt von seinem Partner Dalay [ Willie Revillame ] vor allem gegen die örtlichen Drogenhändler und andere Verbrecher, wobei er in den eigenen Reihen auch mißgünstige Kollegen und behindernde Vorgesetzte wie Col. Arellano [ Zandro Zamora ] aushalten muss. Gefährlich werden ihm dabei besonders die Männer um Gangsterboss Don Jose [ Ernie Zarate ] sowie die von Jacinto [ John Regala ] und die gleichso berüchtigte Bengdatu Gang. Selbst das Privatleben gerät durcheinander, entpuppt sich die als Freundin angedachte Nathalie [ Amanda Page , die hier die Schwester vom Raising Cain gibt ] als psychisch Auffällige, die nach einem verpatzten Date mit der Waffe in der Hand im Polizeirevier auftaucht, während sein bester Freund Pinggoy [ Herbert Bautista, mit darstellerischer Tour de Force zwischen Alkohol und herzergreifenden Selbstmitleid ] extrem an dem Ehebruch seiner Frau zu leiden hat.

Barbers, außerhalb des Landes natürlich unbekannt, innerhalb der Grenzen geachtet und respektiert, wobei der Rahmen der Handlung, wiederum vom Spezialisten Humilde 'Meek' Roxas geschrieben und von Augusto Salvador, dem perfekten Team der dergleichen kinetische und cinematographische Verehrung, auch nur das Potpourri an Grundzügen wiedergibt. Der Kampf gegen das Verbrechen steht zuvorderst fest, ist der Beruf gleichzeitig Berufung und noch vor dem Privatleben die meist Aufmerksamkeit wert. Entsprechend dessen und da der eigentliche Auftrag und der Segen von Mayor Alfredo Lim [ spielt sich selbst ] erst ungefähr mittig erfolgt, wird sich bis dahin auch mit den Alltäglichkeiten des Polizistenlebens be- und diversen Frauengeschichten vergnügt.

Das ist lange Zeit im Grunde Ex und Hopp, ein Hinein und wieder Hinaus aus verschiedenen zusammenhanglosen Begebenheiten, in denen ab und an bekannte Gesichter für wenige Minuten auftauchen und ihr Stelldichein geben, der große Rest aber wie mehrerlei Schnipsel auf übriggebliebenen Drehbuchaufhängern erfolgt. Barbers macht Jagd auf prügelnde Freier, auf zwei korrupte und unschuldige Passanten ausraubende Motorradpolizisten, die sich als Wegelagerer mit Dienstwaffe und -abzeichen generieren, hilft einen Freund in Not, stellt Drogenhändler im Verladehafen und eine Bankräuberbande am Zufluchtsort am beschaulichen Waldsee samt Wasserfall.

So richtig mitreißend oder anderweitig beeindruckend und involvierend ist das Geschehen, immerhin auf Zack und mit vielen Actionszenen gefilmt, bis dahin noch nicht. Lange hat man das Gefühl, jeweils eine neue Prämisse, oder einen länger gehaltenen Trailer zu verfolgen, zu episodenhaft diese Unterhaltung und ohne Leitlinie und Satzung mit weiterführenden Sinn. Immerhin ist die Produktion noch vergleichsweise größer bis aufwändig, quasi wie in den besseren Zeiten gehalten und hat man sich nicht bloß mit dem Smalltalk begnügt. Die Stellung der Bankräuber im Rückzug im Dschungel artet zu einem knappen Kleinkrieg in begrünter Fauna aus; auch ein einleitendes standoff mit Mafiosi in einem leergefegten Hotelstockwerk samt noch Attacke aus dem Helikopter und Granatwerfereinsatz lässt so Manches an Geld und Schauwerten springen.

Gerade in diesem Bereich ist die Chronik des Polizisten auch durchaus mit wenigen Neuheiten der Materie bestückt, die erste Razzia aus heiterem Himmel und dann gleich mit einer kleineren Plansequenz, in der ein Teil der Schusswechsel und Explosionen im Hintergrund ohne Montage und nur mit geringer Bewegung der Kamera verfolgt und eingefangen wird. Im Grunde wird die Floskel um den ehrenhaften Ritter der Gesetzeskunde schon hier, nach wenigen Minuten zu einer Chimäre, einem Abenteuer potenziert, hat dort das gesamte Schauspiel etwas rein Theatralisches, eine Vergrößerung der Realität und Wahrheit zu einem Blindwerk der Träumerei.

Auch vieles Weiteres ist Fantasie im filmischen Zauberland, geht die Munition nicht aus, wird sich auf einer vielbefahrenen Hochbrücke mit einem der mit Motorrad berittenen Bestechlichen duelliert, oder werden die Gangster in diesem Märchen durchweg als dämonisch überzeichnet und/oder als Karikaturen stigmatisiert. Auch das erneut Zandro Zamora die Rolle eines Vorgesetzten der Polizei, also die Rolle seines Lebens spielt, sorgt hier für leicht spöttischen Genuss bis Verdruss gleichhin.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Sa, 26.09.2015, 15:22

Golden Ninja Warrior (1986)
Bestandteil einer indirekten Reihe im Rahmen des üblichen Konglomerates von Joseph Lais IDF Film & Arts Limited, welches sowohl im neugedrehten Material seine Bezüge zu Vorgängern und Nachfolgern, oder besser zu Spin-offs aufweist, als auch im Originalprodukt. Denn anders als lange vermutet und tatsächlich so auch für den unkundigen Zuschauer, oder den naiven, oder den sich ganz auf die Geschichte Einlassenden ist das Endwerk vom Golden Ninja Warrior eben kein eigenständiges Erzeugnis. Sondern entspricht in der Mischung aus einem bereits fertiggestellten Werk im copy & paste Verfahren mit erweiterten und teils verändernden Zubauten und einer entsprechenden Synchronisation dem gewohnten Stil:

Um den Tod ihres Vaters Simon Lee zu rächen und nebenbei auch noch einen Prostituiertenring zu zerschlagen und gleichzeitig den 'Golden Ninja Warrior', eine unermesslich wertvolle Statue zu beschützen, begibt sich Sherri Lee [ Yeung Huei-chie ] eigenhändig in die Höhle des Löwen. Unterstützt wird sie bei der Rückführung der Reliquie nach China von dem das gleiche Ansinnen habenden Michael Allen [ Donald Owen ], der allerdings nicht verhindern kann, dass Sherri immer mehr in die Fänge des böswilligen Eagle Lau [ Tin Ming ] und seiner gewalttätigen Gelüste gerät. Auch der ebenfalls ermittelnde Polizist Dick Tong [ Lee Miu-chan ] scheint machtlos angesichts der kriminellen Bande und ihrer üblen Machenschaften zu sein.

