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Der große Shaw Brothers Filmthread

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Re: Der große Shaw Brothers Filmthread

Beitragvon Mic am Di, 29.11.2011, 21:45

The Big Sting (1982/84)
Aufgrund Herkunft, Jahreszahl und Einordnung mild interessanter, aber letztlich reichlich belangloser bis verkrampfter Komödienausflug von Filmemacher Tony Liu, der sich seine Meriten drumherum in Martial Arts und Swordsplay - Geschichten und danach vor allem im girls with guns Bereich um Yukari Oshima und Moon Lee geholt und dort als Radaubruder auch verdient gemacht hat. Die hiesige Reise in eine Zeit der Auflösung und Umwandlung, in ein Abschiednehmen noch vor dem Neubeginn verläuft dabei eher als Anleihe an frühere Arbeiten von Wong Jing, der sich zuerst mit allerlei Gauner- und Spielerkomödien wie Mahjong Heroes (1981, nur Autor), Notorious Eight (1981, nur Autor), Challenge of the Gamesters (1981) oder Winner Takes All (1982) verdient und so dem bald notleidenden, hier als Distributor vertretenden Shaw Brothers Studio den frischen Wind auch im modern day Bereich gebracht hat. Lius Variante, produziert von United Productions Ltd., hat sicherlich Vieles, aber nicht diese Lebensgeister, auch nicht die Ideen dafür und (erstaunlicher- und enttäuschenderweise) noch nicht einmal die Action:

Um 1960 herum bieten die drei Gauner Chang San [ Richard Cheung Kuen ], Li Si [ Henry Yu Yung ] und Liang [ Tony Liu ] der Hehlerin Sister Hu Jin [ Woo Gam ] den "double-faced God", eine gestohlene Goldstatue zum Kauf an; als Hu den Preis auf ein Zehntel dessen drücken will und bei dem anschließenden Mahjongspiel darum gewinnt, entbrennt ein kurzer Streit, der sie als endgültige Siegerin und Besitzerin des wertvollen Kunstwerkes, die drei Diebe dafür tot am Boden zurücklässt. 24 Jahre später treffen die jeweiligen Nachkommen per Zufall aufeinander, der Kleinkriminelle Chang Ren-long [ Leung Kar-yan ], der Hochstapler Li Jia-chen [ Anthony Lau Wing ] und die bei der nunmehr schwerkranken Hu Jin als Assistentin tätige Suzie Liang [ Angile Leung ]. Auch durch den letzten Willen ihrer scheidenden Vorfahren und dem inneren Gefühl nach Rache verpflichtet, beschließen sie einen gemeinsamen Einbruch in Hus schwerbewaffnete Villa. Als Hindernis zum Ziel erweisen sich mehrere geheime Technikvorrichtungen und die dort aufhaltenden Shark [ Lee Hoi-sang ], "Bulldozer" Wang Li-da [ Lo Lieh ] und Hus extra aus den USA angereister Sohn Tony [ Wong Yu ], der zudem mehr als ein Auge auf die adrette Suzie geworfen hat.

Schon zu Beginn merkt man mit einer eher düsteren Gesinnung im schäbigen Hinterhofzimmer auf, die auch prompt drei Tote, ebensoviel hochschwangere Witwen, potentielle Waisen und den vererbten Gedanken an Rache im Raum zurücklässt; eine für das angestrebte Genre des Lachens und Befreiens in der Unterhaltung eher ungute Prämisse, die nicht nur ausgehend dessen auch nicht wirklich mehr den Umschwung in harmloser Albernheit schaffen kann oder möchte. So wird sich zwar in gleich mehreren Ebenen mit Scherz und Pointe bemüht, aber bleibt dies auch ständig bei dem Bemühen, dem Inanspruchnehmen vermeintlicher amüsanter Voraussetzungen und Situationen, die aber so schon nicht wirklich auf dem Papier noch im Dreh noch im Spiel tatsächlich fröhlich oder köstlich wirken. So wird sich zwar auch mehrmals in die Verkleidung wie bspw. Arzt und Krankenschwester, dort inklusive cross-dressing, oder auch Scheich und Erster Assistent, hier mit Schuhcreme im Gesicht, einem Harem leichtbekleideter weiblicher Langnasen im Konvoi und einer radebrechenden Phantasiesprache als Tarnung geworfen, stellt dies aber weder automatisch noch in der vorhandenen Umsetzung einen großartigen Erfolg dar. Närrisch ja, übermütig auch, fidel und frohsinnig sicherlich nicht.

Auch der Rest des Humors dreht sich um Verwechslungen in schlecht sitzenden Anzügen, Laufen in das Offensichtliche und Geraten in das Peinliche, wobei das Ganze dankenswerterweise für die Gesinnung immer mehr oder minder in den narrativen Plan und so nicht zu störend in der Handlung auf-, aber bestimmt nicht gleich gefällt. So ist der Diebeszug in seinem trial & error Verfahren immerhin noch maßgeblich und auch nicht langweilig genug, um das 85min Skript trotz aller Durchschnittlichkeit doch noch am Leben zu erhalten. Optisch erfolgt der Lichtblick dabei fast einzig durch Newcomerin Angile Leung, die nicht nur am Beschwingtesten und so auch Belebendsten, sondern zusätzlich auch mit viel Charme und nacktem Bein auftritt. Vieles Andere versinkt in einem für die Zeit typischen trüb-grauen Brei, trotz einem buntgemeinten Geschehen mit entseelten, geradezu deprimierenden, da verwaschen wirkenden Kolorit, dessen Blässe nur selten und geringfügig durch die Feiergesellschaft mit kurzen Schauplatzwechseln zu Nachtclub, Casino, Restaurant mit Bar aufgefangen wird. Eine im Nachhinein schon fast postmodern-vorapokalyptische Betonung, die mit diversen verbalen ("Hong Kong is a mess right now.", "You're emigrating anyway.", "We'll come back after 1997." ) oder optischen (das 1997 nicht nur verbal, sondern auch an der Tür des Todes) Hinweisen noch verstärkt, aber trotz durchaus vorhandener Waffenpräsenz und vielerlei Option auf Mehr nicht mit dem Ausbruch von Action oder Gewalt akzentuiert wird. Sowieso ist das Ganze seltsam höhepunktlos, mit nicht einmal einem Showdown oder wenigstens dem Blick in diese Richtung hin inszeniert.

So auch geographisch eher klein und begrenzt gehalten, wird sich aber gar nicht mal unpassend zumeist auf den Handlungsort von Hus Villa, seinem verzweigten Innenausbau und noch dem kleinen Außenpool davor und personentechnisch auf die Dreierbeziehung von Mann, Mann und Frau beschränkt. Auftakt für allerlei Kabbeleien und Versteckspielchen, sowohl hier als auch da, was noch halbherzig mit einer ganz schnellen buddy picture Untermalung und eben den fraulichen Vorzügen der jungen Angile Leung bereichert wird.

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Re: Der große Shaw Brothers Filmthread

Beitragvon Mic am Sa, 03.12.2011, 14:31

How to Choose a Royal Bride (1985)
Komödie der Shaw Brothers (Hong Kong) Ltd., eine der wenigen period piece Versatzstücke des scheidenden Studios in diesem Jahr, die sich getreu der neuen Anforderungen und wechselnden Publikums nun doch vermehrt in der Gegenwart und nicht mehr der bunten Vielfalt vergangenheitserfüllter Modulationskunst bewegten. Der Film gleichermaßen als mit-jährlicher Höhepunkt dieser einst gefragten Unterhaltungsbranche und Abschlusswerk eines der wenigen erst spät herangezogenen Talente, wobei Filmemacher Tony Liu (wie auch Artkollege Wong Jing) auch noch danach seine Meriten beweisen und genießen konnte. Liu, der sich folgend im B - Action und dort vor allem auch im girls with guns Bereich eher rau-geradliniger Gesinnung seinen Namen festigte, sorgt hier mit Skript und Inszenierung für einen durchaus noch vollen Genuss an vielfältigen Szenenaufbau und mehrerlei Geschichten, die sich angenehmerweise so gar nicht um das Finden einer königlichen Braut und so etwaig romantischer Liebesaffären, sondern um naseweises Abenteuer leichten Tones drehen. Action ist in zwei, drei Szenen vorhanden, aber rein spielerisch und nicht der langen Rede wert:

Auf Wunsch seiner Mutter [ Tanny Tien Ni ] soll der Emperor Kangxi [ Derek Yee ] endlich zu einer Frau kommen, wofür sie ihm auch regelmäßig Brautschauen am Hofe anbietet, und von Nalan Xiu Ji [ Lo Lieh ] auch extra für diesen Zweck seine wunderschöne Tochter Nalan Qiong Yao [ die 18jährige Joey Wong ] angeboten werden soll. Diese sagt allerdings von vornherein ab und macht sich stattdessen verkleidet als Jüngling auf eine Besichtigungstour nach Jiangnan. Gelangweilt vom Leben im Palast geht auch der Kaiser inkognito zusammen mit seinen beiden "Minister of Excitement" Ji Xiao-dong [ Bill Tung ] und Wei Xiao-bao [ Wong Yu, der diese Rolle auch schon in Tales of a Eunuch, 1983 gespielt hat ] genau diesen Weg, wobei er per Zufall dem scheinbaren Burschen Qiong unter die Arme greift und zusammen diverse Abenteuer wie das Vermeiden eines fälschlichen Gerichtsprozesses, dem Beistehen des manischen Selbstmörders Song Ren [ Lau Siu-gwan ], dem Prüfen der Orakel des Wahrsagers Jin Diao-tong [ Leung Kar-yan ] bestehen. Doch als die Gefühle untereinander gerade bei der wissenden Qiong zum Hervorscheinen kommen, sie von Duo Duo Ming Zhu [ Ai Ti ], der verliebten Tochter des Generals General Duo Duo Wu Liang [ Ku Feng ] entführt wird, und die Rebellen der Ming-Patrioten [ unter Führung von Chen Kuan-tai ] heimlich den Sturz des Kaisers fordern, wird aus dem allgemeinen Spaß kurzfristig Ernst.

In der Vorgeschichte und Prämisse rasch auf den Punkt kommend, im Drumherum dann eher den langen Gang von vermeintlichen Abkürzungen und tatsächlichen Umwegen gehend, stellt sich die Handlung als vielfältig verzweigter Komplex unterschiedlicher Personengewichtung und narrativen Kreuzungen dar. Phasenweise stehen die beiden angenommenen Hauptpersonen, also das eventuelle Pärchen, die voneinander auch noch gar nicht die wahre Identität, geschweige denn die noch kommenden Gefühle kennen, aus der eigentlichen Betrachtung auch vollkommen außen vor. Die Erzählung mit dem gender-bender Eingangsverweis auf das literarisch verankerte "The Butterfly Lovers" (der Geschichte von "Liang Shan Bo and Zhu Ying Tai" aus Zhang Dús "Records of the Xuan Hall") und der entsprechenden Verwirrung der Geschlechter und Gefühle stellt sich durch den sidekick Wei Xiao-bao vielmehr als eine Art auch als Variation von Jin Yong's "The Deer and the Cauldron" und dort bevorzugt als Strandrundreise durch die illustren Gebäude wie Gericht, Casino, Gasthof und Bordell dar. Ein ohne Zeit und Not auch nicht getriebenes, sondern lockeres Vergnügen im Urlaubsgefühl, bei dem man nur das Interessante schauen und das harmlos Abwechslungsreiche gerne mitnehmen mag, ohne die schweren Gefühle übermäßig zu belasten.

Getreu dessen folgen die Blicke auch verschiedenen Figuren und ihren Erlebnissen, wobei der Zusammenhang des Ganzen erst durch eine gewisse vorhandene Spitzfindigkeit, dort auch dem Ausspielen von Wortwitz und rhetorischem Können, später dann noch ein bisschen (risikoloser) Bedrohung gegeben ist. Dabei ist für den Zuschauer, der ein Jahr zuvor durch die TVB Serie The Duke of Mount Deer und die CTV Serie gleichen Namens bereits ausführlich mit den Figuren und ihren Abenteuern verwöhnt wurde, wie für die handelnden bzw. mit dem Geschehen mit schwimmenden Personen immer etwas los, wird erst vor den Toren der Stadt, dann innerhalb dessen nicht nur die Szenerie, sondern auch die Anekdoten reichlich gewechselt. Wobei mancherlei Momente sicherlich den Einfallsreichtum oder das exakte Timing für Witz und Pointe in sich haben, sich diese Augenblicke aber weder störend an sich erweisen noch überhaupt lang genug ausgespielt werden, um Verdruss erzeugen zu können. Zu kurz aufgestellt das Kaleidoskop im Einzelnen, und zu förderlich reichhaltig und mannigfaltig das Erlebnis im gesamten Überblick all der Volks- und Wirtshausszenen.

