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Der große Shaw Brothers Filmthread

Diskutiere über asiatische Filme, Darsteller oder alles andere, das den Asien-Film-Fan interessiert.

Beitragvon Mic am So, 03.12.2006, 19:08

Twinkle Twinkle Little Star
Spätestens hiernach weiss man auch, warum SciFi im HK Kino derartig stiefmütterlich behandelt wird und nur alle Jubeljahre mal in einer entsetzten Ausfertigung das Licht der Welt erblickt. Sie können es einfach nicht. Wahrscheinlich wollen sie es auch nicht können, denn ständig derartig verhohnepipeln kann man das Genre gar nicht, ohne es nicht mit Absicht darauf anzulegen, dass so gar nichts Vorzeigbares dabei herumkommt. Selbst wenn man die Motive der Science-Fiction-Phantasie nur in einem Teilbereich zur Rate zieht und sich noch nicht einmal darauf stürzt, sondern nur als Gewürz nimmt, geht es zumeist vollkommen daneben. Auch bei prominenteren und ansonst gutbetuchten Regisseuren. Und das kann kein Zufall sein.

Jemand wie Alex Cheung zum Beispiel. Startet erst mit den beiden grimmigen, realitätsbewussten Copdramen Man on the Brink und Cops and Robbers durch, nachdem er dasselbe vorher für die kleine Mattscheibe bereits manierlich aufbereitet hat. Auch sein Danger has Two Faces zeigte noch vereinzelt Ausläufer von städtischer Apokalypse angesichts der Kriegserklärung von Verbrechern gegenüber der Polizei und umgekehrt, aber brachte bereits die ersten Fehlbesetzungen und unfreiwillig lustigen und damit blamierenden Momente ein. Twinkle Twinkle zeigt sich nur unfähig; pfuscht, stümpert und hudelt dermassen talentlos durch die Gegend, dass man die nunmehrige Regiehure Cheung ganz schnell den Geschmackswärtern übergeben sollte.
Dies liegt weniger am Umgang mit dem womöglich unbekannten Stoff und der Unkenntnis beim Zutritt prinzipiell nie betretbarer Schauplätze, sondern daran, dass der Film ganz einfach nicht lustig ist.

Der asiatisch - zwiespältigen Einstellung zum Fortschritt zufolge weicht die Begegnung mit ausserirdischem Leben nämlich schnell einer Chaoskomödie; schon ein zweites Gebiet, auf dem die Chinesen eher berüchtigt als berühmt sind, auch wenn dortig die Erfahrungen und Anzahl der Produkte weitaus höher gelagert ist. Abgesehen von Stephen Chow, dessen nächster Auswurf auch noch im Weltraum angesiedelt sein soll - es kann Einem Angst und Bange werden - sind die Filmemacher und ihre Darsteller ja nicht gerade bekannt für einen hierzulande verständlichen Witz. Die Auffassungsgabe bezüglich dem Andere Länder, Andere Sitten - Humor ist je nach Geschick und Gemüt schon weitreichend unterschiedlich; aber die Chance, mit der nächsten Comedy einen Fehlgriff zu tun ist nicht nur für naysayer mit einem hohen Risiko verbunden. Manchmal entscheidet der Tagesgeschmack, aber Twinkle Twinkle ist im Witz so brachliegend, dass man jede Gutsagung trotz Nächstenliebe und Opfermut steckenlassen kann.
Es mangelt ja bereits an den simpelsten Voraussetzungen schon für die Entstehung einer Sympathie gegenüber dem Produkt; allein durch das Casting hat man bereits die Zuneigung arg in Gefahr gesetzt:

Die beiden Privatdetektive Eden [ James Yi Lui ] und Columbo [ Tam Tin - nam ] halten sich mühsam mit dem Aufdecken von Ehebetrug und dem Einfordern von Rückzahlungen für einen Kredithai über Wasser. Als sie dabei einen der unfreiwilligen Klienten in den Tod treiben, wollen sie sich auch das Leben nehmen und von einem Zug überfahren lassen. Auf dem Gleis findet sie die bereits wartende junge Li Tien Zhen [ Cherrie Chung ] vor, die denselben Gedanken hat. Ihr Freund Kwok [ David Lo ] hat sich bei der Wahl Geld oder Liebe nämlich für das Erste entschieden und dem naiven Dummchen den Laufpass gegeben. Kurz bevor der Zug seine Ziele erreicht, erkennen die Drei, dass sie sich gegenseitig aus der Patsche ziehen können. Und dann gibt es noch Dr. Lu [ Leung Tin ], der nicht nur mit Schimpansen forscht, sondern auch auf der Suche nach UFOs ist.

Nun ist das beileibe nicht der Anfang vom Film, aber das Erste, was man als klare Handlung erkennen kann. Chronologisch befindet man sich bereits nach Halbzeit; der Löwenanteil ging inzwischen für allerlei Blödsinn drauf, dessen Geistesarmut verbunden mit vermeintlich anarchischen Narrenschanz ein weitgehend ungefälliges Elendsgemälde ergibt. Wie auch in diversen anderen "zur Erheiterung dienend" klassifizierten Lustspielen wird sich oft im sozialen Leid ausgetobt; wobei man den Lacher im letzten Ausweg Suizid ebenso vergeblich suchen muss wie auch im beabsichtigten Aufmarschieren durchweg hässlichster Gestalten. Die Komik wird ja bekanntlich zuallererst an Personen gefunden, sonach gibt es keinen Einzigen im Panorama, der nicht irgendwie schiefnasig, schielend, triefäugig oder sonstwie verzerrt ist. Selbst die in folgenden Jahren durchaus als hübsch zu bezeichnende Cherie Chung ist hier noch ein eher welkes Mauerblümchen. Der Auftritt in weisser Spitze lenkt nicht nur den Zuschauer für einen Moment davon ab; die folgende rosa Leggings vervielfältigt ihn dann aber wieder.
Gleichklang von Stil und Substanz mal als was Neues. Aussen pfui und innen auch pfui; da verdeckt auch der Weichzeichner nichts mehr.

Die Pointen zielen hauptsächlich auf das Grobe. Li bleibt mit dem Absatz im Gully eines Lüftungsschachtes stecken, ihr Röckchen weht hoch und löst nach gierigen Blicken unaufmerksamer Autofahrer eine Massenkarambolage aus. Eine schön trockene Explosion schliesst sich an. Ihr Körper und die Folgen als Beginn einer Reihe von Attraktionsmedien, bei denen sich die sechs Autoren schon phantasiebegabt anstellen; aber nur mit Müh und Not eine Handlung anfertigen können und die Personenkonstellation selber erst gar nicht hinkriegen. Unentschlossen werden sehr mässige Parodien [ Russisch Roulette Szene aus Die durch die Hölle gehen ], unsinnige Popverweise auf Delon und Monroe, Tanzdarbietungen bis hin zum 80ties Videoclip und Vielleicht - Homagen an bekannte Szenarien [ Die unheimliche Begegnung der Dritten Art, Mad Scientist Chrie ] ohne ersichtliche Anordnung in die Erzählmitte geworfen, um am Ende in aller Verzweiflung doch die antike Tortenschlacht zu bringen.

Natürlich macht Kleinvieh auch Mist. Die Trashfans oder die, die in jedem Schlechten etwas Wunderbares reininterpretieren möchten, werden sicherlich fündig werden. Mal entdeckt man auch einen Schnake, der unter all den misslungenen Kalauern hervorstechen mag. Das Biegen und Brechen von Konventionen und das schlichtweg irre Erzählmuster anhand des porös roten Fadens kann auch dafür sorgen, dass aufgrund Unahnbarkeit des Nächstkommenden eine gewisse Kurzweiligkeit entsteht; die aber ein Wechselverhältnis mit rasch auftauchendem Kopfschmerz eingeht. Taxi Driver Karikatur, Drag Szene, ein ausschweifendes Unwetter, Duell mit Leuchtschwertern und Leuchtnunchaku gegen einen Darth Vader Verschnitt ect. alles binnen von Minuten ergibt auf Dauer eben nur eine schwer verträgliche Höllenpein, die selbst mit einigen besseren Sets nicht mehr ausgetilgt werden kann: Das Raumschiff - Interieur ist mit mehr Inspiration aufbereitet als die Hülle. Auch der Schauplatz eines Werbespots ist wie frisch aus den Shawstudios geschlüpft komplett in einer altertümlichen Landschaft mit Teich, Brücke und Insel ausgestattet; nur die Scheinwerfer an der Decke stören.
Hier hätten schon viel früher die Lichter ausgehen sollen.

2.5/10
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Mic
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Beitragvon Mic am Fr, 08.12.2006, 1:16

Ambush
Eine beinah absurd klingende und dafür umso besser funktionierende Mischung aus Eastern und Edgar Wallace. Ein Kriminalmärchen im breiten, farbenträchtigen Shawscope.
Kein "Martial Arts noir"; dafür liegen zwar die leitmotivischen Elemente Verlockung, Verführung, Leidenschaft, Vertrauen, Gier, Verrat, Lug, Betrug und Mord, aber die Gesamtdefinition nicht passgenau vor. Stoff und Stimmung sind auch nicht so dunkel verfinstert, dass man pessimistisch erscheint, sondern eher in Richtung pulp novel weist. Ambush nutzt infolgedessen die Möglichkeit, aus zu staubtrockenen Gefilden auszubrechen und seine Geschichte mit Mehr [Intrigen] anzureichern, als die sonstigen Repräsentationen üblicherweise in der Lage zu sind.

Dies ist ebenso angenehm wie die Tatsache, dass man diesmal nicht als Prolog einen ellenlang eingesprochenen Text zur Vorstellung der Situation und der Personen bereithält, sondern auf diese Fadesse verzichtet und in der Lage ist, seine Erzählung selbstständig anzuleiern. Wirrsal, Geschwätz und Masslosigkeit ist dabei von vornherein ebenso unterbunden wie man als Zuschauer auch in den Genuss der Narration von Beginn weg gelangt und nicht irgendwo mittig in den bereits gärenden Tumult geworfen wird.
Nichtdestotrotz fängt man auch hier schnell an; für die nötige Kurzinformation in Ton und Bild genügt eine klare Szene:

Chief Wan leitet ebenso wie sein Bruder Fan Zhi Long [ Yeung Chi Hing ] einen Sicherheitsdienst, spezialisiert auf Eskorten. Wan bittet Fan um Verstärkung, da er wertvolle Juwelen in die Hauptstadt transportieren muss. Prompt werden sie überfallen; jedoch steckt Fan zusammen mit seinem Helfer Tu Ba [ Wong Hap ] selber dahinter. Wan wird bei der Verteidigung schwer verletzt und stürzt einen Abhang hinunter.

