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Der grosse Actiongülle - Thread

Diskutiere über asiatische Filme, Darsteller oder alles andere, das den Asien-Film-Fan interessiert.

Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Sylvio Constabel am Fr, 10.05.2013, 7:32

Das hört dich doch ganz verzüglich an.
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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon kami am Fr, 10.05.2013, 7:48

Finde sowohl BLOODY FIGHT wie auch FIERY FAMILY eher mies, was mich diesem Film hier gegenüber auch eher skeptisch einstellt.
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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Sa, 11.05.2013, 8:27

The Real Me (1991)
Heutzutage aufgrund mangelnder Verbreitung auf Trägermedien im Bekanntheitsgrad trotz Mitwirkung allseits populärer Genrestars relativ eingeschränkt, entpuppt sich The Real Me als erwartet sicher bis minimal überdurchschnittlicher Vertreter seiner bullet ballet Zunft und Zeit. Überaus hohes Tempo mit wenig Kompromissen in der Zeichnung seiner Figuren und der Umstände, in der sie sich befinden, wobei dem Erstlingsautor und sonstigen Production Manager Jeng Kai-ming hier durch eine Variation des Üblichen mit leichter Kreativität durchaus auch die Möglichkeit zur Auslegung und Stellungnahme seines schriftlichen Werkes gelingt. Wo die Folge des Kampfes bereits eindeutig ist, ist der Weg dahin doch zuweilen entwickelt und gleichzeitig beschwert:

Als eine größere Drogentransaktion zwischen dem betagten Master Lo Chun-wah [ Hsu Hsia ] und dem Manieren und Bedenken missen lassenden Emporkömmling Chiu Hai [ Karel Wong ] schiefgeht und anschließend der Datenträger über bisherige Geschäfte von Lo's Schergen Fok Chiu [ Kong Wa ] im Auftrag von Officer Ching [ Poon Sin-yee ] entwendet wird, hat die Welt der Gangster und Polizisten ein Problem. Den der anschließend bei einer Hetzjagd verletzte und unter Amnesie leidende Fok kann sich weder an den Aufenthaltsort der Diskette noch seine eigentliche Bestimmung erinnern. Nicht nur, dass ihn die ehemaligen Genossen um Lo's rechte Hand Kin [ Dennis Tang ] misstrauisch ins Visier nehmen, auch wird er sowohl von Interpol Officer Garry Chan [ Chin Siu-ho ] und dem lokalen Sergeant Cheng Yuen-kwan [ Ken Lok ] observiert als auch der verführerischen Gangsterbraut Eko [ Michiko Nishiwaki ] umgarnt. Langsam und auch mit Hilfe seiner Exfrau Yee [ Kara Hui ], die nunmehr mit Chan verheiratet ist, dämmert dem so allseits Beobachteten seine wahre Person. Er ist Undercover eingeschleust.

Einstellen muss man sich dabei auf ein rasches Hin und Her im Plot und seiner allseitigen Aktivität, die zuweilen auch ihre Übersicht zu verlieren, aber sowieso nicht besonders viel Wert darauf zu legen scheint. So werden auch durchaus tragende Rollen und ihre gleichsam prominenten Darsteller auch mit Nennung weit oben und vorne in den credits entweder nicht vorgestellt, erst spät in die Mangel der Aufklärung genommen und eventuell auch bereits nach wenigen Minuten mit dem Ausscheiden und dem Bad im Fluss des Hades wieder bereinigt. Überhaupt macht die Geschichte sicherlich seinen Sinn, wenn man die Herkunft und die anderen Vertreter und Konkurrenten in der damaligen Hochphase des schnellen Actionfilmes in helfenden Zusammenhang zieht, bekommt aber trotzdem erst nach und nach und dann auch mit dem Clou des Wechsels der Identitäten seinen hauptsächlichen Reiz.

Schon vorher ging alles flott und im Schnellschuss- und Hauruckverfahren, wurden nicht viele Worte, sondern lieber erst die Fäuste und die Waffen gewechselt, sich ohne viel Federlesens durch die Strassen, die Treppen hinauf, über die Dächer gejagt und anderweitig mit allem Verfügbaren duelliert. Ein Fundament an Üblichkeit, dass auf jeden Fall mit seiner Anlage zwischen dem Widerstreit von Tradition und Moderne, dem Willen zum Aufstieg der nachfolgenden Generation und dem Streit zwischen den Hütern des Gesetzes und den Brechern der Regeln ausreichend für ein grundsolid aufgestelltes Szenario von Grabenkampf ausreichend gewesen wäre. Der entscheidende Zusatz aber nicht allein durch die Amnesie, sondern der Auflösung selber, in der die Kundschaft der wahren Berufung alles Vorhergehende im anderen Licht und gleichzeitig als Spiel zwischen Licht und Schatten und Recht und Unrecht enthüllen lässt.

Denn nicht nur Fok Chiu, welcher sich so in den Mittelpunkt der Erzählung befördern sieht, sondern auch seine Umwelt erstrahlt im jeweils anderen Glanze und mit anderen Perspektiven besetzt. Auch die Exfrau, immerhin mit dem jagenden Cop und somit direkten Widersacher im ehelichen Schlepptau, wird in äußerst plötzlicher Manier in die Handlung geworfen und zu weiterhin gemeinsamen Zeugnis für den inneren Zwang aus beruflichen Ethos, seelischen Empfinden und moralischer Instanz, wobei Ersteres und Letztes durch die temporäre Erinnerungslücke eh ausgesetzt ist und nur zögerlich weiteres Bewusstsein erhält.

Auch deswegen wird die zweite Hälfte des rasch voranschreitenden, wenig Phasen der Ruhe einlegenden Werkes von Regisseur Chow Wah-yu zusätzlich zu all den Shootouts, Verfolgungsjagden und Schlägereien (im und auf einem Bus, unter einem öffentlichen Theater, im Parkhaus, im Krankenhaus, auf einer Fischfarm etc.) dann auch zunehmend mit etwas Soapanlage und dem Austausch von Liebe und Hass belegt. Der Undercover steht quasi zwischen zwei Frauen, der Polizist von Interpol zwischen seiner jetzigen Angetrauten und ihrem Bezug zum Ex, Gangsterboss Hwa hat offenkundig körperliche Zuneigung zu seinen Schützlingen und dadurch Skrupel, die ihm die Vorherrschaft in der Triade und späteren Leben deutlich erschwert.

Dortiger physischer Aktionismus, also das Ausleben der homosexuellen Neigung zu jüngeren Männern und deren im Grund eventuell auch notgedrungen erfordertes Eingehen auf diese Wünsche, schon aufgrund der Rangordnung und des möglichen Verlustes von Vorzug und Schutz der hak se wui, werden natürlich nur angedeutet und nicht im Bilde ausgeführt. Actionszenen selber dafür umso zahlreicher, alle minutenlang in die Waagschale von Choreograph Chui Fat und seinen nahezu durchweg auch akrobatisch und konditionell begabten Darsteller gelegt; zuviel der Zahl und zuwenig der visuellen Intensität auch, um im forschen Durcheinander schlichtweg zu begeistern. Eher ein unkoordiniert und wie im Nebenher wirkender, aber strammer und jederzeit fähiger Exzess, der allein in zwei aufmerksamer in Augenschein genommenen Autoexplosionen das Dunkel der Nacht und gleichzeitig die resolute Feindseligkeit um eine weitere Nuance erhellt.

