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Der grosse Actiongülle - Thread

Diskutiere über asiatische Filme, Darsteller oder alles andere, das den Asien-Film-Fan interessiert.

Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Do, 04.07.2013, 14:26

Contreras Gang (1991)
Ähnlich wie auch das kantonesische Kino, dass seine Gangstergrößen der vergangenen oder auch kurz zurückliegenden Zeiten Anfang der Neunziger in entsprechenden filmischen Beigaben porträtierte, so waren auch die Nachbarn und Kollegen aus Philippinen nicht verlegen, dies dem mit lokaler Prominenz ebenso bei zutun. Pflichten wollte man dabei zuallererst zwar doch den Polizisten in ihrem Dienst, deren Biographien vermehrt auf der Leinwand erschienen, den Gegenstücken in Form der Kriminellen wurde dennoch genug Raum und Zeit für ihre Betrachtung und die der Taten geboten. Contreras Gang dabei als ein Beispiel für Viele, angelegt als To Be Number One - Epos und auch von der Hauptfigur, die sich anfangs mit Lucky Luciano und Al Capone auf eine Stufe stellen will, mit derlei Höhenflug im Ansinnen:

Als dem eigentlich von Eltern aus gutsituierten Studenten Mario Contreras [ Edu Manzano ] nach einem weiteren Zwischenfall in der Freizeit auch der Zugang zur Universität verweigert wird, beschließt er, zusammen mit seinen Freunden Tony [ Rez Cortez ], Albert [ Dindo Arroyo ], Ricky [ Kevin Delgado ], Bong [ Willie Revillame ] und Edwin [ Eric Francisco ], den Lebensunterhalt auf andere und schnellere Art und Weise zu verdienen. Ein scheinbares Kidnapping von Ricky und der Anruf bei dessen Eltern bringt mit dem so ergaunerten Lösegeld das Startkapital, bald stehen Überfälle auf Geldtransporter, weitere und dann tatsächliche Entführungen und andere Untaten auf dem Plan. Dabei erregt man schnell die Aufmerksamkeit der Polizei, angeführt von Tenyente Lazaro [ Monsour Del Rosario ], mit dem sich auch eine private Fehde ergeht. Schwachpunkt von Contreras, der seine Unternehmungen ansonsten minutiös, mit langer Vorbereitung und Ausweichalternativen plant, sind besonders seine Freundin Nanette [ Christina Gonzales ] und die zerstörte Beziehung zur eigenen Familie, gerade dem Vater [ Romeo Rivera ], Oberhaupt, bisherigem Geldgeber und auch mächtigem Widersprecher der verbrecherischen Karriere.

Immer wieder schön zu sehen ist dabei, dass im Pinoy Action Cinema zwar theoretisch auch den Grundzügen einer Erzählung, dem Dreier- oder auch Fünferaufbau des Dramas gefolgt und schon der rote Faden problemlos zu erkennen ist. Die Dramaturgie selber in seiner Reihenfolge oder auch den Erläuterungen dazu nicht ständig auf Schritt und Tritt folgt. So wird hier der Anfang der Gangsterkarriere nur dem Zufall und dem Ex und Hopp geschuldet, und ist nach der ersten Tat, die im Grunde nur ein (nicht ganz) harmloser Streich im spätpubertären Größenwahn ist, der zweite Schritt schon direkt mittendrin im Geschehen. Zuerst nur eine schlechtere Gaukelei, ein Vortäuschen von Tatsachen, die so nicht existieren, aber trotzdem zum Ausnutzen von Angst und dem Ertrag des schnellen Geldes dienen. Dann schon das Großaufgebot einer beinahe militärischen Einheit, eine Klein- und gleichzeitig Privatarmee, die mit genug Mann und Munition und schusswütig im freien Felde agiert.

Auch später wird das Budget und der gebotene Aufwand damit gut angelegt, in der Hetzjagd und dem Kesseltreiben oft mehr geklotzt als gekleckert, Autos und ganze Häuser gesprengt, eine Verfolgungsjagd im Feierabendverkehr in die Einbahnstraße gelenkt, der Dienstwagen eines zu nah kommenden Polizisten kurzerhand vom Dach eines Parkhauses geschubst und das Gerichtsgebäude von innen heraus unter Beschuss genommen. Hier noch zur Hochzeit des Actionkinos und so auch des verantwortlichen Regisseurs Pepe Marcos, der nur wenig später nur noch mit einem Bruchteil der Finanzen, demzufolge viel verbalem Drama statt dem kinetischen Aufruhr und teils gar seltsamen erzählerischen Anwandlungen, die eher Fragezeichen als Verzücken auslösen auskommen muss.

Das Drehteam ist im Grunde hier schon dasselbe, nur die Möglichkeiten noch besser und mehr, sorgt Vielschreiber Humilde 'Meek' Roxas für die diverse Szenarien des kriminellen Tuns, die vereinzelten Konfrontationen mit der Polizei, ob nun korrumpiert oder doch edel im Sinn, und die folgerechten Scharmützel zwischen den schwerbewaffneten Gaunern und der dann doch einmal motivierten, aber eindeutig die zweite Geige spielenden Ordnungshütereinheit. Eskorten werden überfallen, der Staatsfeind Nummer Eins beim nachlässigen Einkaufsbummel im vollgepfropften Shoppingcenter versucht zu stellen; allesamt eher aufwändiger angelegte Aktionen und Stuntszenen, vom gewohnten Choreographen Baldo Marro überwacht und etwas erwachsenen als üblich, dass heißt aber auch: ohne die Extreme im Abschluss montiert.

Denn begrifflich, (nicht immer graphisch) ist das hier eher der Mainstream, mit dauernder Charakterisierung der gespaltenen, um Empathie heischenden Hauptfigur, die zwischen zwei Leben zerrissen und für beide so richtig nicht geschaffen ist. Die Familie wurde im Streit und Zorn aufgegeben, dennoch zieht es ihn mehrmals, dann aber permanent zum Streit mit dem Vater, der das schlechte Gewissen und die Moral personifiziert, zurück. Das Gangstertum selber erreicht zwar bald gar terroristische Auswüchse – eine ausgeführte Bombendrohung und die prompt folgende Sprengung entstand aus bloßer verletzter Eitelkeit –, und erfährt auch viel Öffentlichkeit in der Gesellschaft, ist aber doch fern vom angestrebten Ruhm und schließt sowohl die Rückkehr zu eigenen als auch die Bildung einer neuen Familie mit der Freundin aus. Die Mär ist nicht neu, formuliert und dargestellt hier überaus solide – [Manzano und Del Rosario haben anschließend in Magkasangga sa batas (1993), der originalen philipinischen Fassung des international als Lethal Panther 2 Vermarkteten HK-Fassung noch einmal die Klingen gekreuzt] –, mit vielleicht ein wenig Zurückhaltung und so nicht dem komplett durchschlagenden Gewinn.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Sa, 06.07.2013, 20:02

Kapitan Jaylo: Batas sa batas (1989)
Basierend auf einer wahren Geschichte bzw. einer real existierenden Person, deren Leben und Erleben hier wie auch in doch äußerst häufig anzutreffenden true crime Filmen des Philippinischen Actionkinos fiktionalisiert und so dramaturgisch erst auf die richtige Größe aufgeblasen wird. Gerade der Pinoy Polizeifilm um 1990 herum hat eine wahre Flut an dergleichen Erzählungen hervorgebracht, Joe Pring: Homicide Manila Police (1989) plus Fortsetzung gar, Target... Police General: Major General Alfredo Lim Story (1989), Lt. Madarang: Iginuhit sa dugo (1993) usw., in denen schlagzeilenträchtige Gesetzeshüter, deren kriminelle Opponenten oder die Gesellschaft in ihrer Aktualität oder Spekulativität erregende Tatsachenereignisse wiedergegeben wurden. Batas sa Batas, 'Law on Law', berichtet dabei nach eigenen Ermessen von der Taten von Reynaldo Jaylo, einem Police Captain des WPD, im Kampf gegen die Drogen und ihre Auswirkungen. To protect & to serve:

Kapitan Jaylo [ Ramon 'Bong' Revilla Jr. ] könnte mit Virgie [ Monica Herrera ] und der kleinen Tochter Baby [ Sunshine Dizon ] ein theoretisch glückliches Leben in Manila führen, sieht sich in seinem Beruf und der Berufung aber immer wieder mit Kapital- und Gewaltverbrechen konfrontiert. Als er von seinem Vorgesetzten Major Mendoza [ Robert Arevalo ] ausdrücklich zu einer 'zero tolerance' Strategie empfohlen wird, zieht er während der folgenden strikten Vorgehen schnell die Aufmerksamkeit der lokalen Gangstergrößen auf sich, die um Anschläge auf sein Leben und das seiner Familie nicht verlegen sind. Selbst Freund und Kollege Orty [ Edu Manzano ] scheint als Hilfe dem gegenüber machtlos zu sein.

Gedreht und editiert abermals von Pepe Marcos, einem der umtriebigen und reputierten Actionregisseure des Landes, der sich während der Achtziger und frühen Neunziger ausgiebig mit durchaus ähnlich, oftmals den ewigen Widerstreit zwischen Recht und Unrecht und Ordnung und Unordnung angelegten Stoffen befasst hat, findet der Film seinen eigenen Konflikt. Auf der einen Seite die gewohnte Mischung aus dem gewissen Überhelden in Uniform, der zwar mit seiner Familie und dem gesamten Privatleben leicht zu hadern und auch nicht immer die Unterstützung von Vorgesetzten oder den Kollegen, aber letztlich eben die Moral und die Macht der Waffe, das Recht des Stärkeren auf seiner Seite hat. Dargestellt hier durch Revilla Jr., der geradezu prädestiniert für diese Rolle, nach jahrelangen Dreherfahrungen in ähnlichen Lagern auch selber wie als ideale Personifikation, als Identifikation für diese Art von Figur hin gewachsen und auch darstellerisch gereift ist, wird dabei durchaus eine Art Mythos evoziert. A Cop Fights Against Crime Never Ends.