Als Regisseur dessen wird ausnahmsweise Joseph Lai, also der Chef selber statt seinem ausführenden Organ Godfrey Ho genannt; eine Tatsache, die natürlich erst einmal Aufmerksamkeit erregte und jahrelang auch den Anschein von Eigenständigkeit und Andersartigkeit ergab. Lai als Überwacher des Ganzen zeigt hier auch ordentliches Handwerk, gerade in der Auswahl des verwendeten Materials, dass zeitlich und örtlich tatsächlich zum Neudreh passt bzw. tatsächlich einmal passend gemacht wird und zudem eine Originalität und Seltenheit (und mit der Verwendung der Ufo-Häuser von Sanzhi, Neu-Taipeh, an der Taiwanstraße auch einen fulminanten Drehort) aufweist, aus der sich so etwas wie zusätzlicher Bedeutung ergibt. Als auch in der Anpassung dessen zur Handlung um den im Vorspann zu exzessiv vorgestellten und angepriesenen 'Golden Ninja Warrior', der übrigens abseits dessen eigentlich gar keine Rolle mehr spielt; ein Problem, dass in der Konsistenz und Kongruenz derlei Produktionen sicherlich nicht die größte Priorität spielt.

Der Vorspann selber, die Aufbauszene, die weit in der Historie ausholt und eine Saga von immenser Wichtigkeit anklingen lässt, stammt im Übrigens aus Ninja Terminator, der damit als Vorgänger hierzu im weiteren Sinne gilt. [Der Abschluss bzw. eine weitere Episode dessen erfolgt noch in Ultimate Ninja.] Entsprechend sind dort auch gleich die einzigen Szenen mit Richard Harrison vorhanden, der hierbei ansonsten eine Auszeit vom Filmgeschäft nimmt und seinen Vertretern das Schlachtfeld überlässt. Gefechtet und geprügelt wird auch ohne seine Mitwirkung fleißig, was das Schnittwerk immerhin ansehnlich nicht in der Optik, aber im Tempo macht; wobei zusätzlich noch am Regler gespielt und der Vorspulknopf seitens des Cutters angeregt wird. Eine Schnelligkeit in der ersten Kampfszenen, die unnötig ist, aber nun mal Mittel der Wahl seiner Macher war und dahingehend vielleicht auch einer insgeheimen, dem Zuschauer unbekannten Intention entspricht.

Abgesehen davon sind die Actionszenen mit Fortschreiten der Laufzeit besser als am Anfang dessen, werden neben dem gewohnten Schwert auch mal die Handkante und die nassforsche Beinattacke ausgepackt und kann man sowohl unter den Darsteller des neuen Materials als auch dem des Originals so einige Experten zählen. Den großen Anteil an der Handlung hat Thunder Alley Cat, ein adult action Film aus dem damit zu damaliger Zeit recht reichen Taiwan; dessen Fundgrube noch so Einiges an Ideen und Vorlagen für weitere Verwurstungen von IFD bereithält. [Auch der Nachfolgefilm von Lai Man-sing, der Lover and Killer (1987) wurde später für Ninja Knight: Thunder Fox (1987) benutzt, was das hiesige Geschehen noch auf der Metaebene und der der Filmhistorie interessanter darstellen lässt als letztlich ist.]

Nun ist das Grundprodukt ein recht räudiges, die Frauen allgemein immer vermehrt ausbeutendes Konstrukt, dass selbst der Heldin die Schmach und Schande der männlichen Übergriffe nicht entgehen lässt; eine gewisse hohe Schlagzahl an Exploitation schon von der Narration mit der Zwangsprostitution etc. her als auch zeigefreudig im graphischen Detail. Folgerichtig hat der Film wenig Anklang und Begeisterung bei der Zensur gefunden, die einiges zu beanstanden hat, eine Auspeitschszene etwa gleich zu Beginn und vor allem eine ausufernde Vergewaltigung; alles Ereignisse, die durch das Umfeld noch schmieriger und abstoßender wirken, als sie es auf dem Papier schon sind.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Mi, 07.10.2015, 22:13

Ninja, Phantom Heros U.S.A. (1988)
In Konkurrenz zu Joseph Lais IFD und deren Ninjafilme und sowieso von 1996 bis 1988 so richtig in der Masse produziert, galt Filmark und deren Werke aufgrund gerade der westlichen Beteiligung und der Gestaltung der neugedrehten Szenen immer als etwas weniger im Bewusstsein stehend und als geringer in der Popularität. Über tatsächlich bekannte Namen wie Richard Harrison oder Mike Abbott konnte man nicht verfügen und die unfreiwillige Mittäterschaft durch asiatische Darsteller und deren Originalarbeiten hatten für den gemeinen Videothekengänger sowieso keinen Anreiz und somit auch keinen Wert. Dabei ist gerade auch hier zu bemerken, dass man in Sachen Vervielfältigung von bereits bekannten Material mit neuem Dreh und Veränderung durch Ton und Schnitt man in keinster Weise dem Aushängeschild aus Lai und seinem Ausführungsorgan Godfrey Ho und auch in der Bemühung um doch noch eine gewisse Selbständigkeit und Kreativität in nichts nachsteht:

Die amerikanische Regierung und ihr Geheimdienst will den Schmuggler Morris dingfest machen, wofür sie den Condor-Plan und damit auch den geschassten, da sich früher ebenfalls dem Schmuggel hingebenden und Morris deswegen perfekt kennenden Soldaten Ford [ Jonathan Isgar ] aus einem Strafgefangenenlager heraus aktivieren. Ford soll sich in HK mit der Agentin Christine a.k.a. "Yellow Bird" [ unbrauchbar: Christine Redmen ] treffen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Währenddessen bricht in der Stadt ein Gangsterkrieg um die Herrschaft dreier früher miteinander tätiger, nunmehr aber gegeneinander arbeitender Unterweltführer aus, allen voran zwischen Max Wong [ Wong San ] und Mr. Chan [ Gam Biu ], die sich gegenseitig die Geschäfte abluchsen, während der Dritte im Bunde, Mr. Kwan [ Kwan Hoi-san ] sich gerne aus der Angelegenheit heraushalten würde, aber um Partei gebeten wird. Auch die Zöglinge werden unweigerlich in die Angelegenheit hineingezogen, allen voran Wongs rechte Hand Alan Long [ Wa Lun ], der zusätzlich problematisch mit Kwans Tochter Jane [ Deanie Yip ] und dies sehr zum Ärger von ihrem Bruder Albert [ Sek Sau ] verbandelt ist. Mit hineingezogen werden dadurch auch Alans bester Freund Baldy [ Addy Sung ], der sich mit seinem Tagelöhnerleben auf der Straße so schon mühsam durch das Dasein quält, als auch sein Jugendfreund Burt [ Johnny Wang Lung-wei ], der als professioneller Killer ausgerechnet auf seinen Kumpel angesetzt ist. Polizist Joe [ Kent Cheng ] steht dem folgenden Massaker allein und ohne großen Nutzen gegenüber.

Interessanterweise ist bereits zu damaliger Zeit das Augenmerk und entsprechend auch der Verweis in den Titeln her nicht unbedingt mehr auf das Subart des Ninjafilmes, sondern schon offener auf Modern Day Action und fast schon auf den Bereich des Heroic Bloodshed, in unverdächtig klingenden Beispielen wie Fatal Command (1986), Crime Target (1987), Battle for the Treasure (1988), Act of Gangs (1988), Project G-7 (1988) usw. gelegt. Ninja, Phantom Heros U.S.A. selber verzichtet auf den massenwirksamen Zusatz zwar noch nicht, gestaltet sich aber hauptsächlich ebenfalls als Gangsterdrama und macht auch in den im Rahmen neu eingefügten Szenen eher den Eindruck zwischen einem verspäteten Kleinkriegsfilm, der man aber nur in Rückblenden und Erzählungen und so in Andeutungen ist, und einer Schmuggel- und Spionagegeschichte; in der es um Waffenkäufe und somit 'reale" Dinge und nicht um Goldene Statuen oder geheime Handbücher zum Erlangen der Unsterblichkeit etc. geht.

Zwar muss man auch hier die Komik in seiner unfreiwilligen Ergiebigkeit nicht suchen, sind allein schon Jonathan Isgar und sein blondgestärkter Antagonist in ihrer hölzernen Darbietung und dem Gefuchtel mit Armen und Händen sowie dem Antäuschen von Backpfeifen des Humors Gold Wert. Sind dergleichen Szenen aber auf ein Nötiges begrenzt und einfach ein wenig unsinnig bis schwachsinnig gehalten statt purer Schenkelklopfer oder um surrealen Wahnsinn unbegrenzt. So richtig ergiebig ist die neue Fassung sowieso nicht, auch wenn zu Beginn der Eindruck nach einer Eröffnungsszene im Strafgefangenenlager und einem daneben befindlichen Steinbruch als Arbeitsstätte der Inhaftierten sowie eine versprochene, nicht erfüllte Reminiszenz an den Vietnamkrieg und zwei Vaterlandsverräter im Angesicht des illegalen Reichtums täuscht. Dafür und auch dankbar deswegen bewegt man sich allerdings tatsächlich in HK in der Stadt, am Hafen entlang, über die Unterführung, in den Straßenverkehr hinein und hat zusätzlich zu der Lokalität mit den Darstellern Ho Pak-kwong und Chiang Tao gar noch zwei geläufige Schauspieler für die Beimengung von außerhalb engagiert; wobei auch der Showdown mit dem Einbringen eines u.a. Regenschirms und einer Fliegenden Guillotine als Mordwerkzeug noch als kleinerer Pluspunkt zählt.

Ein wenig Mühe auch gab man sich bei der Auswahl der Quelle und der Verbindung von Alt und Neu, wobei das Konstrukt letztlich natürlich dennoch durch seine offensichtlichen Unterschiede alle paar Minuten auffällt, hier wirklich zwei Filme zum Preis von einem, dieser Faktor aber nicht störend und nicht gleich sprunghaft und alldieweil zerstückelt im Sinne ist. Bei dem hier verwendeten Struggle for Leader (1983) handelt es sich dem Vernehmen gar um ein echtes Schmankerl, das die späteren filmischen Rangeleien und Klüngeleien um die Machtherrschaft in der Unterwelt und andere Burning Ambition - Geschichten gar um paar Jahre vorweg nimmt und sich auch noch zugehörig zu der (da schon ausdriftenden) New Wave Bewegung des Hong Kong Cinema und seiner kinematographischen Referenz zählt. Struggle... ist heutzutage im Rohzustand nicht mehr erhältlich und so unbesehen, was den Gesamteindruck in dieser Fassung und Kürzung und Neusynchronisation natürlich nicht unvermindert zulässt, aber auch nicht im Wesentlichen schmälert, wenn man denn schon ohne Alternative ist.