    6/10
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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Mo, 13.05.2013, 1:36

The Fatal Game (1991)
Dem Namen, vor allem dem Alternativtitel Tricky Gambler und dem Erscheinungsjahr nach einer der vielen Vertreter der Trittbrettfahrer nach God of Gamblers (1989) und seinem Siegeszug auch in der westlichen Welt; der wahren Erscheinung allerdings kein indirekter oder gar direkter Verwandter der gambling movies Anwandlung und schon gar keiner mit der Actionkomödie als zusätzlichem Subgenre belegt. The Fatal Game als Erscheinung zwischen dem weiteren und sowieso ewigwährenden Kampf auf beiden Seiten des Gesetzes, wozu hier noch private Interessen hinzu kommen und das Spiel selber eher als Mittel zum Zwecke und Dasein der Verschleierung von Tatsachen erhält. Inklusive CAT III Gewalt, in dem Glasscherben in die Kehle, Nägel in den Hinterkopf, große Löcher in Verhau und Verputz getrieben werden:

Der Anti-Drugs Investigation Department Officer Lee [ Ray Lui ] wird auf seinen Ermittlungen nach sechs Jahren Aufenthalt in den USA wieder zurück nach HK geschickt, um dort auch mit Hilfe des lokalen Cop Lung [ Lee Gwok-lun ] die Machenschaften des zwielichten Ng [ Francis Ng ] auf seinem schwimmenden Spielcasino aufzudecken. Ng, der mit Lees ehemaliger Freundin Man [ Sharla Cheung ] verheiratet ist, entpuppt sich dabei schnell als Charakterschwein, der nicht nur seine Frau wahllos betrügt, sondern das Kartenspiel auch als Möglichkeit der Schwarzgeldbeschaffung und Geldwäsche des Drogengeschäftes in Zusammenarbeit mit dem Gangster Tiger [ Alan Chui ] und seinem Handlanger Ghost [ Kwai Chung ] nutzt. Bald geraten auch die beiden anderen Anteilseigner an dem Casino, der eng mit Lee befreundete Uncle Tong [ Shum Wai ] und eben Man in Gefahr des krummen Geschäftes, was gerade bei Man die Eifersucht von Lees jetziger Angetrauten und Kollegin Ann [ Ann Bridgewater ] erregt.

Geschrieben und gedreht wurde das Szenario vermutlich von Shum Wai, der hier, so wird angenommen, nicht bewiesen, sich hinter dem Pseudonym 'David Shum Dai-wai' bedeckt und auch in der Erzählung selber eher heraus und im Hintergrund, auch das mehr als Erzähler und Kommentator des Ganzen und als Fädenzieher hält. Auch in der Geschichte selber sind die Beziehungen, ihre Attribute und das Zueinander von Damals und Jetzt nicht wirklich deutlich im Extrakt, sondern mehr mit der Andeutung, mit Blicken und dem Unausgesprochenen versehen. Überhaupt macht die Handlung gerade zu Beginn mehr den Anschein einer versuchten high class soap opera, die sich mit Yachten und Villen um den Anschein von Dekoration bemüht, aber eher im Dunkeln und Trüben und irgendwo auch Leeren spielt.

Denn so richtig teuer und exklusiv war die Produktion sicherlich nicht, verfügt Jia's Motion Picture (H.K.) Co., die sich in dem Zeitraum um den nassforschen girls with guns flick der Marke Devil Hunters (1989), The Dragon Fighter (1990), Kickboxer's Tears (1992) verdient gemacht hat, über den sicherlich ausreichenden, aber auch eher genügsamen Finanzrahmen und weder im visuellen Einst noch dem destruktiven Pragmatismus über das ganz große, weithin sichtbare Geld. Auch hier wird sich mehr außerhalb der Öffentlichkeit geschossen und geprügelt, die Containerhäfen, die Karaokebars und andere fensterlose Räume für Gespräche und meist folgend Radau gewählt. Die Statisterie ist klein und entsprechend wiederholend eingesetzt, ein Mehr an Gesellschaft wird von vornherein nicht gesucht oder gleich zu Beginn und dann schon deutlich weggeschickt, ausgeladen oder anderweitig umgangen.

Mit ein Grund, warum dafür die einzelne Bezüge der Figuren mehr in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gelangen, wobei diese Wahl der Konstellation sicherlich nichts Neues an der kreativen Front, aber so schlecht gewählt und formuliert nicht ist. Mehrere Dreiecksbeziehungen liegen vor; Alle, die sich um Ah Wai und seine Vergangenheit bzw. die Rückkehr aus den USA, unangekündigt auch noch und mit neuem Auftrag und so neuen tiefgreifenden Veränderungen drehen. Wai zwischen zwei Frauen, zwischen dem Ersatzvater und der entgangenen Ex, zwischen dem Kontrahenten und seiner Angetrauten, und so in gleich mehreren Zwickmühlen und emotionalen Brandfeld.

So richtig merken tut man von diesem allseitigen Problem nicht, geht die Inszenierung einen verhältnismäßig ruhigen, im Vergleich zu anderen Artgenossen fast schon entspannten Gang, was ganz angenehm, für die Suche nach mehr Aufregung eventuell aber auch störend sein kann. Die gewohnten Shootouts sind klein und routiniert, besser schon eine Hochgeschwindigkeitsverfolgung über den Highway mit anschließend weiträumiger Explosion sowie ein Attentat sprichwörtlich aus dem Morgennebel heraus. Die Kampfeinlagen angesichts seiner Beteiligten, in der ausgerechnet die bisher derart gar nicht aufgefallene Bridgewater entweder viel Übung genossen, mit der Kooperation von Yiu Man-gei und Hung San-nam aufmerksame Choreographen oder den doch sehr geschickten Einsatz von Stuntmen erhält, mit mehrerlei Schaffenskraft glänzen kann. Herausstechend auch, nicht von der dort ebenso stattfindenden Prügelei an sich, aber dem Vorgang selber und seiner Prämisse ist eine ausgedehnte Infiltrationssequenz in die Drogenzentrale zur Halbzeit des Filmes; in der Timing der Montage, gar die plötzlich (sparsam) eingesetzte Komik und dann auch weiterhin der dynamische Übergang zu Angriff und Verteidigung äußerst gut gefällt. Pluspunkt weiterhin der einmal nicht komplett kopierte Score mit seiner ewiggleichen tunes, wird hier doch fast antiklimatisch und dennoch passend und tönend nach melodischem Easy-Listening mit leicht grobkörnigen Jazz improvisiert.

    6.5 -7/10
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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Jadelin am Fr, 24.05.2013, 14:52

Mein Gott, Mic, Du hast echt eine Ausdauer und Power all diese Rezensionen zu schreiben. Respekt. Schonmal dran gedacht das Ganze als ebook herauszubringen und damit vielleicht noch ein paar Mark zu verdienen? Auch die ganzen anderen Filme und Klassiker, die Du so schaust. Wenn ich soviel und gerne schreiben täte, würde ich das nicht nur in einem Forum oder Blog tun.

Nur sonne Frage, denn, ich bin grad voll im ebook-Wahn, mit meinem Kindle und iPad Mini, und werd demnächst sicher auch mal was im Selbstverlag auf Amazon veröffentlichen. Hab auch schonmal überlegt, ob wir im 'asianfilmweb' nicht zusammen mit Jost einmal im Jahr oder so einen Sampler an den besten Kritiken und Rezensionen als ebook herausbringen sollten (kost ja nix). Es gibt auch überhaupt keine Asienfilm-App, habe ich festgestellt...ups, ich labere zuviel. Sorry. Bye.
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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon kami am Sa, 25.05.2013, 10:28

Jadelin hat geschrieben:Mein Gott, Mic, Du hast echt eine Ausdauer und Power all diese Rezensionen zu schreiben. Respekt. Schonmal dran gedacht das Ganze als ebook herauszubringen und damit vielleicht noch ein paar Mark zu verdienen? Auch die ganzen anderen Filme und Klassiker, die Du so schaust. Wenn ich soviel und gerne schreiben täte, würde ich das nicht nur in einem Forum oder Blog tun.