Auf der anderen Seite der Kontrapunkt schlechthin, nahm die Karriere von Jaylo nur wenig später einen recht unrühmlichen, wenn auch gar nicht so sehr atypischen verlauf; eine Mordanklage wegen der Erschießung von vermeintlichen Drogendealern bei einer sogenannten "drug buy-bust operation", Mitte Juli 1990 im Parkhaus des Magallanes Commercial Center von Makati City, Metro Manila. Vor diesen Geschehnissen spielend, die problemlos eine weitere Episode mit hohen publikumsträchtigen Wert darstellen würde – die vermutlichen Dealer und so Beteiligten und Opfer des damaligen Schusswechsels gehörten allesamt des NoLCom, des Northern Luzon Command, und damit der Streitkräfte der Philippinen an – wird auch hier mit dem Fakt der Korruption, der der Schwierigkeiten von Macht und Hierarchie und der gewissen Allgegenwart der Gier nach dem schnellen Reichtum und des Mittels vom Handel mit Drogen, quer auch durch die Obrigkeit erzählt.

Dabei bleibt ein kleines Durcheinander in der Art und Weise der Behandlung des narrativen Stoffes nicht aus, ist die Szenerie im Grunde auf Realismus angelegt, bricht sich aber immer wieder in eindeutig überhöhte oder sonst wie praxisferne wie ausgefallene (Soap)Momente, dies auch minutenlang aus. Zuerst episodisch angelegt, ist die Handlung auch weitgehend unfokussiert, ein wenig zäh und erheitert sich anfänglich an diversen Aktionen zur Zeiten des Streifendienstes – man schießt eine Motorradgang von ihren Rädern oder einen Kindesentführer vom Dach –, selbst im Urlaub in der Provinz muss man sich vor einer einheimischen Bande verteidigen, die Hängebrücke entlang sprinten und die Gewehrsalven im Dschungel verteilen. Abenteuer pur, dass seine glorreichen Momente während nächtlicher Attacken per Handgranatenbeschuss findet und seine weniger glorreichen in einem weiteren Attentat, in dem die Familien- und Pferdekutsche der Jaylos von einem Auto in voller Fahrt gerammt wird.

So richtig interessiert an der Inszenierung selber wirkt Filmemacher Marcos auch nur in derlei Eskapaden, wie der Sprengung einer Totenfeier, oder dem sprichwörtlichen Zermalmen eines Schergen per Auto; zwar wird auch zuvor und nebenbei gerade die Sachlichkeit und die Einsamkeit des Widerstreiters Jaylo immer wieder thematisiert, aber auch immer wieder expandiert und dissoziiert. Marcos kann das schnörkellose Tränendrückerdrama, hätte aber lieber das Polizei- und Gangsterepos, diesmal auch vermehrt auf Stunts und Effekte bedacht, und wiederstellt sich dieser Disparität auch nicht, sondern macht Beides, auch wenn es mit Biegen und mit Brechen ist.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Mo, 08.07.2013, 20:42

Hanggang may buhay (1992)
Im Gegensatz zum sonstigen Werk eher klein gehaltenes Schaffen von Pepe Marcos, der in diesem Jahr 1992 zwar noch mit vier weiteren Arbeiten – u.a. die 'Biographien' Pacifico Guevarra: Dillinger ng Dose Pares und Ako ang katarungan (Lt. Napoleon M. Guevarra) – gut beschäftigt, hier dann eher mit dem intimen Techtelmechtel und dem geringen Schauplatzwechsel innerorts interessiert war. Herauskommt im Unterschied zum üblichen Kampf zwischen Gangster und der Polizei oder auch den Gruppierungen innerhalb der Hüter von Recht und Gerechtigkeit nur der Abriss davon, wird zwar die Rahmenhandlung innerhalb dieser Grenzen, ein vielgewonnenes Thema im Pinoy Actionkino, aber der Rest außerhalb dessen, mit zunehmend euphorischen Actionszenen allerdings verlegt:

Sergeant Alex Aragon [ Ramon 'Bong' Revilla Jr. ] von der Philippine National Police bekommt nach dem Tod seines Partners von seinem Vorgesetzten Major Rivas [ Charlie Davao ] mit der Kollegin Kristie [ Dawn Zulueta ] eine seiner Meinung nach unbrauchbare und unerwünschte Dekoration an seine Seite gesetzt, die ihn aber bald Besseres belehrt. Nicht nur, dass sich die fesche Dame auch im Kampf und Schusswechsel mehr als beweisen kann, auch hilft sie ihm tatkräftig bei den Ermittlungen nach der berüchtigten Black Octopus Gang [ angeführt von Roi Vinzon ]. Alex, der daheim mit der blutjungen Nachbarin Joy [ Carmina Villaroel ] theoretisch bereit die empfangsbereite Verehrerin hat, erwärmt sich dabei langsam für die neue Kollegin, muss sich allerdings erst noch auf den Ernstfall besinnen. Sein bisher einziger Zeuge Kabo [ Rene Hawkins ] gerät in die Fänge vom Hintermann Col. Dimayuga [ Johnny Delgado ], der zugleich eine gefälschte Korruptionsanklage gegen den eigentlich unbestechlichen Gesetzeshüter vorlegt und ihn so vorübergehend in das Gefängnis bringt.

Dabei ist die Regelkunde für die Solidität schon mit den Bindungen und ihrer Berechenbarkeit be- und gelegt, werden mehr als sonst noch die Klischee und Standardsituationen herangezogen, und dann erst im letzten Moment eventuell in das Extrem, einen furiosen Showdown mit auch Granat- und Flammenwerfer gewagt. Schon die Paarung von erst Erfahrener Cop - Junger Cop, in dem das Gespräch im Streifenwagen über den Beruf an sich und die bevorstehende Pension natürlich prompt zum Tode des angehenden Frührentners, dem killed in action führt, bis hin zur neuen Teamergänzung und fortfolgend sind alle Merkmale gerade auch des amerikanischen Polizeifilmes da. So wird hier erstmals ersichtlich das buddy picture Motto gepflegt, ist der anschließende Partner im Grunde schon von vornherein unerwünscht. Und dann noch eine Frau.

Dass das dem Mann, einem Macho, wie er im Buche steht, so nicht passt, zeichnet sich auch groß ohne weitere Informationen im Dialog ab. Dabei stört die Frau an sich so selbst, ist die Beziehung der Beiden allerdings von Sekunde Eins an ein überaus unstetes Wechselspiel der Gefühle, die jede neue Situation in eine andere Richtung und so trotz der schablonenhaften Konstellation durchaus in das Interesse des Zuschauers gehen. So richtig an die Gemeinplätze der Abfolge hält man sich hier nämlich nicht, wird erst gestritten, dann geflirtet, dann mit der Eifersucht gedient, um anschließend die Partnerin im Einsatz der Schusswaffen erst zu brüskieren und schließlich in der zweiten Gefahrensituation auch noch zu retten. Eine eher verquere Sachlage, in der die Frau erst sprichwörtlich das Steuer übernimmt und der Mann sich zum Hanswurst zu machen, um dann doch die Geschlechterrolle und den Vorsitz in der Rang- und Hackordnung zu gewinnen.

Letztlich funktioniert dann auch der Dienst nach Vorschrift; was man von der Inszenierung Marcos' theoretisch auch behaupten kann, der sich auf dem abseitigen Territorium aber immer noch besser mit den Explosionen und Shootouts auskennt als mit dem Spiel von Liebe und (hier aus ausnahmsweise) Humor an sich. Dabei knallt es erst relativ wenig, final allerdings umso mehr; meist auch mitten aus dem heiteren Himmel heraus und ohne wirklichen Aufbau von Tension und Anspannung wie als plötzliches Schmankerl für die wartende und darbende Zuschauerschar in den Raum gelegt. Im Prinzip entwickeln sich die Actionszenen gar nicht, sondern sind dann einfach da, liegen quasi im Streifendienst wie der Bonus zum Aufpicken bereit. Gangster, die ein Shoppingcenter stürmen. Andere, die ein Mutter-Tochter-Verbund entführen und als Geisel in einem abrissreifen Fabrikgelände nehmen. Wiederum welche, die ohne aus der Not heraus unschuldige Fußgänger auf ihre Motorhaube legen.

In der Quantität eher rar – der meiste Aufruhr findet tatsächlich erst im letzten Akt, und vorher zwischen Mann und Frau und dann meist in deren Wohnzimmern statt – , kann wenigstens die Umsetzung, vor allem die unverhofften Abschlüsse, immer das Stück über dem Erwartbaren heraus überzeugen. Ob nun Körper als lebende Feuerbälle aus dem Fenster geschleudert werden, sich noch einmal eine Handgranate explosionsbereit aus den steifen Fingern eines bereits erschossenen Kriminellen löst, oder doch ein Stapel Benzinfässer mitten auf der Strasse und im Weg einer Patronenkugel stehen, immer sorgen ein Biegen und Brechen der Norm über diese hinaus für die entsprechend nachhaltige Diktion.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon kami am Di, 09.07.2013, 8:21

Wo bekommt man denn diese Filipino-Heuler mit UT her? Und hast du auch schon die philipinischen Fassungen von HK-C-Actionern gesehen, die du angesprochen hast? Und wenn ja, wie schlagen sie sich verglichen mit den HK-Fassungen?
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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Sa, 13.07.2013, 7:47

Mir ist leider keine Bezugsmöglichkeit mit UT bekannt; die Filme sind in Tagalog, ohne subs, im Dialog ab und an mit englischen Phrasen unterlegt oder den Anklängen an das Spanische durchzogen. Verständnis ist aufgrund der Genrezugehörigkeit allerdings dennoch grundsätzlich gegeben und eigentlich problemlos.