Der rasche Beginn könnte zu allem Möglichen führen; natürlich fällt die Rache dabei als Erstes in den Sinn und wird mit Wans Sohn Wan Chao Fan [ Chiu Hung ] auch das geeignete Musterbeispiel mit Motiv aufgeboten. Dieser gerät als Nächstes in Verdacht, den Überfall geplant zu haben, widersetzt sich der Festnahme und macht sich allein auf die Suche nach dem Übeltäter. Dabei trifft er auf eine Gaunerbande, einen Swordsman, der im Auftrag des Eigentümers der Juwelen handelt, seine mittlerweile mit Fan verheiratete Exfreundin und seine Cousine; allesamt verwickelt in der Hatz nach dem begehrten Gut.

Was nun folgt ist also auch die Mär vom Recken gegen Denunziation und Verleumdung sowie die Wiederherstellung des guten Rufes seines Vaters; allerdings im gewissen anderen Ambiente. Hinzukommen tut neben der fortschreitenden Abhandlung von Recht gegen Unrecht nämlich noch das Anklingen einer Schauergeschichte auf kleinem Rahmen plus das Aufdecken eines Mordes und die Demaskierung eines jedesmal im ungünstigsten Moment auftauchenden Spitzbuben, der aus der Ferne die Fäden zieht und die Todespfeile wirft. Dabei wandert man aus der greifbaren Welt hinaus und macht Umwege in die Mysteriösität, wobei man sich auf dem Pfad zwischen Tradition und Neu entfaltet und gleichzeitig die verträgliche Gleichstimmung im Auge behält. Das Geschehen wird in mehreren Wirklichkeitsebenen aufgefächert. Aber man wirkt dabei nicht so extrem, dass es wie ein durchsetzendes Mittel zum Zweck und damit als Krampf oder etwas komplett Adversatives erscheint, sondern schon in Nachbarschaft verbleibt.
Auch folgt der Wechsel nicht aussen vorstehend, sondern in den anfangs gegebenen Grundzügen eingebunden, so dass man auf Unterbrechungen der Illusion verzichtet.

Die nunmehrige Stimmung wird mit der Tendenz zur [vielleicht optischen] Defraudation und der möglichen Selbsttäuschung lebhafter und / oder überreizter Einbildungskraft gleichfalls angeregt wie man neben den Rätseln auch die Action kräftigen Schrittes vorwärtstreibt. Regisseur Ho Meng - hua behält beide Auffassungen im Blickfeld und gestattet jeder Form seine Entfaltung zu; wahrscheinlich macht auch erst die Rückwirkung dazwischen den eigentlichen Reiz aus.
Die zahlreichen Techtelmechtel im Kampf sind vorteilhaft in innerdramatischer Dynamik im Raum aufgefangen; die jeweiligen Schauplätze grenzen den Drang nicht ein, sondern gestatten ihm die Ausbreitung innerhalb der Mobilien zu. Gleich bei der ersten Kontrahage von Chao lässt sich dieses Kennzeichen der Ausnutzung von Proportionsverhältnissen und Szenenlokalisierung festhalten:
Restaurant binnen der Landschaft.
Am Treppenabsatz ein Faustkampf, fliessender Übergang zum Schwertkampf im Erdgeschoss. Sprung über die Tische, 2x versucht Chao die Treppe hinaufzukommen, wird nach der Hälfte aber zurückgetrieben. Es wird sich weiter im Erdgeschoss verteilt und abgewehrt, dann über die Tische, die Treppe, das Obergeschoss, aufs Dach und von dort aufs rettende Pferd.

Ganz ähnlich, aber seine Zuordnung zum Spiel mit dem Schrecken beachtend, erfolgt eine spätere Auseinandersetzung im Garten von Fan Zhi Long. Dort befindet man sich ebenfalls in scheinbarer Endlichkeit; breitet sich dann aber über den zugewucherten Wildwuchs und den verdeckenden Wasserfall in eine düstere Höhle aus, um sich letztlich auf einen Friedhof und dann hinab in eine Grabkammer zu begeben. Hier interessiert nicht die Aktion, sondern die Entdeckungen der geographischen Tiefenstaffelung; das Unbegreifliche wird vollständiger und bedrohlicher in die Welt hineinprojiziert. Die Geistererscheinungen und Wiederauferstehungen spielen natürlich stilgerecht bei finsterer Nacht, Blitz und Donner, während das vorherige Scharmützel mit realen Gegnern bei hellichten Tage stattfand.
Klima und Staffage ergänzen sich jeweils perfekt; bis zum schon etwas durchgeknallten Showdown vor, in und auf einer ausgedienten Windmühle während eines Sturmes vervollkommnet man die Szenenfolge sowohl vom Bild als auch dem Inhalt her. Die zahlreichen Demontagen der Einrichtung sind zwar letztlich parallel zu dem ebenfalls nach und nach löchrigen Skript, aber die etwas absurde Auflösung und seine Missachtung vernünftiger Beweisführung soll dann nicht mehr das Problem darstellen.
Zu vergnüglich die Einkehr in eine phantasiereiche Welt, zu vorteilhaft die Action.

7/10
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Beitragvon Mic am Sa, 09.12.2006, 9:42

The Flying Guillotine
Shaw - Klassiker, der das Original und damit die Eingebung für so verschiedenes Gefolge wie Master of the Flying Guillotine [ DT: Duell der Giganten ] mit Jimmy Wang Yu, The Fatal Flying Guillotines [ DT: Vier Stahlharte Fäuste ] mit Carter Wong und der offiziellen Fortsetzung Flying Guillotine 2 mit Ti Lung und Lo Lieh sowie The Vengeful Beauty darstellt.
Basierend auf einem Drehbuch von Ni Kuang sorgt Regisseur Ho Meng - hua hiermit für die Einführung und Vorstellung einer heutzutage schon legendär exotischen Waffe und kreuzt dies in einem umfassenden Zusammenhang mit Spuren anderer Handlungsschemata. Der Film selber steht im Bekanntheitsgrad sicherlich hinter dem Wang Yu zurück, aber muss sich beileibe nicht verstecken; im Gegenteil. Sorgt man zwar für allgemein weniger Aufsehen, aber gleicht dies durch eine richtige und vor allem äusserst scharfschneidige Geschichte und viel grossem Können auch in anderen Bereichen aus.

Ching - Dynastie. Konflikt Manchus gegen Chinesen. Emperor Yung Cheng [ Kong Yeung ] hat es nicht so mit Demokratie und Meinungsfreiheit und mag auch der drohenden Rebellion nicht so wirklich ins Angesicht sehen. Als ihm zwei Offiziere die wahren Verhältnisse und damit die anstehende Problematik klar machen, gibt er den Befehl zu ihrer Exekution. Dies muss allerdings heimlich erfolgen, da beide Konsultanten in der Öffentlichkeit angesehen sind. Er beauftragt Xin Kang [ Ku Feng ] mit der schweren Aufgabe.
Dieser lässt sich etwas einfallen.

Die Inspiration für die schwer Eindruck machende tödliche Apparatur erhält Xin ausgerechnet auf dem Jahrmarkt. Passend für die Attraktion und der Eigenschaft als Verkaufsschlager der damit bestückten Filme addiert er verschiedene Zugnummern zu einem formvollendeten Bestseller: Grauen gespickt mit Faszination und Kreativität.
Ebenso schnell entwickelt sich die Handlung aus dem Nichts heran; man fängt erst bei Null an und wandelt dann eine Zufallsidee zu mehreren Einzelakten um, die aufeinander aufbauend den Vordersatz der Erzählung ergeben.
In den folgenden sechs Monaten trainiert Xin Kang die zwölf besten Männer des Kaisers zu Experten mit der Erfindung heran. Ebenso wie dort die sich steigernden Fortschritte bebildert werden, so entwickeln sich auch die anderen Elemente stetig anschwellend fort:

Erst eingegrenzt auf den Ort des Trainings, wo sich die Schwierigkeiten erhöhen, die Distanzen zum Objekt grösser werden und man bald mit beweglichen Zielen und Augenbinden arbeitet. Nach und nach wird auch die nähere Umgebung erkundigt; allerdings noch entlang dem Kaiserpalast gelegen und auch nur für die anstehenden Mordaufträge aufgesucht. Das Herausstellen Einiger für den Fortgang wichtiger Personen aus dem sonst anonymen Dutzend. Die heimliche Anfeindung von Ah Kun [ Wai Wang ] gegenüber Ma Tang [ Chen Kuan Tai ], dem Geschicktesten der Lernenden, hin zu einem offenen Kampf zwischen Beiden. Ihr direkter Bezug gegenüber der heimtückischen Verrichtung und zum despotischen Kaiser.

Ho Meng - hua tut gut daran, solange an der zunehmenden Ausdehnung festzuhalten und sie zusätzlich durch ein Labyrinth einzugrenzen wie es möglich ist. Der erste Abschnitt enthüllt durch Menschenferne und dem gemeinschaftlich - letalen Anderssein zielstrebig die Gegensätze, aus deren sadistischen Untertönen die personellen Konflikte erwachsen.
Tagsüber das Praktizieren, Nachts das Präzisieren. Was man an Holzschnitzen übt, wird danach an Lebenden umgesetzt. Im Schutze der Dunkelheit schleicht man im Trupp Schwarzgekleideter Attentäter über die Dächer zu den potentiellen Opfern, die weder die Gefahr noch das Geräusch der Fliegenden Guillotine einschätzen können und keine Chance zur Gegenwehr besitzen. Der gellende Schrei, die Durchtrennung des Halses und das Aufzucken des abgeschnittenen Körpers als Moment des Horrors; seine gespenstisch - erschreckende Wirkung selbst in der Mehrzahl wahrlich nicht verfehlend. Technisch sehr gut gelöst ist auch die frühe Umsetzung der maliziösen Attacken; jede für sich ein Hingucker und das offensichtliche Salz in der Inszenierung.