Eine Erneuerung oder anderweitige Verblüffung hält sich dabei sicherlich auch knapp, wird zwar zu Beginn dieser im Kostüm, Kulisse und Konstrukt amüsanten Laterna magica mit einigen gescheiteren Metaphern und der Verwendung etwas anderer Gerichtsanschauung überrascht, aber lebt die dem mittlerweile vorhandenen Massengeschmack nachzügelnde Aufführung vielmehr von der später Tradition, der im Nachhinein vorhandenen Verklärung, der noch einmal präsenten Starbesetzung auch in kleineren Rollen bzw. gleich dem cameohaften Kurzauftritt und der so quasi nahezu letzten Möglichkeit des bald danach die mediale Schaubühne nur durch den Seiteneingang offenhaltenden Produktionsstudios. Inzwischen von konkurrierenden Betreibern, dem zeitgenössischen oder dem zum Fernsehprogramm abgewanderten Publikum und zunehmend alt und älter werdenden Schauspielern in die Versunkenheit geschickt, macht sich rückwirkend hier wie auch in den zeitgleich entstandenen Crazy Shaolin Disciples, Disciples of the 36th Chamber und The Master Strikes Back und ihrer genrebedingten Analogien ein Gefühl des langen Abschiedes, vielleicht nicht des letzten Triumphes, aber des letzten Aufbäumens zwischen leichter Frische und liebgewonnener Bekanntheit breit.

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Re: Der große Shaw Brothers Filmthread

Beitragvon Mic am Mi, 07.12.2011, 22:56

Rolls, Rolls, I Love You (1982)
Gegenwartsfilm der Shaw Brothers (HK) Ltd., veröffentlicht in einem für das Studio durchaus noch angenehmen, da abwechslungsreichen, gut gefüllten und im Nachhinein auch mit so manchen schweren Klassikern gefüllten Jahr. Rolls, Rolls, I Love You steht dort und auch sonst aus der Distributionsriege etwas außen vor, hat weder durch Regisseur Kong Lung noch seine Darsteller jüngerer Generation noch gerade das Thema samt Bezug weder damals noch rückwirkend heute seinen Einfluss gehabt. Weder in der Publikation noch in der Rezeption, ein kleinerer Film mit überschaubarer David-gegen-Goliath Handlung, die sich im Grunde auch als nebensächlich im Belang und als Mischung aus erst Komödie mit dann zunehmenden Drama- und Gesellschaftseinflüssen generiert:

Während der Ausfahrt mit seinem Chauffeur Kwong [ Ho Pak-kwong ] in seinem weißen Rolls Royce zum Arbeitsplatz trifft der schwerreiche Geschäftsmagnat Cui Tung-sing [ Chen Kuan-tai ] eines Morgens auf den ebenfalls auf den Straßen befindlichen, allerdings mit einem Fahrrad unterwegs befindlichen Ah Dan [ Robert Mak ]. Der ihm prompt ein Stechen abnötigt, was beide unbedingt für sich gewinnen wollen. Das Rennen geht im Grunde an den an einem fish ball soup Stand tätig seienden jungen Mann, doch der Milliardär scheint den längeren Atem zu haben. Denn eine sich noch zusätzlich anschließende Wette mit dem Einsatz von 50.000 HKD um einen möglichen Diebstahl der Luxuslimousine und sein Vereiteln seitens des Eigentümers setzt Ah Dan und seine dazu eingespannten Freunde Ho Guan [ Chin Siu-ho ], "Cuttlefish" [ Chiang Kam ] und "Superman" [ Alan Chan ] zunehmend unter Druck. Die Frist läuft ab, das mühsam gestellte Einsatzgeld ist anders als bei Cui nicht aus der Portokasse, sondern den gesamten Lebensersparnissen gestellt und bei den mal trickreichen, mal überrumpelnden Entwendungsversuchen bewegt man sich auch auf zunehmend kriminellen Terrain. Und Cui gehen die Reserven nicht aus.

Entscheidend und auch nachhaltig gewinnend ist dabei besonders der Prolog des Ganzen; eine mehrminütige Tour de Force aus heiterem Himmel, indem sich die Luxuslimousine des Millionärs und das sichtlich klapprige Fahrrad des Straßenhändlers erst links und rechts, bald querfeldein und entgegen jeder Verkehrsregeln durch die Straßen der Stadt jagen. Erst das Spielerische, dann die Angeberei, schließlich die erbitterte Hetze, der Kampf um jeden Preis, der auch die eigene Gesundheit und die Anderer nicht verschont. Gespickt mit furiosen Jagd-, Stunt- und auch Crashszenen en masse, allesamt von Action Director Tony Ching Siu-tung in seiner dort auch einzigen Funktion choreographiert, wird ein Duell Mensch gegen Maschine und eigene Kraft gegen die des Geldes in radikalen Tempo und stilisierten Zeitlupen formuliert.

Der Einstieg für Mehr; ist nahezu der gesamte Rest als light-hearted caper auch bloß die Variation mit Erweiterung dessen, die erneute Ausgestaltung des Zweikampfes mit nunmehr Vertrag und hinzugelangten Variablen. Eine Geschichte, die mit allen seinen Theorien und geschriebenen Regeln nicht wirklich vor der 45min und selbst dann auch nur als Abfolge einiger Sketche mitsamt dramaturgischer Untermalung beginnt. So richtig das Gefühl der Freiheit, dass die eingangs gestarteten Teilnehmer Cui und Ah Dan unabhängig voneinander, aber bedingt durcheinander noch gespürt haben, ist dann auch längst nicht mehr anwesend. Anfangs war alles einfacher, war es ein Spiel, eine Ablenkung im Tagesgeschehen, die keinerlei Konsequenzen und auch keine weiteren drohenden Gefahren nach sich zog. Früher ein lockeres Männerbündnis, mit viel Alkohol, Fröhlichkeit und Gesang, mit der Feierlaune nach dem Arbeitsalltag, dessen Strapazen nach durchzechter Nacht und Sonnenaufgang am Strand wieder vergessen schienen. Heute die Belastung durch fehlendes Geld, das im Raum stehende Zerwürfnis aufgrund gemachter Schulden und die ebenso marternden Vorwürfe; von möglicher Haft durch die Polizei noch zu schweigen.

Eine schwierige Gradwanderung aus mal leisen, mal lauten und sich in grellen Slapstick mit Verkleidung, Grimasserei und anderweitiger Verzerrung ergehenden Humor, sowie dem gleichfalls ruhigen sozialen, gesellschaftlichen, auch wirtschaftlichen Kommentar, der durch die Figuren selber, wenn da auch indirekt gegeben wird. Weitere markante Vorteile sind solides bis gelungenes Produktionsverhältnis, eine Kleinzahl eher unbekannter, da neuer und ebenso in zahlreichen Nebenrollen agierender älterer Schauspieler im Wechsel von Konstanz und Brauch hin zur Moderne sowie diverse mediale Verweise auf Chen Kuan-tai selber, TVB, den Modern Day Action Film mit (hier scheinbar) blutigen Raubüberfall und heftigen Schusswaffengebrauch (im die Ereignisse vorwegnehmenden Stil von Men from the Gutter, 1983, oder This Man Is Dangerous,1985).

Sowieso erscheint man tiefer in die Bewandtnis zu schauen und seine Charaktere ernsthafter zu nehmen, als es der oft vorherrschende Plauderton, die Saloppheit in der Inszenierung und der die komödiantischen Markierungen noch mit aufgeheizter Jahrmarktsklingelei unterspielenden Scores in der Öffentlichkeit vorgeben mag. Die Inszenierung des schon als actor unauffälligen und auch als director mit insgesamt fünf Arbeiten nicht zur Reputation gekommenen Kong Lung hat den schmalen Streifen und die jederzeit mögliche Änderung aus unsicherer Zukunft, der langsam zu Ende gehenden Unbekümmertheit der Jugend und der gerade deswegen noch im Extrem ausgespielten Frivolität im Draufgängertum mit sicherem Auge, gleichfalls fester Hand und allgemeiner Empfänglichkeit für Stimmungen im achtsamen Blick.

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Re: Der große Shaw Brothers Filmthread

Beitragvon Mic am So, 11.12.2011, 15:12

Fast Fingers (1983)
In Teilen, leider nicht im Ganzen beachtliche, da in ästhetischer Betrachtung entfesselte Martial Arts Komödie der späteren Shaw Brothers (Hong Kong) Ltd., die sich in diesem ganz speziellen Moment hier zuweilen mit am Gescheitesten an den gerade angesagten Produkten der Konkurrenz und dies mit den hauseigenen Stärken unterstützt orientierten. Eine beschwingte Sause aus Faustkämpfen, Taschenspielertricks und allerlei harmlosen Neckereien, die nur notdürftig und das Drumherum an sich steigernder und dann auch ausdauernder beat 'em up Action und Scherzen umrahmend durch eine dünne Erzählung zusammengehalten wird:

Frisch aus dem Gefängnis entlassen, kehrt der König der Taschendiebe, Uncle Dong Bill [ Bill Tung ] nicht nur zu seinem beiden Töchtern Ah Ji [ Liu Lai-ling ] und Ah Yuan [ Lai Yin-saan ], sondern auch den Zöglingen Qiu Qi [ Chin Siu-ho ] und Ma Cheung [ Chiang Kam ] und so schnell zu den alten Gewohnheiten zurück. Dabei plündern die Drei zwar nach und nach gekonnt die Stadt und ihre Bürger, ziehen aber so schnell die Aufmerksamkeit von Captain Tie Li-wei [ unterfordert: Lo Meng ] auf sich. Zum Glück für die Kleinkriminellen hat dieser allerdings bald noch andere Probleme, treibt sich doch der Opiumhändler Dragon [ Johnny Wang Lung-Wei ] mit seinem geschäftsführenden Madam [ Maria Yuen ] in der Gegend herum und plant, unliebsame Gefahren durch seine White Suit Axe Gang [ unter Führung von Ko Heung ] und Bombenanschläge auszuschalten.

Mit das einzige Problem des ansonsten großen Vergnügens in bisweilen außerordentlich gelungenem Arrangement von Spektakel in heiterer Stimmung ist dabei gerade das späte Einschreiten einer richtigen Geschichte. Bis zur gefühlten Hälfte der Laufzeit wird dergleichen nicht einmal erwähnt, und selbst dann auch nur in drei, vier knappen und ebenso rasch hingeworfenen Dialogen auch nur rudimentär begonnen. Die Episodenreihung bis dahin und danach ist und bleibt sicherlich schütter und spielt ein wenig sehr mit den Motiven von betrogenen Betrügern, präsentiert sich in seinen bisweilen zu entspannt daherkommenden Komödienverwicklungen aber getreu der Berufswahl seiner Figuren auch dort als show-off, also bringt sich durch Ablenkungen und auffälligen Kleinigkeiten zur Geltung. Posierend auch als Gernegroß, um dann über die Hintertür an das eigentliche Ziel, im Film dem der jeweiligen Beute, als Film in die Gunst des Zuschauers heranzukommen. So werden in der einzig emotional zu drohend werdenden Szene die anklagenden Worte durch zwei Beobachter wie in einer Rezension kommentiert, die den Vorwürfen und ihrer ebenso ernsten Reaktion des Beschuldigten jegliche Schärfe nimmt und sie geradezu ins karikierend Lächerliche umkehrt. Später folgen noch ein Sang-, eine Tanz- und sogar eine Cancan- und gar Discoeinlage, wobei Letztere schon zeitlich gar nicht in die Ära passt, diese insgesamt Nichtigkeit trotzdem aber die Lebensgeister erweckt und in nostalgisches und gleichzeitig modern wirkendes, da auf den neuesten Stand gebrachtes Wohlbehagen und Ausgelassenheit versetzt.