Nur sonne Frage, denn, ich bin grad voll im ebook-Wahn, mit meinem Kindle und iPad Mini, und werd demnächst sicher auch mal was im Selbstverlag auf Amazon veröffentlichen. Hab auch schonmal überlegt, ob wir im 'asianfilmweb' nicht zusammen mit Jost einmal im Jahr oder so einen Sampler an den besten Kritiken und Rezensionen als ebook herausbringen sollten (kost ja nix). Es gibt auch überhaupt keine Asienfilm-App, habe ich festgestellt...ups, ich labere zuviel. Sorry. Bye.

Klingt gut. Macht das mal, würde auch was beisteuern.
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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Do, 13.06.2013, 15:11

Schicke Idee, aber von App hab ich sowieso keine Ahnung, momentan nicht einmal mehr ein Smartphone. Ähnlich sieht es bei den ebooks aus. Lese zwar viel, aber noch in handelsüblichen Büchern; bin da wohl anachronistisch und so erstmal ahnungslos.
Problem Zwei: Man müsste so Einiges umschreiben; erweitern oder editieren.
Ansonsten, warum nicht.


Marked for Murder (1994)
Relativ obskurer, aber auch alles andere als herausragender Vertreter des preiswerten kantonesischen Actionfilmes; ein Genre, dass zu damaliger Zeit durchaus noch gefragt, allerdings im Vergleich zu den Vorjahren gerade von 1989 - 1992 doch schon am Auflösen und bald nicht mehr vorhanden war. Hier noch mit bekannter Besetzung, wenn auch dies zumeist in Cameos und dann selbst der B - Prominenz, den Vielarbeitern, nicht den Stars der Zunft und analog dazu produktionstechnisch im Durchschnitt gehalten, wird sich vor allem an einer bescheidenen Handlung abgemüht. Noch nie als Hauptaugenmerk dergleichen Werke bekannt und ausgerichtet, ist der Plot hier in seinen Details tatsächlich zu hanebüchen und auch die Verschnürungen abseits der Action etwas fälschlich formuliert bis naseweis und haarsträubend zugleich:

Zufällig und zu seinem Pech bei der Ermordung seines Arbeitsgebers [ Kwan Hoi-san ] anwesend gewesen, wird der einfache Büroangestellte Lo Saohai [ Wong Wai ] nunmehr von den Schergen der Wolf Gang, allen voran dem Mörder Nakashima [ Gwaan Ban ] selber und im Auftrag des Anführers Iro Yamakuchi [ Ben Lam ] gejagt. Hilfestellung scheint er dabei von der Female Special Police Unit of China unter Jin Yiang [ Ngan Bing-yin ] und der Kooperation mit den HKer Polizisten Sergeant Jiang [ Lam Wai ], George [ Tenky Tin ] und Sergeant Chen [ Leung Kar-yan ] zu erhalten, trotzdem kostet ihn die allseitige Übermacht der Gangster bald das Leben. Glück für die Beamten, dass der ehemalige SDU Ausbilder Wai [ ebenso Wong Wai ] genauso aussieht wie der plötzlich verstorbene Kronzeuge und man sich so an dessen Freundin Jean [ Chau Ping ] und die gesuchten Informationen heranmachen will.

Gerade die Doppelgängernatur hat wenig Hand und Fuß, wird aber lange als Gimmick des eh schon dünnen Stranges von der mehrfachen Hetzjagd benutzt. Das eigentliche Problem liegt dennoch in der wenig sicheren Zeichnung von Figuren, und so auch der Umstände, in denen sie sich befinden und was sie gezwungen sind zu tun. Nicht bloß, dass gerade zu Beginn mehrfach der Eindruck eines copy & paste Produktes oder eben der Sichtung mehrerer verschiedener Filme entsteht, – ein Anschein, der nicht der Tatsächlichkeit, aber dem der Herkunft seines Autors und Co-Regisseurs Lee Chiu entspricht – , was beizeiten die Aufmerksamkeit entzieht oder auf die falschen Seiten der Medaille lockt.

So ist der Weg über die Landesgrenze hin zu China und seine Verstrickungen sowohl interessant als auch komplett nebensächlich und wie als verfrühtes Propagandainsert. Der Abstecher nach Shenzhen, wo auch die weibliche Spezialeinheit mit einer ausufernden Actionszene vorgestellt wird, die sich im Nachhinein als Werbebotschaft für die begeisterten Ausländer aus den USA entpuppt, verspricht für wenige Minuten plötzlich den weiteren Iron Angels Nachzügler, bricht aber abrupt wieder ab. Ein Geisel- und Befreiungsszenario, ein Ansturm der Rotgardisten, indem erst mit schierer Waffengewalt auf freiem Schussfeld und dann flexibel und ungesäumten Kampfeinlagen und dies ohne Rücksicht auf Verluste den Schergen der Garaus gemacht wird, bleibt für längere Zeit auch die größte Actioneinlage für sich. Die Kooperation zwischen den beiden damals noch getrennten Ländern und die Aussichten für ein kommendes 1997 narrativ gerade auch in dem Genre um Cops & Robbers ein alter Hut, hier aber beileibe bloß ein wenig effektiver Zusatz ohne weiteren Belang oder gar konzeptionelles Gewicht.

Abseits vom Ausflug in den Kommunismus und sein weites Feld bleibt man ansonsten sowieso und überhaupt in dunkler Nacht und geschmacksneutral eingerichteten Büro- und Heimstätten zurück, vor allem die Entspannungslounge des Arbeitsplatzes vom früh ausgeschiedenen General Manager wird mehrfach genutzt, mehrfach durchsiebt und die Blumenmuster der Ruhesessel zerstört. Ohnedies sind die Szenen, in denen eben nicht palavert, herumgealbert, durchweg chargiert oder anderweitig die Zeit vertrieben wird, noch die Besten und auch die Entscheidenden im Krimi-Possen-Stück. Die Suche nach dem Code und die Jagd nach dem Zeugen führt die gegnerischen Parteien dann wenigstens auch in häufiger und immer handgreiflicher Art und Weise zusammen, die Choreographie und ihre Montage erfreulich postwendend wie auch leichtfüßig und von aparten Geschick speziell die Kombination von Hand- und Beintechnik betreffend. Vorstechende cinematografische Qualitäten werden nicht geboten, aber zahlreiches Gedresche, gar von Ninjas, dies zuweilen mit Schießereien und manchen Stunts unterlegt; ein demonstratives und zugleich angenehm genuin scheinendes Austauschprogramm aus den Subarten von girls with guns und Heroic Bloodshed mit dem Schwerpunkt von wirbelnden Beinen und deren einschlagenden Effekt.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Fr, 14.06.2013, 19:09

Big Circle Blues (1992)
Action aus Taiwan und von eher unangenehmer Machart, die auch durch leichte Abweichungen vom materiellen Standard des Genres hin zu versucht implizierten Drama und wechselnden Perspektiven nicht wirklich an Glanz und Klasse und auch sonstig eher an Boden verliert als gewinnt. Gedreht von Chow Cheung, 1991 bis 1996 aktiv im Filmgeschäft justiert, was in Anbetracht der umliegenden Arbeiten wie Devil Cat (1991), City on Fire (1993), The Case of the Spirit of Banana (1994) und gerade den auch im Ausland bekannten Horrible High Heels (1996) schon Abschreckung genug und nur für die Komplettisten erforderlich sein sollte. Hinab in die Misere und das Unheil in Aussage und Stil:

Als eine Mainlandgang [ u.a. Anthony Cho, Gam Seung-yuk, Chung Jan-wang, To Gwai-fa ] nach mehreren Überfällen von Hong Kong nach Taiwan flieht, reist ihnen die Polizistin Kwan Show-yun [ Michiko Nishiwaki ] hinterher, um sich dort mit dem eher unwilligen Cop Wai [ Mark Cheng ] zur Zusammenarbeit zu verbünden; immer unter Aufsicht dessen zuständigen Vorgesetzten [ Wu Ma ]. Während dessen bekommen die Schurken vom Festland Probleme mit der einheimischen Bruderschaft von Big Brother Young [ Siu Yuk-lung ], der ihnen zustehende Gelder ausschlägt.