Denn inszenatorisch her ist das Gesehene zwar grob gehalten, mit einfachen Einstellungen und hemdsärmligen Montagen versehen, die Antizipation von noch Kommenden wie A Better Tomorrow, dem Rich & Famous/Tragic Hero Zweiteiler und Co. und auch die Anklänge an die rauen, aufgeklärten, sich aus der Fülle des Lebens und dem Kampf der Existenzen schöpfenden Erzählungen der New Wave Bewegung sind erkennbar und nicht weit vom Dreck und Staub der Strasse und der Dunkelheit der Gefühle weg. Es gibt bereits ein Hochzeitsmassaker zu besichtigen, eine furiose Motorradattacke auf einen flüchtenden Autofahrer, einen stilechten Schwertkampf und die Schuss- und Hieb- und Stichwaffen werden auch gezückt. Gedreht vom damals aufstrebenden Regisseur Lee Chiu, der sich erst mit einem halben Dutzend Kung Fu Filmen wie z.b. den namhaften Ways of Kung Fu (1978), Cantonen Iron Kung Fu (1979) oder Two on the Road (1980) nach oben gearbeitet und kurz hierauf ausgerechnet als Zubringer zu IFD verlaufen und davon so richtig nicht mehr erholt hat.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Di, 27.10.2015, 13:01

Ninja the Protector (1985)
Schon so mitten der Hochphase des speziellen Subgenres des Ninjafilmes, einer damaligen Modeerscheinung zwischen etwa 1983 bis vielleicht 1988/89 gelegen, gehört Ninja the Protector von IFD Films & Arts Ltd. auch mit bereits vom Titel her gängigsten Werk; ein kleiner Ruhm, den man sich mit den früheren Arbeiten der Zusätze ...Thunderbolt und zur gleichen Zeit den weiteren schlagend benannten Ninja Terminator (1985), Ninja Dragon (1985), Ninja Squad (1986) teilt und entspricht. Alles davor, danach und drumherum ist meist ein großes Fragezeichen, das im Wust all der anderen Filme oftmals verschwindet und abseits der wirklich eifrigen Zuschauer oder gar der Sammlung dieser Gattung schon durch den Überfluss und Undurchschaubarkeit der Masse gar nicht mehr anspricht.

Um einmal in die Machart hineinzuschauen und sich selber einen Blick auf diese Arbeitsweise des copy & paste, des Zusammenschnittes aus einer bereits existierenden Geschichte mit neuen und oftmals gänzlich anderen Szenen zu machen, ist der vorliegende Film von eben dem Aushängeschild / Buhmann Godfrey Ho auch sein bestes exemplarisches Bestreben wert. Im Grunde werden nämlich zwei Handlungen erzählt, die eine immer wieder aufs Neue und die andere unabhängig davon und in einer gänzlich anderen, nur über das Telefon und mit herumgezeigten Fotographien und hier tatsächlich auch mit Anflügen von Selbstironie zu erreichenden Welt:

Eine Spezialeinheit des Yau Ma Tei Police District Headquarter, Tsim Sha Tsui Divisional Police unter Führung von Jason Hart [ Richard Harrison ] hat es sich zur Aufgabe gemacht, der Falschgeldbande von Bruce [ David Bowles ] das Handwerk zu legen, die ihre Blüten im näheren Umkreis von HK vertreiben und dazu extra ausgerüstete Ninja-Kämpfer [ u.a. Philip Ko, Chiang Tao, Suen Kwok-ming ] engagiert haben. Während die normalen Polizisten [ Andy Chworowsky & Clifford Allan als Kommentatoren wie weiland Waldorf & Statler ] diesen Verbrechern nichts entgegen zu setzen haben, greift Hart selber in Tarnkleidung und unabhängig von Recht und Gesetz in das Geschehen ein. Zudem hat er mit dem Model Warren Lee [ Wa Lun ] einen Undercover in die nach außen hin legal eine Agentur führende Susan installiert, der über die Frau eine Beziehung zu dem ebenfalls kriminellen Albert "Four Eyes" Wong [ Tin Ming ] aufbauen soll. Warren hat allerdings diverse private Probleme, allen voran mit Frauengeschichten, wobei nicht nur deren Gefühle, sondern auch die des in eines der Mädchen verliebten David, seines Bruders [ Lee Miu-chan ] verletzt werden und er bald auch an eine Gespielin von "Four Eyes" und er somit in dessen Ungunst und Zorn gerät.

Zugrundeliegen als Vorlage tut diesmal ein Original, dessen Existenz eigentlich deutlich identifizierbar sein könnte, aufgrund der Mitwirkung mindestens drei spezieller Schauspieler nämlich und dem Festlegen auf einen gewissen eingrenzbaren Zeitraum; dessen spezieller Titel und Regisseur, und somit die Herkunft außer eben der weitgehend sicheren Vermutung Taiwan bis einschließlich heute doch noch unbekannt ist. Die anwesenden Wa Lun, der den Gigolo spielt und ihn täuschend echt verkörpert, wie er leibt und lebt, sowie der weniger beschenkte Bruder in Gestalt von Lee Miu-chan sowie der späte Zusatz vom ebenso Gehörnten Tin Ming sind hervorstechend in ihrer Präsenz; dennoch lässt sich bei einer Recherche keine gemeinsame festgehaltene Tätigkeit, keine Übereinstimmung in der Filmographie finden.