Eine vergnügte Matinee, die weniger in der Vergangenheit gefangen, als in der Gegenwart die sicheren Trümpfe von Überlieferung und Brauchtum ausspielt. Eine jahrelange Erfahrung, das beständig hohe Produktions- und Finanzvolumen des ausführenden Studios und die sichere und zugleich spitzbübische Regie des mit Metier und Materie taufrisch vertrauten Hsu Hsia, der sich kurz zuvor bereits an Lion Vs Lion [ 1981 ] und Kid From Kwangtung [ 1982 ] (und danach u.a. noch an I Will Finally Knock You Down, Dad, 1984) ausgetobt hat, sorgen in der Gemeinsamkeit für die Macht eines neues Impulses. Eine Mischung aus den themenverwandten Carry on Pickpocket und Beware of Pickpockets, wobei die Annäherung an die zeitgenössischen Rivalitäten um gerade Cinema City & Films Co. überraschend auffällig und ebenso überraschend freundlich gesonnen ist.
So werden die momentan die Unterhaltungsbranche allgemein und die Form der mehr oder minder anarchistischen Komödie speziell bestimmenden und so das Box Office Feld von hinten aufräumenden Talente um Tsui Hark, Karl Maka, Teddy Robin Kwan und George Lam gar in einer Szene als Referenz gar namentlich und eben wohlwollend, als Ausdruck der Wertschätzung genannt. Ein seltenes Zeichen der Anerkennung, dass der Film als Unterstützung oder Ausrede gar nicht nötig hat, bezeugt er doch eine eigene Variante der Unterordnung des Inhaltlichen unter die kinetische und artistische Intensität. Die vitale Präsentation des Stoffes ist anders als bei den verbalisierten "Vorbildern" auch vielmehr durch traditionelles Handwerk in aktualisierter, leider (bis auf eine glorios ruppige Anfeindung von Chin Siu-ho gegen female assassin Chiu Man-yan und das explosive Attentat) doch zu bagatellisierende Inszenierung und so zur eigenen Ehre reichend gegeben.

Denn innewohnendes Genie lässt sich in drei, vier virtuosen Aufführungen von Kampfkunst, Sprünge und Verwerfungen in spielerischer, zuweilen gar tänzelnd choreographierter und trotzdem die Effekte von Aktion und Reaktion im steten Auge behaltender Weise beobachten. Zwei- und Massenkämpfe zwischen Slapstick, Zirkus (samt dessen infantiler Musik), handfester Prügelei und Stunts galore, in bislang gar gattungsfernen Kulissen von Hospital und Nachtclub mit angrenzenden Casino oder einem freien Feld voll aufgespannter Sonnenschirme gesetzt; als vorherrschende Attraktionen der Schaubühne, die unzweifelhaft die Säulen und Bewegungsträger des Filmes und auch die Höhepunkte des Schaffens von scheinbar unschwerer Akrobatik und mühelos antrainierter Dressur darstellen.

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Re: Der große Shaw Brothers Filmthread

Beitragvon Mic am Mi, 14.12.2011, 21:55

Wits of the Brats (1984)
Mit der Zeit gewinnende Martial Arts Komödie, die sich vom flotten, aber beliebigen und untergeordnet wirkenden Anfang hin zu einer amüsanten Episodenreihung im großen Storybogen entwickelt; als Spätausgabe der Shaw Brothers (HK) Ltd., die sich zu dem Zeitpunkt der Misere der nötigen Neu-Orientierung und des Festhaltens an einst beliebten, nun aber weniger bis nicht gefragten Erfolgstraditionen befanden. Wits of the Brats dabei als mögliches, sich aber auch aufgrund des scheidenden Studios (und privater Umstände) schon allein nicht mehr erfüllendes Starvehikel für den bisher in wenigen und wenig bekannten Nebenrollen besetzten David Cheung Chin-pang; der aufgrund der Blutsverwandtschaft auch hier wie fast immer zuvor noch der Schützenhilfe des älteren Bruders Alexander Fu Sheng, wenn auch im kleineren Rahmen als üblich bedarf. Eine Reise in die Welt des (in die Augen stechenden) Frohsinns mit bekannten Zielen und Motiven:

Tou Kuan [ David Cheung ], ein Tunichtgut aus reichem Hause, wird von seinem Onkel Shih Chun [ Chan Shen ] um das bevorstehende Erbe und die Leichtigkeit im Leben beneidet. Shih engagiert den Attentäter "3 Eyes" [ Johnny Wang Lung-wei ], der sich zusammen mit den untergeordneten "4 Eyes" [ Lee Hoi-sang ] und Rendao Tajirou [ To Siu-ming ] an die Aufgabe der Ausschaltung des vorwitzigen Schnösels macht. Glücklicherweise befindet sich dieser gerade mit seinem Diener und Begleiter Mai Song [ Lam Fai-wong ] auf der Überfahrt von Guangdong nach Beijing, um dort nacheinander den "Master of Swindlers" Che Zai [ Alexander Fu Sheng ], den "Master of Womanizers" [ Nat Chan ] und den "Master of Burglars" [ Wong Yu ] auf ihrem jeweiligen Gebiet zu übertrumpfen. Unterwegs geraten sie in einen ausgeschriebenen Wettstreit um die Hand einer Prinzessin, eine unfreiwillige Rekrutierung für angehende Eunuchen, einen Empfang der herrschenden russischen Instanz...

Hauptdarsteller Cheung, der sich zuvor ab 1981 in den Werken des Bruders und längst zum Publikumsmagneten gewordenen Fu herumgetrieben, dort aber wenig aufgefallen und auch danach nur noch in dem (zwangsweise unbeachteten) This Man Is Dangerous (1985) zum Auftritt kam, hangelt sich hier mit einem Kauderwelsch aus Geschäftigkeit, Beschränktheit und formidablen Kampfeskünsten schon noch achtbar aus der Affäre. Dabei unterstützt ihn das Skript von Vielautor Wong Jing nach Leibeskräften, gibt es doch eine Mehrzahl an potentiellen Abenteuern mit einer Mischung aus Schabernack, Bauernschlauheit, Action und der schon ein wenig durchdringenden Unterhaltung vor, die aber noch sichere Leistungen im Bereich der komischen und auch der physischen Effekte bereithält. Das Problem stellt eigentlich nur der Beginn, dort die noch vorherrschende Unsympathie von Cheungs Figur und das allgemeine Desinteresse durch den Sprung ins kalte Wasser der Geschichte dar; erst das Darauffolgende bei der Ankunft in Beijing erkämpft sich nach und nach die Aufmerksamkeit des von dererlei period piece Lustspielen durchaus verwöhnten, da sowohl zuvor als auch maßgeblich ab den Frühen Neunziger auch danach reichlich eingedeckten Zuschauers.

Im Grunde erzählt man auch sowieso nichts Neues, führt darin und seiner lockeren Episodenreihung aber trotzdem die perfekte Konversation. Ergeht sich in einem Hin und Her aus Gefahr und entspannter Lösung der Probleme, alles immer mit dem komischen, eher albern-lauten Ton und so der allumfassenden Entstellung bis hin zum Slapstick versetzt; agiert sich mit Übermut, jugendlicher Unbekümmertheit und frischen Tatendrang in die brenzligen Situationen hinein und auch durch sie hindurch. Eine Anordnung der im Grunde Beliebigkeit, die durch einzelne Gestalten, ihren Eskapaden und der zuweilen auch karikaturhaften Typisierung des Ganzen nur gewinnt. Die Verwurzelung in der Volkskultur und ihren Ritualen, das lokale Zauberreich gängiger Studioaufnahmen und auch die durch Autor Wong nunmehr stärkere Anregung von farcenhafter Sitcom- und Charakterhumorisierung, die sich zuweilen auch in kleinere gross out Momenten und generell offensiver Witzzeichnung als üblich bemerkbar macht, gibt dem Film eine interessante Parallelität aus geographischer Alterehrwürdigkeit und materieller Frische bei. Was durch eine Mehrzahl an Kung Fu Einlagen und gambling-Motiven über Mahjong, Poker und Snooker noch zusätzlich auf Trab und Behändigkeit und mit dem üblichen hohen Produktionsstandard auf gesellschaftlichen Schliff gehalten wird. Zuträglich sind neben der variierenden Postkartenhandlung auch die wechselnden Schauplätzen in angenehmer Gestaltung, die im Interieur zwar noch dem gängigen Kulissenmuster, aber im Aufbau eines Verladehafens mit Anlegstelle auch für Passagiere, einer heimelig-entrückten Landzunge und später einer vielgenutzten Russischen Botschaft samt Turm- und Kellerverlies auch ertragreich für Tiefe und sensuelle Umgebung bedingen.

Eine "Aussen"anlage in vier Wänden, gleichzeitig beschränkt und betörend, antik und hypermodern. Ähnlich erweist sich auch die proklamierte Dreiteilung der Regie als mit vorteilhaft in der Gesinnung des sicherlich alles andere als bemerkenswerten, aber die glücklichen Fälle des entspannten Amüsement durchaus vollziehenden Werkes aus; wobei der Schwerpunkt sicherlich nicht bei im Juli 1983 bei einem Autounfall tödlich verunglückten Fu Sheng, sondern bei Wong in seinem ersten Regiegang in die bunte Vergangenheitsfolklore und dem damit bereits überaus erfahrenen Lau Kar-wing als Unterstützung gerade bei den zahlreichen, wenn auch relativ durchschnittlich eingefangenen Scharmützeln und Gefechten, zumeist mit der bloßen Hand liegen. Eine Aufteilung im guten Glauben und im guten Sinne, vergleichsweise mild im Geschmack, als Querschnitt zwischen Carry on Wise Guy und Fists and Guts, in der man sich als leibestüchtiger Mann erweist, Ruhm und Reichtum und möglichst inspirierenden Unternehmungen bemüht und natürlich auch der Huld schöner Frauen zugänglich zeigt.

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Re: Der große Shaw Brothers Filmthread

Beitragvon Mic am Sa, 17.12.2011, 0:25

The Flying Mr. B (1985)
Im Guten wie im Schlechten, die wohl mit aktuellste und dem zeitgenössischen Geschmack der Massen am meisten angepasste Produktion der Shaw Brothers Mediathek im Jahre 1985; wobei man zu dem Zeitpunkt sowieso filmisch nahezu in der Gegenwart blieb, sich aber noch nicht so stark den Komödien verschrieben hatte, wie es eigentlich bei Konkurrenz und Publikum angesagt war. Die finale Zeit des einstmals führenden und nun nach und nach die Tore schließenden Studios als Auftrieb für Wong Jing, der schon mit Ende Zwanzig gleich mehrere Funktionen innehabend seine bis heute treibende Rolle im Geschäftlichen im entscheidenden Maße und alleinigen Anspruch deklarierte. Bis 1986 zwar erst nur als Autor, Ideengeber, Darsteller und eben Regisseur (und noch nicht für Planung, Produktion und Präsentation) zuständig, drückte er dem müden Wesen bereits verstärkt den humoristischen und so auch kommerziellen Stempel, und dies sogar noch in heutzutage nicht mehr vorhandener Frische und einnehmender Sympathie auf:

Shi Shangfei [ Kenny Bee ], Sportlehrer an der Eng Chai Secondary School und Schwarm der heranwachsenden Dodo [ Rachel Lee ] ist heimlich genauso in die Kollegin Miss Cheung [ Cherie Chung ] verliebt wie sein Freund und Mitbewohner Zhu Yugan [ Kent Cheng ] in Miss Ma [ Pat Ha ]. Zum Glück für alle Parteien und ebenso großen Trubel beruflich und privat sorgt eine Unfall in Zhus Chemielabor für eine Kehrtwende, wurde durch seinen Assistenten Liu Ben [ Wong Jing ] doch versehentlich eine Pille entwickelt, die unterschiedliche Auswirkungen auf den sie einnehmenden Konsumenten hat. Während Zhu selber unfreiwillig zum Werwolf, wenn auch nur für kurze Dauer wird, entwickelt Shi für jeweils 20min plötzlich Superkräfte, die ihn Straßenräuber ebenso unschädlich machen lassen wie den aufdringlichen und kein "Nein" von Miss Cheung akzeptierenden Playboy Philip Chan [ mit komödiantischen Talent: Phillip Ko Fei ]. Das einzige Problem stellt nur Mr. Deng [ Charlie Cho ] dar, ein Verleger von Schundliteratur, der das große Geschäft in der Geschichte wittert und hinter Shi und dessen Superhelden-Mantel her spioniert.