Von den 'Co-Produktionen' liegen Magsasangga sa Batas = Lethal Panther 2, Iyo Ang HONGKONG, Akin Ang MANILA = Power Connection, Matira Ang Matibay = Angel on Fire, Walang Kasukat sa Tapang = Deadly Target und Kakambal ko sa tapang = Fatal Chase vor.
Was ich gesehen habe, ist #1 erstmal identisch wirkend, #2 im Schnitt, auch Einstellungen und Abfolge von Actionszenen und teils Schauspielerwahl recht anders. Da gibts bspw. mal ein Mark Cheng - Cameo statt wie bisher bekannt Lo Lieh im Bild, in einer anderen Rollenfunktion auch.
Zu den Anderen kann ich momentan nichts sagen, da die bisher bekannten Versionen überhaupt nicht mehr im Kopf.
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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Mo, 15.07.2013, 20:27

Uubusin ko ang lahi mo (1991)
Hochexplosive Mischung aus Politthriller/-drama in Verbindung mit einem Polizeiaction- und Heroic Bloodshed Film, in dem Regisseur Pepe Marcos, eher der Spezialist für das Zweitere die Emotionen bis zum überschwappenden Finale so richtig effektiv hoch kocht. Das Geschehen ist indirekt angelegt an die Ereignisse der Ermordung von Andres Manambit, ein sich Hineinsteigern in den Hass, in der die Familienclans der Manambits und der Samontes einen sogenannten Zermürbungskrieg getreu der 'Auge um Auge' Doktrin aus dem Alten Testament miteinander führten. [Direkt wurde die Tat und die Hinführung dazu in Andres Manambit: Angkan ng Matatapang (1992) von Ike Jarlego Jr., mit im Übrigen teils identischer Besetzung hierzu, dafür aber heillos im reaktionären Trash verfangen verfilmt.]:

Angeführt von Bürgermeister Placido [ Eddie Gutierrez ] haben die Canonigos die gesellschaftliche, politische und auch polizeiliche Macht in ihrer Gegend; ein Genuss der Alleinstellung, die ihnen momentan nur von der kommenden Wahl und der Aufstellung des Gegenkandidaten Fortunato Guerrero [ Robert Arevalo ] zunichte gemacht wird. Während sich die Konstellation durch den Besuch von Fortunatos Sohn Pepito [ Philip Salvador ], einem Western District Police Department Cop aus Manila samt Begleitung von Freundin Helen [ Maricel Laxa ] und seines besten Freund und Kollegen noch mehr zuspitzt, kommt sie endgültig zur Eruption, als bei dem Eingreifen in einem Drogendeal Placidos Sohn Eddieboy [ Kevin Delgado ] vom Gesetzeshüter getötet wird. Auf die erste Beerdigung folgt schnell die nächste.

Regisseur Marcos, der sich sowohl mit der Inszenierung von schnellen, blutigen Actionszenen als auch der Bebilderung von true crime Fakten in einer fiktionalisierten Behandlung auskennt, auch wenn er eher dem simplen Dramaturgisieren hinzu geneigt ist, widmet sich hier vermehrt dem Aufbau all des Geschehens. Dabei weist der Aufwand der Produktion – in der ganze Häuser in ihre Einzelbestandteile zerlegt und die Panoramen ausfüllende Detonationen geboten werden – , auch das gesamte Motiv der Bilderwahl und ihrer Montage und die oft auf Gesprächen bis rasch zu Diskussionen, also den verbalen Konfrontationen angelegte Narration auf ein größeres Ansinnen, allerdings durchaus mit dem Buhlen auch um ein aufgeschlossenes Publikum hin.

Auffällig ist vor allem die Unterscheidung in zwei konträre Plotstränge und ihre erst späte Zusammenführung zum eigentlichen Showdown, werden die Polizisten in Manila und die schon zu Beginn angespannte Situation auf dem Lande doch mit verschiedenen Augen und auch verschiedenen Interessen heraus betrachtet, Theoretisch springt der einzelne Film vermehrt hinein und wieder aus dem Hexenkessel heraus, quasi ein Berufs- und ein Privatleben, dass nach und nach nur eine Instanz gewinnt bzw. sich zu einer Instanz vermischt.

Bestimmender und auch dräuender in der Wirkung ist auf jeden Fall der Politische bzw. der auch seit Jahren als familiär und zur Ehre und Tradition gehörende Aspekt, wird die Situation auf dem Lande, dessen Struktur sich wie ein eigener kleiner Staat aufbaut, schon seit Jahren und Jahrzehnten von Natur aus als gegeben hingenommen und jede Neuheit als Widerstand dessen interpretiert. Die Aufstellung eines zweites Kandidaten für das Amt als Affront schlechthin, ebenso wie in dieser Phase des Lebensstils auch die einheimische Polizei nur als bessere Söldnertruppe und quasi Leibeigene und so mehr die Diktatur oder – je nach Sichtweise – auch die kontrollierte Anarchie agiert.

Das Eintreffen der Polizisten aus der Stadt sorgt schon zu Beginn für Ärger und Verdruss, schon allein deshalb, da jetzt nicht mehr Alles gehorcht und nicht mehr Alles nach den selbst aufgestellten Regeln und der Unordnung von Alkohol, Drogen und Sex im Übermaß und auch gegen fremden Willen funktioniert. Ein permanentes Umfeld der Feindseligkeit, voll mit drive-by-shootings und dem Verteilen von Handgranaten in der Gegend in loser Folge, beherrscht von der festen Überzeugung der Rache um jeden Preis und der Wahl der Waffen als letztes und einziges Mittel zur Kommunikation. Überhaupt gehören Pistolen und Gewehr hier im gesamten Ort und seiner Provinz, einem Hinterland weitab der sichtbaren Zivilisation, zum Haushaltsgegenstand schlechthin, wird kein Gang im Haus und schon gar keiner vor die Tür ohne die Waffe im Holster und die Pistole am Mann erledigt. Zeit genug also auch für die effektive Abwechslung im Geschehen, in dem sich nicht nur um Kopf und Kragen miteinander diskutiert, sondern auch tatsächlich an die Gurgel gegangen und die Wucht von Detonation und Destruktion gewürdigt wird.

Spekulatives und Spektakuläres wird trotz einer schon vorhandenen Ernsthaftigkeit, die ebenso wie der Versuch des dramatischen Epos angenehm zu schauen und auch zu würdigen ist, dennoch geboten. Werden Bankräuber im anliegenden Einkaufszentrum gestellt, Geiselnehmer während der vermeintlich geglückten Flucht aus der Windschutzscheibe des Autos gejagt, Kopfschüsse bei Razzien in gar schrecklich aussehenden Abwrackruinen und auch sonst emsig und ausdauernd die Munition in Umgebung und Körper verteilt. Und in scheinbar selbstmörderischer Absicht sich letztens Endes in diesem Bürgerkrieg auch gegen die dann doch heranrückenden Militärs gestellt.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Fr, 19.07.2013, 7:23

Alyas Totoy: Kamay na Bakal ng WPD (1994)
1994 war die Laufbahn von Pepe Marcos, bis dahin zwar nicht eifrigster, aber gefragter und beständiger Actionregisseur nach etwa 15 Jahre Dienst schon sichtlich am Ausdünnen; ein Zug, der sich so langsam nach und nach durch die gesamte philippinische Kinolandschaft zog und ähnlich wie im geographisch und filmisch nicht so sehr entfernten Hong Kong die Hochära so allmählich verglimmen ließ. Von Marcos selber folgten hier drauf noch drei, vier Werke, allesamt mit Haupt- und Lieblingsdarsteller Ramon 'Bong' Revilla Jr., den man hierbei auch gut gebraucht hätte, als vielleicht Anlass für mehr Interesse seitens der Produktion und seines Machers auch mit. Quer durch alle Schlagzeilen der Nachrichten der letzten Monate:

Polizist Totoy [ Jestoni Alarcon ] vom Western Police District, der lokalen Polizeichen Autorität in Manila, räumt die Strassen allein und nötigenfalls auch mit seinem Team von allerlei Verbrechen auf. Dabei gerät er mit seinen Gefühlen zwar im Dienst nicht durcheinander, aber im Privatleben, muss er sich doch zwischen einer Kollegin [ Gretchen Barretto ] und seiner Freundin Julia [ Karla Estrada ] entscheiden. Zudem bekommt er Ärger mit einem Waffenhändler [ Johnny Delgado ], wird von seinem Vorgesetzten [ Zandro Zamora ] diesbezüglich nicht so wirklich unterstützt und sieht sich auch noch einer aus dem Knast operierenden Bande von Bankräubern [ angeführt von King Gutierrez ] gegenüber. Zuguterletzt wird von einem Obdachlosen auf Suche nach Funden eine grässliche Entdeckung gemacht, der abgetrennte Kopf einer Frisörsalonbesitzerin [ Lovely Rivero ], die zuvor zwei Beziehungen gleichzeitig geführt hat.

Was auch immer sich das Drehteam bei den Arbeiten dabei gedacht hat, so richtig ersichtlich sind all die Zutaten in diesen Kaleidoskop zwar, eine Richtung oder wenigstens Zusammenhänge dazwischen aber nicht. Geschrieben von Humilde 'Meek' Roxas, der sich mit über 100 Schriften für das Genre, darunter zu früheren Glanzzeiten auch fast ein Dutzend Zuarbeiten für Marcos – darunter die Klassiker Kumander Eber Kilabot ng Visayas (1985) und Chinatown: Sa kuko ng dragon (1988) – schon extrem als Lieferant allerlei schnörkelloser, mit Routinen und Effekten zubereiteten Erzählungen die Reputation geschaffen hat, lässt sich oft nur ein heilloses Hinein und Hinaus und nicht viel mehr erkennen. Es ist weder eine Biographie des dargestellten Polizisten zu verfolgen noch ein Porträt der Stadt und seiner Zustände gefangen zwischen überforderten Gesetzeshütern und allerlei kriminellen Gesindel auf der anderen Seite an sich.