Ob das namenlose Werk, eine räudige, da mit exploitativen Mitteln tätige Schmonzette, die später zum Modern Day Kung Fu Drama wird, nun tatsächlich nicht veröffentlicht wurde und als Material für den weiteren Umschnitt das einzige Dasein in der Welt fristet, oder die tatsächlich vollständige Geschichte einfach nur den Weg allen Irdischen und komplett unter den Radar ging, lässt sich mangels weiterer Informationen nicht konkret beantworten und bleibt als Mysterium zurück. [Der ehemalige Shaw Brothers Darsteller Wa Lun ist allerdings derart bekannt und prominent als Zugpferd belegt, dass ein komplettes Abschreiben des Originals, dass in seinen Bestandteilen von Sex und Emotion und etwas Düsternis durchaus die Bevölkerung und den Geschmack der Zeit anspricht – siehe auch seine Beteiligung in bspw. Queen Bee's Revenge (1981), Girl with a Gun (1982), Avenger (1982), Exposed to Danger (1984) – , so richtig glaubhaft nicht ist.]

Wie dem auch sei, für das normale westliche Publikum damals und auch heute ist die hier benutzte, getrimmte, an die Verbrecherjagd und die Falschgeldhandlung meist nur verbal angepasste Seifenoper aus gleich mehreren Dreiecksbeziehungen mit einem Hallodri in der Mitte, der erst alles haben kann und bald nichts mehr hat, natürlich eher das Stirnrunzeln und vielleicht auch den Verdruss und sonst nichts wert. Es wird geliebt und gelitten, manchmal auch offensiver in die Horizontale und das jeweilige Objekt der Begierde, die gerade attraktive junge Frau in den Strand oder die wogenden Wellen oder das weiche Bett gelegt und sich körperlich betätigt. Nackte Einblicke also, die die ganze Sache immerhin nicht langweilig machen, zumal gerade die Darstellerin der Susan, die relativ ähnlich wie Sophia Ching Sau-ying wirkt und aussieht, in ihrer speziellen Hommage an From Here to Eternity (1953) und da erst im Bikini und dann bald ohne störende Kleidung rein optisch wirklich verführerisch, zum genießerisch mit der Zunge schnalzen quasi aussieht.

Geprügelt wird in dem Abschnitt mit den beiden sich streitenden Brüdern sich übrigens auch, mit irgendwelchen Halunken, die zur falschen Zeit am falschen Ort um die Ecke kommen und einen am schief angucken sind; allerdings sind die Kämpfe schon inhaltlich nicht weiter wichtig und auch inszenatorisch bis auf viel Eifer bei den Geber- und Nehmerqualitäten nichts wert. Die richtige Action, der neue Anteil durch Godfrey Ho und sein Team sieht da schon etwas besser aus, hat zumindest den strammeren Schnitt und eine richtige Choreographie, allerdings verlässt man sich nahezu komplett auf das Schwert, was nicht Jedermanns Sache ist, und hält man vorhandene Talente wie eben Phillip Ko an der überaus kurzen Leine, was auf Dauer etwas verschwenderisch und ernüchternd wirkt. So richtig Lokal- und Zeitkolorit wie mancherorts anders ist hier durch das Begehen von zumeist nur Grünanlagen oder eben Innenzimmern auch nicht gegeben. Dafür ist die Titelszene, die Stadtansichten von HK im extra großen Panorama schon Berauschung und Frohlockung, und fast allein die Eintrittsgelder wert.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Di, 03.11.2015, 21:57

Ninja in Action (1987)
Altbewährte und deswegen immer wieder genutzte Formel in ewiggleichen Rezept. Das Nutzen und Benutzen von bereits gedrehtem Material, dass aus irgendwelchen Gründen, die im Nachhinein angesichts der teilweisen Qualität dort verfügbar für die Weiterverwertung als stock footage, also als Rahmen für neu gedrehte Szenen mit Langnasen im Verkleidungsmodus zu haben war. Eine Mixtur, die Filmark ebenso beherrschte wie IFD, und dessen Akteure man sich auch teilweise teilte, wenn man denn schon im gleichen Gebäude, dem Garley Building saß. Lustige Tongeräusche und Ninja-Seppuku inbegriffen:

Unter Führung ihres Gangsterbosses Ginsberg [ Louis Roth ] überfallen mehrere Ninjas am helllichten Tage und auf offener Strasse einen Juwelentransport, wobei sie auch eine Spur des Verderbens bei den sich Wehrenden hinterlassen. Die Todesrate bleibt weiterhin hoch, als sich Ginsberg nach Abschluss des Überfallkommandos entschließt, sich seiner Mitstreiter mit Gift im Wein zu erledigen; nur einer der maskierten Kämpfer, Alan Ko [ Sung Cheung-kong ], wird misstrauisch und kann gar mit der Beute entfliehen. Weit kommt er allerdings nicht, wird er kurz darauf von der Polizei geschnappt und wandert hinter schwedischen Gardinen; eine Zeit, die seine eigentlich angehende Verlobte Rosie [ Luk Yee-fung ] prompt nutzt, sich mit dem deutlich älteren Tony Kam [ Tin Ming ] zu vergnügen. Später aus dem Gefängnis entlassen, sind gleich mehrere Parteien hinter den bis dato verschwundenen Juwelen her: Alan, der sich außerdem an seiner früheren Lebensgefährtin für den Betrug rächen will. Ginsberg. Und ein junges ausländisches Pärchen [ Stuart Smith plus Anhang ], welches im Juwelenraub selber den Vater verloren hat und nun gleichsam nach Rache sinnt. Sergeant Chong [ Lu I-chan ] interveniert.

Wie gehabt zwei Filme zu einem Preis, wobei die Verteilung der Szenen so halbwegs gerecht in der Quantität und auch relativ ausgeglichen in der Güteklasse war; in der deutschen Synchronisation vielleicht noch zusätzlich geadelt durch die Auswahl der Stimmen und deren Ausdrucksmöglichkeiten, die gar ungeheuerliches leisten vermag. Auf beiden Seiten gibt es Szenen und Monologe bzw. Dialoge mit purem Comedygold, zum Haareraufen, zum Schenkelklopfen, zum Niederknien, zum Wiehern, was den Liebhaber dieser Art von Filmen verzückt und die Anderen, die unabsichtlich und unfreiwillig hinein gerutschten Zuschauer mit offenen Herzen angesichts der sonstigen Bildkatastrophe auch zu trösten vermag. Adäquat wiedergeben kann man derlei Köstliches wie bereits den Auftakt mit dem gepantschten Spezialwein und den zu recht zögerlichen Ninjas als Verkoster im Nachhinein schlecht, weswegen nur die Wahl des Selbersehens und des Entscheidens mit eigenem Sinne überbleibt.