Nach der späten Weigerung Ma Tangs gegenüber dem Killerkommando, dem Geraten auf die Abschussliste und seiner Flucht verlagert man sich in die Breite und achtet weniger auf den Zusammenhalt von Zeit, Raum und Linienführung. Der anfänglich feste Gesichtspunkt wird um mehrere Nebeneinanderstehende erweitert: Ma Tangs Verstecken, sein neues Leben als Ehemann und Vater, die Verfolgung durch seine ehemaligen Kollegen und Ah Kuns ganz eigenen Pläne abseits der kaiserlichen Order.
Nun wird sich vermehrt der fabulierenden Routine des Herstellungsjahres gewidmet. Die Aufmerksamkeit bekommt mehr als nur einen Mittelpunkt geliefert, aber verbleibt einer simplen Form der Sympathielenkung. Gewaltsame Zurückhaltung, ohne in Melodramatik und unbegründeten Gefühlsausbrechen zu verfallen. Gewohnheit und Gewöhnung übernimmt die abschweifende Tagesordnung und entfernt beim Querfeldein ein katharsisches Leiden mit dem Helden als auch das unerschütterlich Beharrliche der Einführung. Actionszenen bleiben erst aus und versetzen sich dann in die Position weniger gekonnter Martial Arts; Ma Tang ist perfekt mit dem "strange, weird thing", nicht mit Hand und Fuss. Die Regie scheint sich dem anzupassen und schneidet bei derlei körperlicher Betätigung mal ein Lied und mal auch eine schwere Geburt unter; beides für künstlerische Integration unpassend und nicht geeignet, dieselbe Bannkunst wie das schwirrende Hackbeil einzufordern.

Doch stumpf wird das Geschehen bei weitem nicht; schnell werden Betrachtungs - und Erzählperspektive wieder festgezurrt; erst in den Einzelteilen, dann in Verschlingung der Handlungsfäden.
Dabei wachsen die anderen Rollen neben Ma Tang situationsbezogenen Charakter ebenfalls zu Tiefsinn, Einflussreichtum und Spannung heran und schaffen so eine gelungene Voraussetzung für das dramatische Finale. An Klippen und unter einem Wasserfall wird die Coda des Tötungsmonstrums noch einmal ausführlich demonstriert; nunmehr hat sich das Teuflisch - Krude zu einem formell lange Zeit unabhängigen Wechselspiel und materiell einer Beschützung von Werten wie Ehre und Familie ausgeweitet. Äusserlich wurde der politisch - diktatorische Prozess verbrämt; die historischen Hintergrundereignisse dringen kaum ins Bewusstsein des Zuschauers. Zahlreiche Möglichkeiten für eine Fortsetzung [mit Macher- und Sinneswechsel] sind dabei ebenso offengelassen wie man diesen ersten Abschnitt auch fein säuberlich mit einem kompromisslosen Schlußstrich abzutrennen vermag.

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The Flying Guillotine 2
Offizielle Fortsetzung der zumindest auf finanzieller Seite regulär Verantwortlichen, die sich dann anscheinend auch berechtigt und bemüssigt fühlen, einige grundlegende Bestandteile für Part 2 abzuändern. So wurde Regisseur Ho Meng - hua ebenso ersetzt wie Hauptdarsteller Chen Kuan Tai; eine Tatsache, die erstmal verwundert und verschiedene Fragen nach Ursache und Begründung in den Raum stellt wie auch die Neugier, warum man drei Jahre gewartet hat. Denn wer hat, der hat und erprobt eingespielt war man ja nun auch bereits.
[Ganz ungeachtet, dass die dafür eingesetzte Prothese aus Cheng Kang und Hua Shan hinter der Kamera und Ti Lung vor ihr wahrlich einen ebenso guten Namen hat und nicht wirklich als Notbehelf angesehen werden kann.] Noch dazu war man nicht so clever, die weiteren Schlüsselpositionen der vorherigen Geschichte bei sich zu belassen und dann noch so unbedarft, mit im Vorgänger Gecasteten und dort auch Verstorbenen umzumodeln.
Da man die ungeschriebenen Regeln für Sequels soweit verletzt hat, liess es sich wahrscheinlich leichter und ohne Zwischenstufen arbeiten. Im Grunde genommen bleibt von dem bereits Gegebenen nämlich nicht mehr viel über und schert man sich auch wenig um eine gleichsam artgemässige Inszenierung. Eine Nachfolge nur dem Namen nach. Vorwissen benötigt man deswegen auch nicht.

Ching - Dynastie. Konflikt Manchus gegen Chinesen. Emperor Yung Cheng [ Ku Feng ] hat es nicht so mit Demokratie und Meinungsfreiheit und mag auch der drohenden Rebellion nicht so wirklich ins Angesicht sehen. Dies ist ein Fehler; bereiten sich die Rebellen unter Na Lan [ Shih Szu ] nämlich bereits auf einen Angriff vor. Ma Tang [ Ti Lung ] lehnt erst eine Beteiligung ab, schliesst sich aber alsbald aus persönlichen Gründen dem Trupp an.

Diesmal ebenso eine mittlerweile beschlagene Ausgangsidee, die man dermassen oft als Konzept herangezogen hat, dass Einem vor lauter Vertretern identische Beispiele für diese Prämisse gar nicht erst einfallen mögen. Zu breit die Masse. Natürlich wird dies auch nur als Spielraum genutzt; so klipp und klar wie die verschiedenen Kontrahenten sind, so deutlich kann man dann auch die Details herausheben. Wo #1 eher Weniger als Mehr, aber dies mit kräftig Pepp erzählte, so versteift sich #2 auf verschiedene Deszendenzen und möchte diese alle unter einen blueprint - Hut bringen. Probleme bei der Übereinkunft selber gibt es keine, da Rahmen ja wie die Ziele auch sicher abgesteckt sind und man alles in einer starken Beschleunigung abzieht; aber man kann nicht verhindern, dass das Ganze nicht so richtig überzeugend wirkt.

Die zuvor ausgelassene Politik findet nun immerhin mehr Anklang und wird in omnipräsenten Konfrontationen als verbale Drohung und Entscheidung herangezogen: Kaiser Yung Cheng lässt sich auf einen Disput über Nutzen und Unnutzen von Tyrannei als Herrschaftsform mit seinem gegenteilig anvisierten ehemaligen Lehrer ein. Er kennt sich mit Geschichte, Benimm und Umgangsformen auch nachbarschaftlich gelegener Länder aus und trumpft mit Ahnung ebenso auf wie dem rhetorisch letzten Mittel des Kopfabschlagens. Staatsführungslehre, Diplomatie, Weltklugheit, Führung, Leitung und List. Der Wissenschaft und Erfindung zugewandt und darauf achtend, die Naturgesetze für voll zu nehmen. Der perfekte Herrscher, der nur überhaupt nicht daran interessiert ist, dass sein Volk ihn auch ins Herz schliesst.

Warum auch, dafür hat er ja seine beiden persönlichen Schleimer Bao Ying [ Lo Lieh ] und Gang Jing - feng [ Wai Wang ]; die ihm weniger mit Rat und Tat denn mit allseits bereiter Unterwürfigkeit zur Seite stehen.
Interessante Charaktere sind dies natürlich nicht. Vor allem die Beiden wirken vermehrt als Verbindungsmänner zu Schwank und Schwall; Possenreisser, deren Dialoge nicht nur überflüssig sind, sondern deren Gehabe in Nicht - Verstehen auch nur drollig und damit unerfreulich zugleich erscheint.
Auch die musikalische Untermalung Chen Yung - yus meint hier und da mal, einen Witz zu filtern und hervorheben zu müssen; dabei wird der wahre Ulk gar nicht erkannt.
Der Film ordnet sich nämlich einer Frauenbewegung unter; hehre Aussage, aber bitte nicht in dieser Aufmachung.

Es wird schnell deutlich, dass Ma Tang hierbei höchstens das Fünfte Rad am Wagen ist. Meist sogar nur ein Fähnchen im Wind; die nunmehrige Berufung als Ehemann und Vater halbiert ihn so sehr, dass er ständig fremde Hilfe braucht und sogar mehrmals am sich Ergeben ist. Seine Figur erscheint selbst bei wichtigen Szenen bloss als stand-in.
Die aktive Rolle geht also auf Na Lan über, der auch emotionale Beweggründe verliehen werden und die Position, sich frei in der Erzählung zu bewegen und die Perspektive an sich zu reissen. Als Tochter eines Militärsekretärs hat sie am Palast offenen Zutritt; in der Freizeit verteilt sie sich auf Feld und Flur.
Na Lan hat man es auch zu verdanken, dass aus Flying Guillotine 2 ein emanzipatorisch beflissener "Female Flying Guillotine" wird. Sie erstreitet sich das Recht der Gleichberechtigung, auch ihre Kampfkünste und die ihrer Kolleginnen vor dem Kaiser vorzuführen und wird nach bestandener Probe zur Abteilung der weiblichen Garde kommandiert.
Tragen die männlichen Ausgebildeten und später als Attentäter und Tötungseinheit Fungierenden schwarz, so müssen die Frauen partout in Lila und Pink antanzen. Je edler die Intention, so lächerlicher die Umsetzung.
Dies gilt auch für einige andere Punkte, die man lieber schnell abhandelt: Melodramatische Trennung. Flötespielen im Künstlichen Studiowald. Lange, weiche Gewänder wie im Märchen. Eine Schlittenfahrt ohne Schnee.

Die Mehr - Formel gilt auch für die Action, die sich diesmal weit zahlreicher verteilt; nicht nur angesichts der um eine Viertelstunde kürzeren Laufzeit. Choreograph Tang Chia hat also genug zu tun und leistet nicht nur viel, sondern auch durchschlagende Arbeit. Nur muss man dies jetzt bis zum Exzess upspeeden, lässt kein Atemraum zum Überlegen und Abwägen und wird so auf Dauer doch etwas zu überflott; das unbarmherzige und unablässige Hetzen beansprucht die ganze Aufmerksamkeit. Auch hier hat man Hos zeitlupenstilisiertes Werk weder als Vorgabe noch als Herausforderung gesehen, sondern zieht konsequent sein ganz eigenes Ding durch.
Ein Abklatsch vermeidert man dadurch zwar, aber aufgrund des rabiaten Umkehrschluss ebenso die Annäherung. Leider auch in der Gesamtqualität. Da nützt auch die hier gleich doppelte Guillotine nur wenig.