Trotz des auch hier ewigen Kampfes zwischen den Hütern des Gesetzes und der Bieger und Brecher von Ordnung liegt die Aufmerksamkeit eindeutig bei dem Gesindel der Geschichte; die fünfköpfige, dann nach und nach etwas dezimierte Bande aus Festland China, die sich ihr Seelenwohl vorübergehend mit kriminellen Aktivitäten erkaufen und erst danach ehrbar werden wollen. Zwei der Personen, eigentlich vom übelsten Schlag und auch alles Andere als sympathisch wirkend, bekommen gar noch ihre vermeintliche Legitimation durch Rückblenden und dort schlimmere Vorereignisse oder herbe Verluste in der Vergangenheit, oder auch die Erfolge und Niederlagen der großen und einzigen Liebe verschrieben, was die gesamte Angelegenheit aber nicht wirklich mitfühlender oder anderweitig besser macht.

Im Gegenteil vielmehr, ist der Trupp aus vier Männern und einer Frau, die allerdings durch Mannsbild To Gwai-fa verkörpert insgeheim natürlich als Einzige die Hosen an und das Sagen hat, im weithin sichtbaren Unsinn porträtiert. Eine Psycho-Gang, die erst und grundlos die armen 7-Eleven Verkäufer überfällt und erschießt, und sich anschließend wie kleine Kinder auf dem Spielplatz, inklusive dem Ausnutzen von Schaukel und Rutsche vergnügt. Stimmungsbäder zwischen naiv und freudig erregt und banal bis ins Mark, so werden auch vermehrt Diskussionen über den steigenden und ungesunden Nikotinkonsum geführt, nur Minuten später sich an unschuldigen Frauen vergangen und anderes Treiben und Darben gepflegt. Die Aufmerksamkeit der Regie, wenn man dies Hin und Her und ohne wirkliche Richtung, ohne Timing und im wirren Schnitt mit offenen Abschlüssen und fehlenden Übergängen so nennen kann und nennen mag, liegt auch gründlich auf diesem unausstehlichen Subjekt; sowohl die Triade selber, die titelgebenden Big Circle als auch die Polizei erweisen nur ihre Cameos und stehen weithin im Hintergrund.

Eine strikte Trennung von eigentlich Erhofften, der Zusammenarbeit der zumehr Namhaften wie Mark Cheng und Michiko Nishiwaki im Cast, die zwar in den wenigen Minuten gemeinsam agieren müssen und sollen, und dem tatsächlich Gebotenen, dass die Rede nicht wirklich wert ist. Während ihrer Szenen wird auch nur wenig für den Fortgang getan, vielmehr ein leeres Kompetenzgerangel im Kleinraumbüro, diesmal zwischen dem der Polizei von HK und den Einheimischen der Schutzeinheit von Taiwan geboten und in zusätzlich bloßen Gerede von Mann und Frau und bald auch trotz oder gerade wegen der Neckereien dem Paar in Uniform gewählt. Selbst auf Action muss man weitgehend verzichten, ein paar vernachlässigenswerte, wenn auch blutige Schusswechsel, die sich handelsüblich in verschmutzten Barackenstädtchen, oder gleich der Holzmeisterei weitab von der Gesellschaft, möglichst dem staubigen Niemandsland also stattfinden. Meist wird die Pistole auch bei dem ersten Kontakt verloren und sich so noch preiswerter im Rahmen geprügelt, geschubst oder so getan, als ob man sich gegen- und/oder miteinander bewegt, was so richtig choreographiert und sauber in der Ausführung der Techniken auch nicht gerade ausschaut. Immerhin ist der Showdown und das Casinomassaker davor nicht ganz so piss-poor wie der Rest.

Eine trostlose Karriere mit üblen Beigeschmack, die Chow da absolviert und trotz potentiellen Interessen, auch noch der richtigen Ära für derlei günstige Abstauber im Actiondschungel so tief in den Dreck verlegt hat.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Di, 18.06.2013, 19:54

Heroin Tunnel (1992)
Eher provinziell angelegte und auch nur allein dadurch leidlich herausstehende Regiearbeit von Lo Lieh, der sich hier zum letzten Mal als Filmemacher selber, final mit eher bescheidenen Ergebnissen versucht. Auch als Darsteller streng mit dem Genre von Martial Arts und Modern Day Action verbunden, sehen die Inszenierungen entsprechend gelagert, hier noch mit etwas stumpfen Kriminalfilm als Handlung bemüht und so den Konflikt zwischen Kriminellen und Gesetzeshütern lange auf die Vorgeschichte der Ermittlungen verzögert aus. Ein C - Picture mit ungewohntem Aussehen und ungewohnten Aufschub, dass leider nie so richtig an Schwung und bis auf die Formalitäten hinausgehend Aufmerksamkeit gewinnt:

Hong Kong. Nach einer gescheiterten Transaktion kehrt der nach außen hin offiziell als Inhaber der Man Ta Trading Co. agierende Geschäftsmann Peter Leung [ Chen Kuan - tai ] nach Yunnan zurück, während seine rechte Hand und Hauptmörder Wong [ John Cheung ] die Konkurrenz beseitigt und sich anschließend mit General Pang [ Cheung Chang ] bezüglich weiterer Vertriebswege von Drogenhandel kurzschließen soll. Bei einer dieser Auslieferungen über die chinesische Grenze geraten die Kleinkriminellen Lung Ta [ Gam Saan ] und Ang Chi [ Wu Ma ] in die Hände des "Schwarzen Goldes" Opium, was sie sowohl zu den Feinden des Kartells als auch in das Visier der Polizei, unter Sonderexekutiv Chan Tak [ Robert Mak ] macht. Dessen Zusammenarbeit mit dem örtlichen Leiter der Polizeifiliale, Bureau Chief Law [ Lo Lieh ] gestaltet sich zwar merkwürdig fruchtlos, aber dafür kann die anwesende Journalistin Irene [ Tsui Man - wah ] eventuell mehr Licht ins Dunkel bringen.