Ersichtlich ist auf jeden Fall, dass die hier anwesenden Weißgesichter ihre Arbeit zumindest als das betrachten, was es ist. Billiger Zeitvertreib, der Lust und Laune machen und natürlich auch sein Geld bringen, aber keine Mühe oder Anstrengungen oder gar den Frust von richtiger und belastender Tätigkeit bringen soll. Das große Abenteuer, das mangels Finanzen vor der Haustür und mit einfachsten Mitteln stattfinden muss, aber von dessen Begrenzungen man sich im Geiste nicht einschränkt und die Freiheit einfach Freiheit und Genuss sein lässt. Ausgetobt hat man sich dabei hauptsächlich in Action-, aber auch ausnahmsweise in Sexszenen, in der erst geduscht und dann der freien Liebe, der körperlichen Zuneigung zueinander hingegeben und dem Publikum etwas für sein kostbares Eintrittsgeld geboten wird.

(S)exploitation also, im niedersten, im ehrlichsten Sinne, preiswert, einfach, nicht gleich gelangweilt, sondern schon die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten genutzt, darunter auch ein Überfall auf offener Strasse gleich zu Beginn, in dem das Auto des späteren Opfers gestoppt und der Raubzug mit äußerster Gewalt durchgezogen wird. Der Rest ist verbales Geplänkel, um die beiden unterschiedlichen Geschichten zu vereinigen, oder Zwei- bzw. Mehrkämpfe gegen maskierte Angreifer, die sich die Einmischung in ihre Angelegenheiten verbieten, aber im Gegenüber in Jogginghosen den Meister finden und geschlossen den Rückzug antreten. Choreographie und Montage dieser Aufregungen, wie eine Prügelei auf Kinderspielplatz, ein Schwertkampf im verlassenen Holzlager, eine, nein zwei Schießereien im und um und unter dem Devil Fetus - Haus sind jetzt keine weiteren oder gar in höchsten Tönen lobende Worte wert, aber man hat schon schlechteres aus der Ecke gesehen und Hauptdarsteller Smith kann sich immerhin bewegen.

Das alte Material ist aus Chester Wongs The Outlaw, 1982 in Taiwan von dem damals überaus produktiven, sich in den Taiwan Black Movies austobenden Filmemacher als Ausgleich zwischen solch grausig und verlockend klingende Titel wie Woman From Hell (1981) und Living Soul in Dead Body (1981) und The Vampire Dominator (1984) gedreht. So richtig einzuschätzen ist das Actiondrama hier in den übergebliebenen Minuten natürlich nicht, entspricht aber schon in der Besetzung und dem gesehenen Material der damaligen wilden Zeit, in der mit B-Krimis der übleren Art sowohl der Forderung nach gewissen Realismus entsprochen als auch noch mehr der Zensur getrotzt und Sex & Violence als Mittel zum Druck und Ausreizen des sogenannten Guten Geschmacks verwendet wurde. Starke Frauenfiguren, die vor allem ihren Körper, zum Kämpfen oder zum Verführen gleichermaßen einsetzen und sich dem Patriarchat, vorzugsweise ausgedrückt durch junge Heißsporne und noch mehr durch schmierige alte Männer widersetzen, war das gängige Thema, welches auch hier dem Zeitgeist und der Machart entspricht.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am So, 29.11.2015, 1:33

HunterFL hat geschrieben:Wenn schon Remakes, dann bitte von alten Perlen die eventuell nicht mehr ganz zeitgemäss wirken.


Bild

[youtube]8LADTNDWpU8[/youtube]

Der Clou kommt bei Minute 3, also abwarten, und Bild
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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Mi, 16.12.2015, 12:44

American Commando: Angel's Blood Mission (1987)
Exemplarisch in Anlage und Ausgestaltung und damit auch ein Paradebeispiel für die Beweisführung einer These, in der die sogenannten copy & paste - Arbeiten von IFD (und Filmark) in ihrer später noch vorhandenen Qualität immer von zwei Faktoren, den jeweiligen Quellen und dem neuen Material nämlich abhängig waren. Das Eine kann das Andere stützen und deren Mangel quasi wieder aufheben; wenn allerdings Beides versagt, hat der Zuschauer das Nachsehen und das eigentliche Problem. Bei all dem Ausstoß ab den frühen Achtzigern bis zum Ende des Jahrzehntes hin, ist ein Nachlassen an Rohstoffen, der eigens erbrachten Einbringung von Produktion und letztlich auch die Akzeptanz des Publikums, die nicht mehr alles hinnahm und nicht mehr blindlings aus der Hand fraß, nicht verwunderlich und hiermit praktisch ein erster Abgang, noch nicht ganz der Tiefpunkt, aber in die entsprechende Richtung erreicht. Ein erstes Sättigungsgefühl, dessen Appetit durch den ansprechenden Titel, die Aufmachung, und auch erst die Startlinie zu einer ganzen Reihe von Advent Commando - Filmen zwar anfangs noch kräftig geschürt wird, aber später der Gaumen und der Magen schnell voll ist und der Bissen einfach nicht mehr schmeckt:

Ein Gangsterkrieg um die Verteilung von Herrschaftsgebieten ist ausgebrochen. Aus dem Hintergrund führt Barton [ Mike Abbott ] die Intrigenspiele, während sich ganz offen Peter Lui [ Paul Chang Chung ], Helen Mo [ Juliet Chan ] und aus zweiter Reihe Danny Lo [ Chen Hung-lieh ] um die ihre Unternehmen und Anteile an ihren Spielhöllen und Massagesalons duellieren. Inmitten dieses Chaos gerät der recht frisch aus dem Gefängnis entlassene und sich mehr schlecht als recht durchschlagende Arthur Chung [ Ma Sha ], der in dem noch mysteriösen Charlie [ Wong Goon-Hung ] zwar einen ständig eingriffsbereiten Beschützer an seiner Seite hat, aber trotzdem mehr und mehr in die Belange der Kriminellen gezogen wird. Vielleicht kann der von der oberster Stelle aus entsandte Vietnamveteran John Foley [ mit der Pistole im Tennissocken: Mark Watson ] Aufklärung und Ordnung in das Chaos bringen.