Das ist eigensinnig, nachlässig, leicht und geschwind. Zwar sollten die wahren Blockbuster und auch deren schiere Unzahl und Übermacht erst ab den frühen Neunzigern erfolgen, stellen aber gerade deswegen die meist nicht wirklich leiseren, aber persönlicher und im Vergleich auch intimer wirkenden Werke der Anfangsphase die in mehrerlei Ansprüchen gelungenen Erzeugnisse dar. Dass man den Blick zielsicher auf die Zuschauer, deren Bedürfnisse und damit verbunden auch das Tun der Konkurrenz und die Geldbörse hat, ist dabei weder zu übersehen noch überhaupt das Problem, steckt hierbei doch noch eine fühlbare Munterkeit, ja Gesundheit und Verliebtheit in der Produktion; die im Nachhinein natürlich auch die nostalgischen und verklärenden Dynamiken erweckt. Mittlerweile im Rückschritt und der schlichten bis langweiligen bis entnervenden Wiederholung und Routine angelangt, wird hier und in den vor- und gleichjährigen Arbeiten wie Prince Charming und The Girl With The Diamond Slipper eine neuzeitlich Version mit weitreichenden Auswirkungen für den finanziellen Erfolg, Wongs anhaltenden Status und auch die weitere Vorgehensweise der nächsten Jahre, bzw. nunmehr schon Jahrzehnte, inklusive viel Vorgeschmack auf erst später proklamiertes "Mo lei tau" und so den berüchtigten kantonesischen Witz angeschlagen.

Dabei ist die Geschichte wie auch die anderen Varianten einer (Romantischen) Komödie selbst in der Dopplung (zwei männliche Lehrer, zwei weibliche als Blickfang, zwei Geheimnisse etc.) noch relativ klein, bereits gewohnt salopp und – an Fleiß nicht gespart – als Zitatenschatz mehrerer Quellen formuliert. Im Grunde orientiert man sich sogar an dem Vorbild des Superman, seiner im wahren Leben ausgedrückten Normalität bzw. der Banalität, und an den Schwierigkeiten der Verbindung von Tarnung im Leben, den Geheimnissen vor der großen Liebe und den Aufträgen in der gefährlichen Welt. Selbst das Kostüm ist im rot und blau (und die gesamte Farbgebung zusätzlich noch mit kräftigen Gelb auf leuchtend bunt) animiert, werden die Haare im Auftritt der Öffentlichkeit gegelt und ist die scheinbare Existenz eine äußerst profane in Art und Natur. Statt des Zeitungsverlages eine Schule als Hort der Heranwachsenden, zu denen hier auch die Lehrer, zwar nicht mehr vom Alter im Pass, aber dem Alter des inneren Wachstums gehören. Pennälerstreiche stehen im Sinne der geschriebenen und inszenierten Komik dabei ebenso an wie Flirtversuche der naiven und Konkurrenzkämpfe untereinander der albernen Art; eine Prägung der Scherze mit Schabernack, Schadenfreude und simplen Überhöhungen, die von den Darstellern (und den Cameos von Wong Yu, Nat Chan und Anthony Chan) mit erfreulich unschuldig-unverdorbenen Spiel und so erfolgreich im Sinne des Erfinders und auch des Empfängers vorgetragen werden.

Auch die Effektszenen, die damals schon nicht akkurat auf der Höhe der Zeit gewesen waren und das sicherlich auch nicht sein und an keinerlei Erwartungen dahingehend gemessen werden wollten, entsprechen einer eher unbedarften Freude, wird mit Drähten quer durch den Raum oder einmal die Hausfassade entlang gezogen und ansonsten mit grotesk übergroßen Objekten und so der Haudrauf-Absurdität agiert. Am Ende folgen gar die realen, wenn hier auch im upspeed potenzierten Stunts, sowie eine Vorwegnahme der Young Dragons - Kung Fu Kids Serie; die Liebesgeschichte als Kontrast dazu ehrenrührig verlegen und harmlos auf das Warten bis zum ersten Händchenhalten beschränkt.

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Re: Der große Shaw Brothers Filmthread

Beitragvon Mic am Di, 20.12.2011, 18:41

Coward Bastard (1980)
Einer der letzten Versuche des "Seven Little Fortunes" Mitgliedes Meng Yuen-man, sich in der späten Hochära des Kung Fu Filmes seinen Kollegen wie Jackie Chan und Yuen Biao gleichzutun, wobei die Voraussetzungen aufgrund des von kleinauf gehandhabten Trainings in Kampfkunst und Schauspiel sowie eine ähnlich schlitzohrige Haltung und vergleichsweise gutes Aussehen auch durchaus gegeben, die bisher geleisteten Projekte als Unterstützung aber allesamt noch nicht ausreichend für den entscheidenden Durchbruch waren. Meng, der kurz darauf um 1981/82 wegen einem Zwischenfall mit dem Herzen krankheitsbedingt den Rückzug vom Filmgeschäft antreten musste, wurde zwar von der Shaw Brothers Cantonese Film Unit mit den parallel angelaufenen, abhold unlustigen, aber immerhin actionreichen The Fighting Fool und eben Coward Bastard (und von der Konkurrenz noch zusätzlich mit vor allem Daggers 8) im Grunde schon, da allerdings mit nicht gerade aus der Masse herausragenden Arbeiten unterstützt. Das Talent ist in beiden Fällen offensichtlich, aber die Mankos der Werke selber ebenso und das Symptom der beginnenden Krise des Studios zusätzlich:

Ah Qi [ Meng Yuen-man ], Dienstbote, Essenslieferant und Mädchen für Alles im Su Ji Restaurant von Boss Su [ Wang Sha ] und dessen Kellner und Assistenten Ah Ga [ Yeung Chi-lung ], bekommt zwar täglich die Drangsalierungen seines Arbeitgebers von Master Jiu [ Lam Fai-wong ] mit, kann mangels Kampfkünsten aber nichts dagegen ausrichten. Zusammen mit dem Koch Zhang Biao [ schöne Beinarbeit: Yuen Wah ], der sich zwar als Meister im Fach entpuppt, aber jegliche Auseinandersetzungen scheut, flieht Ah Qi in das nahegelegene Rainbow Village, wo ihm Zhang auch den Grund seines Verweigerns erläutert. Einst als Kung Fu Instructor tätig, musste er eine Niederlage gegen die als Team und "Pair of the Pole" gemeinsam auftretenden Iron Dragon [ Johnny Wang Lung-wei ] und Flying Dragon [ Kwan Fung ] einstecken, die auch jetzt als Master Jius Schergen ihr Unheil treiben. Nur einer kann ihnen Einhalt bieten, Zhangs Onkel Yao Xiao-tian [ Yiu Ping ], der sich als "Drunk Hero" allerdings lieber mit dem Wein und dem Rausch ausschlafen begnügt.

Ein geschlossenes System einfacher Definitionen. Am Schwersten dabei tut man sich noch mit dem kompletten ersten Drittel, welches wie in einer Zeitschleife mit Variation gefangen, seine beginnende Erzählung nur mit einem einzigen Kunst- und bald Verdrussgriff realisiert. Eine stetig wiederkehrende Bedrohung, die sich nicht nur für den Heimgesuchten, sondern auch den Zuschauer schnell zu einer Plage entwickelt, die wie Pech an einem klebt. Dass sich diese Aufdringlichkeit zudem noch ständig steigert, ohne dass entsprechende Reaktion darauf erfolgt – sowieso darf man den ersten Kampfkünsten erst weit später und selbst dann abgesehen vom interessanteren Showdown auch noch begrenzt beiwohnen – , trübt das persönliche Vergnügen an dieser Chop socky Klamotte zudem empfindlich. Die Witze sind bemüht bis angestrengt, aber wenig bis selten erfolgreich, die Musik und seine verqueren Töne erinnern an vermeintlich Lustiges, wie in einem aufgedrehten Zirkus, werden aber nicht von den entsprechenden Bildern unterstützt. Und die ewige Einkehr der wandelnden Schmeißfliegen und Bücklinge per Minutentakt ohne einen Fortschritt in der Gesinnung macht das Ausharren auf Mehr schwierig bis fast lästig.

Immerhin, wenn auch nicht die Kunst, ist der Fortgang gelinde besser. Hat man sich erst aus dem anfangs beschaulichen, bald aber eintönig-öden Restaurant als einzige Örtlichkeit des lokalen Seelennestes von Dorf hinaus, über einen Heuschober zurück in die Rückblende einer Scheune, weiter an den Strand und dann sogar in ein gänzlich anderes Städtchen bewegt, gerät auch der Film selber aus dem Stocken heraus. Einmal in Gang gesetzt, der zwar weiterhin behaglich, irgendwie auch über Umwege und Ausreden geleitet und alles andere als erfrischend in der Schreib- und Machart ist, darf man sich wenigstens dankbar an den Kleinigkeiten der The Bully [ AT ] Dutzendgeschichte, der gewohnt zuverlässigen Optik von Bühnendekoration und Hintergrund und an den eher unverbrauchten Darstellern in der Hauptriege, ihrer letztlich kollegialen Chemie und der so späten Zusammenführung zum gemeinsamen Titel erfreuen. Das Vorhandensein von Meng, der hier als "Bastard" lange den Clown und Nichtsnutz und erst spät den Martial Arts Recken gibt, sowie die Paarung mit dem jungen Yuen Wah in einer seltenen und zudem selten positiv akzentuierten Großrolle als "Coward" bringt eine ehrenhafte Tatkraft in die Szenerie, die diese eigentlich in seiner Abhandlung zwischen müder Kopie, schalen Witzen und ebenso gelangweilter Auftragsarbeit seitens Regisseur Kuei Chih-hung gar nicht richtig verdient hat.

Denn ist das Skript schon bettreif und unbekümmert in und um Anarchronismen, so passt sich die Inszenierung Kueis, der sich mit dem wegweisend Düsteren von Horror und Crime weit über dem Durchschnitt hervorgetan, in Sachen Komödie aber meist undankbar als Totalausfall zeigt, dem Kraftlosen von Worten in seinen verlebten Taten problemlos an. Gewohnte Stilmittel wie freeze frames oder Zeitlupen werden halbgar und meist auch unpassend und so eben nicht in die ausgepumpte Klamotte vom "Drunk Hero" als Drunken Master Verschnitt und seinem erst linkischen Zögling als dann eifrigen Protege integriert. Besonders fehlt das übliche subversive Verhalten, die anarchischen Impulse, um sich von den offensichtlichen Vorbildern abzusondern; selbst die Fights als Essenz und hier auch gleich von vier normalerweise überreichen Choreographen formuliert, leisten nur flüchtige Momente ohne wahre Erkenntnis des Schaffens und trotz der Fähigkeiten von Meng und Yuen keine grundsätzlich beherzte Veranschaulichung.

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Re: Der große Shaw Brothers Filmthread

Beitragvon Mic am Sa, 31.12.2011, 16:23

The Fighting Fool (1980)
Blödel-Prügel-Klamotte der leider einfallslosen Art, die mit ebensolchen Titel [ Vier Fäuste wie ein Donnerschlag ] versehen auch in Deutschland im Bahnhofskino bzw. Videothekengeschäft auf den hinteren Rängen ihre Auferwartung suchte. Als Versuch der Produzenten um Sir Run Run Shaw und Mona Fong, gleichzeitig den neu aufkommenden Markt der innerländischen buddy kung-fu comedy gerade um Jackie Chan und seine Trittbrettfahrer als auch die eigentlich längst geschehenen Abenteuer von Bud Spencer und Terence Hill, und das Ganze mit noch dünnerer Geschichte als üblich abzudecken. Gerade das "I'll give you a good beating" Nichts an Erzählung, welches mit einer unheimlichen Quantität an allerlei Faustschlägen und Handkanten sowie mancher Grimasserei und Toilettengags abgegolten wird, stellt sich als bloße Synopsis noch im Entwurfsstadium und für 90min Film doch auch als Problem dar:

In der Abwesenheit seines Lehrers und Meisters "Old Eagle" [ ein dürres Männchen mit wirren Blick: Wong Wing ] wird der noch etwas unbedarfte Meng [ Meng Yuen-man ] vor den Toren der Stadt und unvorbereitet von "Crouching Eagle" [ Kwan Fung ] und seinen Mannen [ u.a. Pang Yun-cheung, Wong Kim-fung, Yuen Fai und Chung Wing ] überfallen, die dem Jüngling das Geheimnis eines speziellen Langstockes und seines Inhaltes wertvoller Juwelen entlocken wollen. Nach Vergeltung sinnend und ebenso neugierig geworden, schliesst sich Meng kurz daraufhin mit dem Bankräuber und muskulösen Tunichtgut Zhu Tou-bing [ Chun Wong ] zusammen, um den Halunken zu ihrem Hauptquartier in das Eagle Mansion zu folgen. Um gegen die Übermacht an Schurken anzukommen, brauchen sie aber noch die Hilfe von Mengs bisher unbekannten Onkel [ Chiang Cheng ], welcher bisher unbeteiligt im Luolin-Tempel der Shaolinmönche angehört.