Auch zuvor, gerade in den ersten Gehversuchen hinter der Kamera mit den tief in den Siebzigern verwurzelten Devil and Angel (1973), Deadly Roulette (1976), Deadly Kick (1976) wurde ein Ermittler zuvor all der Fakten des großen Gespinstes des Verbrechens und dann die Reibereien in Szene gesetzt. Ein Suchen im Nebel all der Komplotte im Hintergrund des schäbigen Tuns, um die Hydra der Kriminalität nicht nur an einem ihrer vielen Köpfe, sondern möglichst auch den entscheidenden zu packen und zu fangen, um dann endgültig den Garaus zu machen. Wo damals der einsame Held durch Treppenhäuser und andere anonyme Gänge und Räume und die Scharen von Schergen seinen Fortschritt machte, wird hier mit einer erstaunlich kunterbunten chinesischen Ländlichkeit ein ganz anderes Milieu, mit dem Vorteil der Seltsam- und Seltenheit, dies aber auch einzig als Vorteil gewählt. Denn aufhalten tun man sich zumeist in der Provinz Yunnan, wovon man außer anfangs einigen Wiesen und eben der hiesigen Stadt, bzw. eher dem zu groß geratenen Dorf, mancherlei Bauten wie bessere Scheunen und Zelten und einem gar wunderlichen Kostümfundus zwischen Stahlhelm und Turban nicht viel sieht.

Hauptsächlich stehen die Innenräume, allen voran das Dienstzimmer vom Bureau Chief, also quasi sein Schreibtisch, einige Stühle und viel mehr nicht, dahin gehend oder bereits darin sitzend dann noch der eigens dafür beauftragte Rechercheur, ab und zu ein Geständiger, ein Zeuge, ein Tippgeber, ein Kollege oder andere Informationsquellen als weiteres gestalterisches Motiv. Ansonsten wird nicht viel geboten, auch die unterschiedliche Konstellation vom Jungspund und Heißsporn Chan Tak, der nun eher aus der Metropole und dies mit hehren Absichten stammt, und dem alteingesessenen, seine Gegend und seine Bekannt- und Machenschaften besser kennenden Law mit verdeckten Interessen birgt nicht das nötige Potential.

Der gesamte Plot, zu Beginn noch mit großherzigen Versprechen vom Goldenen Dreieck, ein neuen Marke an einsatzfähigen Heroin – das Übrigens aus den Leichen gestorbener Drogenabhängiger gewonnen wird – , einer paramilitärischen Verbindung als schlagkräftige Unterstützung der Subjekte und ihrer Substanz und einigen blutigen Einstiegsmorden versehen, legt sich alsbald zur schläfrigen Ruh. Aufgeweckt wird man vielleicht noch im Showdown einer Lager- und Kühlhalle, vorher eher durch die Unzulänglichkeiten des Regisseurs, die Dinge, die er erzählt, auch in der richtigen Perspektive und Reihenfolge oder auch ohne so manche Fragezeichen zu inszenieren. So werden kultisch anmutende Prozessionen mit dem Glauben an Geistern und Schwarzer Magie und anderem Hokuspokus zuweilen in die ansonsten um den heißen Brei schleichende Geschichte integriert, dessen Bewandtnis man sich so richtig nicht erklären mag. Auch die Identität der Frau und ihr Getue wird nur leidlich in wahren Bezug zu der auch hinauszögernden Detektiverei bekanntgegeben; mehrere ungünstige Varianten, den Chefermittler auch tatsächlich als geeignet für den Job zu porträtieren.

Denn Robert Mak, ansonsten sowieso im Areal von eher süffigen als im Hochglanz schwelgenden Actioneinerlei daheim und dort auch meist als Handlanger auf der Seite prominenter Mitspieler figuriert, kann die seltene Hauptrolle hier nicht wirklich mit seiner Präsenz bereichern. Einigen physischen Fähigkeiten zum Trotz, die aber auf lange Zeit nur im Training für den Einsatz und nicht im Einsatz selber porträtiert sind, läuft er aufgrund des scheiternden Skriptes und seiner Nebensächlichkeiten mit viel Fragen und wenig Antworten und so recht angestrengt und überdreht ohne Kompensation durch das völkische Gestrüpp.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon kami am Mi, 19.06.2013, 8:39

Denn Robert Mak, ansonsten sowieso im Areal von eher süffigen als im Hochglanz schwelgenden Actioneinerlei daheim

Nicht eher siffig als süffig?
BTW, auf welchem Format hast du eigentlich deine letzten Testobjekte gesehen?
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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Mi, 19.06.2013, 22:47

Im Grunde und in Ermangelung von Alternativen alles DVD-R. Wird sich bei den nächsten Texten auch erstmal so fortziehen, da Stapel griffbereit.
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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Sa, 22.06.2013, 9:17

Revenge of Scar Face (1992)
Erstregie von Cheung Kwok-kuen, der sich mit seinen noch folgenden, überschaubaren Arbeiten Alles Andere als im Filmgeschäft wirklich profilieren konnte, und hiermit fast schon den bekanntesten Titel, und dies auch nur unter Anhängern der Zunft um preiswerte Action der Zweiten oder gar Dritten Garde den Ruf gemacht hat. Ein ehemaliger Editor bei D & B Films Co., Ltd., der sich hier zusammen mit dem wesentlich routinierteren Autor Lui Gai-seung nicht nur offenkundig dem Titel nach, sondern auch in der Prämisse und teils überschneidenden Inhalt den allseits im Raum stehenden Scarface (1983) als Inspiration im engeren Sinne vorgenommen und so quasi die low budget Variante dessen im Auge hat. Bau- und Abrissarbeiten in filmischer Konsequenz:

Die Vietnam-Flüchtlinge Ruan Whao-chan [ Ken Lo ], Lung [ Robert Mak ], Porky [ William Duen ] und Fong [ Kwai ] möchten aus ihrer tristen Existenz einer Autowerkstatt ausbrechen und verdingen sich für Gangsterboss Muo [ Ku Feng ] als schießwütige Lieferanten für Drogengeschäfte. Als Muo von Fey [ Alan Ng ] und den weiteren Schergen seines ehemaligen Partners Tay [ Gam Biu ] aus dem Weg gebracht wird, und sich auch die innere Konkurrenz von Tung [ Hung Fung ] bald in Luft auflöst, scheint der Aufstieg von Chan und seinen Mannen nicht mehr weit entfernt zu sein. Probleme könnte der korrupte Cop Sergeant Chang [ Chan Ging ] machen. Und der Willen Chans, alles auf eigene Faust, mit Gewalt und auch gegen die Ratschläge und Warnungen seiner Freunde durchzuziehen.

Das eigentliche wissen, wo die Quelle all der Ideen sitzt, kommt dabei erst in den offenkundigen Anspielung an die berüchtigte Kettensägensequenz, die hier zwar in aller Konsequenz ausbleibt, aber ansonsten genauso vorbereitet wird. (Das Schmiere-stehen von Steven Bauer, der zwar auf die Uhr schauen und das Timing im Auge haben soll, aber von flanierenden Mädchen abgelenkt wird, während die Übergabe gehörig schief geht.) Sobald dieser Punkt erreicht ist, ergeben auch viele der anderen Szenen (hier Vietnam, dort Kuba, etc.) vorher und danach einen Sinn, dem der Nachahmung im einfachsten Detail nämlich, wobei man allerdings den eigenen Reiz dieser Veranschaulichung nicht gänzlich abstreiten und auch ein zu schlichtes Verlassen auf das Original nicht ausmachen kann.