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The Vengeful Beauty
Als 1975 Ho Meng - hua Flying Guillotine drehte, schuf er damit nicht nur einen fessellosen Klassiker, sondern ebnete auch den Weg einer Reihe von Anklängen und Weiterführungen. Während das neue Regieduo Cheng Kang und Hua Shan am 19.01.1978 die von oben abgesegnete Fortsetzung Flying Guillotine 2 in die Kinos brachten und damit zwar die Geschichte scheinbar weiterschrieben, aber letztlich Vieles anders zeichneten, konterte Ho selber am 11.03.1978 mit seinem eigenen Kurswechsel.
Der alternative Titelzusatz Flying Guillotine 3 ist dabei auch insofern gerechtfertigt, dass sich nicht nur der Macher des Originals selber wieder dafür verantwortlich zeigt, sondern man dies auch spürt. Warum er für das Mittelstück nicht anwesend war, ob er nicht konnte, nicht wollte oder nicht durfte ist letztlich insofern müßig, da man eh nur spekulieren kann und er auch so zu seinem Recht kommt. Von beleidigtem Besitzerstolz nichts zu spüren.
Vengeful Beauty ist nicht nur eine würdige Fortführung, sondern auch qualitätsmässig ein Stockwerk über der nicht so Goldenen Mitte angelegt.

Ho schämt sich nicht, seinen eigenen Vorgänger in der Verwendung einiger Szenen hier wie dort zu huldigen und gleichzeitig auch inhaltlich einen Abstecher zu dem "fremden" Objekt zu machen. Wo man zeitlich genau angelegt ist, lässt sich diesmal schlecht sagen; über den Daumen gepeilt kurz nach #1, aber vor #2. Dafür würden einige benutzte Elemente wie der Iron Umbrella als Abwehr der fliegenden Mordwerkzeuge ebenso sprechen wie auch die Tatsache, dass die Guillotinen hier noch nicht den Fortschritt erreicht haben, dass sie gleich in doppelter Stärke angreifen. Das Rätseln darüber und die anderweitig korrekte Einordnung ist auch dahingehend nutzlos, da man wieder mal schon früher besetzte Schauspieler in zweiter Instanz aufführt; sei's drum, ob sie vorher gestorben sind oder jetzt Jemand ganz Anderen geben. Ausserdem erzählt man Etwas, dass auch gut ohne die Fallbeile ausgekommen wäre und dies in der zweiten Hälfte auch ausdrücklich demonstriert.
Deswegen gilt auch hier, dass man ohne Vorkenntnis an den Film herangehen kann; das eventuelle Wissen hilft vielleicht bei der Einschätzung, aber auf ein Insgedächtnisrufen scheinbar vergessener Hergänge wird und kann sich enthalten werden.

Ching - Dynastie. Konflikt Manchus gegen Chinesen. Emperor Yung Cheng [ Wai Wang ] hat es nicht so mit Demokratie und Meinungsfreiheit und mag auch der drohenden Rebellion nicht so wirklich ins Angesicht sehen. Wenigstens hat er sich mit einer Garde mit Fliegenden Guillotinen Spezialisierten soweit gerüstet, dass er Verräter in seinen Augen heimlich ausschalten kann. Dabei macht er auch vor vermeintlich Abtrünnigen in seiner Umgebung nicht halt und rottet dabei Ehemann und Familie von Rong Qiu Yan [ Chan Ping ] aus. Dumm nur, dass diese als "Bloody Hibiscus" eh für die Freiheit des Landes kämpft und nun noch mehr verstimmt ist.

Regisseur Ho und sein Autor Szeto On [Jemand, der mit knapp 200 Credits für die Vorlage sogar noch mehr als Ni Kuang beschäftigt war] kleiden dies Szenario in einer eher kleinen Einfassung; wie nach einem Souffleurbuch gedruckt, in dem Szenen gekürzt, aber Regieanweisungen erweitert sind. Der narrative Aufgabenkreis konzentriert sich hauptsächlich auf drei Einzelgänger, die für die Reise durch das Land dasselbe Ziel haben und deswegen mal mehr und mal weniger Zeit und Gefühl miteinander verbringen. Dies schon in konzentrierter, aber trotzdem zeichenhafter Raffung. Qiu will zu einem ihr unbekannten Onkel ihres getöteten Mannes; sie ist im zweiten Monat schwanger und möchte erstmal das Kind unbesorgt zur Welt bringen, bevor es an die Rache geht. Ihr Expartner Wang Jun [ Yueh Hua ] ist zwar etwas verstimmt über ihre Heirat, aber hat noch soviel Anstand und Gefühl, ihr dabei ebenso unter die Arme zu greifen wie auch das frühere Flying Guillotine - Mitglied Ma Shen [ Norman Tsui ], der sich ebenfalls auf der Flucht befindet.
Hinter Ihnen her ist vor allem der Kaiserliche Schutzpatron Gang Jing - feng [ Lo Lieh ], der im Vollzug endgültiger Zentralisierung seine drei Kinder auf das sich entfernende Trio ansetzt. Individuen und Individualisten im übergangslosen Schwarz - Weiss - Kontrast statt prosareiches Märchen over the top. Ständige Bewegung statt Hofberichtserstattung. Innere Vorgänge knapp in visuelle Geschehen umgewandelt, wobei sich aus der Verkennung eines geheuchelten Zungenbekenntnis für die wahre Liebe die Tragödie ergibt.

Theoretisch könnte man das Szenario auch ewig spinnen; ohne Mühe sogar, solange man auf Abwechslung und weitere Anreize vor allem bezüglich verschiedener Triebfedern in den Figuren und ihrer Umgebung sorgt. Diesbezüglich liegt hier auch entweder mehr Aufmerksamkeit oder Einfühlungsvermögen auf Situationsinitialität und -finalität; auch wenn es mal mehr um die Personen statt rotierender Action geht, zerbröselt man nicht gleich in alle rhythmisch - syntaktische Splitter. Was nicht heisst, dass man auf fesche Demonstrationen mit dem San Jie Gun, dem Schwert oder dem Eisenstab verzichten muss; im nötigen Moment kann man sehr wohl auch in Grösse und Gewicht anschwellen.
Schön auch zu sehen, dass man nicht einfach den Gang in Studiohalle 2 um die Ecke macht und dort seine "Landschaftsaufnahmen" abfertigt, sondern für die Aussendrehs die richtige Natur heimsucht [abgesehen von der Exkursion in den künstlichen Bambuswald]; ergibt gleich ein ganz anderes Flair. Desweiteren hält man die Kadrage einnehmend düsterer, rutscht nicht ins optische Wolkenkuckucksheim ab und vermeidet in der persönlichen Innigkeit auch die vorherige Selbstdramatisierung und Selbstidealisierung.

Die Kürze ohne statuarische Zeremonien plus einiger Überraschungen in der Plotentwicklung ergeben zusammen einen ebenfalls löblichen Eindruck; einzig auf einige gewisse Bilder wie Fehlgeburt etc. hätte man entsagen können. Ansonsten eine schöne, gefallend isoliert erscheinende Arbeit, die sich von vornherein nicht überfrachtet. Mag man in der chronologischen Order als Letztes kommen, in der hierarchischen tut man dies gewiss nicht.
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Beitragvon Mic am Mi, 13.12.2006, 7:00

Twelve Deadly Coins
Eine sicherlich viel zu grobe Einteilung, dennoch lassen sich die Shawfilme sehr schön nach ihrem Entstehungszeitraum der jeweiligen Dekaden abgrenzen. Da man in relativ kurzer Zeit recht produktiv war und in hehren Massen sein Publikum mit Fourage versorgte, lässt es einfach nach den 60ern, 70ern und eben den 80ern anordnen; ein Blick auf das jeweilige Herstellungsjahr hilft bereits bei der vorausschauenden Einschätzung und Entscheidungshilfe. So sieht Twelve Deadly Coins auch genau nach 1969 aus und hätte in seiner salbadernden Theatralik und Melodramatik im nächsten Jahrzehnt gar kein Raum zum Atmen und Leben mehr. Das gesamte Szenario in seiner bühnengerechten, aufgeblasenen Erzählweise erscheint viel zu unbedarft, ja einfältig für späteres Publikum. Die dramatische Konstruktion wurde sicherlich auch danach noch benutzt, aber bei weitem nicht mit so viel ahnungsloser Naivität nebst Hang zur Albernheit; wobei man natürlich den kulturellen und zeitgeschichtlichen Hintergrund selber noch respektieren muss.
Filme von Gestern - Heute Gesehen.

Die Grundachse ist wie so oft denunzierter Protagonist gegen denunzierender Antagonist. Mutmasslicher Verrat, Verfolgung durch die eigenen Leute, Aufklärung und Wiederherstellung der Reputation auf eigene Faust, gegen alle Widerstände. Dabei bewegt man sich zwar die meiste Zeit in offener Landschaft, dennoch wird die Nähe zum Theaterstück deutlich; das Intrigenspiel der Grundoppositionen von Gut und Böse und seine simple Konfliktstruktur findet Platz auf der kleinsten Plattform:
Yuan Cheng Lieh [ Fang Mian ] und seine Adoptivtochter Yuan Rung Er [ Cheng Lee ] wollen sich an dem Sicherheitschef Yu Jian Ping [ Tien Feng ] rächen. Dazu überfallen sie seine Eskorte und stehlen Soldatengelder. Yus Schüler Qiao Mao [ Lo Lieh ] hat sich dabei mehr als verdächtigt gemacht und ist sowieso vor allem bei Yus eingebildeten Sohn Hua [ Ho Ming Chung ] schon von vornherein unten durch gewesen.
Alleingestellt setzt Qiao Mao alles daran, seine Unschuld zu beweisen.

Hilfreich bei dem Aufbau ist, dass die Personenschar gering gehalten wird und Jeder mit relativ konstanten Eigenschaften vorgestellt wird.
Nur leider bleibt man blass und überschaubar; vor allem der Held Qiao Mao ist ein viel zu edles und gleichzeitiges so teilnahmsloses Wesen, dass man bei seiner Ausdruckslosigkeit schlicht verzweifeln muss. Aus ärmlichen Verhältnissen stammend sieht er sich selber als Mensch zweiter Klasse und führt sich auch dementsprechend knechtselig auf; kriecht fast bäuchlings vor Lehrmeister und Sohn umher und lässt sich selbst bei Rat und Tat über den Mund fahren. Im Gegenzug ist Hua natürlich derartig von sich eingenommen, dass er sich selbst ohne jede Grundlage eines Beweises für den Grössten hält und schon aus Prinzip deswegen immer das Gegenteil von dem macht, was andere anempfehlen. An derartig gehemmten und ausgebremsten Charakteren mag man sich natürlich nicht den Scharfsinn billig wetzen; sowieso bietet der Film in seiner Aufmachung nicht wirklich viel Facetten und straft in seiner Stereotypie der Spontanität Lügen.
Man weitet sich in der ebenfalls eingeschränkten Laufzeit nie zu einer Armada von Plot heran, wirkt durch verschiedenes Zusammenspiel aber immerhin nicht ganz ausgehöhlt und verfügt durchaus über ausreichend Textmaterial. Zwischendurch gelingen auch einige kleinere Wechsel, die nur immer recht plump in Szene gesetzt oder gar einfach nur durch eine vermeintliche Erörterung "erklärt" werden: Die vermittelten Sinn- und Bedeutungsstrukturen der intentio operis sind zu simpel. Diese Schwierigkeiten im unechten, unfilmischen Erzählen tauchen ebenso wie die vorherrschende Empfindsamkeit auch schon sehr früh auf.