Das liest und lässt sich gut an, verliert aber spätestens ab dem ersten Drittel an jeglicher Spannung und auch viel an Reiz, sind die andauernden Actionszenen des wahrhaftigen old school Eastern doch selber weder dramaturgisch auch nur irgendwie anders als mit der reinen Behauptung als auch nicht mit der visuellen Faszination an sich unterfüttert. Choreographiert von Hsu Hsia, dessen eigens folgende Regiearbeiten auf genau diesem Terrain wenige Zeit darauf mit wesentlich mehr handwerklicher Profession und possenhafter Lustspielfreude an den Start gingen, hangelt man sich wild von Schauplatz zu Schauplatz und dort mühsam von einer Rauferei zur nächsten, die auch noch verkrampft die heiteren Lebensgeister bemüht. Eine bald nicht nur für die physisch stetig geforderten Darsteller eine anstrengende und mit wenig Enthusiasmus durchgeführte Tortur, die schnell auch den mit immergleichen Verrichtungen gesättigten Zuschauer erfasst; selbst wenn die ausdauernde Akrobatik und Artistik von speziell The Fighting Fool Titelfigur Meng Yuen-man auf jeden Fall ihr Können und auch die Wahl der Mittel bzw. dem Rückgriff auf Gleichartigkeitswissen um die damals im Dutzendallerlei auftauchenden Martial Arts Komödien erfasst.

Meng, der als ehemaliges "The Seven Little Fortunes" Mitglied der Performance-Truppe der China Drama Academy als Modernisierung der Peking Opera School die entsprechend langjährig kontinuierliche Ausbildung genossen und das Kampf- und Ausführungstraining verinnerlicht hat, weist dabei auch im Grunde die einzigen Verkaufsargmenten, da gleichen Attribute, aber im Nachhinein sicherlich nicht die Präsenz bzw. das Leindwandcharisma wie die anderen Arbeitskameraden um Jackie Chan, Yuen Biao und Co. auf. Körperlich in Topform und durchaus auch mit den gleichen augenzwinkernden und jugendlich-leichtsinnig ausgestrahlten Manierismen ausgestattet, ist auch weder dieser Versuch der Karriere noch der gleichjährige von Coward Bastard der geeigneten Krönungszeremonie eines neuen Talentes gleich. Der Film beweist die Schlagfertigkeit, aber in wenig beeindruckenden und durch die schiere Masse rasch auch eins wie das Andere aussehenden Kampfszenen, die schon flott und mit der nötigen Beweglichkeit, aber bis auf den tatsächlich abwechslungsreichen Showdown ohne jeden Kniff, Akzentuierung und sonstiger Hervorhebung vonstatten und so im Einheitsbrei der üblichen Kohorten an Feld-Wald-und-Wiesen-Action versinken gehen.

Arm an filmischen und den Schalk auslösenden Mitteln; ein Überfluss der Langeweile und Eintönigkeit, dessen Ausgangspunkt schon bei den Inhabern der Manuskriptrechte und dann erst bei Patrick Yuen, dem (normalerweise beim Fernsehen und Radio tätigen, mit For Whom to Be Murdered, 1978 und What Price Honesty?, 1981) aber durchaus beeindruckend tätigen) Regisseur der (gelinde besser produzierten) chop socky Variante in abgefilmter Dutzendarbeit und bloßer Abfolge der run-of-the-mill Ereignisse zu suchen ist. So stellen sich die Schauplätze als reihum durcheinandergewürfelte Orte wie sichtlich im Studio und seiner Kulisse gedrehtes, dann die Natur mit einem lieblichen Holzhäuschen am rauschenden Bach als märchenhafte Kitschvariante imitierendes und bald zuhauf die reale Landschaft aufsuchende Spaziergänge dar. Ein kunterbuntes Durcheinander aus echt und vorgetäuscht und geographisch sowieso von links nach rechts und wieder zurück in den Bildkader stolpernd, welches mit nur wenig interessanten Situationen und dann möglichst konventionellen Sachlagen der Farce heimgesucht wird. Architektonische und damit auch jedesmal narrativ verbundene Zwischenschritte in potentiell spannende, aber niemals lang anhaltende, sondern nur kurzes Feuer der Inspiration verströmende Konstellationen, wie der einleitende Banküberfall, der spätere Gefängniskeller eines Inders [ Jamie Luk ] samt beiliegendem Folterverlies und Fluchttunnel und das sporadisch genutzte, aber nun wirklich bezaubernde Attrappenhäuschen mit Kleingarten-, Zufluss- und gar Haustieranlage von Meng und seinem Meister.

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Re: Der große Shaw Brothers Filmthread

Beitragvon Mic am Di, 03.01.2012, 13:02

A Friend from Inner Space (1984)
Mit Kitsch, Sentimentalitäten und im Nachhinein auch Nostalgie erzähltes Versatzstück aus (viel) Drama, (wenig) Komödie und Realität mit fantasievollen Untertönen, in dessen Zwischenreich der tiefen Achtziger Jahre und seinen unendlichen Weiten man sich offensichtlich dem Publikumserfolg von The Happy Ghost (1984) sowie den anschließenden Nachfolgern und Trittbrettfahrern anpassen wollte. Die versuchte Eröffnung eines neuen Zuschauerkreises, weg von den eher für Erwachsene angesiedelten Actionfilmen unterschiedlichster Art hin zu den sowieso in der Ein- und Unterzahl bleiben sollenden Attraktionen für die Kinder, zu dessen Zielgruppe das Werk aus der Feder von Ricky Chan, übrigens der Bruder von Nora Miao und Co-Autor Chow Man schon von seinem Blickwinkel und der Behandlung aus unweigerlich zählt:

Während eines Schulausfluges unter seiner Klassenlehrerin Ms Yu [ Bonnie Wong ] gerät der kleine Weng Xiao-ji [ Leung Jun-git ] von Wege ab und bei Nacht und Blitz und Donner in ein unheimliches Gespensterhaus, aus dem ihm der freundlich gesonnene Geist Jian Ren [ Sek Kin ] in letzter Sekunde befreit und ihm zufortan auch nicht mehr von der Seite weicht. Da in der Zwischenzeit Xiao-jis Vater, der in Scheidung lebende Schwerreiche Joe Weng [ Ti Lung, nur stilecht mit Cowboyhut ] inzwischen die Polizei [ unter Führung von Walter Tso ] informiert hat, trifft auch die aus dem ehemalig gemeinsamen Haus ausgezogene Mrs Maggie Weng [ Josephine Siao ] entsprechend besorgt bei der ungeplanten Familienzusammenkunft ein. Angesichts der Turbulenzen, den Schulschwierigkeiten und des kunterbunt gewordenen Haushaltes, in dem neben Joes Schwester [ Wong Wan-si ] auch ständig wechselnde Freundinnen wie die aufs Geld schielende Jenny [ Elaine Kam ] Einzug halten, fordert Maggie ihr Sorgerecht als Mutter ein. Joe ist von der Idee gar nicht begeistert, und von dem um seine Ex herumscharwenzelnden und seine Macht als Schulrektor miteinsetzende Apple [ Nat Chan ] auch nicht.

Sowieso die Jahre des Übernatürlichen, die Zeiten von Friendly Ghost, von Ghost Bustin', Ghost Informer und Host for a Ghost, verlagert man auch hier das Jenseitige mit dem Einbruch in die bisher noch trübe, nun auf mehrerlei Art und mit unterschiedlichen Intensitätsreihen angereicherte Gegenwart. Genug Sorgen gab es auch zuvor, tritt die Erscheinung hierbei aber als spiritistischer Nebeneinfluss in positiver Funktion, als Ergänzung und Hilfe in der Not und in dem Zusammenhang schon als Ersatz eines Großvaters und gleichzeitig besten Freundes auf. Das Genre ist ein veränderndes Ganzes; im Grunde Not und Prüfung mit einigen komödiantischen, meist harmlosen, zur Hälfte vielleicht sogar amüsanten, aber teils auch mit bitterer Süße überzogenen Tupfern. Dabei verlangt gar nicht die Scheidung im Raum nach dem scheinbar so nötigen Ernst der Angelegenheit, sondern die Trennung der Eltern von dem Kind, welches zwischen den Stühlen sitzend weder den Streit noch die Entscheidung für einen der Beiden treffen kann. Als Botschaft ein allgemeiner moralischer Satz auf einen ebenso allgemeinen, hier aber mit der Spezialität von Metaphysik angereicherten Falles.

Das vielgescholtene Werk von Chan, der sich zuvor mit Disco Bumpkins einem Saturday Night Fever Verschnitt gewidmet und danach mit To Love Ferrarri endgültig der rührseligen Idiotie verschrieben hat, weist dabei sogar manche interessante Details, das rückwirkend vorhandene Heimweh nach einem selbst im Schlechten noch bemerkenswert anregenden Kino-Output und seine lyrischen Abstraktionen auf. Ideal ist die nahezu stumme Vorsequenz, in der der Junge in ein verschollenes Geisterhaus unterschiedlichster Mysterien und Gefahren, wie sich bewegende Gegenstände und fallende Treppen, ein unendlicher Gang voller Türen, und schließlich der alles verschlingende Eingang zur Hölle befindet. Selbst Slapstick im überraschenden Moment der Einführung des zerstrittenen Paares gelingt, auch wenn sich die guten Augenblicke danach quantitativ arg verstreuen. Die Besetzung der (leider nicht gänzlich zum Effekt ausgespielten) Dreiecksbeziehung zwischen eifersüchtigen Frauenheld, der die eigene Karriere anstrebenden, aber von den Weibergeschichten brüskierten Unabhängigen und dem nach Liebe und Libido verzehrenden, aber keine Chance habenden Nebenbuhler funktioniert ebenfalls sehr gut, und bietet neben Selbstparodie, Ikonographie und der neuerdings gefragten ausgelassenen Blödheit auch durchaus Ansätze soziokultureller Unterhaltung.

Die Diskussion über Vaterpflichten, Frauenrechte, das Ausspielen eigener weiblicher Vorzüge gegenüber dem vermeintlich stärkeren, hier im Pfauentanz von Ex-Mann und hoffenden Liebhaber eher die Hosen herunterlassenden Geschlecht wird auch durch Alternieren zwischen Schwarz, Weiß, oder doch Grau auf Trab gehalten, ohne jetzt glühende Phantasie irgendeiner Art zu beweisen. Das immer wieder vorhandene Verfallen auf die Ursprungswelt des Kinderfilmes macht natürlich seine gefühls- bis rührselige Rechnung für sich, gibt es klebrig Niedliches und durchscheinend Banales als weitere Aktivposten sowie Verweise auf Akira Toriyamas Manga serial bzw. die darauf basierenden Animes Dr. Slump and Arale-chan.

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Re: Der große Shaw Brothers Filmthread

Beitragvon Mic am So, 22.01.2012, 12:52

Kid from Kwangtung (1982)
Ganz vorzügliche Martial Arts Comedy in einem sowieso noch bzw. wieder recht guten und so einige Klassiker beinhaltenden Jahr der Shaw Brothers (Hong Kong) Ltd.; was zusammen mit den Ergebnissen von 1981 und 1983 als Umrandung den finalen Gipfelpunkt in voller Kraft und fast auch den Eindruck eines letzten Aufbäumens erweckt. Kid from Kwangtung, die zweite Regiearbeit des bisher als Darsteller und Action Director in Erscheinung getretenen Hsu Hsia nach Lion Vs Lion (1981), vor Fast Fingers (1983) stellt sich dabei als Triebobjekt, als Zusammenführung mehrerer entscheidender Faktoren in gleichzeitig visuell vollmundiger Sättigung und narrativer Verknappung dar; ein geschlossenes System mit mehreren Überraschungen bis hin zu kurzen Genre- und vor allem auch dramaturgischen Wechseln, aber gemeinsamer Qualitäten:

Der Lehrer der Mindge Schule und "head of the spirited Monkeys Clan", Zhang Liyi [ Yen Shi-kwan ], möchte zusammen mit einigen anderen verstreuten Rebellen die überworfene Ming-Dynastie wiederherstellen, was ihm zwar schlagkräftige Freundin beim ebenso gesonnenen Qinglian Clan unter Führung von Mrs. Chen [ Wong Mei-mei ] und ihrer Tochter Chen Xiaowei [ Sharon Yeung ], aber ebenso mächtige Feinde der Qing Dynasty macht. Diese haben mit dem unheimlichen und unbesiegbar scheinenden Luo Yihu [ Hwang Jang-lee ] vom Northern Legs Clan auch gleich ihre beste Waffe in das Dorf geschickt, um die Aufrührer einen nach den anderen zu beseitigen, was mehr als unfreiwillig auch die örtliche Bevölkerung um Master He [ Kwan Fung ] und Master Wu Changjiu [ Kwan Hoi-san ] und ihre jeweiligen Söhne He Jiayu [ Wong Yu ] und Wu Dezhi [ Chiang Kam ] und Wu Debao [ Yuen Tak ] in die Angelegenheit reinzieht.