Am Ehesten noch ein Mosaik unterschiedlicher Begebenheiten, die quasi ohne Verbindung zueinander, in Abkürzungen, in Umwegen, in Aussetzern, mit unmotivierten Anfängen und offenen Enden allein über den Zufall und das Schicksal miteinander zu tun haben. So regiert erst kurz eine angedeutete Form der proklamierten Selbstjustiz, die das Pinoy Action Kino durchaus begeistert und gerne mal provoziert und zelebriert wird, und auch hier beginnende Bildern angenommen findet. Gerade die Eröffnung, in der der Polizist des Nachts im düsteren Hinterhof mehrere versuchte Vergewaltiger bei der Ausübung der Tat heimsucht und stört und sie dann nacheinander erschießt, zeichnet diesen Weg an und die Fortsetzung einer nachgeschnittenen Strassenkontrolle und das Beseitigen eines Verdächtigen trotz dessen bereits Ergebens gegenüber der Staatsmacht auch weiter vor.

Dem ist aber nicht so, wird der Hintermann dessen nach einem kurzen verbalen Konflikt, in dem die Feindschaft zueinander eigentlich schon Funken sprüht und die Drohungen auch, bis zum feurigen Finale komplett aus dem Skript herausgeschrieben. Ebenso verhält es sich mit einer eventuellen Dreiecksbeziehung von Cop zu Kollegin und der eigentlichen, nun natürlich eifersüchtigen Freundin. Der scheinbar korrupte Vorgesetzte scheidet mittendrin recht nebulös und auch ohne Auffallen bei den Untergebenen und Kollegen zu erregen aus. Die aus dem Gefängnis operierende Gaunerbande hat im Abstand von 30min drei Auftritte; der Erste geht glatt, der Zweite auch, bei dem Dritten und Letzten steht der Superheld im Weg, der den Schuften mit der Pumpgun im Anschlag kurzerhand – und angenehm nachhaltig – den Garaus macht.

Ein großes Holterdipolter, mit vielen im Sande verlaufenden Strängen, dass sein Potential zu Mehr zuweilen nicht erkennt oder nicht erkennen mag, sich dafür in Nebensächlichkeiten, etwas Schmonzes um die Liebe und viel Ziel- und Planlosigkeit ergeht. Ein Krimi um ein abgetrennten Frauenkopf und einen mordverdächtigen Chirurgen wird ebenso abgefrühstückt, und allein dieser Einwurf wäre mit etwas Konzentration auf das, was man zeigen kann und zeigen will, schon viel mehr als der Rest an Lückenfüllern wert. [Der Fall greift dem nahegelegenen, in der Presse und Öffentlichkeit wegen seiner Grausamkeit heiß diskutierten Mord an Elsa Santos Castillo 1993 ebenso auf wie der die Geschehnisse und die originale "Chop-Chop Lady", den Lucila-Lalu-Fall von 1967 variiert.] Schade um vertane Chancen, um ein narratives Viel, aber ein dramaturgisches Nichts, das die überschaubaren, immerhin final stark ansteigenden Actionszenen trotz Tonfall und Relevanz so richtig für sich ausnutzend auch nicht mehr arrangieren kann. Ein halbes Dutzend Schießereien, erst final ausdauernd und/oder mit viel Aufmerksamkeit in der Choreographie und Effektsetzung forciert, und so immer noch das Dankbarste in der seltsam kunterbunten Abfall-Szenerie.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am So, 21.07.2013, 12:52

Iukit mo sa bala! (1994)
Weiterer Versuch von Actionregisseur Pepe Marcos, nach Uubusin Ko Ang Lahi Mo (1991), der die Geschichte um den erschossenen Andres Manambit aufgriff, erneut die politische und gesellschaftliche Komponente in seinen Filmen in das Spiel zu bringen. Auch hier wird wieder eine Provinz weitab der städtischen Ordnung, wie ein Land mit ganz eigenen Gesetzen und Regeln gezeichnet, in der die Familien miteinander im Streit verhasst und stetig um jeweilig Macht kämpfen und dies durch oder auch gerade mit ihrer Position in der Politik zu legimitieren sind. Ein Film, der mit den Händen in Blut watend beginnt und auch so endet. 'Engraving on Bullets':

Bei einem Besuch seiner Familie, allen voran den des verletzten Vaters Roman Guerrero [ Luis Gonzales ], Bürgermeisters des Städtchen San Roque, muss der praktizierende Chirurg Dr. Roberto 'Bobby' Guerrero [ Dr. Roberto 'Bobby' Guerrero ] sehr zu seinem Unwillen die allgemeinen Mißstände feststellen. Congressman Velez [ Lito Legaspi ] treibt mit seinem Clan, den Söhnen Rico [ Gabby Concepcion ] und Rayland [ Edgar Mande ] und ihrem Waffen- und Schergenarsenal die wehrlose Bevölkerung zum Raubbau an der Natur an, und lässt auch sonst keine Gelegenheit zum Durchdrücken seiner Ansprüche aus. Bald wird Guerreros gesamte Familie als Widerstand dagegen in den Strudel der Gewalt hineingezogen, auch seine Jugendliebe, die nunmehr mit Rico verheiratete Noemi [ Nanette Medved ] befindet sich rasch im Zentrum gegenseitiger Anfeindung und auf den Schlachtfeldern in freier Wildbahn.

Im Gegensatz und als Erweiterung zum üblichen Œuvre Marcos', indem meist ein Polizist oder Soldat, also jemand mit Befugnis und Ausbildung die Austragung der Waffengewalt und so die Identifikation des Zuschauer im Recht vom Stärkeren übernimmt, steht hier ein vermeintlicher Normalbürger im Mittelpunkt des Geschehens. Ein Arzt, der im Grunde die Menschen behandelt und heilt und alles Andere als waghalsig oder tatkräftig im Sinne des Publikums verschrien ist. Wie gewohnt in derlei Zuständen, die der Film schon mit der ersten Konfrontation an und der Prämisse her zeichnet – der Sohn wurde heimgerufen, da sein Vater im Einsatz verwundet war – , ist der Beruf aber nicht ausschlaggebend, sondern stellt allein die Herkunft und die Sozialisation, die Umgebung den entscheidenden Sinn. Die Heimatfront.

Denn das Tragen von Waffen, das Vorzeigen und Drohen und rasch auch das Benutzen ist hier ebenso auffällig wie in anderen Werken des Regisseurs, wird zwischendurch auch mal mit dem Rocket Launcher hantiert oder die Lastkraftwagen in die Luft bombardiert, so dass man den Eindruck eines stetig bedrohlichen Milieus, in der man keine Minute ungeschützt aus dem Haus gehen darf, abermals gewinnt. (Dass sich ein Mitglied der Velez-Sippe kurz vor Showdown über illegalen Waffenbesitz der Konkurrenz beschwert, ist im Kontext schon schlechthin absurd.) Auch die Polizei bietet keinen Schutz, gehört eher noch zur Truppe der Bösen, eine Art paramilitärische Splittereinheit in Uniform und Sold, die sich allein in Richtung des größten Geldbetrages umdreht. Auch sonstige Institutionen, die normalerweise Sicherheit und Geborgenheit versprechen, werden vom Munitionshagel nicht verschont, sondern eher noch vermehrt heimgesucht; so erfolgt nicht nur eine blutige Gefangenenbefreiung direkt aus dem Polizeirevier heraus, sondern zuvor auch noch ein ebensolcher Anschlag im Hospital, bei dem auch vor Nichts und Niemand, sei es eine abgestellte Schutzeinheit von Cops, sei es der heranstürmende Sicherheitsdienst oder Unschuldige und Wehrlose unter den Besuchern und Patienten halt gemacht wird.

Was anfängt bei eine mäßige Episode vom A-Team, mit der ersten illegalen Abholzung von Wäldern und dem versuchten Eingreifen der besorgten Bevölkerung, die angesichts der Übermacht an Schergen und deren Skrupellosigkeit aber nutzlos ist, entwickelt sich so schnell zum gewohnten Austausch von Schusswechseln und dem Hochtreiben von Verletzten und Toten in der Bilanz. Von der Dramaturgie her ist die allerdings schon vonnöten, wird die Erzählung, die auch von Marcos schon einmal effektiver vorangetrieben und bebildert wurde, so wirklich den Applaus allein nicht wert. Manche Figuren bzw. deren Darsteller sind als Totalaufall zu bewerten, auch Revilla Jr. scheint hier leicht desinteressiert oder ein wenig fehlbesetzt. Die Dialoge und ihre Auswirkungen haben auch nicht mehr die Kraft, die ein Uubusin Ko Ang Lahi Mo aufweist, der den Siedepunkt der Emotionen tatsächlich auch forciert und auf die Sekunde hin in die nächste Phase hin auflöst.