Denn Veränderungen treten durchaus auf und ein, wird zuweilen vorher der Garaus aus normalerweise beibehaltenen Figuren, viel weniger Wege und theoretisch mit all den vorhandenen bescheidenen Mitteln und Talenten noch das Beste aus der Misere darbender Finanzen und der Überfülle von Konkurrenz zur damaligen Zeit gemacht. Die Wahl des Vorbildes und die Besetzung mit dem sonst meist als Gegenpol, als Schergen oder schlichtweg als besseren Stuntman eingesetzten Ken Lo im hiesigen Part als Protagonist dient zudem einer nicht uninteressanten Konstellation, in der der Mittelpunkt des Geschehens, sein Chan, vollständig in der Grauzone der Charakterisierung zu finden ist. Positiv und negativ wechseln sich stetig ab oder liegen gar nur in Dopplung, mit auch starkem Hang zum Schwarzen Schaf in der Gangsterwelt vor. Gegner werden ohne zu Zögern und oft auch bereits in wehrloser Haltung ausgeschaltet, Unbewaffnete erschossen, ja sowieso den Weg des Todes schon bei dem Entschluss der Kriminalität und anfangs als entlohnte Killertruppe gewählt. Ein paranoider Emporkömmling, der seinen Willen auch schon gegen die Widersprüche der eigentlichen Freunde und den Kopf durch die sprichwörtliche Wand, den Egoismus quasi pur durchsetzt.

Die Zeichnung der hiesigen Welt überhaupt ein eher wenig lohnendes Milieu, in dem das Sterben sinnlos an der Tagesordnung, die Parteien allerdings auch zahlenmäßig mit namenslosen Handlangern en masse und die schäbigen Areale für allerlei kurze, sloppy, funkensprühende Shootouts gleichsam im Dutzend vorhanden sind. Gedreht wird getreu von Herkunft und Budget meist in der freien Natur, bzw. dessen, was sich die Natur im Laufe der Zeit durch Missachtung der Menschen zurückerobert hat; von Pflanzen und Bäumen wieder zugewachsene Baracken, bemooste Treppen, auch mal ein scheinbar ehemaliger maritimer Vergnügungspark weit draußen in der Abgeschiedenheit, dessen einstige Wasserrutsche noch der einzige freie Zugang und so prompt den Genuss der Schauplatzwahl erhält. Das Mobiliar besteht mal aus dem Bett, mal aus dem Plastikgartentisch und -stuhl, wird sich getreu des Hin und Her im Skript, dass so richtig dramaturgisch oder choreographisch jetzt nicht wirklich interessiert, allerdings auch mehr und viel bewegt und so immerhin die Meilen in der Ödnis von Flora und Fauna zurückgelegt.

Zusätzlich zu Lo, der den recht seltenen Auftritt im Rampenlicht mit aller Mimik im Overachting eifrig nutzt, ist auch der Rest der Riege mit den Leuten aus der prägnanteren Statisterie besetzt; eine Dutzendbesetzung an viel gesehenen, aber vom Namen den Wenigstens ein Begriff, die dann auch folgend für die weiteren, vom hiesigen Regisseur Cheung in planning vorbereiteten und Autor Lui verfassten Four Dragons (1992), Sex Flower (1993), Astray Lamb (1993) erneut engagiert und abgefilmt werden. (Four Dragons nutzt eine stock footage Zusammenfassung des hiesigen Showdowns als dortigen Prolog und ein Großteil des Casting gleich mit; die beiden anderen Werke gleichen sich sowieso wie ein Ei dem Anderen und stellen sich in Gesamtheit als inoffizielle Trilogie dar, die hier de facto seinen narrativ unabhängigen Ausgangspunkt nimmt.)

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Mi, 26.06.2013, 13:01

Tour of Revenge (1989)
TVB (Television Broadcasts Limited) Fernsehfilm, die in dem fraglichen Zeitraum einige auch durchaus für den ansonsten mit Kinoproduktionen eingedeckten Zuschauer in oft allseits bekannter Besetzung und auch ähnlicher Thematik samt Ausführung auf den Markt, oftmals das Medium der Laserdics und später dem der VCD nutzend gebracht haben. In der hiesigen Variante führt mit Raymond Lee gar ein durchaus mit als Experte für Heroic Bloodshed in Reinkultur zu nennender Filmemacher die Regie, gehören Arbeiten wie Set Me Free! (1988), Rebel from China (1990), The Killer's Blues (1990) und Blue Lightning (1991) doch zu den empfehlenswerten, auf ihre Weise teils auch sicherer als üblich mit dem personellen Drama der Figuren und dem Aufbau der letztlich tödlichen Verwicklungen gehandhabten Varianten des pessimistischen Topoi dazu. Zugute kommt der entsprechenden Geschichte, die natürlich durch Budget und Technik des Fernsehen sichtlich begrenzt ist, diese Aufmerksamkeit auf die Umstände, die Charaktere und die Motive dahinter; ansonsten ist viel von dem, was hier dargelegt wirkt, keine wirkliche Erneuerung und dann noch mit gewöhnungsbedürftigen, wenn auch der Sympathie und Nostalgie durchaus förderlichen Gesicht:

Trotz einem einschneidenden Erlebnis während eines einwöchigen Besuches von Hongkong hat der in sonst in Shantou lebende Wong Sek [ Nathan Chan ] seine Pläne des Auswanderns nicht aufgegeben. Die endgültige Einreiseerlaubnis bereits beantragt, will er zu Gunsten seines Startkapitals allerdings noch zusammen mit seinen Freunden Wu Keung [ Frankie Lam ] und Lau Bou-sing [ Wayne Lai ] einen Schmugglerauftrag für den zwielichtigen Big Brother Jai [ Sunny Fang Kang ] hinter sich bringen. Ein Unternehmen, das gänzlich schiefgeht und nicht nur seinem Onkel Wing [ Bao Fang ] das Leben kostet. Während Wong dennoch, ein wenig geläutert, nicht wirklich weiser seinen Traum in HK erfüllen will, dort bei seiner Tante Yi-gwu [ Fung Shui-jan ] unterkommt und auch die Nachhilfelehrerin Catherine [ Anita Lee ] kennenlernt, sucht sein Cousin Kei [ Norman Chu ], frisch vom Militärdienst aus Taiwan heimgekehrt, nach den Mördern seines Vaters.

Lees vorherige Tätigkeit für TVB, den im Nachhinein oft gesuchten, da mit den späteren Stars Donnie Yen, Stephen Chow und Francis gleich dreifach geadelten The Last Conflict (1988) konnte man noch getrost als Crime Action im Genre bezeichnen; hier zählt das Drama mehr und ist der Rest die Umrandung in Form kleinerer Scharmützel, die oft kurz angerissen und dann auch aus der narrativ und nicht physisch formulierten Handlung hinein und wieder hinaus springen. So stellt die Einleitung eines Überfalles auf einen Geldtransporter in den Strassen HKs, die anschließende Verfolgungsjagd und das Eingreifen ebenso wie die Gangster schiesswütiger Polizisten den forschen Prolog, aber gleich auch mehr den Knackpunkt für die folgende Verbalität und Analogie dar.

Wong und seine Tante, damals noch auf Kurztrip in der Metropole, als Zeuge des finalen Geschehens, die dort quasi zum ersten Mal mit den Träumen der Festlandchinesen in Berührung und der Auflösung in Pulverrauch und blutiger Gewalt kommen. Und sich, obwohl offenkundig unbeteiligt, im Anschluss auf dem Polizeirevier für ihre Herkunft fast entschuldigen müssen. Der Showdown, der hier zu Beginn und mit anderen Beteiligten als Omen für die weitere Entwicklung des Protagonisten steht, gilt auch gleichzeitig als der Leitgedanke der nun ausgebreiteten Melodie. Die Gegensätze zwischen beiden Ländern, ihren Bewohnern, ihren Chancen und ihren Mitteln werden anhand einer handelsüblichen Saga um den Kampf eines Einzelnen (plus einem unverhofften Partner) gegen die Triaden erzählt; der Aufstieg, der von Anfang an mit Hindernissen gepflastert und mit Umwegen bestückt ist und niemals unter einem guten Stern stand wird zur Tragödie im gleich doppelten Sinn. Denn auch der Blickwinkel selber ist, wenn auch für damals relativ unverdrossen mit einem Festlandchinesen als Hauptrolle und Identifikation gewählt, im heutigen Nachhinein der Realität widerstrebend. 1997 liegt nicht in der Zukunft, sondern der Vergangenheit. Nicht HK prosperiert, sondern Mutterland China selber. Kapitalismus hat die Basis komplett übernommen und die Menschlichkeit und Brüderlichkeit, die hier bei den kleinen Leuten noch gepflegt wird, verdrängt.