Kurzer Exzerpt zu den Titeln. Die auf final wissentlich zu einer Oktologie angewachsene Reihe von Advent Commando ist ursprünglich mit dem Vorwort von American Commando gestartet, hat sich aber in der zunehmenden Anti-Amerikanisierung in der Gesellschaft schnell hinter einem weniger auffälligen, dafür etwas merkwürdigen Titel verborgen. Der letzte Teil Advent Commando 8: The Dragon Combo (1989) ist nur wenige Monate hinter dem Ersten, eben diesem hier erschienen, was für die Schnelle im Ausstoß und für die dafür in Zeug gelegte Sorgfalt und Gründlichkeit in der Herstellung auch schon Bände spricht. Obwohl offiziell als Reihe, als Saga geradezu an- und auch teils mit wiederkehrenden Darstellern wie Pierre Kirby, Edowan Bersma oder eben Mike Abbott belegt, besteht natürlich keinerlei Verbindung zwischen den Filmen selber; was im Grunde durchaus von Interesse wäre, diese Hoffnung begraben ist.

Auch der Zusatz Angel's Blood Mission ist de facto willkürlich und rein als Anreiz, nicht als Hinweis für die Richtung der Handlung, die widersprechend eben kein etwaiger girls with guns, sondern die übliche Mischpoke aus Gangsterkrieg allerorten ist. Hierbei hat man mit der Wahl von Chui Yuk-lungs I Want to Be a Good Person (1982) als Ausgangswerkstoff für die weitere Bearbeitung wohl aus Unterversorgung von anderen Alternativen und der Erschöpfung von Ressourcen ein recht bescheidenes Stück Klopperstreifen akquiriert, dass von sich aus schon wenig Verdienste aufweist und hat sich zusätzlich auch bei der Ergänzung von neuen und verbindenden Szenen leider kaum ins Zeug gelegt.

Der ...Good Person entspringt in seiner Formulierung und der Besetzung, die jetzt nicht namhaft schlechthin ist, aber den Standard einiger durchaus bekannte Schauspieler und zusätzlich noch Kämpfer wie Mark Lung, Chen Sing, Lung Fei etc. vollzieht, eigentlich dem besseren Mittelmaß damaliger Zeit. Bekommt allerdings (zumindest in dieser Fassung und höchstwahrscheinlich auch im Original, da das Meiste sichtlich übernommen ist), bis auf das gambling - Motiv so gar keinerlei Dramaturgie oder anderweitige Inspiration für das hin, was dort passiert. Ein zunehmend brutaler basher, ein wüstes Hauen und Stechen, wo die Leute ständig angegriffen und von allen Seiten und zu allen Gelegenheiten bis zum allgegenwärtigen Todestanz hin attackiert werden, sich daraus aber nichts entwickelt oder im Verhalten verändert. Die Kämpfe selber sind, soweit man dies erkennen kann und nicht im Dunkeln ganz verschluckt wird, höchst nebensächlich, ja bis auf später einige kreative Gewalttaten (mit Bierflasche, Eisenkette, Gabelstapler, Holzbarren, Spitzhacke und Stehlampe als mächtiges Werkzeug), die das Geschehen in diesem gelb-schmutzigen Domizil etwas forcieren, mehr als unwichtig. Eine anfangs schale, grobe Prügelei, die sich an die andere reiht, wodurch wenigstens der Kondition und Stunt- und Leidensfähigkeit der Darsteller etwas abverlangt und das Geld für den Einsatz vor der Kamera auch folgerichtig verdient wird und zugesteht. Das Bemühen also da ist. Das Können und der Nutzen aber so richtig nicht.

Mehr Begeisterung kann man für die im Nachhinein addierten Szenen leider auch nicht aufbringen. Ähnlich hier wie dort wird ohne jedes Ziel in der Gegend herumgewandert, eine Einöde übrigens, die genauso wenig zum Spazieren einlädt. Und ab und an bzw. regelmäßig wird eine Attacke gestartet, die genauso bräsig abläuft und in der das schon vorhandene Talent vom ausführenden Regisseur Phillip Ko nicht einmal angedeutet wird, der bis dato noch in den Fängen von IFD Arrestant und deren Sacklpicker bis 1989, bis zum Durchbruch mit autarken Produktionen im Sinne von B-Action ist.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Mi, 23.12.2015, 4:29

Ninja: American Warrior (1987)
Weiterer Beweis der Geschäftstüchtigkeit und Kreativität von Tomas Tangs Filmark, die ihren Konkurrenten von IFD stets nachhaltig auf der Spur, wenn nicht sogar in Teilen manchmal voraus, in Sachen Qualität zumindest, in der Popularität eher nicht so waren. Auch hier wird sich fleißig beim heimlichen Herkunftsland Taiwan und dort einem Stück aus dem erst später zu Ruhm und Ehre gelangten, in der Dokumentation "Taiwan Black Movies" gewürdigten Welle an entsprechend betitelten Werken bedient. "Black" im Sinne von "Underground", unter dem Radar, von eher einfacheren, dem Sex und der Gewalt und damit den damaligen niederen Bedürfnissen der Zuschauer bedienenden Zutaten bestimmt; die Würze, mit der sich die untere Klasse das Leben nach der harten Arbeit das Leben speist und den Geschmack im Alltag zurückgewinnt. Nicht weit entfernt davon ist neben dem hier verwendeten Original für das letztlich copy & paste - Produkt auch das neugedrehte Material, wobei man in Sachen Nacktheit und Sexploitation aber die harmlose Variante wählt:

Der Vietnam-Veteran John [ Glen Carson ] wird von höchster Stelle aus engagiert, um dem Treiben seines früheren Freundes und Kollegen Justin Taylor [ Jonathan Isgar ] Einhalt zu gebieten, der sich vom Goldenen Dreieck ausgehend an den Drogensüchten seiner Mitmenschen und zudem auch im Waffen- und anderem illegalen Handel bedient und sich vom örtlichen Polizisten [ Chang Seng-kwong ] allein nicht stoppen lässt. Um die Aufgabe sachgerecht zu erledigen, soll sich John mit Tina a.k.a. Amazonia [ Lu I-chan ] verbinden, die von ihrer Warte aus mit der Hilfe des kampfstarken Ricky [ Chi Kuan-chun ] ihrerseits auf der Fährte einer mysteriösen, von "The shrew" [ Sally Chen ] geleiteten Gangsterbande her ist. Vor allem Ricky hat dabei auch noch eigene Motive, wurden doch kurz zuvor ein Undercover-Cop [ Wa Lun ] und der zusätzliche unfreiwillige Mitwisser um die kriminellen Machenschaften, Chiao [ Yip Hoi-ching ] sowie dessen hochschwangere Frau getötet. Währenddessen macht sich die Handlanger von "The Shrew", der furchtbare Black Cougar [ Man Lee-pang ] und seine nur weniger grausamen und agilen Mitstreiter Ken und Jim [ Ma Cheung & Chim Lung ] auf den Weg.

Unsicher in der Handhabe und verwirrend ist im Film eigentlich nur der Beginn, der gleich mehrere Ansätze, sowohl alt und neu und dann auch noch durcheinander und nicht richtig angefangen und auch nicht richtig beendet und schon gar nicht logisch fortgeführt wählt. Viele Tote werden zumindest die ersten Minuten gezählt, alle sterben wie die Fliegen, und es wird in dem allgemeinen Chaos versucht, so etwas wie einen Plot darin, gerade in dem Schema von Gut gegen Böse und dabei recht ähnlich wie im späteren Ninja, Phantom Heros USA (1988) zu finden. Das mit den Ninjas ist dabei bloß Makulatur, anfangs in den Topf der Zutaten geworfen, aber dann kaum beachtet und auch nicht so getan, als ob dies wichtig wäre oder zu dem Rest der Stimmung zählt. Mit einer Ausnahme, dann aber die von der Regel, und zwar eine zusätzliche Szene, in der die Hauptakteurin aus ihrer Gefangennahme von einem (weißen) Ninja befreit wird, und so wieder in das Geschehen zurückfindet. [Die Antagonistin redet übrigens von einem "roten Ninja", was nicht gerade für ihre Augen spricht.]

Die Szene selber wird übrigens recht gescheit in das Geschehen integriert – dass sich hauptsächlich aus dem alten Film, dem Queen Bee's Revenge (1981) speist und diesen recht strafft –, man hat sich die Mühe der Nachkonstruktion des dortigen Schauplatzes gegeben und auch ein Double der gefangen genommenen Hauptakteurin engagiert. Auch schon vorher im Verlauf tritt das Double von hinten gefilmt oder seitlich verdeckt als Stichwortgeberin und Verbindungsstück zwischen den unterschiedlichen Quellen auf, zudem ist das verwendete Bildmaterial relativ ähnlich gehalten und auch die neuen Zusätze mit genug asiatischen Darstellern und Örtlichkeiten gespickt, so dass die Übergänge vergleichsweise fließend und nicht so abgehackt und ersichtlich und gewollt und nicht gekonnt wie in den 'Telefongesprächen' als inszenatorische Heftklammern bei IFD sind. Der zusätzliche Werkstoff ist übrigens recht zahlreich und auch aufwändig ausgefallen, werden u.a. Schlachtszenen gegen den Vietcong als Rückblick, diverse Stadtimpressionen, Shootouts, eine Autoexplosion, Dschungelfallen, Spezialeffekte, eine verbale Kriegsanklage und anderes Lobenswertes als Anreiz addiert, was alles andere als eine Selbstverständlichkeit und den Dank und den Applaus sicherlich wert ist.

Ansonsten gäbe es noch zu loben, dass der Queen Bee's Revenge selber natürlich sein kleines (hier ìn den Gewalttaten leicht zensiertes) Schmankerl, mal wieder übrigens aus der Ära der räudigeren Kultur überhaupt ist. Die Fortsetzung zum ebenfalls gewürdigten und ebenfalls (als Ninja 8: Warriors of Fire, 1988) verwursteten Queen Bee (1981), dessen Vorgeschichte hier – die Amazonia kommt bspw. aus dem Gefängnis und hat sich erst in der Arbeitswelt, dort gerne ausgenutzt von den Vorgesetzten und der sowieso schmierigen Herren der Gesellschaft auseinander zu setzen – natürlich vernachlässigt und gerade dahingehend auch jede bestehende Dramaturgie weggeworfen wird. Was zählt ist das Hier und Jetzt, der Kampf gegen das Übel, das teils gar mystisch, auf jeden Fall aber skrupellos auch gegenüber schwangeren Frauen und Kindern und somit jenseits von Gut und Böse schon agiert. Was das bedeutet: Viel überzeugende Action, viel Kämpfe in schummriger Umgebung und schlechter Ausleuchtung, so dass man als Zuschauer (je nach Kopie) auch nichts oder nur schemenhaft etwas, die Leistungen der Kombattanten allerdings trotzdem anerkennt.

    7/10
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