Eine nicht neue Geschichte, die aber in aller Frische und Erfreulichkeit, in der Inspiration durch die Beteiligten, exemplarische Wahrnehmungsbilder und auch die besonderen Beziehungen der vermeintlichen Nebenszenen zu den offensichtlichen Hauptszenen erzählt wird. Der Ton wechselt später, von lustig bis fast albern hin zu tödlich ernst, ohne das Vorhergeschehene und von Beginn an erfreulich frei Bewegliche aber gleich vergessen zu machen oder auch ad absurdum zu führen. Im Grunde entwickeln sich die Figuren, die sicherlich nicht vom Charakter, sondern ihrer Funktion nach beobachtet werden, dabei trotzdem ihre Eigenarten und Eigenleben in die Tiefe; sind die Veränderungen gerade bei den jüngeren Personen in der Geschichte, den quasi Heranwachsenden dabei im Grunde fast mit der Adoleszenz und so dem Übergang zum vollen Erwachsensein zu bezeichnen. Zeiten und Situationen, die sich von der beschwingten Freiheit und aller Möglichkeit der sorglosen Vergnügung hin zum Stellen der Gefahren und Einsetzen seiner Fähigkeiten und Fertigkeiten geändert haben. Ein grundsätzlich lebhafter Eindruck, der später nur verschlingend und zerstörerisch oder so seiner Bestimmung zufolge der andauernden Präsentation von Actionszenen in Pflicht und Kür habhaft wird.

Dabei geht der Film sogar relativ sprunglos seine Wege, geradlinig aufsteigend, auch wenn die erste Hälfte grundsätzlich die Komödie und die zweite den zuweilen durchaus blutigen und seine zahlreichen Opfer fordernden Kampf um Leben und Tode beinhaltet. Eine Abänderung in Ausdruck und Melodie, Ohne dass eine Umkehrung in der Gesinnung oder ein merklicher Einschnitt, sondern nur die Notwendigkeit dieser Folge von allgemeiner und spezieller Bedrängnis fühlbar wird. So hat auch jede Entwicklung hier und die sogar einzelne Betrachtung möglich machende Inszenierung ihre ganz eigene Klarheit der Töne und im Grunde auch ihre eigene bereits existierende oder gar später in der Filmographie wiederverwendete Referenz.

Während in der Titelsequenz, einem vorweggenommenen Training an Boden, Barren und Ringen für spätere Fälle sowohl die Anlehnung an Monkey Kung Fu und besonders Mad Monkey Kung Fu [ beide 1979 ] und akustisch schwebend an die Erinnerungen der Wong Fei Hung - Rolle und seiner Position im Hong Kong Kino erfolgt, stellen sich die nachfolgenden Bereiche in die Gegenwart blickend und auch schon nahezu in die Zukunft schauend auf. So wird eine der Einstiegsszenen, ein Wettstreit der sich dort noch gegenseitig herausfordernden Schüler, deren Pennälerwitze die ersten Minuten der Einleitung ergeben, im späten filmographischen Verlauf und eine Dekade künftig in Last Hero in China [ 1993 ] und dies selbst titelverweisend im Alias Iron Rooster Vs. Centipede bis aufs Details hin kopiert. Zuguterletzt erfolgt ein Ausbruch in die gerade startende Gattung der Horrorkomödien um die jiangshi, die chinese hopping vampires, deren erfolgreicher Beutezug justament startend in den Konkurrenzstudios auch die eigene Gesinnung, Hsu Hsias nächste Arbeit Ghost's Galore [ 1983 ] inspiriert.

Ein Wechselbad der Extra-Schnäppchen, die jeweils eine besondere Stellung im Film und seiner Geschichte sowie den abgeschlossenen Raum-Zeit-Block ermöglichen, sich trotzdem in die Ebene der sonstigen Bewegungsbilder und ihre Wahrnehmungen, die Aktionen und die folgenden Reaktionen integrieren. Auch die sonstigen Affekte und Effekte, gerade die physische Akrobatik, die Kunst der Körperbeherrschung, der Dramaturgie, der abwechslungsreichen Choreographie und ihrer Akzentuierung sind in leidenschaftlicher Empfindung miteinander verbunden, wobei das triumphale Kung Fu erst generell in Groß-, bei den fundamentalen Phasen in Detail- und selbst Erkläraufnahmen vor allem bezüglich der Qin Na-Grifftechniken eingefangen wird.

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Re: Der große Shaw Brothers Filmthread

Beitragvon Mic am Sa, 11.02.2012, 20:00

My Darling Genie (1984)
Seltsame Unterhaltungsmischung aus Komödie mit Fantasyanstrich, die im Grunde auf der Dream of Jeannie Prämisse, dann allerdings durchaus anderen Strukturen als Sidney Sheldons biederer Sechziger Jahre Hit aufbaut. Sowieso ist die Mischung hier eher konfus, ohne durchgängige Inspirationslinie, gerade in Bezug auf die eigentliche Zielgruppe – für Erwachsene recht kindisch und für Jüngere vice versa – angelegt, die Bedürfnisse der jeweiligen "Meister" des Wunschgeistes erstmal auf die Libido und dann weitere Luststillung in Form von viel Geld und überhaupt mit einem stattlichen Haufen an (männlichen) Unsympathen hin angelegt:

Vorarbeiter Fan [ Stanley Fung ] hat aufgrund anhaltender Verluste beim Glücksspiel mächtig Ärger mit dem Kredithai Lin Guo-ren [ James Yi Lui ] und dessen Schergen Bo [ nur im Karateanzug unterwegs: Alan Chan ] und Ming [ To Siu-ming ]. Da Fan pleite ist, und Lin bei dem Anblick dessen blutjunger Tochter Zhu [ Liu Lai-ling ] in Verzücken gerät, bietet er ihm ein neues Geschäft an. Eine Woche mit dem Mädchen, und die Sache ist vergessen. Zwar ist Fan durchaus am überlegen, kommt ihm aber der potentielle Schwiegersohn und Arbeitskollege Cheng [ Derek Yee ] entscheidend zur Hilfe; hat er doch kurz zuvor auf der Baustelle per Zufall einen 200 Jahre alten Regenschirm und damit auch Qing [ Cherie Chung ] gefunden, die magische Kräfte besitzt und dem Besitzer des Schirmes gehorchen muss.

Als einer der (vorläufigen) Abschlussfilme der Shaw Brothers (Hong Kong) Ltd. verbleibt man auch hier wieder in der Gegenwart, verlagert sich aber weiterhin außerhalb der gesellschaftlichen Zone und gestaltet sich über weite Strecken als eher abgeschottetes Terrain. Die ganze Angelegenheit der verschiedenen Manöver von Männer gegenüber Frauen und deren Reaktion ist angesichts der Möglichkeiten eines fast alles, nur halt den Koitus ausdrücklich nicht erlaubenden Djinns betrachtet, natürlich überaus gering, wie auf den kleinsten gemeinsamen Nenner gebracht und wirklich nur Privates im Auge habend. Entsprechend dessen gelten die jeweiligen Wohnsitze beider Parteien als mit die Hauptschauplätze der geographisch und auch materiell und formell eingeschränkten Handlung, wobei die Settings praktischerweise auf den genauen Kontrast der anderen Behausung, hier mit kleiner Kemenate und dort der Wohnvilla ausgestattet sind. Besuche in der Zivilisation finden nur sporadisch und dann in Form längerer Sketche, wie bei einer Episode im Supermarkt, inklusive einer wortwörtlich (bis auf die Unterwäsche und weniger, d.h. barbusig) entblößten Taschendiebin, und einer weiteren im Restaurant statt. Beide Einheiten dienen gerade der ersten Hälfte der Laufzeit als mit willkommene Abwechslung, sind dort auch die Vorbereitung, Durchführung und Abschlüsse der Pointen überraschend gekonnt und stellen sich als kleinere Kunststücke in Sachen Slapstick mit Sitcom-Charakter im Chaos by Design dar.

Leider verändert sich ein Großteil der darauffolgenden Entwicklung nicht bloss auf die Figur des geistig schon arg eingeschränkten Fan, der nur eines, und zwar das Glücksspiel im Kopf hat, sondern formuliert sich dort auch als entsprechend eintöniges Kapitel im Casino-Milieu; quasi ein langweiliger gambling-movie für sich, der keinerlei Alternation innerhalb noch außerhalb für die Geschichte mit sich bringt. Sowieso und überhaupt ist die Anwesenheit von Darsteller Stanley Fung ein derber Dämpfer für sich, wirkt der Charakter in seinen Lügen, Betrügen und insgesamt moralischer Zweifelhaftigkeit so noch unsympathischer als überhaupt; was in der Menge der gebotenen niederträchtigen oder anderweitig abstoßenden Chargen schon das nachteilige Verhängnis mit sich bringt. Die später einbezogene Komik sieht de facto ein Scheusal mit dem anderen um die wette streiten, was trotz eines hektischen Actionfinales nicht gerade automatisch die Anteilnahme an dem Geschehen mit sich bringt.

Immerhin kann sich Ideengeber und (überaus erfahrener) Regisseur Richard Yeung Kuen, der spät und dann mit adult Themen wie Hell Has No Boundary (1982), Seeding of a Ghost (1983) sowie folgend noch Twisted Love (1985) zu dem scheidenden Produktionsstudio gestossen ist, auf die Attraktivität seiner Damen, ihren sexy-cute charms und die sichere Behandlung sonstiger humoristischer Techniken wie das Auslösen von Missverständnissen, der Unterschied von objektiven und subjektiven Wahrnehmungsbildern, schadenfrohen Streichen und auch klamaukigen Eskapaden verlassen. Eine kleine Produktion mit einer Handvoll Nebendarstellern, gefangen zwischen buntem Amüsement, undurchsichtigen Schatten und insgesamt veränderlichen Ganzen.

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Re: Der große Shaw Brothers Filmthread

Beitragvon Mic am Mo, 13.02.2012, 23:12

The Young Vagabond (1985)
1985 war das einst ehrwürdige, nun durch die Konkurrenz auf die hinteren Reihen verdrängte Shaw Brothers Studio mit seinen Produktionen im Grunde immer deplatziert; egal ob man sich nun in Modern Day Action, Drama oder dem Komödienbereich bewegte. Die Entscheidungsphase, der fortgeschrittene Anachronismus, das Hinterherlaufen in Tradition sowie auch das zwischenzeitlich bemühte Erneuern der Zuschauergunst trifft dabei vor allem auch auf Young Vagabond zu, der mit für die Rollen etwas zu alt gewordenen Darstellern, dem period piece Setting und nunmehr allseits gewohnten Örtlichkeiten noch einmal die Tugenden wiederaufleben lassen möchte. Dies auch schafft, aber dennoch mindestens fünf Jahre zu spät kommt, (bis auf den rabiaten Endkampf) auch so wirkt, und so natürlich weitestgehend, wenn auch schadlos für die eigene Qualität ignoriert wurde:

Der Weinanbauer und -händler So [ Kwan Hoi-San ] besitzt in So Chan [ Gordon Liu ] und dem jüngeren So Jiabao [ Wong Yu ] zwei Söhne, die ihm auch zukünftig das Geschäft erhalten sollen, wozu er sie auf die Schule des Priester Malin [ Diego Swing ] und seinen Englischkurs schickt. Die beiden eher aufmüpfigen und auf Rauflust eingestellten Brüder schließen zwar schnell Anschluss zu der hübschen Dingding [ Wong Man-ying ]. aber ecken bei den restlichen Schülern an, was alsbald den Rauswurf von So Chan und seine Rückkehr zum die rein chinesische Kunst lehrenden Liang Hang [ Jason Pai Piao ] bedeutet. Dieser eröffnet eines Abends unter ungewohnten Trickgenuss, dass er einst zusammen mit dem noch aktiven Wu Gong [ Johnny Wang Lung-wei ] ein Teil der mordsgefährlichen Räuberbande war, nun aber geläutert, aber ebenso auf der Flucht ist. Liang Hang bringt unter weiterem Nachschub von Wein seinem neuen Protégé u.a. Zui Quan, das Drunken Kung Fu bei; eine Technik, die der Lernende alsbald auch beherrschen und anwenden muss. Denn während er noch bei Dingding am Herumscharwenzeln ist, muss deren Vater, der Police Captain Iron Tooth [ Ku Feng ] einen von Wu Gong und Bai [ Kwan Fung ] verursachten Todesfall und einen drohenden Banküberfall aufklären.