So spielt sich das Geschehen mehr als noch die Kollegen der Gattung und sicherlich auch durch die theaterhafte Gestaltung mit starrer Kamera, längeren Dialogszenen in unbewegter Umgebung, auch relativ steifen Verkörperungen durch die Schauspieler in einer gewissen Blase von Intimität und Naivität, tatsächlich wie im heimischen Wohnzimmer vorgestellt und wie familiär präsentiert ab. Das Mobiliar ist zaghaft und beschränkt, werden meist auch die Behausungen der Personen, also die Innenaufnahmen für die Aufführung in Deklamation gewählt. Kleine Kreise, ab und an mal durch Offensiveres in freier Natur oder gar der Stadt selber und dort durch Prügeleien oder Schießereien in kurzer Zahl und Zeit unterbrochen. Die Umsetzung durch Choreograph Yuen Bun, oft von Hause aus in den TVB Produktionen als Action Director, z.b. den Namhafteren One Way Ticket to Bangkok (1988), The Iron Butterfly (1989), Handcuff Me, Brother (1989) gesetzt, schwankt dabei stark an Qualität. Details wie leuchtend grelles Blut fallen dabei weniger ins Gewicht, aber warum die Verfolgungsjagd zu Beginn als weitaus größte Einlage im upspeed und in Tag- und Nachtgleiche erfolgen muss, ist dabei nicht schlüssig zu argumentieren. Die Schlägereien wirken in der aseptischen Ästhetik auch ein wenig ungelenk, offerieren ihre Stunts und die Bemühungen so aber auch unverstellt.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am So, 30.06.2013, 2:13

Handcuff Me, Brother (1989)
Auch mit englischer Synchronisation veröffentlichter Fernsehfilm von TVB (Television Broadcasts Limited), der sich den Originaltitel Xian Ren, also Informant, und somit die gleiche Bezeichnung und auch das gleiche Motiv im Genre wie der ähnlich angelagerte The Stool Pigeon (2010) trägt. Hier als Mischung aus Heroic Bloodshed Drama, einer Seifenoper im ziemlichen Auswuchs und tödlicher Action inszeniert, die erfreulich erfrischende Perspektiven ebenso findet wie sich zeitweise auch im Hader um die eigene überbordende Emotionalität verliert. Zusätzlich auch enorm ein Produkt seiner Zeit, der späten Achtziger, was sich im Vor- und Nachteil gleichermaßen ergeht:

Der Tunichtgut und Kleinkriminelle Alex [ Chin Siu-ho ] wird entgegen seinen Willen vom mit allen Mitteln aufstrebenden Polizisten Hank [ Michael Tiu ] als Informant eingesetzt und be- und ausgenutzt, was auch seinen besten Freund und Blutsbruder Rick [ Andy Dai ] alsbald gefährlich in die Kreise der wahren Gauner um Dragon [ Jue Gong ] und Co. zieht. Währenddessen versucht Alex älterer Bruder Wade Cheung [ Law Lok-lam ], der als Police Inspector unter der Aufsicht seines vorsitzenden Commanders [ Lam Chung ] die Triadenkreise auf seine Weise bekämpfen soll, die zerrüttete Beziehung innerhalb der Familie und dies auch mit Hilfe der Mutter Mrs. Cheung [ Lily Li ] wieder zu kitten. Auch Alex neue Freundin Mandy [ Anita Lee ], eine freiwillige Sozialarbeiterin, gerät trotz aller Vorwarnungen rasch in den zunehmend gefährlicher werdenden Strudel aus Verbrechen und Gewalt.

Erquicklich ist hier im Gegensatz zu anderen Produktionen des Fernsehsenders, dass nun mal auch für eine gewisse Schar von Publikum, doch eher dem Älteren, den sogenannten 'Couch Potatoes' ihre Arbeiten anvisiert, der recht offensive Einstieg in das Geschehen mit zuweilen ruppigen Szenen. Anders als gewohnt wird sich tatsächlich nicht wie abgefilmtes Theater in kulissenhaftem Milieu und mit starrer Kamera, sondern durchgängig in der Öffentlichkeit der Stadt, mitten auf den Strassen, in der Bevölkerung und dort auch immer in Bewegung agiert. Der einleitende Überfall auf den Juwelier erinnert in seiner Brutalität, den gewählten Bildern und der Konsequenz extrem an City on Fire (1987), dem bis Heute mit als Aushängeschild dieses Subgenre geltenden Werkes, und scheint sich sowieso zu Beginn und auch im Showdown plus vorauseilendem zweiten bleihaltigen Raubzug direkt in diese Richtung zu manövrieren.

Weitaus genug Eigenständigkeit kann man der Formulierung durch Regisseur Chow Wah-yu, der trotz visuellen Geschmacks und dem Talent für das Finden tatsächlich ungewohnter Bild- und Milieueinstellungen der Herkunft des Fernsehens treu blieb, dennoch attestieren. So ist die Handlung um den unfreiwilligen Undercover alles Andere als konkret konzentriert, aber dennoch auf seinen Anti-Helden als Antagonist fokussiert und all die Nebenstränge und -figuren Drumherum im Spielraum orientiert. Einflüsse innerer und äußerer Art prasseln auf die vermeintliche Identifikation von Alex ein, der schon vor dem gezwungenermaßen angenommenen Job als Spitzel alles Andere als mit sich und der Welt im Reinen und nun erst recht im Unklaren über den weiteren Verlauf seines Lebens ist. Eine mehrfache Zerrissenheit der Person, zwischen seinem Bruder im Geiste und dem des Blutes, zu der vertanen Chance in der Vergangenheit und dem trüben Ausblick auf die Zukunft, auch der eigenen Unsicherheit in Bezug auf den Willen und das Wollen der Selbstbestimmung, selbst hier so einfach scheinender Dinge wie die Beziehung zu Mandy und so der Liebe.

Der im Grunde einzige, aber auch gleich größte Nachteil des Filmes ist dabei die Kommunikation selber, vor allem der Drang nach Monologen, die nur klagen und jammern und im gleichen Atemzug auch Forderungen an die Umwelt stellen, die die Aussprechenden selber im Ansatz nicht ankommen und dies auch nicht einmal probieren. Subtile Beeinflussungen in Dramatik und Dramaturgie sehen jedenfalls anders aus als das häufige Lamentieren, die Streiterei unter den Brüdern, das an- und ausdauernde Gutmenschentun von Mandy und auch die durchgängig eingewebte Schwarz-Weiß-Zeichnung vieler Nebenfiguren aus; zumal darstellerisch all den Konflikten eher mühsam und überzogen Rechnung getragen und auch Manches über den Rand der Erträglichkeit hinaus gespielt wird.