Hier wirkt leider Alles ein wenig zu staubig, leicht verbilligt und zu provinziell, ist die Liebesgeschichte nicht nur nicht spürbar, sondern tatsächlich so richtig fehl- bis hin zum Überkitsch oder zur Parodie inszeniert. Selbst die Action ist durchwachsen, mit zwei bis drei absoluten Höhepunkten, den Erstürmungen von Krankenhaus und Gefängnisabteilung, dort auch Stunts wie den Stürzen rückwärts in die Fensterscheiben und so manchen flächendeckenden Explosionen, darüber hinaus aber auch im beliebigen Mittelmaß formuliert.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Fr, 26.07.2013, 11:12

Lt. Madarang: Iginuhit sa dugo (1993)
Militärischer Vertreter all der als Biographien verkauften Actiondramen der frühen Neunziger Jahre des Philippinischen Kinos, in der die Geschichten unzähliger realer und fiktiver Hüter von Recht und Ordnung, meist Polizisten, auf den wartenden Zuschauer und seinen Heißhunger nach Kolportage und Verehrung losgelassen wurden. 'Blood Drawn', gedreht von einem Spezialisten dieser besonderen, eigentlich auch nur in dem filmischen Land quantitativ derart explizit aufgefallenen Sorte von Kinoereignis, wobei der Kollege hier auch im Nachhinein noch guten und beständigen Ruf genießt. Auf ins Gefecht und die Ehre von Loyalität, Mut und Gefühl, mündend in einer zwanzigminütigen Belagerungssituation, in der der letzte sichere Stützpunkt im Gewalttreiben um Leben und Tod verteidigt wird:

Lt. Lito Madarang [ Edu Manzano ] wird um 1984 herum mit seiner Einheit im Auftrag von Col. Valdez [ Charlie Davao ] in die Stadtgemeinde Cabugao, Provinz Kalinga-Apayao versetzt, um mit Hilfe der Bewohner die Gegend vor allem gegen allerlei kriminelles Gesindel zu befrieden. Relativ frisch mit seiner Frau Chie [ Jean Garcia ] verheiratet und auch ein gemeinsames Kind gezeugt, kann der Elitesoldat fern der Heimat zwar nicht den Verlockungen der Dorfschönheit Karina [ Flordeliza Sanchez ], dafür aber den Avancen seines ehemaligen Freundes und nunmehr auf die Seite der Verbrecher übergelaufenen Rodel [ Michael De Mesa ] widerstehen. Zusammen mit seiner Truppe [ u.a. Fredmoore de los Santos, Jordan Castillo, Manjo del Mundo, Dido De La Paz, Romy Romulo, Rudy Ramirez, Ernie Gedaya, Mauro Antonio ] wagt Madarang den zunehmend tödlichen Kampf gegen die Bedrohung.

Dabei kennt sich Pepe Marcos, der mit gewohntem Team zusammenarbeitet und wie gewohnt auch n neben der Regie den Schnitt übernimmt, mit derlei Erzählungen um den Kampf des speziellen Individuums mit Rangabzeichen und hier ausnahmsweise auch Uniform gegen das Übel bestens aus, was dem Auftritt beizeiten, eigentlich direkt von der Parade und so von Anfang an die Sicherheit im Umgang gibt. Kleinere Einsätze, kleinere Bewährungsproben mit anschließenden Beförderungen und schließlich der reinforcement-Hauptteil, die Befriedigung in der Provinz sorgen für genug dramaturgisches Kalkül, in dem die Charakterisierung von Motiv und Umstand und Person auch alles Andere als zu kurz und vielmehr die Zeit ausreichend in Anspruch nehmend kommt.

Marcos begibt sich dabei in Ruhe an das Werk, ist der Film als Mischung aus Personen- und Gesellschaftsporträt weniger die große Actionsause der Streitmacht als vielmehr das Epos in Reinkultur, dass sich sowohl am Salut, am Appell, an den militärischen Ehren und Pflichten als auch dem Einsatz von Emotion und Gefühl plus letztendlich auch dem von Waffen und Handgranaten erfreut. Problematisch ist dabei ein wenig die Besetzung der Hauptrolle mit dem vergleichsweise steifen Manzano, der sich zwar mit Stunts wie dem rettenden Sprung vor Explosionen und dem Entlanghangeln am wild gewordenen Holztransporter als physisch akkurater Held und auch mit einer wilden Wirtshausprügelei erfreut, aber im Dialog immer recht korrekt und damit auch kühl bis klamm bis eingerostet präsentiert.

Überhaupt will die Handlung von Angriff und Verteidigung der Befehlsherrschaft vielleicht ein wenig viel, ohne dies tatsächlich zum Leben erwecken und zeigen zu können, auch wenn die Ansätze ehrbar und zuweilen gar gelungen sind. Der Schrecken des Krieges, dass diese ausgedehnte Privatfehde auf Weisung von Oben nun einmal ist, wird tatsächlich in zwei entscheidenden Szenen, der ersten Tötung im Angesicht und einem Durchdrehen vor Angst im Gefecht visualisiert; beides Momente, die dem großen Rest aus ein wenig Landserromantik, etwas füllendem Abenteuerkino und auch ein Klecks comic relief die schon nötige Tiefe als Ausgleich der weniger gelungenen Momente und so das zum Positiven hin ausschlagende Gewicht beigeben. Weitere Meldungen oder sonstig geäußerte Überlegungen und Schlussfolgerungen vertrauen auch einzig dem geschriebenen Wort und weniger der Inszenierung, die in derlei Situationen typisch für den mit der Materie kundigen Filmemacher [ Kumander Eber Kilabot ng Visayas (1985), Gabi na, kumander (1986) ] eher statisch und in längeren, trägen Einstellungen gefangen und still gehalten sind.

Bewegung in das Geschehen kommt durch diverse Scharmützel mit Schmugglern und anderen Gesindel, die auch angesichts der wartenden Infanterie nicht verlegen um den Einsatz von schweren Geschütz und dem Schnellkaliber verlegen sind, auch mal die Anschläge per geworfener Granaten oder Brandbomben versuchen und generell, wenn einmal losgelegt, schon größeres Unheil in Form von Demontage und Destruktion verursachen. Werden Autos im Sprung die Motorblöcke weggeschossen und Großtransporter in die Luft gejagt. Breitwandfüllend zudem die Schießereien in bevorzugt karger, steiniger, dem Niemandsland angehörender Geographie, in der Deckung, wenn überhaupt gesucht, nur hinter Stein und Geröll und mal dem Baumstamm und sich ansonsten todesmutiger Kampf an vorderster Front zu finden ist.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Di, 30.07.2013, 0:05

Ako ang katarungan (Lt. Napoleon M. Guevarra) (1992)
Actionthriller aus philippinischer Herkunft, gedreht von Pepe Marcos, der sich während der Achtziger und frühen Neunziger erst als Editor, dann bald und vielschaffend als Regisseur für das Genre und auch von seinen Kollegen hervorhebend verdient gemacht hat. Eine breit gestreute Geschichte, die die Dispute selbst in den Dialogen, die Ortswechsel und den Aufwand dahingehend und die passenden Settings für größere Schuss- und Stunteinlagen nicht scheut, und auch den richtigen Sinn für die Abtastung vom Nötigen und vom Möglichen an Dramaturgie und dem Drumherum versteht. 'I am Justice':

Bei einer gewalttätigen Razzia auf ein Gaunerkonglomerat und ihrer Hochburg gelingt dem Polizisten Lt. Napoleon Guevarra [ Ramon 'Bong' Revilla Jr. ] zusammen mit seinem Partner und besten Freund Sgt. Molong Dizon [ Rez Cortez ] neben vielen Toten auch ein großer Fang, kommen sie doch in die Möglichkeit, mit einem der Gefangenen einen hochkarätigen Kronzeugen gegen den Anführer Simon Cuevas [ Mat Ranillo III ] aufzufahren. Leider wird ihnen der Mitwisser kurz nach der Überfahrt nach Manila durch eine Finte wieder entrissen und kurz darauf auch beseitigt, was vor allem bei Teresa [ Gretchen Barretto ], der Tochter und nunmehr Waise des Ermordeten und auch Guevarras Vorgesetzten auf Alles Andere als Begeisterung stößt. Als Teresa beim Antritt ihres unverhofften und jetzt schon auch unerwünschten Erbes geheime Informationen entdeckt, geraten sie und der als moralischer Beschützer fühlende Guevarra vermehrt in das tödliche Visier der Gangster, woran auch der mysteriöse Lt. Cortez [ Zandro Zamora ] so ganz unschuldig nicht ist.

Wandern tut die Mär vom edlen Polizisten einsam und allein auf weiter Flur im Kampf gegen das scheinbar allgegenwärtige Böse dabei quer durch das Land und in alle Eigenarten von Flora und Fauna wie im touristischen Sinn. Erst die Erstürmung eines Gangsterstützpunktes auf dem beschaulichen Metro Cebu, Central Visayas als Zentrum des Landes und dann die Ausbreitung von dort in weitere Regionen und immer mehr die Gefahr. Von einer Metropolregion direkt in die Hauptstadt Manila, wo der Boden vor stetig heranpreschenden drive-by-shootings und korrupten Polizisten bald zu sehr brennt und nur noch die Ausflucht in die entlegenen Bezirke weitab der Gesellschaft als Unterschlupf über zählt.

Von der Stadt in die Provinz, über mehrere Inseln, verschiedene Transportwege und einer Annäherung des ungleichen und nur über gemeinsame Interessen verbundenen Paares hinweg, wird die Erzählung gleichzeitig stets weiter getrieben und trotzdem gestrafft. Die Kreise schließen sich, die Verfolger sind nicht abzuschütteln, sondern vielleicht nur mit einer Evasion für den Moment zu verhindern. Ein Lichten der Reihen im grellen Mündungsfeuer, dessen Aufblitzen und Antreiben des bodycount kurz Ruh vor dem Sturm, aber nicht wirklich Erlösung und schon gar nicht Beseitigung des kriminellen Syndikates verspricht.