Da werden mitten in der Schlacht schmachtende Augenaufschläge zum eigentlichen Kontrahenten geworfen, Zettelchen mit Mitteilungen ausgetauscht, zum Disput angehalten und erst unbekannte Fakten plötzlich als von Beginn an gewusst platziert. Ethische Bindungen von Ehrfurcht und Liebe düpieren Denjenigen, der sich schwer mit Sentimentalität tut und lieber das Recht des Stärkeren und den Vorstoss ambivalenter Figuren sehen mag. Kurze Zeit darauf war anspruchslose, rauhe Ehrlichkeit mehr gefragt als höfische Unterwürfigkeit und falsche Demut. Hier wirkt man ganz einfach geziert und überfeinert. Gestellt. Für den medial versierten, vielleicht auch mit Erfahrung übersättigten Zuschauer sind die Tricks von Regisseur und Autor Chui Chang Wang mittlerweile zu offensichtlich und damit auch hanebüchen. Jetzt, beinahe vierzig Jahre später und um viele Erfahrungen reicher ist es natürlich einfach, eine kritische Anmerkung der reinen Vernunft zu geben und sagen: "Möchtest du das nicht vielleicht ändern ?"
Die moralischen Zärtlichkeiten und Auffassungen von Moral und Tugend lösen jedenfalls mehr unfreiwillige Peinlichkeit aus statt einer sinnlichen Wahrnehmung; keine der Personen spricht und handelt real selbst im weitesten Sinne. Ausserdem sind Präsupposition und Aussagen immer identisch. Das jeweilige Charakterbild entsteht dabei nicht einmal so sehr daraus, was man sagt, sondern wie man es sagt. Man rezitiert, stelzt und wirft Blicke; alles so offensichtlich gekünstelt, dass man sowohl die Anweisungen als auch die Gedanken dahinter auf 100m sehen kann. Dagegen ist eine differenzierte, lebensnahe Figurenzeichnung und die Rationalität des eigenen Verhaltens nicht einmal im Ansatz zu erkennen.

Wenigstens hält man die Bewegung aufrecht und seine Geschichte angenehm flatterhaft; es wird auch ohne grosse Vorrede begonnen und rasch vagabundierend in das Biotop aus richtiger Natur, drapierten Kulissen und gutgestalteten, aber trotzdem sichtbaren Matte Paintings begeben. Mit zunehmendem Fortgang und Verstrickung in diverse Fragestellungen dünnt man bezeichnenderweise mit manchen Tricks und zahlreichen Fallstricken ebenso aus, wie sich das anfangs satte Grün der ökologisch stabilen Laubmischwälder erst zu vertrocknet - gelblichen Wiesen und dann dem Verschanzen in bis auf die Grundmauern kahlen Refugien ausweitet. Die trotzdem grossartigen Bauten einer alten Festung, einer riesigen Steintreppe oder eines verfallenen Tempel als letzte [Zu]Fluchtsmöglichkeit stabilisieren die schwankende Logik noch einmal. Die eingebrachte Action kann aufgrund einer Vielzahl von Szenen, Ideen und auch der Unperfektheit als angenehmer Zwischeneffekt herhalten; selbst die verqueren Trampolinsprünge, teils offensichtlich rückwärts abgespielten Szenen und der seltsame Draht- und Flugeinsatz bereichern diese Auffassung. Im letzten Drittel werden eh alle Bedenken erst im tödlichen Wasserbassin ertränkt und dann noch zusätzlich durch Regenschauer geflutet.

Auch deswegen bekommt man hier den Eindruck, einer untergegangenen und vergangenen Welt begegnet zu sein, die sich noch den Hintergrund einer metaphysischen Harmonie leisten kann. Die Sehnsucht nach Applaus wird bei einer aktuellen Ansicht aber nicht mehr befriedigt.

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Beitragvon Mic am Do, 14.12.2006, 23:59

The Kung - Fu Instructor
Suen Chungs Film hat sicherlich Hinweise und Einfälle von Akira Kurosawas Yojimbo - Der Leibwächter [ 1961 ] in seinem Grundaufbau versteckt, weist aber gegenüber diesem und seinen Varianten Für eine Handvoll Dollar [ 1964 ] und Last Man Standing [ 1996 ] ebenso entscheidende Unterschiede aus. Wang Yan [ Ti Lung ] besitzt noch Grundsätze und hat nicht nur Illusionen, sondern sorgt auch dafür, diese umzusetzen. Zum Wohle aller und nicht bloss zu seinem eigenen Vorteil. Er kämpft nicht gegen Etwas, sondern für Etwas; nicht die Ausführung einer Rache oder individuelles Begehr sind sein Antrieb, sondern die Vereinigung gespaltener Parteien und die Wiederherstellung geordneter Verhältnisse.

Hier wie dort ist eine Stadt von Clans geteilt. Auf der einen Seite die Mengs unter Führung von Meng Er Da [ Ku Feng ] und auf der anderen die Hekatombe der Zhous. Das Übertreten hat mindestens das Abtrennen der Glieder zur Folge, selbst wenn es fahrlässig oder nur durch ein Missgeschick passiert ist.
Meng besteht auf dieser uralten Tradition und der Einhaltung von Verbot und Strafe und zieht sein Programm auch unablässig durch. Die Zhous und seine Mitbürger plädieren für eine friedliche Lösung und die Vereinigung der Teilstücke.

Die Problematik und brodelnde Anspannung der Situation ist schnell offensichtlich und erregt durch seinen vollzogenen Schildbürgerstreich auch sofort das Interesse des Zuschauers.
Die Trennung der Hälften wird diesmal optisch und damit auch symbolisch manifestiert. Aber die Gemarkung ist nicht etwa eine Mauer oder ein Graben, nicht einmal eine Schranke. Nur eine im Sande langgezogene Mulde, vielleicht eine Handbreit plus zweier Grenzsteine.
Dennoch wird sie absolut respektiert; bei jedem noch so kleinen Übertritt sind die Mengs auch prompt wie die Schmeissfliegen vor Ort und bestehen auf ihr Recht. Dass noch kein offener Krieg ausgebrochen ist, nimmt Wunder. Meng denkt natürlich daran, möchte aber seine Mannen vorher vom Kung Fu Instructor Wang Yan trainieren lassen. Dieser weigert sich nicht etwa, will sich aber nicht auf diesen einen Clan einschränken lassen. Er gesteht Jedem Training zu und auch ein absolutes Anlernen; er behält keine Geheimnisse für sich und bringt den Studenten sämtliche Theorie und Praxis bei.
Er steht zwar aussen vor, ist aber kein abgebrühter Einzelgänger, kann sich mit Anderen arrangieren und kommunizieren und besitzt auch noch einen Kodex der Ehre sowie andere ethische Werte. Kein Söldner, der mit den Mitteln des Kapitalismus seinen Preis und den Arbeitgeber bestimmt; stattdessen Jemand, der finanzielle Verlockungen gegenüber unempfindlich ist und auf sein Herz hört.

Mag sich das alles sehr edel und übergut anhören, so scheut sich der Film nicht, dies auch zu zeigen. Allerdings nicht in einer moralisch anklagenden oder gar penetranten Weise, sondern absolut stimmig in die Handlung eingesetzt und gleichfalls überzeugend appliziert. Heldentum ist hier nicht nur Bombast oder ein Fetisch, drängt sich auch nicht vor und erkennt auch darüber hinaus klar die Realitäten des Lebens.
Es macht den bewährten Stoff auch nicht kaputt, stellt sich nicht als Gegenpol hin, sondern gibt ihm eine weitere, anreichernde Dimension bei.
So Jemand kann natürlich nur von Ikone Ti Lung dargestellt werden, der hier auch noch einmal in jeder Weise auftrumpft und entscheidenden Anteil zum Gelingen der Geschichte beiträgt.

Daneben und dem ein minutöses Spannungsfeld auslösenden Drehbuch von Ni Kuang trumpft vor allem die Regie auf. Suen befindet sich in Hochform. Muss weder in einer Kopie seinen berühmten Kollegen folgen noch sich hinter einer Remythifizierung verstecken; er beherrscht die Überschneidung von einem period piece über eine Schüler - Lehrer - Beziehung zu einem exercise - plot, einer Martial Arts comedy und zurück zum Ausgangspunkt, ohne auch nur einmal in Schwierigkeiten zu geraten. Er liefert fast ein "nicht mehr darüber hinaus" des Genres Eastern selber ab, manövriert den Abbildungsmaßstab von weitem Panorama hin zu direkten close ups in einer gekonnten Montage und vermeidet dabei eine angeberische Aufdringlichkeit. Muss sich nicht die Beine ablaufen, um Wirkung zu erzielen, sondern treibt die Anspannung in einer festen Schraubenbewegung, aber gleichfalls richterlichen Ruhe hoch. Man taktiert sich lange, lässt teilweise Wochen und Monate verstreichen, geht nicht den geraden Weg und nimmt auch die Resultate nicht gleich vorneweg. Der Rhythmus ist weniger einschneidend oder im anderen Fall akrobatisch, und lässt sicherlich auch die Elegie missen, fängt dies aber durch eine passgenaue Eingliederung voll lebhaftem Verlangen auf. Sowohl die Übungs- als auch die späteren Kampfszenen und die narrative Ausbreitung der Personenverhältnisse sind mitreissend. Schwelgerischer, unbändiger Eifer zeichnet alle Vorgänge aus. Auch desöfteren eine gelungene Beiläufigkeit, die sich eben nicht in expressive, schicksalshafte Merkmale oder demonstrative Szenarien ergötzt und dafür lieber lebensbestätigend und in der apercuhaft zugespitzten Kraft der Wiedererfindung wirken möchte.
Dazu gehört auch das Einbringen einiger humoristischer Situationen, die erfreulich erfolgreich ihr Ziel finden und desöfteren ein seliges Grinsen auslösen, ohne sich über das Drama der Verhängnisse lustig machen zu müssen. Die Handlung gilt mehr als das übliche Deckmäntelchen und gibt acht auf eine ausgefeilte Anbindung, ohne sich gleich auf etwaige Gefühle - positive oder negative - zu stürzen.