Die Erzählung der Jugend einer historisch und folkloristisch verbürgten Figur, die des Drunken Beggar So, zusammen mit narrativ längst bekannten Gegebenheiten und der typisch umsichtigen Produktionsattitüde des Studios liefern dabei die ausgewiesenen Eckdaten einer bereits im vornherein publik gemachten Szenerie. Nicht nur, dass die Darsteller allesamt dem Publikums längst vertraut sind, auch ist die Ausstattung, Skript und Regie in Fleisch und Blut der Sehgewohnheiten übergegangen; was einerseits den großen Vorteil der Nachhaltigkeit und Konstanz, andererseits aber die geschätzte Langeweile in Bezug auf fortschrittliche Neuerungen aufweist. Der Film die altmodische Geschichte mit Schüler-Meister und Bruder-Bruder Beziehung, die zudem den bis dato unbesiegbaren Bösewicht als drohende Gefahr in den dramaturgischen Hintergrund und vorne die Scherze und Späßchen der Jugend pflanzt. Eine Methode, die gerade zu Beginn der Achtziger als Antwort auf die vorbeieilenden Rivalen der Konkurrenzstudios um ihre preiswerten chop socky Komödien auch in der bis dato eher ernst angelegten Distributionsstätte um Sir Run Run Shaw und der neu eingetroffenen Mona Fong hellen Anklang und vermehrten Ausstoß fand.

Als letzter Aufschrei funktioniert das Werk unter Regie des später mit allerlei Horrorkomödien (mehr oder weniger nicht) bekannt gewordenen Lau Shut-yue so auch außerordentlich gut; hält man gekonnt die Balance aus angesehener, ja altväterlicher Sitte mit genug Schnelligkeit in Wortwitz, Attraktion und dramaturgischer Fallhöhe, wobei man da sich sicherlich gängiger Kniffe, nur in schon noch lebendiger und durchaus einfallsreicher Behandlung bedient. Gerade die einleitenden Witze um Versteck- und Hascheaktionen im Wald sowie Missverständnisse innerhalb der verschieden genutzten Sprachen von Englisch und Chinesisch und ein denkwürdiges Fußballspiel mit ebensolchen Ergebnis im glorreichen Slapstick zeigen den Nutzen gegenwärtiger Komik; ein schon damals nicht brandneues, sondern bereits plagiiertes, aber auch angenehm aktualisiertes Lust- und Possenspiel aus der Feder von Wong Jing, dessen Kenntnis in sowohl der humoristischen als auch der ausdrucksvollen Weise von Martial Arts auf die Co-Autorenschaft von bspw. The Magnificent Butcher (1979), The Buddhist Fist (1980), Legend of a Fighter (1982) und so ausgemachte Klassiker des Genres zurückreicht.

Dieser Status wird hier auch im Nachhinein rückblickend nicht, die gemeinsame Sprache dessen aber weitestgehend, und auf jeden Fall im Finale, dass eine ähnliche Veranstaltung in True Legend (2010) doch tatsächlich alt aussehen lässt, erreicht, gestaltet sich das Werk als liebevoll versenktes Kurzweil, welches zwar geistig vereinfacht, aber nicht verblödet und vielmehr konsequent auf die äußerste Auseinandersetzung und ihrem unerbittlich veränderten Tonfall strukturiert ist. Ausstattungstechnisch zwischen Haus, Hof, Schule, angenehm natürlicher Flora kreisend und auch in der Besetzung auf die hier noch unversehrte Wahrheit der glorreichen Jahre und da einer erst amüsanten, dann schärferen Pointierung hin formuliert, die zudem zielsicher auf literarische Tiefen wie die Gedichte von Liu Bai, dessen Mitgliedschaft als einer der "Eight Immortals of the Wine Cup" und dessen Bewandtnis in Rausch und Unsterblichkeit verweist; die hierbei zu der Charakterisierung vom sich versteckenden Lehrer Liang, seiner Öffnung unter Alkoholeinfluss und der Beziehung zum bald doppelten Schüler Su Chan führt.

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Re: Der große Shaw Brothers Filmthread

Beitragvon Mic am Mo, 20.02.2012, 22:33

Let's Have a Baby (1985)
Zum vorläufigen Aus der Shaw Brothers Mitte der Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts wurde rein filmographisch eher das Große Lachen und Verlachen, in Form verstärkt produzierter Komödien als Antwort auf die anhaltende Erfolge der damit triumphierenden Konkurrenz angesagt. Zu diesen zwecke ist die ebenfalls in der Gegenwart – auch ein präferiertes Muss der Kinogänger damaliger Zeit – angesiedelte Distribution Let's Have a Baby genau auf das Milieu der Baby Boom Ära hin initialisiert, schwankt dort allerdings unsicher zwischen Albernheit mit ernster Thematik und verschiedenen Ebenen von Realität und Phantasie beinahe minütlich hin und her. Fraglich im Wesen und trotz Komodienexperte Alfred Cheung als Autor oft alles Andere als amüsant, auch wenn die Unberechenbarkeit in Ton und Bild zumindest öfters den Weg der zu simplen Durchschnittlichkeit verlässt. Ein Aggressionsbringer in unruhigen Zeiten:

Die seit sieben Jahren miteinander verheirateten Peter Mui Te-sang [ Alex Man ] und Yuan Kwun [ Pat Ha ] wollten anfangs so überhaupt keinen Nachwuchs in die Kleinfamilie bringen, erkennen nun aber umso mehr ihren Wunsch nach einem gemeinsamen Kind. Trotz eifrigster Versuche gelingt den beiden Universitätsangestellten allerdings keine Befruchtung, was sie durch ihren befreundeten Dr. Charlie Cho [ Charlie Cho ], einem Gynäkologen, auf die entscheidende Lösung weist. Da sie zwar empfangsbereit, er aber nicht zeugungsfähig ist, entscheiden sie sich für eine Künstliche Insemination, wozu sie alleine in eine Spezielle Klinik in Hawaii fliegt. Mit der Schmähung seiner Manneskraft und der Idee eines sozusagen fremden Kindes ist Peter, auch angestachelt durch versteckte Hinweise seines Vaters [ Yip Ha-lei ] und der Schwiegermutter [ Tanny Tien Ni ] umso weniger begeistert, je näher der Geburtstermin rückt. Zudem hat Yuans plötzlich wieder aufgetauchter Cousin Dr. Wai Siao Bao [ Poon Jan-wai ] ein ihm unheimlich vorkommendes nahes Verhältnis zu ihr, und könnte sich aufgrund seiner Tätigkeit als ebenfalls Gynäkologe in zufällig genau der gleichen amerikanischen Klinik in seinen Gedanken auch als heimlicher Spender entpuppen. Peter, missliebigen Ideen nun nicht mehr müde, arrangiert kleinere Unfälle im Haushalt und dann auch die Gauner Chor Liao Xiang [ Fung Ging-man ] und Brother Gu Long [ Tang Yuk-wing ], um sein doppelt gewordenes Problem auszuschalten.

Unschwer zu sehen, dass gerade schon in der Namensvielfalt bereits der Schalk und auch die Metapher, die Metaebene des ansonsten überaus oberflächlichen, noch nicht einmal sonderlich lustigen Lustspieles sitzen soll. So werden gleich mehrere Gestalten und Autoren klassischer Wuxia innerhalb des ansonsten urbanen und auf modern gehaltenen Geschehens injiziert, wobei die Verweise selbst der Umgebung der Muis nicht entgehen und so desöfteren erneut zitiert werden. Auch die Referenz auf das sonstige Schaffen von Regisseur Chu Yuan, der mit genauso diesen Verfilmungen seinen bis heute bewährten Ruf erlangt und im Grunde auch durchaus verdient hat, sind seine Erwähnung wert. Ein zweites Eigenleben erhält der Film durch seine vermeintlich kreative Auszeit von Tagträumen und Wunschgedanken, wird erst nach und nach und da vielleicht auch noch sinnig, aber alsbald fast die Hälfte aller Eindrücke und Vorstellungen auch entsprechend visualisiert. So sieht sich die Figur des Peter Mui zu Beginn des Geschehens als Vater, bald auch als selbst Schwangere und gar Baby, erschießt später als Gangster und Soldat den vermeintlichen Nebenbuhler, in mehrerlei blutigen Varianten selbst. Auch die Mordattacken auf seine schwangere Frau werden entsprechend imaginiert, was auf Dauer nicht nur das Gefühl der Geschmacksneutralität, sondern auch das Holprige einer losen Sammlung von sekundenkurzen Sketchen auslöst.

Ob Witze über heimlich verursachte Abtreibungen oder der Genuss am schmerzhaften Ableben vor dem Erschießungskommando nun so sehr die Heiterkeit oder eher die Verleumdung dieser bewirken, ist dabei noch nicht einmal das eigentliche Problem. Die Aussetzer in eine zweite Welt, die der von Einbildungskraft und Blendwerk tragen die sonstig nur an ein, zwei Stätten spielende Handlung zumindest zu weiteren, wenn auch nur aus Gaukelbilder bestehenden Örtlichkeiten und so wenigstens von der Ausstattung her auch in den Einfallsreichtum, wenn auch den der Aufregungszustände hinaus. So bleibt es zwar im Grunde närrisch und durch das hohe Tempo mit inhaltlichen Nichts auch hektisch bis schon anstrengend infantil, bringt aber immerhin ein Gemeinschaftsgefühl samt vielen Mienen und Gebärden und Affekten in das ansonsten eigentlich Intime eines recht trockenen Ehepaares innerhalb vier Wände (zwischen Tollhaus, Zankstube und Kreißsaal) ins Spiel.

Dabei hat auch die Besetzung dieses sich erst liebenden, dann vermehrt verkrampften und alsbald miteinander recht chargierenden Paares als die alles vorherrschenden Hauptfiguren im achso Trauten Heim wenig zu einer lockeren Stimmung beizutragen. Weder Pat Ha noch vor allem Alex Man sind als die großen Komödianten bekannt und beliebt, was bei der Ersteren in ihrer Rolle weniger belastend, bei Ihm als Zuträger des gewollten Slapsticks allerdings verheerend auffällt. Außer Augenrollen, wilden Grimassen, und entweder Aus- oder Zusammenbrüchen, also eher dramatischen Aspekten kommt da nicht viel, was Sympathie oder den Anschein von Lebens- und Spielfreude verbreiten kann.