Dabei ist die Regie schon konzentriert am Werke, kann auf hier – wie auch in Marcos' Kapitan Jaylo: Batas sa batas (1989), Kaaway Ng Batas (1990), Contreras Gang (1991) – gar fähige Darsteller, viel Emotionen, einem handelsüblichen Plot mit all seinen positiven, sprich schnörkellosen Gegebenheiten ohne großartige Schlenker und Verzögerungen zählen. Der Aufwand der Produktionen, die sich tatsächlich bewegt, auch in den Minuten der Charakterisierung zumindest der beiden Hauptfiguren durch viel Esprit und hochgekochten Emotionen am Leben erhält, wird ebenso dankend registriert, wie auch bei den Actionszenen, bevorzugt den Schießereien mit dem Automatischen Gewehr und der Dienstpistole als Antwort zum Vorteil gezählt. Hubschrauberattacken finden ebenso statt wie der Aufruhr im Busdepot, ein versuchtes Kidnapping weitet sich zur nächtlichen Straßenschlacht mit das Dunkel erhellenden Autoexplosionen aus und wird final mit der Privatarmee ein ganzes Fischerdorf geplündert und dem Erdbogen gleichmachend erstürmt. Choreographisch ist das flink in Szene gesetzt, durch strammen Schnitt, etwas holprig, vergleichbar mit den Arbeiten von Philip Ko und den Eigenständigkeiten eines Godfrey Ho um die Zeit, sprich die besser situierten girls with guns Aktivitäten um Yukari Oshima in Anschauung, nur von den Auslagen, der Üppigkeit und ihrem Tribut im voluminösen Einsatz her so einige Klassen höher in Szene gesetzt.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Do, 01.08.2013, 9:20

Kaaway ng batas (1990)
Polizeithriller mit Starbesetzung, im shoot-to-kill Modus, aus der fleißigen Feder von Pepe Marcos, der sich seit Beginn der Achtziger Jahre in über dreißig Arbeiten mit den Auseinandersetzungen von Recht und Gerechtigkeit im Zusammenstoss mit der kriminellen Unmoral beschäftigt hat. Auch hier steht wieder ein hochdekorierter Cop im Mittelpunkt der Geschichte, die Identifikation mit Rang und Abzeichen, die, ausnahmsweise unterstützt durch Mitstreiter den Kampf gegen das Syndikat des Grauens und dessen Untaten aufnimmt. Manila's Finest; die Öffentlichkeit wird gesucht, und die Waffen sprechen:

Lt. Bobby Sandoval [ weinerliche Aussprache: Rudy Fernandez ] vom Western District Police Department, Abteilung Anti-Narcotics hat es sich vor allem zur Aufgabe gemacht, den Drogenhändler Don Pedro [ Vic Diaz ] zur Strecke zu bringen, koste es, was es wolle. Dabei stört ihn in seiner Amtsausübung zwar zu Beginn die permanent auf Pressefreiheit drängende Reporterin Olga [ Star Querubin ], ist dies Problem aber nach einer gemeinsamen Liebesnacht aus der Welt gebracht. Anders verhält es sich mit Don Pedros rechter Hand Ryan [ Edu Manzano ], der sich insgeheim schon dessen Freundin Barbara Ramirez [ Ali Sotto ] als Geliebte geschnappt hat, zusammen mit Mike [ Efren Reyes Jr. ] die junge, auftreibende Kraft in der Gang darstellt und den Weg nach oben mit ebenfalls vermehrter Skrupellosigkeit anstrebt. Während Sandovals Kollegen wie Lt. Mendoza [ Zandro Zamora ] mehr oder weniger offen auch den Verlockungen des schnellen Geldes erlegen sind, treibt auch sein direkter Vorgesetzter Col. Cleofas [ Zaldy Zshornack ] das Bewahren von Recht und Ordnung um, zu dessen Erhaltung bald zu drastischen Mitteln gegriffen wird.

Schiessübungen auf dem Stand und dem Truppenplatz als Einstellung für spätere Massaker, ist doch die Waffe hier überall dabei und zumeist auch im Einsatz. Debattiert wird wenig, vielmehr die Anordnung für das Ausschalten des Feindes gegeben, die Verzögerungen dessen nur missmutig aufgenommen und die Angriffstruppen verstärkt. Das Ärgernis des Polizisten, der diesem Widerstand entgegnen muss, liegt dabei nicht bloß im Gegner des Crime Godfather, im Druglord und seinen Schergen, sondern bis auf eine späte Assimilation auch in zuviel Gesellschaft und dem bunten Treiben all der Normalbevölkerung begraben.

Denn mit der Selbstjustiz, die hier nötig ist und auch nicht weiter diskutiert, sondern final auch mit dem Segen des Vorgesetzten und so der Allmacht der Polizei ausgeführt wird – Geschehnisse spielen kurz vor dem Interior and Local Government Act, der Umwandlung zur Nationalpolizei und der Überwachung durch die National Police Commission, und weit vor aktuell tatsächlich negativ aufgenommenen Vorkommnissen –, kann man vielleicht den Kriminellen zu Leibe rücken, aber zieht den Protest der Gesellschaft auf sich. Bei einer einleitenden Razzia werden gar westliche Clubbesitzer, die nichtsahnend vom Gebaren des 'kotong cop' dagegen protestieren, ab- und von der Inszenierung auch vorgeführt. Auch die Vierte Macht im Staat, die Freiheit der Presse, bekommt erst vom Lt. selber die aufzeichnende Kamera und die Beweise der Polizeibrutalität entrissen, und wird schließlich als Gespielin des Helden, der er nun einmal ist und bleibt, okkupiert. Eine Legitimation der körperlichen Kraft.

Kaaway Ng Batas, der 'Enemy Act', dient dabei immer als Rechtfertigung für dringend erforderliches forsches Agieren, bringt doch jegliche Rücksicht und weiteres Hinauszögern vor allem den Unschuldigen in der Geschichte alsbald auch den Tod; zusätzlich wird zwar keine großartige Glorifizierung angestrebt, aber jegliches Tun mit emotional angelegten Rückblenden in die Kindheit untermalt, die dramaturgisch derart simpel den größen Schwachpunkt darstellen. Ansonsten ein wie gewohnt schnörkelloses Vorgehen, im Film wie auch von ihm, in der die Erzählung ohne viel Worte und stattdessen mit Taten, mit Razzien, nicht mit Observationen und mit der Wahl der Waffen und nicht dem Suchen von Beweisen auskommt. Eine Zollbehandlung am Airport entwickelt sich zum wilden Gemetzel, dass elf Tote, darunter auch herbeieilende Mannschaften der Flughafensicherheit und Bundesbehörden in den Austausch von Patronen, Blutspritzern und Einschusslöchern involviert.

Sonstige Actionszenen bleiben kleiner in der Haltung, werden beengte Innenräume, die Loge einer Rennbahn, das mit Vasen vollgestopfte Wohnzimmer einer Mitwisserin oder eine Tiefgarage bzw. Lagerhalle für diverse Scharmützel, Schusswechsel und den folgenden Abtransport von Leichenwagen gewählt. Marcos, einer der versierteren Regisseure für derlei Aktivitäten, scheint hier noch etwas zu üben, mehr Augen für die Belange seines martial law Vertreters und weniger für die passende Choreographie zu haben, erreicht aber immer noch ein jederzeit routiniertes Werk.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am So, 11.08.2013, 14:26

The Son of Dragon (1992)
Vierte und letzte Regiearbeit von Addy Sung, die wie alle anderen Filme des normalerweise als bessere Nebenrolle Engagierten eine Randerscheinung im Kantonesischen Kino darstellt und trotz oder auch wegen der Genreaffinität so gut wie keinerlei Bekanntheitsgrad genießt. Normalerweise wegen des Aussehens, dass dem Darsteller und Action Director den Spitznamen "Big Little Eye" einbrachte und das Erscheinungsbild auch trefflich charakterisiert – dünne, weithin ausfallende Haare sowie ein hängendes Lid – , vermehrt im comic relief beschäftigt, geht Sung in seiner eigenen Produktion den Weg der Ernsthaftigkeit und die Gattung des Gangsterstückes zwischen Machtkampf innerhalb der Organisation und den 'Belästigungen' seitens der Polizei ein. Eine Herangehensweise, die ebenso die drei Vorgänger der Inszenierung Four Robbers (1987), Escape from Kingdom (1988) und Bloody Hero (1991) in ihrem Gestus zwischen Crime & Heroic Bloodshed und auch den gewissen Anspruch zur Qualität auszeichnet:

Triadenboss He Jinlong [ Kwan Hoi-shan ] strebt aufgrund fortgesetzten Alters den Ruhestand und die Machtübergabe an einen seiner drei Söhne an. Eigentlich käme Rixiong [ Philip Ko ] in Frage, muss dieser sich aber gerade in Thailand mit der Polizei herumschlagen; während sich in HK daheim der mittlere Tony [ Addy Sung ] mit der Konkurrenz auseinander zu setzen hat. Auch der jüngste Spross Billy [ Cheung Kwok-keung ] kommt aufgrund seiner seriösen Fassade und der Jugendlichkeit nicht so richtig in Frage, zudem plant Hes Konkubine Xu Qiaoshan [ Pak Yan ] mit ihrem Abkömmling eigene Vorhaben.

Knapp unter 90min Laufzeit angesiedelt, beherbergt das Werk einen regen Zulauf an Informationen und den Austausch in gleichsam beschäftigter Form; trotz sicherlich geringen Budgets, der auch keinerlei Stars in der Szenerie, sondern höchstens dem Eingeweihten einige bekannte Gesichter aufweist, wird sich nicht im Hinterzimmer zum Diskutieren versteckt, sondern die offene Front und dort auch das Drama mitsamt Seriosität einer gescheiterten Lebenswerkes gesucht. Die Geschichte selber und seine Verwicklungen, die (mangels Untertitel) nicht gänzlich zu lösen sind, ist dabei sogar vergleichsweise bestrebend nach Mehr umgesetzt, werden nicht die großen Reden geschwungen, sondern sich in Tat und Reaktion agiert und die Voraussetzungen dafür nur kurz anskizziert.