Ein Hingucker per se sind natürlich auch die einfallsreichen Instruktionen des Kung Fu Lehrers, welche selbst beim Zuschauen anstrengend, aber immens effektiv wirken. Bei aktiver Vorführung und Darbietung wird Weiträumigkeit vermieden und Konzentration gefördert, indem sich die Kamera lange zögernd in den Einbauten und Buchten der Einrichtung versteckt und so die Bilder meist an allen vier Seiten quadriert. In dem Umgang mit filmtechnischen Mitteln und der Aufhebung dieser Einkerkung ist die Steigerung der weitgespannten imaginativen Ausdrucksmittel zu einem Klimax eindeutig spürbar; nach und nach rückt die Kamera sogar per steadicam näher an die Bewegungen heran und trennt sie in famose Zeitlupen und Standbilder auf. Verblüffend exakt wird zu jeder Sekunde die richtige Einstellung gefunden und teilweise auch damit experimentiert, ohne irritierend oder gar als visuelle Zumutung zu erwirken.

Ein Kandidat für die Höchstwertung ist es aber nicht. Abgesehen davon, dass die Zeitkontinuität und damit Plausibilität und Notwendigkeit ganz schön schlampert - z.b. haut man am Ende einfach für sechs Monate ab und legt noch einmal zwei Wochen hintendran, als schon die Oberhäupter der Zhous gestorben sind:
Der Film ist bloss sehr gut gemacht. Macht sogar eigentlich fast alles richtig und dies in tollen production values. Aber er bewegt nichts, ist kein Novum oder gar ein Durchbruch, weder vom Inhalt noch der Form.
Die Ära der Shaws dauerte danach nicht mehr lange an, eher kürzer; und hinterher sah man schnell klarer.
1985 schuf das gleiche Team mit The Master strikes back eine Art Fortsetzung, die zwar für die späte Zeit noch gelungen, aber diesmal schon vorbeiproduziert und mit Elementen ausgestattet war, die man nicht unbedingt haben wollte.

8/10

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The Shadow Whip
Das Problem bei Im Schatten der tödlichen Peitsche [ DT ] ist, dass er nur so aussieht, wie man ihn gerne hätte.
Würde das Äussere der in Totalen effektvoll in Szene gesetzten Optik fehlen - über dessen anmutige Pracht als Sujet Das Buschgespenst sicherlich neidisch ist - wäre fast gar nichts mehr vorhanden. Deswegen ist man auch nicht der Weihnachtsklassiker schlechthin und nimmt auch im Schema der Eastern eine höchst mittelmässige Stellung ein. Einzig im Kontext zum sonstigen Schaffen Lo Weis mag dieser quota quickie etwas herausstechen; vor allem, wenn man dessen Ruf enger in Betracht zieht.

Lo war auch unter der Herrschaft der Shaws eher der Agrarier, bestellte dort das Feld aber weitaus geschickter als zu Zeiten der missglückten Jackie Chan Anfänge. Im Nachhinein nimmt Einem sowieso Wunder, wie die Arbeiten aus einer so enganliegenden Epoche derartig unterschiedlich aussehen konnten und wievielen Betätigungen Lo nachging, ohne wirkliche Grundzüge in seiner Filmographie zu hinterlassen. Von schwarzweiss gehaltenem wuxia pian über Cathay Asia Dramen, James Bond artigen Thrillern, Trashkrimis, Kung Fu Filmen und derem Subgenre der Bruce Lee Klassiker hin zu den verbilligten Wald - und - Wiesenkloppern ist ja alles vorhanden, wonach die Zeit gerade gierig war. Die Anpassungsfähigkeit, begründet durch die Verrichtung in verschiedenen Studios mit unterschiedlichen Arbeitskreisen und die wohl darauf berufend weitgehend unauffällige Regieführung ohne nennenswerte Charakteristika zeichnen auch dieses Werk aus; welches vor allem mit einem besseren, weil richtigen Skript so viel mehr hätte erreichen können. Aber da fehlte wohl der Ehrgeiz zu, oder vielleicht auch wirklich das Extraquentchen Talent. Lo ist zwar bei weitem nicht so schlecht wie sein [späterer] Ruf, aber auch nicht wirklich der allergrösste Regisseur aller Zeiten.

In seiner letzten Shawproduktion schafft er es zumindest, die Einführung in klassischer Distanz - Nähe - Relation zu forcieren und ganz nebenbei mit der permanent weissen Schneelandschaft und seiner alpinen Eskalation für wunderbare Bilder zu sorgen. Das winterliche Frostwetter, die unter gefrorenem Niederschlag bedeckten Landschaften und die im Pelz eingemummelten Personen ergeben ein besonders zu dieser besinnlichen Jahreszeit selten so stimmiges Bild ab, dass man allein durch den willkommenen Klimawandel binnen weniger Sekunden eine angenehme Atmosphäre schaffen kann. Perfekt symbolischer Umraum, auf dessen Plateau der Grenzerfahrung und Abgeschiedenheit es zur letzten Entscheidung kommt. Viel mehr als nur eine Augenblicksarchitektur oder ein rein dekoratives Moment, sondern Sinnbild für die menschenleere Unendlichkeit. Dazu noch ein intoniertes Teilstück der Chinesischen Oper und fertig ist die Voraussetzung für einen reich gedeckten Gabentisch. Nur leider sind die Geschenke beinah hohl; nur das umwickelte Papier macht den einredenden Eindruck, dass man sich weiterführende Gedanken um die Bescherung gemacht hat.

Fan Cheng-tian [ Tien Feng ], die "Shadow Whip", hat sich fünfzehn Jahre vor der Vergangenheit in der Einöde versteckt. Doch auch dort steht die Zeit nicht still, jetzt tauchen nicht nur der ihn herausfordernde Wang Jian-xin [ Yueh Hua ], sondern auch Chief Hong Da-peng [ Ku Feng ] mit seinen Serial Trio und altem Rachedurst sowie eine sechzehnköpfigen Banditenbande auf, die ihm alle an den Leib wollen.
Seine Nichte Yang Kai-yun [ Cheng Pei-pei ] stellt sich schützend an seine Seite.

Viel ist das nicht, reicht dann auch nur mit Kraftbeanspruchung über die 75min Laufzeit und dreht sich dabei auch schneeblind schnell im Kreis. Die jeweiligen Oppositionen haben alle dasselbe Ziel, aber selbstverfreilich mannigfache Quellen für das Missverhältnis zu Fan; dafür werden rein konventionelle Bestätigungsverfahren aus vermeintlich früheren Geschehen angewandt. Yang ist zudem erst seine Nichte und wird dann als seine Tochter beschuldigt.
Andererseits wird der Status dieser Streitexistenz unsicher gemacht: Fan gibt sich unschuldig.
Und Yang weist auch alles von sich.
Also ein Ereignis in verschieden zueinander in Widerspruch stehenden Versionen. Denkbar viele Kombinationen von Funktoren, mit denen alle restlichen eliminierbar sind, garniert mit Eiszapfen. Die Abduktion geht von mehreren überraschenden Sachverhalten aus und endet als Hypothese über einen weiteren Sachverhalt, der als die Ursache der früheren gilt. Die Aufklärung dieser im inneren Widerspruch unmöglichen narrativen Welt erfolgt erst im Kampf, dann in einer schön eingravierten Rückblende und final im Showdown.

Damit man im Hin und Her des Varriierens paralleler Situationen nicht die Orientierung verliert und witterungspassend ins weisse Nichts tappst, hat man für zwei Landmarken in der Ungastlichkeit gesorgt. Die Ereignisse treiben von einem grösseren Rasthaus zu einer kleineren Schenke und zurück; hält sich das Handlungsfeld wenigstens ebenfalls einladend klein. Die schon eher undramatische Qualität des Stoffes zumindest in diesem unscharfen Sammelbegriff bietet weniger für einen spannenden plot und schon gar nicht für seelische Verhaltensstudien an; findet also auch nicht statt. Mit klammen Fingern schreibt es sich auch schlecht und hat man entsprechend für mildere Regionen aufbewahrt. Dafür ein Mantel - und - Peitschenfilm im strukturierten Durcheinander, der mit zahlreichen Aufführungen des Ochsenziemers auf Überschallgeschwindigkeit beschleunigt wieder die Erinnerung hervortreibt. Der Umgang mit dem schwerer zu bändigen Instrument gegenüber dem tödlichen Schwert erscheint erst mal chancenlos; aber wenn die Gegner flagelliert, in die Luft gewirbelt und ganze Beine damit abgerissen werden, stellt sich der Nachteil doch als Illusion heraus. Die Action wird weiter vorangetrieben, weil man sich selbst im eigenen Heim partout weigert, Türen und Fenster zu benutzen und stattdessen immer über die Mauern springt - wenn man nicht gleich unleidlich quer durch die Einrichtung prescht. Die kleineren Wire Fu Attacken sind nicht ganz ernstzunehmend; auch Lo's undefinierbare Spielerei am Geschwindigkeitsregler und die Bewegung vor der Kamera statt mit ihr ist kein Indiz für allzu grosses Können.

Letztlich bekommt man einen althergebrachten, aber wenigstens nicht langweiligen Come Drink with Me Aufguss inmitten sagenhaft ästhetischer Eiskristalle. Am Besten mit Grog und Lebkuchen geniessen, dann wird es gleich viel wärmer ums Herz.

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Beitragvon Mic am So, 17.12.2006, 12:17

Iron Bodyguard
Iron Bodyguard wirkt wie das Vorspiel zum panoramaweiten Epos Boxer Rebellion [ 1976 ], der den Boxeraufstand im Peking des Jahres 1900 behandelt. Nur diesmal nicht in einer Reflektion der Spannweite, sondern weitaus kürzer einen Teilabschnitt betrachtend und mit weniger dramatischem Eigenwert.
Zwar manifestieren sich politische Unordnung neben individueller Bosheit, Schwäche, Verrat und Eigennutz schon hervorhebender und unheilsstifender als sonst, doch dieser Zustand verwandelt sich entsprechend populärer Klischeevorstellungen in den üblich ausgewalzten Chang Cheh Abschluss: In Form einer Massenschlacht. Blut - und Ehrensache ersetzen die übergeordnete Sinnstruktur und die Determiniertheit des Geschichtsablaufes.