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Re: Der große Shaw Brothers Filmthread

Beitragvon Mic am Sa, 03.03.2012, 21:04

My Rebellious Son (1982)
Gemeinhin als Martial Arts Comedy verkaufte, kurz vor Abschluss des Jahres Ende November 1982 an das Publikum verkaufte Shaw Brothers (Hong Kong) Ltd. Produktion, die sich getreu des bisherigen (und auch noch folgenden) Werkes des hochgedienten Sun Chung als eher ernste Angelegenheit mit einigen frischen Erweckungen zu Beginn erfreut. Nicht nur, dass das Thema für die Chinesen kein Anlass für Scherz und Freude ist, auch wird der Umgang damit weder verharmlost noch anderweitig ironisch kommentiert; von einigen wenigen Kontrasten der mit dem ausländischen Fortschritt noch unerfahrenen, diesen aber auch gar nicht begehrenden Dorfbevölkerung zu Beginn und Fu Sheng in der schon gewohnten Rolle als Clown (mit später Wut im Bauch) einmal abgesehen:

Die Ruhe in der Gegend wird durch das Eindringen der britischen Obrigkeit empfindlich gestört, möchten die Herrschaften doch die "Goddess of Mercy" aus dem Tung Fat Tempel als Geburtstagsgeschenk für ihren Vorsitzenden erwerben, wozu sie dankend auch die Dienste der Chamber of Commerce, geleitet von Chairman Tang [ Tang Ching ], seines Sohnes Robert [ Johnny Wang Lung-wei ] und des schmierigen Beraters Mr Chun [ Tin Ching ] annehmen. Doch die Dorfbevölkerung unter Führung des Arztes und Apothekers Chang Tak-tai [ Ku Feng ] und Master Jiang [ Walter Tso ] wehrt sich mit der Gründung einer "Protect the Buddha Group" gegen diese Anmaßung, was Changs Sohn Chang Siu-tai [ Alexander Fu Sheng ] entsprechend mit Leibeskräften unterstützt. Als sich Roberts Schwarm Judy Shum Shao-ling [ Cecilia Wong ] und ihr Bruder Sam Shum [ Ngaai Fei ] gegen die Pläne der Invasoren stellen und diese als Verstärkung mehrere japanische Samurais von Yamaguchi [ Michael Chan Wai-man ]

Erstaunlicherweise, im Kontext vom (normalerweise eher dem Modern Day Crime oder auch Horror zugehörigen) Schaffen Sun Chungs betrachtet allerdings nicht gänzlich überraschend, ist die Sachlichkeit und sich steigernde Anspannung, durch und in der Geschichte, die trotz folienartiger Kontrastierung und Dragon Lord - Konzept die mit größte Stärke des Filmes ergibt. So beweist die Handlung hier doch ausnahmsweise Rang und Haltung und kann auch eventuell auftretende Stereotypen, mitvorhandene Klischees und zu etwaig aufdringliche Schwarzweißmalerei problemlos durch seine eigene ausgestrahlte und gefühlte Wichtigkeit und Strenge in den Plot mit transferieren und dort auch als Anlaß für weitere Diskussionen mobilisieren. Sowieso ist die Anpassung an die Umstände sowohl inhaltlich als auch (umgekehrt dazu formell) mit entscheidend für den Gewinn der Arbeit. Während sich ein Teil der Chinesen von den anderen abschottet und zusammen mit eigentlich auch grundverschiedenen ausländischen Gruppierungen, hier die der Briten und der Japaner für einen gemeinsamen Zweck und zum gemeinsamen Wohl kooperiert und dort die eigene Integration auf besten Wege veranstaltet, stellt sich der andere Teil der Chinesen traditionell stur. Auch der Film selber bleibt strikt, hängt sich nicht an neumodischen Verfahrens- und Verhaltensweisen auf, und passt sich im Grunde nicht dem aktuellen Publikum des Jahres 1982, sondern wie auch bei Suns letzteren period piece Ausflügen The Kung-Fu Instructor (1979), Rendezvous with Death (1980), The Kid with a Tattoo (1980) dem der Vorgängerära, also Mitte der Siebziger bis Ende dieses Jahrzehntes an.

So bekommt man auch hier schon optisch seine Gewohnheiten geliefert, in Form von Kostümierung und Kulisse, die unzählig bereits verwendet und auch durch Suns Hauskameramänner Lam Nai-choi und Cho On-sun nicht wirklich auffällig anders in die Szenerie, allerdings das Wesentliche im Kader stetig einfangend eingesetzt wird. Die Straßen des überhaupt spärlich in Augenschein genommenen Dorfes sind klein und beengt, der Eingang vor Changs Laden als mit öffentlicher Schwerpunkt des Areals entsprechend bevölkert, wie auch sonstig das Leben in diesem überschaubaren (Studioprojektions-)Radius lebhaft bewohnt und verkehrsreich frequentiert ist. Dasselbe gilt mit Ausnahme der Chang - Wohnung, welches ungewöhnlich dunkel auch bei Tag und abgeschottet außen vor liegt, auch für die wenigen Innendekors. Auch hier wird der Gegensatz von neuen Einflüssen und dem Altehrwürdigen der Tradition beachtet, stellt das überaus vollgestopfte Heim von Gegner und Überläufer Tang die komplette Antithese zu dem Sachlichen (oder auch Spärlichen) der Behausung von Chang dar.

Vater und Sohn gehören bei beiden Paaren übrigens fest zusammen, existiert auch augenfällig keine Frau in Form der Mutter des Hauses; ein Männerbündnis durch Vererbung und ohne Störung weiblicher Erziehung, in der der Vater jeweils die Bremse, aber auch den Riegel der Sicherheit für den Rebellious Son darstellt, während dieser jeweils vor Übermut und aus Trotz und Naivität der eigenen jugendlichen Kraft immer die Herrschaft der Muskeln und Fäuste anstreben will. Folgerichtig wird auch hier, choreographiert durch die seit 1976 kollaborierenden Wong Pau-gei und Tong Gai die Formel der Action vertreten, dabei lange Zeit eher als schmückende Zutat und gar nicht veranschaulichender Schwerpunkt. Samt und sonders sind die Kampfeinlagen bis zum Showdown gegen die jeweils Besten aus alle Herren Länder nicht das bestimmende Mittel, haftet besonders das einleitende Boxduell gegen einen schwergewichtigen Engländer [ Randy Channell ] auch etwas reichlich Improvisiertes, ja Ungelenkiges und die folgenden Scharmützel auch noch das Gefühl der Spielerei und Austesterei, dort noch mit am Ehesten die Eigenschaften einer Komödie untermalenden Unschädlichkeit an. Kostproben des Könnens, abwechslungsreich, aber nicht zentral, mit leichter Hand formuliert, liefern dann vor allem die Waffengattungen von Schwert, Hellebarde und Dreigliederstab, sowie einige Verwendung von Zeitlupen und späten Blutfontänen als Relevanzsetzung, in der plötzlich auch quer durch die Lokalität gesprungen oder gar durch die Studiobühne geschwungen und anderweitig der knappe Einsatz von Drähten probiert wird.

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Re: Der große Shaw Brothers Filmthread

Beitragvon Mic am Mi, 07.03.2012, 23:30

Destiny's Champion (1984/97)
An dem mit größten Star und somit auch rückwirkend personellen Aushängeschild der Shaw Brothers (HK) Limited, Ti Lung, lässt sich im Nachhinein auch am Besten der damalige Schaffenskrise in Bezug auf Produktion und Distribution und das zwischenzeitige Aus Mitte der Achtziger beobachten. Zwar immer noch vergleichsweise aktiv, und mit gänzlich unterschiedlichen Arbeiten um die Gunst des neu hinzukommenden Publikums bzw. dem veränderten Bedarf und Angebot der Konkurrenz streitend, ließen sich sämtliche Versuche als Scheitern zwischen Tradition und Moderne bezeichnen. Seltsame Auswüchse des Misslingens am zeitgenössischen Geschmack, wobei die Werke gerade ad hoc und ex tunc die in Anbetracht zum vorherigen Maßstab weit interessantere Wirkung in sich, und teils obskure Gedanken und Impressionen haben. Das gilt für die Geister-Familienkomödie A Friend from Inner Space (1984), den billigen Wuxia The Hidden Power of the Dragon Sabre (1984), und das späte Martial Arts Sequel The Master Strikes Back (1985) genauso wie für Destiny's Champion (1984); der zwar von Kritik verschont, aber dafür komplett unter den Radar und bis 1997 (nicht gänzlich zu Unrecht) in den Giftschrank geriet:

Der junge Lastwagenfahrer Tang Yao-hua [ Cheung Hing-lung ] darf sich gerade einer ausgemachten Pechsträhne erfreuen, als er den in Ehren ergrauten Seemann A.D. Benson Zhang [ Ti Lung ] über dem Weg läuft. Nicht nur, dass Tang wegen andauernder Geschwindigkeitsübertretungen und anderen verkehrsstörenden Verhalten mehr Bußgelder abdrückt, als sein Lohn hergibt, auch hat er sich ausgerechnet in Eva [ Leung Yuen-jing ], die Freundin seines Arbeitsgebers Dickson Shi Zhen-ming [ Law Yun-ping ] verliebt. Dem Rat des Älteren, nach Höherem zu streben folgend, versucht der Heißsporn trotzdem sein Glück bei der Holden, was ihm erst Schikanen des Vorarbeiters Lu Guan-ting [ Cheng Kei-Ying ], mehrere Warnungen des kampfsporterprobten Dickson und bald die Kündigung einbringt. Als die Erregung zwischen den beiden Streithähnen weiter hochkocht und gefährliche Züge annimmt, arrangiert Benson ein free fighting KickBoxduell, wofür er drei Monate Zeit hat, sein unerfahrenen Zögling mit Hilfe des Freundes Big Head Tung [ Jamie Luk ] und des Trainers Uncle Ha [ Hsu Hsia ] auszubilden. Währenddessen schwört der bisherige Champion Dickson auf seinen Master Chow [ Fong Yau ] samt Anleiter [ Pomson Shi ].

Der Alias Old Man and the Kid gibt das Wesentliche der Handlungszüge ungeachtet aller Widrigkeiten bereits an und vor, geht es doch in der Kulisse der aufbrechenden Achtziger Jahre Großstadt weniger um die Beziehung zwischen Mann und Frau, die sowieso alles Andere als glaubhaft wirkt, als vielmehr die zwischen einem Mann reifen Alters und Wissens und dem eines davon noch verschonten. Die Ti Lung - Rolle schwankt dabei ehedem zwischen der Funktion eines Großen Bruders, eines Vaterersatzes und auch dem eines Erfahrenen Liebhabers, nimmt er den zwar schon Herangewachsenen, aber intellektuell und moralisch absolut nicht Gefestigten doch in allen Belangen des Lebens unter die schützenden Fittiche. Sei es beruflich, sei es privat, ob auf der Arbeit, den Gefühlen und dem Wesen. Mit Samt-, Fehdehandschuh und Brechstange.

Ti Lung, der hier mit grauen Haar und Schläfen auf noch zusätzliche Betagtheit mit der Aura von Lebensherbst getrimmt wurde, stellt dabei auch die große Unbekannte in der Erzählung und gleichzeitig die Konstante dar. Sinn und Zweck seines Bemühens, sowie Herkunft und Vorgeschichte bleiben nahezu komplett unbenannt, seine Anstellung auch mehr verbal aktiv und physisch passiv, hält er sich mit Taten aus dem Geschehen heraus und nur mit begleitenden Kommentaren zwischen Aufklärung und Sermon agil. In der Obliegenheit (und zum Zwecke des Marketings) deutlich, in der Aktivität begrenzt, so dass die Handlung auf ein Dreiecksverhältnis der amourösen, der komplizierten und da antreibenden Art fällt. So im Grunde ein Liebes- und Leidensdrama mit ganz wenigen Actionszenen; ein sprichwörtliches, aber bereits an eine andere Inszenierung vergebendes Rocky's Love Affairs im damals vorherrschenden Fitnesswahn, in dem um die Gunst der Frau erst gestritten und gezankt, provoziert und intrigiert, und schließlich im Boxring gekämpft wird. Das ist sowohl als auch Kitsch, mit Groschenheftromantik und ebensolcher Tragik, oftmals schlecht geschrieben und nicht nur von den drei jungen Debütanten schlecht gespielt, findet aber seine ganz eigene Institution in der Nachbetrachtung einer sich wandelnden Zeit und der blue collar Mentalität. So zweifeln die Formulierungen des eigentlich überaus erfahrenen Regisseurs Sun Chung zwischen Sentimentalität, Einfalt, Peinlichkeit, obskurer Halbseidenheit und teilweiser trotzdem oder auch gerade deswegen (wenn auch selten) erstaunlicher Treffsicherheit, die mit Makeln behaftet dennoch zielstrebiger als die sonstig gebotene Perfektion und mit der geheimen Kraft der Simplizität offenbart.

Wunder wirkt der Blick auf die beiden Kontrahenten, von denen der Protagonist als hasenfüßiges, oft schlichtweg ungebildetes Großmaul (mit immerhin bewundernswerter Beharrlichkeit und dem trüben Blick für Risiken) trotz seiner Chupze oft wesentlich unausstehlicher als sein ausgebotener Antagonist scheint. Dieser Verzicht auf eine Gut - Böse - Strukturierung setzt sich auch durchgängig fort, kommt der niederträchtigste Angriff, eine zwischen Mordlust und Verzweiflung schwankende und hinterrücks ausgeführte Attacke vom "Heroen" Tang selber, auch wenn der sich dort in die Ecke gedrängt fühlt, und ist selbst das Objekt der Begierde in ihrem zweigleisig fahrenden Affront kein Sympath, sondern eher die Distanzierung. Das grelle, hier auch mit Synthesizer- und Discosoundtrack auf die Lautstärke unterstrichene Achtziger Jahre Gehabe ist oftmals eine Pein für sich, die behauptete Emotionalität (willkommen) verfehlt bis unschicklich nichtig bis tatsächlich anrührend naiv.

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