Eine Mischung aus Soap Opera im trauten und dennoch voluminösen Eigenheim, in der die Mitspieler mit gleich drei Söhnen unterschiedlichster Art und Gesinnung sowie einer undurchsichtigen Frau plus noch der missliebigen Polizei ganz gut besetzt als auch mit allerlei Einflüssen auf Stimmung und Andrang belegt sind. Viel ist los in dieser Unterwelt, in der zwar nach außen hin die Ehrbarkeit proklamiert und das vermeintlich legale Geschäft des Bauunternehmentums und die Offizialität des guten Scheins gelebt, sich aber auch gerne und oft zwischen Barackenstätten gejagt und beschossen und geprügelt wird. Auch bislang weitgehend anonymisierte Staatsmacht, die zwar immer mit einer Dutzendschaft ebens unpersönlicher Helfershelfer den Kriminellen eng auf den Fersen ist und bei Gelegenheit aus allen Ecken und Enden angesprintet kommt, erhält final mit Officer Ma Hui [ Kam Hing-yin, und unscheinbaren Cameo von Ridley Tsui und James Ha ] doch noch ein Gesicht; zumindest für die blutige Vereitelung eines Aufruhrs und verzweifelten Geiselnahme im JUSCO Shopping Centre reicht der Auftritt her.

Zuvorderst auch als Actionfilm der kleinen Natur geschrieben und mit dem Sinn für schnelle Wechsel und häufgem Geschehen inszeniert, darf man sich so an mehreren Stunteinsätzen und Handgreiflichkeiten in einschmeichelnder Umgebung wie dem Strassenrestaurant, dem obligaten Parkhaus oder auch der Baustelle bzw. Noch-Ruine erfreuen. Choreographiert und auch oft selber im Kampfesgeschehen agiert wird das Ganze von Sung mit der handelsüblichen Rasanz und Behendigkeit damaliger Tage artikuliert, ein flinkes Jagen und Stechen und Hauen, in dem ein wenig die tatsächliche Aufmerksamkeit auf den Effekt, es ansonsten aber an viel nicht fehlt. Zuweilen hat man den Eindruck, es wird sich vermehrt an bekannten Ausschnitten weit besser gestellter Werke wie Righting Wrongs (1986) oder auch Heart of Dragon (1985) und Police Story (1985), und damit auch den Glanzzeiten orientiert; besonders die erste Hatz zwischen Flüchtigem zu Fuß und mehreren verfolgenden Autos sowie die anschließende Konfrontation mit Fäusten und Baseballschlägern erinnert schon sehr an das mutmaßliche Vorbild.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Di, 20.08.2013, 23:15

Day of Thunder (1990)
An seiner eigenen kleinen Routine lag es sicherlich auch, daß dem Film trotz zuweilen namhafter oder zumindest genreaffiner Beteiligung kein weiterer Erfolg und so überhaupt kein Bekanntheitsgrad beschienen war. Zu einer Zeit entstanden, in der die Kinos und die Videostätten noch voll bis übersättigt mit ganz ähnlichen Werken bestückt und baldiger Nachlass in weiter Ferne war, konnte man sich nicht aus dem Heer von auch Dutzendware hervortun und weiterhin in das Bewusstsein etablieren. Die Optionen dafür sind vorhanden, die Gängigkeit aber ebenso schon im Fundament fixiert und sich weitgehend damit und dem Sein eines preiswerten B-Action-Krimis begnügt. Hier ein Kampf mit den Macheten, da eine Klopperei am Bauhof und darumherum, und dort die wilde Auseinandersetzung in gleichsam übler Hinterhof- und anderer Nebenszenerie:

Nach einem erfolgreichen Attentat durch Lui Tin [ im schicken rosa Hemd: Ku Feng ] auf die Konkurrenz von Uncle Chuck [ Kwan Hoi-shan ] werden die Karten in der Machtriege der Triaden neu gemischt, allen voran die nachrückenden Yan [ Shing Fui-on ] und Chan 'Pistol' Qun [ Alex Man ] bemühen sich um Thronfolge. Nur leider wurde der Mordauftrag selber und seine Hintermänner von einem zufällig anwesenden Reporter fotographiert, der sich eigene Gewinne von dieser Information erhofft. Und steht das kriminelle Syndikat unter enger Beobachtung vom Polizisten Ching Wai-Bun [ Eddy Ko HUng ], der gerade Qun noch aus früheren Tagen und da auch beruflich und privat gut kennt.

Motiv und Konstellation bleiben dabei im vorgegebenen Rahmen und werden in aller Praxis der Erfahrung, aber so auch der Formsache durchgewunken; eine blanke Erstattung für jeweils ein wenig mehr an Konfrontation. Ausreißer in das Außergewöhnliche finden nicht und allerhöchstens mit der Lupe, da eventuell in winzigen Details um die Suche nach dem rechtmäßigen Regenten statt. Der Machtkampf der Triade untereinander wird durch einige wenige Eingriffe von außen und Antworten zurück unterbrochen, die Sicherheitsstandards der Gattung des Heroic Bloodshed Filmes so aber nicht wirklich eingerissen und auch nicht gedehnt.

Überhaupt wirkt man im eher kleineren Rondell begrenzt, mit jeweils zwei Parteien, die noch ein wenig verzweigt und näher beleuchtet, dennoch nicht zusätzliche Effekte in die Szenerie vom Streit um die Krone der Macht bringen. Dispute am Offenen Tisch, mal des Tags und mal zu nächtlicher Stunde als vorgerückte Teezeit weisen die unterschiedliche Ziele und Richtungen und die Konkurrenz zueinander aus, wobei man die Provokationen und die Betrügereien und Vortäuschungen jeweils beidseitig und dann auch den Umgang mit Schergen als Hilfstruppen und Mordbuben beherrscht.

So wird sich auch in zunehmenden Maße nur mit der Statisterie abgerieben als von der Hauptbesetzung, die mehr mit den Planungen und Anordnungen beschäftigt sind und wohl auch gesetzteren Alters geschuldet später nur die Waffen und nicht die Fäuste am Einsetzen sind. Selbst der Showdown ist generisch, und running low on ammo, wird ein Schrottplatz zum Prügelareal und Flammenmeer verwandelt, ohne selbst dann die letzten Konsequenzen auszuschmücken. Richtig wert auf Choreographie oder Aussehen und Anstand legt Regisseur Stanley Siu Wing, veteran der ersten Stunde und ehemals Leibinszenator von Alan Tang [ angefangen von The Discharged (1977), The Rascal Billionaire (1978), Law Don (1979) und noch bis Winner Takes All? (1984) beständig fortgesetzt ] denn dabei so wirklich nicht, was der Produktion immerhin den Charme des Groben und Unfertigen, des nicht so Wichtigen und dafür Rustikalen beimischt. Urwüchsig auch die Darstellerleistungen; überhaupt wird sich so gar nicht um möglichst attraktive Bilder, aber auch um Fortsetzungen angerissener Nebenplots und eine weitere Beschau von Charakterisierungen geschert. Gerade die Idee mit dem angehenden Gangsterboss als ehemaligen Polizisten und direkten Partner des Gesetzeshüters wäre als Nutzen weiterer Interessen ebenso vorhanden wie das Vorkommnis der beiden Mordaufträge, die jeweils unter Zeugen aufgenommen worden und auch Bericht in der Kurzerzählung selber hätten vorfinden können, statt nur im Nebenher und Haudrauf und-klein verwischt zu werden.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Do, 22.08.2013, 18:15

Heart of Danger (1991)
Heimvideoproduktion aus den frühen Neunzigern, veröffentlicht in den Jahren darauf unter dem Media Asia Label, was angesichts des filmischen Ergebnisses nur kurzzeitig für Hoffnung und Frohlocken und alsbald vielleicht nicht das komplette Gegenteil dessen, aber auch die Ernüchterung auslösen kann. Mit den Zutaten eines girls with guns flicks ausgestattet und anfangs und final auch so in Szene und Dynamik gesetzt, wird sich ansonsten vermehrt im Bereich von Drama und dem kleinen Fernsehkrimispiel und natürlich auch der Begrenzung von Budget und anderen Produktionsauslagen bemüht. Eine Einschränkung, die der soundstage - Erscheinung trotz gelungenen Beginn und mancherlei Spitzen auch voll Heftigkeit und emotionalem Herzblut nicht wirklich viel Nutzen bereiten kann. Sechs Fäuste, Tränen und Gerissenheit:

Zufällig Zeugin eines Mordanschlages auf John Chung [ Chui Bo-lun ] geworden, sieht sich die Kinderbetreuerin Lee Hung [ Kara Hui Ying-hung ] plötzlich nicht nur den drängenden Fragen der leitenden Ermittlerin Madam Tang Ming-lan [ Lau Wai-man ] unterworfen, sondern bald und vermehrt auch dem schießwütigen Attentäter Lau Dai-dong [ Vincent Lau Tak ] gegenüber. Als sich mit Kiu Ching [ Melvin Wong ] ein hohes Mitglied der North Kowloon Magistracy als Hintermann und eine wertvolle Diskette, passwortgeschützt mit Informationen als das eigentliche Ziel entpuppt, verbündet sich Lee Hung mit Sue [ Esther Kwan ], der Freundin des Schwer Verletzten und nach und nach auch der Polizistin, um gemeinsam gegen Korruption und Machts- und Amtsmissbrauch vorzugehen. Madam Tangs Vorgesetzter Lam [ Cheung Kwok-keung ] kann nur begrenzt für Rückendeckung sorgen.