Vorher wird mehr geredet, ohne wirklich viel zu sagen. Nun ist das weder eine politische, philosophische noch eine geschichtliche Lehrstunde und die Fakten kann man kennen oder nachlesen. Man appelliert an die Imagination; für das oberflächliche Verständnis nötiges Wissen wird im Drehbuch auch so verabreichet. In aller Kürze und Drastik zwar, aber es reicht zumindest in Ansätzen für die Erklärung, warum man hier etwas tut. Im Aufbau selber ist man so unclever auch nicht strukturiert; beachtet zumindest das Wiederaufgreifen anfangs scheinbar unwichtiger Szenen für eine später geschicktere Verwendung. Um die Demonstration einer aus den Fugen geratenen äusseren Welt in aller Schärfe in den Vordergrund zu rücken, ist das Skript aber unterentwickelt und auch falsch gedreht. Mangelnde Differenziertheit der Titelgestalt, Schwächen auch in sonstiger Personenzeichnung, Handlungsführung und inszenatorischer Erzählgestaltung sind leider etwas zu auffällig. Aber von Chang Cheh und seinem Co - Director Pao Hsueh Lieh erwartet man auch nicht wirklich Unmengen an Feingefühl oder gar weiterreichendes Interesse für die Anlässe, Auswirkungen und Folgen der Hundert - Tage - Reform im Jahr 1898.
Mag das noch angehen, haben auch ihre Figuren keine spürbare Begeisterung oder wenigstens ein über persönliche Motive hinauskommendes Begehr an der Durchsicht und Nachprüfung traditionell gefestigter konfuzianischer Strukturen, die das Land gegenüber den ausländischen Mächten in der Zeit festhielt und den Fortschritt verhinderten:

Tan Si - tong [ Yueh Hua ] verfolgt seinen Aufstieg in hohe Ämter zwar mit Herzblut, aber er macht es strikt für sich. Das wird so nicht gesagt, aber als Zuschauer fühlt man nichts Anderes und die Person wächst Einem trotz oder gerade wegen ihrer offensichtlichen Märtyrerrolle auch nie ans Herz. Tan hört sich gerne selber reden und ist auch stetig begeistert von den weisen Poems, die er an Mauern und auf Papiertafeln schreibt. Als die reformunwillige Kaiserinwitwe Cixi den Kaiser - ihren minderjährigen Neffen - inhaftieren lässt und die zuvor herausgegeben Dekrete eh von den zuständigen Mandarinen ignoriert werden, lässt er sich ohne Widerstand festnehmen. Er schien gerade auf diesen Moment hingewartet und hingearbeitet zu haben; geniesst die Position im Mittelpunkt mit sichtbarem Stolz.

Wang Wu [ Chen Kuan Tai ] ist zwar aus anderem Holz geschnitzt, aber verliert den anfänglichen Sympathiezuspruch auch beizeiten. Er lässt sich von Tan um den Finger wickeln, und so wie seine Mitstreiter auf den tatkräftigen Kämpfer im Hintergrund reduzieren. Ihm geht es um Freundschaft und Treue; sicherlich auch ehrbare Gründe, aber Gedanken um was und Für und Gegen wen und warum er kämpft macht er sich nicht wirklich. Er folgt Tan.

Dieser Prozess geht einher mit einem Überwechseln in verschiedene dramatische Gattungen. Vorgegebene Muster von male bonding und Rache werden gegen Aussageintentionen, debattenhafte Auseinandersetzungen und Realitätsexegese durchgesetzt. In der ausgeprägten Künstlichkeit des Geschehens und dem Ineinandergreifen von öffentlichem und privaten Bereich gelten die spontanen Freuden des Lebens als Wert. Tan und Wang Wu schliessen so schnell eine tiefinnige Verbindung ab, dass man in ganz neuartiger Weise darauf aufmerksam macht, wie sehr historischer Verlauf von persönlichen Veranlagungen und Entscheidungen abhängen kann. Frauen sind dabei grundsätzlich neben-, wenn nicht gar unwichtig und haben im männlichen Narzismus mit sich selbst beschäftigter Individuen keinen Platz.

Letztlich ist man dann schon dankbar, dass das storytelling noch andere Faktoren als romantische Unsachlichkeit aufwirft und frei von rhetorischem Gepränge die Laufzeit auch immer so im Blick behält, dass es nicht langweilig wird und wenigstens einige Wirkmomente gesetzt werden können. Diese sind zwar teilweise etwas hanebüchen, aber tauchen dann wenigstens passenderweise immer zum ungünstigsten und damit antreibenden Moment auf. So hat Wang Wu in dem rachsüchtigen "Iron Fist" Yan Feng [ Lo Dik ] seine persönliche Nemesis am Hals, während er sich gleichzeitig darum kümmern muss, dass Busenfreund Tan nicht doch noch den eitlen Kopf verliert.
Ein Tribunal und Tribüne wird diesem nach der Verhaftung nämlich nicht mehr geboten, Cixi liess die "Verräter" ohne Gericht öffentlich töten.
Die Zeit läuft also ohne pathetische Meditation; das wissen die Tan bewachenden Offiziere und das weiss auch Wang Wu, der sich schleunigst um eine Befreiung kümmern muss.

Folglich läuft man dementsprechend nach der Hälfte zu einem Todeskommandounternehmen auf; leider nicht in der Formation, die die amerikanischen oder britischen Filmemacher in den 60ern und dem gleichen Zeitraum Anfang der 70er so perfekt beherrschten.
Planung fällt ebenso schwach wie eine taktische Vorbereitung, es werden keine Notfallmissionen vor- oder nachgeschoben, kaum rekrutiert und auch sehr unzureichend für identifizierbares Kanonenfutter in den eigenen Reihen gesorgt. Selbst die drängende Uhr, sonst immer ein eminent wichtiges dramaturgisches Mittel fehlt hier; genauere Zeit - und Ortsangaben wurden komplett vernachlässigt. Dennoch findet die Handlungskurve in dem Überfall auf die Wachtruppe ihren Höhepunkt; die Spannung wird gesteigert und wirksam auf seine Fusion mit dem Höhepunkt vorbereitet. Die Rebellion nimmt konkrete Formen an - Wang Wu und seine zahlenmäßig überschaubaren Gesellen scheinen es in einem Gemetzel gegen die drei Beiyang-Armeen auf einmal aufnehmen zu wollen. Diese erste grössere Actionszene bleibt aber die einzig wirkliche und löst sich auch bereits 25min vor dem Ende auf; der folgende Anschluss ist nur eine unsinnige Rachegeschichte auf kleinem Rahmen.
Schlimmer noch: Yan Feng trägt seinen Spitznamen zu Unrecht, muss dreimal gegen Wang Wu antreten und verliert auch dreimal von Beginn weg, ohne je nur den Hauch einer Chance zu haben. Das ganze Geplänkel ist also ziemlich unsinnig und lässt nicht nur den Showdown, sondern schon vorher Manches an Potential den Bach der Verschwendung fliessen.

Eine dominierende Rolle spielt man deswegen nicht, so dass man besser bedient ist, auf anderes Chang Cheh Material auszuweichen. Und sei es nur, weil dort zwar auch oft formelhaft, aber mit wesentlich mehr Stars und Aufwand [ = Action ] gestrickt wird. Als gehaltlloses Zwischendurch mag man genügen.

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Beitragvon diceman am Mo, 08.01.2007, 19:48

"Intimate Confessions of a chinese Courtesan"
--> Review

Danke nochmal für den Tip, Mic.
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Beitragvon Quick_Draw_Katsu am Mo, 08.01.2007, 19:55

schöne geschriebenes und auf den Punkt gebrachtes Rev 8) wobei ich die Einflüsse in Wong Jings Werk nicht erkannt hätte, wenn mans nicht so auf die Nase gebunden bekommen hätte
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Beitragvon Max Power am Di, 09.01.2007, 14:19

Quick_Draw_Katsu hat geschrieben:... wobei ich die Einflüsse in Wong Jings Werk nicht erkannt hätte, wenn mans nicht so auf die Nase gebunden bekommen hätte

Obwohl man richtigerweise hinzufügen sollte, dass die Parallelen zu Naked Killer genauer gesagt in der Person Clarence Foks geschuldet sind. Dem Regisseur demnach, Wong Jing war lediglich der Produzent. Siehe auch Bonusmaterial der IVL-DVD zu Intimate Confessions of a Chinese Courtesan im Interview mit jenem Clarence Fok.
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Beitragvon Quick_Draw_Katsu am Di, 09.01.2007, 16:49

Max Power hat geschrieben: Person Clarence Foks geschuldet Siehe auch Bonusmaterial der IVL-DVD zu Intimate Confessions of a Chinese Courtesan im Interview mit jenem Clarence Fok.


stimmt, jetzt, wo du's sagst. Is aber bestimmt schon über 2 Jahre her, dass ich das Interview angeschaut hatte. Hatte das jetzt nicht mehr so im Kopf. Trotzdem wären mir ohne die ganzen Aufmerksammacher die Parallelen, welche in meinen Augen nicht sonderlich offensichtlich sind, entgangen.
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Re: Der große Shaw Brothers Filmthread

Beitragvon Mic am Sa, 24.04.2010, 9:52

Am 27.04. erscheint Hong Kong Godfathers offiziell und restauriert, auch in Sachen violence & nudity.

Vorschau auf Bildvergleich und detailliertes DVD Review, incl. der beim Bootleg gekuerzten Szenen:
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Re: Der große Shaw Brothers Filmthread

Beitragvon MPAA am Mo, 26.04.2010, 11:45

Zum Film:
Hab noch nie gross was über diesen späten SB Film gelesen, bis die DVD angekündigt wurde. Hab in letzter Zeit einige SB Filme geschaut aber gibt sicher noch grössere Freaks als ich, was SB Filme angeht.

Auf alle Fälle spielt die Geschichte in der Moderne wenn man so will und der SB Vorspann ist nun auch nicht mehr so wie in den älteren Filmen (hab ich z.B. schon in Shanghai Hero so gesehen, anderer Vorspann).

Zur Story: Ein alter Gangsterboss, der bald seinen Job an den Nagel hängen will, wird von einem Verräter umgebracht (ebenso seine Familie). Die drei Freunde Mad Wei (Leung Kar-Yan), Playboy Lung (Norman Chu) und Sergeant Wen (Richard Cheung Kuen) schwören blutige Rache, da sie dem Opfer nahe standen...