Mehr Pluspunkte fängt man sich in der formalen Beflissenheit ein, die Stadt Hong Kong auch mal aus anderen Aufnahmen und sowieso mit viel Aufspürung vom Puls von Ort und Zeit zu erhaschen. Die Ästhetik, die sich ab und an an Montagen von Musikvideos, also dem damalig gerade neu aufkommenden Medium aspiriert fühlt, scheint im Nachhinein schon etwas antik, ist so quasi der zerstörende Kraft der Zeit erlegen. Dafür kann man sich aber auch der Fähigkeit vergewissern, in den von Yuen Bun überwachten Actionszenen ohne viel Umschweife, Vorbau und Gerede zum Punkt zu kommen, gerade eine Absperrung und Erstürmung eines gesamten Wohnblockes durch die Polizei, und die folgende Auseinandersetzung unterschiedlicher Schusswaffen ist in der hier brachialen Umsetzung ein Genuss-Stück, einzelnstehend für sich.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Di, 02.07.2013, 1:09

Bodyguard: Masyong Bagwisa Jr. (1986)
Provinzieller Philippinischer Actionfilm mit ausnahmsweise auch Verbreitung in westlichen Gefilden, zu Zeiten der Hochphase von Videotheken und dem damals stetig neuen Bedarf an dergleichen Gattung zumindest. Dabei ist der Film auch von der Herkunft gesehen Einer von Vielen, bewährt sich doch das einheimische Kino seit Jahren, vornehmlich der Achtziger und Neunziger ähnlich wie der damalig Kantonesische Film permanent um weitere Zuwachsraten im Genre und auch im ähnlichen Ton. Kein Wunder, dass die Philippinen später die zweite Heimat ausgewandeter Produktionen um Cynthia Khan, Yukari Oshima und Philip Ko waren, ist die Machart und die Herangehensweise im eher holprigen Konstrukt für das ungeübte Auge scheinbar relativ ähnlich gehalten und wie passend aufeinander abgestimmt. Hier geschrieben und gedreht von Mike Relon Makiling, der sich neben dem auch bevorzugten Areal der Komödie getreu seiner Filmographie [u.a. Sgt. Victor Samson: Akin Ang Batas, Deo Dador: Berdugo ng Munti, Lucio San Miguel: Walang kaluluwa] auch auf dem Gebiet der Action, fern noch jeder Globalisierung und Digitalisierung, im bleichen Braun und Gelb versteht:

Nach der Ermordung seines Vaters Matthew [ Mario Escudero ], der im Dienst als Bodyguard für den Gouverneur Mario Montefalcon [ Charlie Davao ] sein Leben riskiert hat, tritt sein Sohn Junior [ Ramon 'Bong' Revilla Jr. ] trotz einer bisherigen Karriere als Jurastudent das Familienerbe und die Rache gleich mit an. Schwierigkeiten bereiten ihm dabei weniger die zahlenmäßig weit überlegenen und grundsätzlich aus allen Ecken und Rohren feuernden Schergen des Konkurrenten Aristeo [ Philip Gamboa ], als vielmehr die Sorgen seiner eigenen Freundin und bald Frau und Mutter seines Kindes Jenny [ Rachel Ann Wolfe ]. Auch Roy Montefalcon [ Ronnie Ricketts ], der Sohn seines Arbeitgebers, macht durch seine Eskapaden und Widerspenstigkeiten den Job als Leibwächter nicht gerade einfacher, zudem deren Geliebte Laurie [ Cristina Crisol ] zusätzlich Öl in das Feuer der Leidenschaften gießt.

Holprig und sprunghaft ist dabei gleichzeitig der Ton der Handlung und auch ihr Glück, wechselt die Geschichte doch stetig die Perspektiven und den Gehalt im Sinn; ein großes Durcheinander, dass sich nur mühsam an dem Versuch einer gar eposartigen Begleitung der Geschichte des Bodyguards entlang hangeln mag. Mehrere Jahre gehen ins Land, mehrere Generationen durchschreiten die Existenz, ohne dass sich die Umgebung oder auch das Gefühl der Zeit wesentlich ändert. Väter sterben, Söhne werden geboren, die Tradition bleibt dabei aufrecht und die Fehden der Familien, zwischen Protektion und Landreform auch.

Dabei scheint man zuweilen aus den Gefilden einer Soap, einer Telenovela zu kommen, derart verkompliziert sind die Gefühle, die Pseudo-Politik-Begebenheiten darum, besonders der feminine Einfluss und ihre Schädlichkeit im Tun. Denn Frauen bedeuten hier meist ein Problem, entweder die Mutter, die sich stetig sorgt, oder die Freundin, die das Unglück anzieht bzw. die Männer darin stürzt. Auch die Dialoge passen sich dem dramaturgischen Gehölz an und weisen eher das Notwendigste im Angebot als wirklich das schlaue Wort auf, wobei auch darstellerisch im Spiel von keinen der Mimen richtig Hoffnung auf Sympathie und Empathie und dem Versuch des Ausdrucks dessen besteht.

Im Vordergrund der Aufmerksamkeit ist die Unordnung von Dramaturgie in Glaubwürdigkeit, in Rhythmus, auch im raschen Wechsel von Motiven bis hin zum leicht übernatürlichen Sinn. Makiling, der Katholik im Glauben, aber offen auch für andere Religionen und jederzeit bereit, sich überraschen zu lassen ist, geht auf die Geschicke mit dem Karma der beschützenden und bewahrenden Tarnjacke gar nicht weiter und schon gar nicht erklärend ein. Ein zusätzliches Element der sowieso wild mäandernden Erzählung, in der erst die Selbstjustiz regelrecht zelebriert und bis zum Ausschweifen in den Horror wirksam gemacht, dann aber bis zum Showdown auch schon wieder vergessen und vielmehr den Gang des Alltags gewandert wird.

Interessanterweise stimmt dabei Vieles nach bisherigen Sehgewohnheiten, selbst denen der sonstigen asiatischen Abstimmung nicht. Eine ferne, fremde, unbekannte Welt; sind Szenen entweder zu lang – eine Verfolgungsjagd quer durch den Dschungel, die ewig zu dauern scheint und beinahe selber anstrengend wirkt – oder schlichtweg von Mimik und Gestik der anwesenden Beteiligten bis an den Rand der Parodie oder zumindest der unfreiwilligen Komik und darüber hinaus gedrückt wird. [Der Bodyguard besitzt eine unsichtbare Schutzweste, die ihm in einer Regennacht von einem freundlichen Geist verabreicht wurde.] Dazu viel hehre und trotzdem leere Worte, ohne rechte Überzeugung, in der Jetzt Gesagtes und dafür Eingestandenes im nächstbesten Moment schon nicht mehr zählt. Auch der Grund für die inneliegende Streitigkeit in dieser Bananenrepublik wird niemals klar; einer abgeschotteten Wald-und-Wiesen Provinz, die keinerlei landwirtschaftlichen, touristischen, überhaupt Vorzüge zu haben scheint, aber trotzdem eifrig von allen Seiten aus bekämpft und wie im Kleinkriegsfilm mit Schnellkalibern alle wenige Minuten durchpflügt wird. Die Action ist also da, Automatikwaffen im Gemüsefeld, so richtig begeistern tut sie dabei nicht. Allein die erste Rache- und Aufräumaktion von 'Junior', einem Fleischberg mit babyface im Heizungskeller sorgt durch seine Unbarmherzigkeit samt abgetrennten Köpfen und wahrhaften Grausen und Erschrecken der Schergen diesbezüglich seinen Effekt. Im Rest der Entwicklung wird sich beschossen und bestorben, auch ein Showdown im Commando-Modus plus gratious violence im folgenden indoor-shootout geboten, ansonsten meist in entsprechend dies gegenüberstellenden Montagen, die nun wirklich so die große Kunst nicht sind.

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