Im sterilen Erscheinungsbild der wenig schmeichelnden Kamera fühlen sich eher nur die Liebhaber von Theater und/oder der Seifenoper als die Anhänger des großen Kinos wohl, wird die Szenerie doch mit kalten Licht, immer aseptisch und gestellt und so niemals als Nährboden für empfundenes (bzw. zu reales) Leben vorgeführt. Das wahre Drama der traurigen Existenz, wofür auch die kleinen und immer gleichen Innenbauten wie dem des Büros, des Wohnzimmers und des Stationstraktes vom Hospital spricht. Immune Kulissen der trockenen Wirklichkeit, quasi der Blick auf die eigene Strasse und das eigene Ärgernis hinaus, und in die Herzen und Köpfe der kleinen Leute da draußen hinein.

Anfänglich tatsächlich noch als Thriller, mit schnellem Auftakt, stetig wiederkehrender Bedrohung und so auch Opferzahl inszeniert, geht der Schwung danach im Kleinklein des Sachverhaltes aus und verloren, sind die nun gebotenen Ideen bescheiden bis leer und nur als Verzögerung und Füllung vom dünnen Plot geschrieben. Besonders die Passwortsuche gestaltet sich als Stolperstein auf dem Weg in das Glück, und wird anschließend, selbst wenn man es dann gefunden und somit die Antworten hat, auch noch weitere Umwege und erneutes Drehen im Kreise als Joker gezückt.

Vorher und nach dieser Dramatik, die keine, sondern nur eine lange Atem- und Verschnaufpause ist, wird sich tatsächlich auch mal um den Fortgang der Begeben- und Besonderheiten bemüht, der Killer ab und an in das Rennen und den Stuntchoreograph in den anleitenden und beobachtenden Hintergrund sowie einige kleinere Autostunts in die Szenerie geschickt. Großtaten kann und sollte man dabei nicht erwarten, aber immerhin das Bemühen um eine flotte Annäherung an das Subgenre der fighting femmes, die der Regisseur Stanley Siu, ansonsten Spezialist für frühes Heroic Bloodshed im Gangstermilieu, bewiesenermaßen doch so richtig nicht kann. [Siehe Nachfolgeprojekt The Avenging Quartet (1993), sein in der 'Neuzeit' weitab bekanntestes Werk]

Vorteilhaft, da einmal neu und anders wirkt sich zumindest die Paarung der Figuren und ihr Zueinander im großen Ganzen des Geschlechterkrieges aus. Im Mittelpunkt stehen eindeutig die Frauen, die in ihrer unterschiedlichen Funktionen, Gruppierung und Sachlage die perfekte Angriffsbasis gegen die Korruption und den Lug und Betrug der Männer angehen. Die Zeugin, die Polizistin und die Freundin des Opfers mit eigenen Interessen, beruflich und/oder privat an der Aufklärung des Geschehens und auch der beginnenden Freund- und Partnerschaft zueinander, die sich gerade durch den gemeinsamen Feind und dessen Brutalität, Arroganz und den Glauben als den Mann als das vermeintliche starke Geschlecht ergibt. Zwar steht auch hier als erstes das Misstrauen und die Anfeindung im Raum, wird sich aber schnell miteinander verstanden und vertragen, ein stattliches Besäufnis in aller Öffentlichkeit als Bündnis gehalten und der Kampf gegen das eigentliche Übel beschworen. Die Allianz der selbstglaubenden Herrlichkeit, in der auch vor Kindern, Behinderten und eben Frau nicht zurück und kein Halt und Skrupel gemacht wird. Opfer werden scheinbar wahllos ausgesucht und liquidiert und der Film selber auch mit dem Category III Rating quittiert.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Sa, 31.08.2013, 20:08

Bala at rosaryo (1990)
Vergleichsweise ruhiges und trotzdem ausgedehntes Actiondrama von Pepe Marcos, dass seine Meriten weniger durch hochkantige Destruktionsszenen als vielmehr einer wendungsreichen Geschichten mit positiven Absurditäten ausweisen und sich als vorübergehende Spezialität in dessen Filmographie bewähren kann. Nach einer Geschichte des berühmten komiks - Autoren Pablo S. Gomez und dem Drehbuch vom nicht minder beschäftigten Humilde 'Meek' Roxas entwirft Marcos hier die Möglichkeiten zu einer seriellen Abenteuerfigur in modern day Gefilden, die theoretisch, mit etwas Mut zum Willen, zur Lücke und zur Spinnertheit einer ganze Reihe ähnlicher Fortführungen hätte ergeben können; stellt die Hauptfigur doch das Potential für Mehr und grundsätzlich Verschiedenes in der Narration dar. Mit Pistole und Rosenkranz:

Nach einer großen Familienfeier wird das Anwesen des schwerreichen Rafael [ Raoul Aragonn ] und seiner Frau Agnes [ Mia Gutierrez ] vom es auf das Erbe abwesenden Edmundo [ Eddie Garcia ] und seinen Schergen Gordon [ Efren Reyes Jr. ] und Felix [ Ernie Forte ] überfallen, der Hausherr sowie sämtliche Anwesenden außer der Ehefrau und des kleines Sohnes Radino [ R.R. Herrera ], der fliehen kann, getötet. Der einzige Zeuge der Angelegenheit, der zufällig eintreffende und einschreitende Arman [ Ramon 'Bong' Revilla Jr. ] wird aufgrund falscher Beweise, seiner niederen Herkunft und der 'Zeugenaussage' von Edmundo als Tatverdächtiger hinter Gittern gebracht; ein Schicksal, was ihm auch nach Vollzug der Straftat, die keine war, nicht gerade die rosige Zukunft bereitet. Bei einer Schutzmission im Auftrag der Kirche, in der er als Bewacher der beiden Nonnen Sister Ester [ Kristine Garcia ] und Sister Matilde [ Evelyn Loreto ] fungieren soll, trifft er zufällig wieder auf den Jungen Radino, allerdings auch auf die ihn weiterhin jagenden Gangster.

Während der Ausgangspunkt des Massaker an Familie und Personal die Prämisse für einen Heroic Bloodshed - Versuch theoretisch bereits bestens vorgibt und auch folgend immer wieder angedeutet, minimal auch angerissen, aber bis zum Finale selber nie richtig vollzogen wird, gibt die Geschichte in ihren Schlenker grundsätzlich zusätzliche Möglichkeiten vor. Hervorstechend scheinen anfangs gerade die Bewährungen zurück aus dem Gefängnis und die Belastungen eines möglichst normalen Lebens angesichts einer fälschlichen Beschuldigen und den eingeschränkten Option in Gegenwart und Zukunft zu sein. Die Aussicht auf regelmäßige, angesehene, gut bezahlte Arbeit stehen schlecht, die Wohnungsmöglichkeiten aufgrund des eingeschränkten Gehaltes entsprechend auch. Die Freundin war in der Zeit der Verbüßung der Strafe, die unrechtsmäßig war und so umso härter wiegt, nicht so ganz koscher im Umgang mit anderen Männern; auch die weiteren Frauengeschichten (mit der richtigen Freundin, einer Nachtclubsängerin und Gangsterliebchen und noch der Nonne, deren Wege Gottes durch die plötzliche körperliche Präsenz kurzzeitig durcheinander gebracht werden) sind eher komplizierter und wechselhafter Natur und mehr Füllmaterial für den Augenblick.

Überhaupt wechselt die Handlung zuweilen sprunghaft und lässt offene Enden in personeller und dramaturgischer Beziehung zurück, hüpft auch in der Stimmung von Düsternis zur grellen Actionsause und dem Abenteuerfilm mit Anklängen von Dschungel, Steppe, Wüste und Zusätzen von Neowestern in das ursprüngliche Gangstergenre und seiner seltsam pathetischen Christlichkeit zurück. Links und rechts hätte man wahllos noch mehr Faktoren addieren oder sich richtig um einzelne Belange in der Mitte kümmern können, erreicht man dies trotz einer Laufzeit von 2h allerdings nicht. Stören tut dies kaum, auch wenn die Optionen da sind und gefühlt auch ungenutzt verstreichen, die bewährten Shootouts aus Marcos' Hand hier zumeist Faustkämpfen, ein wenig Verfolgungsjagden und wenn, dann dem Hantieren mit dem Colt Single, dem Peacemaker statt dem hochkalbrigen Maschinengewehr weichen.

Denn das, was letztlich überbleibt, auch wenn es oft als Rumpffassung einer viel längeren, viel breiten Serialisierung aus den "Commander Comics" und etwas als Fußnote wirkt, ist allemal seine einzelnstehende Betrachtung wert. So glorreich die Eröffnung, die mit einer großangelegten Familienfeier auf edlem Plantagengrundstück startet und den dortigen Schützenwettbewerb aus Spaß in blutigen Ernst des folgenden Überfalles auf die Villa umkehrt, so willkommen die spätere Hatz durch Dschungel, Ödland der Präriewildnis und anderen Gestrüpp. Ein Waisenhaus mit Klosteranschluss inmitten im tiefsten Buschdickicht, beschützt von einem Eingeborenenstamm mit Pfeil und Bogen und ihre Verteidigung gegen neumodische Schusswaffen als faszinierend absurdes Storyglied. Dazu auf ihre Art und Weise interessante Actionausbrüche, in denen sich mal wild geprügelt und durch die Fensterscheibe geworfen, mal im Holzlager mit dicken Scheiten gegen bewaffnete Schergen verteidigt, damit das Gesicht des Angreifers zertrümmert oder auch der Arm mit der bereitstehenden Kreissäge abgetrennt wird.

Heranreichend an den letzten Akt, der mit einer gebührenden Brandexplosion beschließt, wird es auch etwas lauter; eine Verfolgungsjagd im Güterzug gegen Pferd und Reiter sowie auch die Sprengung von Waggon oder das Zündeln von Handgranaten geboten, was den in dieser Hinsicht etwas darbenden und warten müssenden Zuschauer wenigstens in der späten Entschädigung entzückt.

    6/10
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Asia Maniac
 
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