Fazit:
Story ist nicht wirklich speziell, aber wird schön gradlinig erzählt. Der Film von Johnny Wang Lung-Wei (andere Regiearbeiten von ihm kenne ich nicht, aber er spielte in vielen älteren SB Filmen mit, z.B. liferte er sich in Martial Club einen der besten finalen Kampfszenen überhaupt mit Gordon Liu), der auch eine kurze Rolle hat (zwei Szenen, eine zu Beginn, eine im Finale), wurde nicht durch sehenswert choreographierte Kampfszenen bekannt, sondern wurde eher durch seine Brutalität berüchtigt!
Und diese US-DVD stellt nun weltweit die erste DVD dar, welche offiziell und Uncut ist.

Die Actionszenen, in denen auf Schusswaffen komplett verzichtet wird (dafür werden Stichwaffen eingesetzt, daher recht blutig), sind blutig in Szene gesetzt und für einige Massenszenen stimmt dann auch die Choregraphie. Langweilig wird es selten und richtig derb wird es, als der Gangsterboss und seine Familie umgebracht wird (ich sage nur die Szene mit dem Kind:-)

Dann ist die Zeit der Rache gekommen. Die drei Freunde (Norma Chu, Ex-SB Darsteller und u.a. Leung Kar-Yan, der Bärtige, meines Wissens nach KEIN ehemaliger SB Darsteller) sinnen dann auf blutige Rache und die Gegner sind nicht nur Chinesen, sondern auch Westliche Typen. Und vor allem für das 10minütige, oberharte und blutige Finale wurde der Film bekannt und dieses ist in der Tat brutal in Szene gesetzt (ink. einem abgetrennten Arm, Blutfontänen, ein Wachmann der viele Stockwerke in die Tiefe stürtzt:-)
Wie das Ende ausgeht sag ich nicht, aber kann man sich denken, wenn man schon viele HK Filme gesehen hat und was Happy Ends angeht. Da hat sich Johnny Wang Lung-Wei gut an dem SB Regisseur Chang Cheh orientiert!

Fazit: Jeder HK-Action- und SB Fan sollte sich diesen Film nicht entgehen lassen! Zwar nicht so schön in Szene gesetzt oder mit einer grandiosen Kampfchoreographie aufwartend, dafür düster und brutal in Szene gesetzt und flott erzählt...

Zur DVD (offizielles Vö Datum: 27. April 2010) von Funimation Entertaiment:
- Uncut
- mit Schuber
- O- Ton und englischen UT
- Extras: Nur 8 Trailer zu anderen Vös
- Bildqualität fand ich recht gut, wobei nicht so gut wie bei anderen Celestial bzw. IVL DVDs
http://reviews-ch-vu.blogspot.ch/

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Re: Der große Shaw Brothers Filmthread

Beitragvon Enfer am Mo, 26.04.2010, 12:38

MPAA hat geschrieben:.......Der Film von Johnny Wang Lung-Wei (andere Regiearbeiten von ihm kenne ich nicht, aber er spielte in vielen älteren SB Filmen mit....................


Etwas Off Topic.

Laut OFDb war er nur neunmal als Regisseur tätig, Fury und Bloody Brotherhood (das Finale weist unverkennbar Parallelen mit HKG auf) ließen mich eher kalt, gehen mehr in Richtung Heroic Bloodshed, und ein großer Genrefreund bin ich eher nicht, aber zumindest zu Fury gibt es auch positive Stimmen.
Für MA- Fans dagegen sind Angry Ranger, Innocent Interloper und vor allem City Warriors sicher einen Blick wert. Wundert mich jetzt, dass ausgerechnet Du die nicht kennst.

PS: Falls dir Hong Kong Godfathers gefallen hat, wird dir der ähnlich geartete Profile in Anger (ebenfalls mit Leung Kar-Yan in der Hauptrolle) wohl auch munden.
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Re: Der große Shaw Brothers Filmthread

Beitragvon Max Power am Di, 27.04.2010, 20:09

Leung Kar-Yan hat übrigens in diversen Filmen, die von den Shaw Brothers produziert wurden, mitgespielt. Am Ende der Filmproduktion dieses Studios war er sogar ab und an für eine Hauptrolle gut.
"Wie kann man eine Blu Ray DVD auf den Markt bringen, welche bei entsprechender Ausrüstung(Blue Ray Player, HDMI Kabel zum Full HD Fernseher mit HDMI Eingang)trotzdem noch schwarze Balken oben und unten auf den Bildschirm bringt ?" (Amazon)
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Re: Der große Shaw Brothers Filmthread

Beitragvon Mic am So, 27.11.2011, 21:47

Carry on Doctors and Nurses (1985)
Komödie der Shaw Brothers (Hong Kong) Ltd. im Weißkittel- und Schwesterntrachtmillieu; als eine der wenigen humoristischen Annäherungen des Produktionsstudios an das zeitgenössische Publikum, die dieser Beschreibung von Das total verrückte Krankenhaus allerdings sicherlich nicht allzu viel Freude entgegengebracht haben dürften. Nicht bloß, dass die einstige vor allem in den Siebzigern triumphierende Filmstätte und damals auch noch Talentschmiede in voller Auswahl nunmehr dem Massengeschmack eher vergeblich an den ehemaligen Aufführungstraditionen entlang (oder auch mit zu rauer Modern Day Action verschreckend) hinterherhinkte. Die Mitt-Achtziger als Startpunkt der boom years selber galten vor allem auch im Bereich des Lustspieles, zu dem Carry on Doctors and Nurses nicht unähnlich zum (wesentlich) offenherzigeren englischen Namensvetter Carry On Doctor (1967) oder auch dem amerikanischen Young Doctors In Love (1982) eindeutig zählt, fest in der Hand der mittlerweile mit ganzer Kraft operierenden Konkurrenzstudios um besonders Cinema City Co., Ltd. Zusätzlich und gerade auch in dieser speziellen Behandlung ist das Milieu, selbst wenn als Karikatur gestartet, nicht so richtig für Scherze am Patienten und der Hort von Erkrankung und Gebrechen nicht zu Unrecht eher für das Genre des Dramas als das von Witz und Pointe darüber geeignet:

Das St. Morant - Klinikum unter Director Gao [ Chor Yuen ] hat aufgrund diverser Missstände einen derart schlechten Ruf, dass das alarmierte Gesundheitsministerium strikte Besserungsmaßnahmen und ansonsten die Schließung beantragt. Für die Pflege zuständig, meldet sich Oberschwester Linda Kuk [ Meg Lam ] für die schnelle Reformation an, wobei sie vor allem die Einstellung und Ausbildung weiterer Krankenschwestern fordert, was Shan Shan [ Sandy Lam ], Jia Jia [ Carrie Ho ], Chastity Ji [ Chan Lok-man ], Fang Xiao-min [ Chan Sau-man ] und den in sie verliebten Dan [ Lawrence Cheng ] die erste Anstellung bringt. Sehr zur Freude der im Berufspraktikum befindlichen Assistenzärzte Dr. Lin Yu-yun [ Alfred Cheung ], Dr. Duo Zhi-wen [ Manfred Wong ], Dr. Paul Law [ Chung Biu-law ] und Dr. Faulkland [ Gwaan Chiu-chung ], die weniger und dann sorglos-unbekümmert am Patienten, sondern lieber mit dem "Frischfleisch" im Schwesterntrakt arbeiten wollen. Nur unwesentlich verantwortlicher ist der Oberarzt Dr. Chen [ Regisseur und Co-Autor Anthony Chan Yau ], dessen momentane Scheidung mit seiner Noch-Ehefrau ihn an den Rand des Wahnsinn bringt. Außerdem treibt Dr. Lins Zwillingsbruder Guo-yun [ auch Alfred Cheung ], ein frisch aus dem Gefängnis entlassener Psychopath mit Vorliebe für Skalpelle sein Unwesen im Sanatorium.

Immerhin ist die Stätte selber auch gerade für die Verhältnisse des Hong Kong Kinos eher selten und so mit einigen interessanten Einblicken in die Vorstellung damaliger Heilstätten im Gesundheitswesen gesegnet, ohne zumindest in der ersten Hälfte des Filmes allzu sehr darauf einzugehen. Die vorläufigen Minuten der Erzählung um spätpubertierende Ärzte und blutjunge Lernschwestern als potentielles Anziehungsobjekt auch deswegen die gelungene Einleitung, da die Kulisse selber nur als Solche und so als Fassade und nicht der entscheidende Mittelpunkt der Szenerie um Albernheiten zwischen Mann und Frau genutzt wird. Sowieso zerfällt der Film, im zurecht strikten Tonus von Anspruchslosigkeit, Simplizität, aber Tempo gedreht, in zwei unterschiedliche Hälften. Teilstücke, die beide aus mehreren Anekdoten mit auch gesplitteten running gags bestehen und weniger eine richtige Fortführung der Erzählung begehen, sich aber wesentlich durch die Schwerpunkte von Geographie und dem Ziel der Farce unterscheiden.

Denn im Aufbau wird die Dekoration auch erkundigt, sogar die Umgebung des ansonsten vollkommen abgeschottet wirkenden, scheinbar von der Gesellschaft in einem einsamen Vorortshügel isolierten Hospitals aufgesucht. Die Freizeitaktivitäten sind höher, ist die Verkleidung und ein nächtlicher Gang in das Leichenschauhaus (mit Ghostbusters - Parodie) ebenso möglich wie ein Ausflug zum Picknick - Barbeque oder auch der Aufenthalt im Wohnheim selber. Und hätte das Schauspiel da auch noch in allerlei anderen Ambiente wie Schule, Polizeiakademie oder Soldatenkaserne stattfinden können, sind die Mittel von Rekrutierung, Dienstuniform, Macht und Hierarchie, selbst das Strammstehen in dieser Institution im Grunde nahezu identisch. Doch später wird getreu der abgeschlossenen Ausbildung und ihrer Lehre nur die Arbeit groß geschrieben, nicht nur nicht die Station oder der folgende Operationssaal verlassen, sondern drehen sich auch die Begebenheiten und dazugehörigen Kalauer nur innerhalb dieser Begrenzung; was sich bald als Quelle von eher schlechten Keimzellen für Lustigkeit, Frohsinn und Unbekümmertheit erweist.

Denn die Zutaten werden schwärzer; wurde zuvor schon mal mit Siechtum und Leiden der helle Schabernack oder blanke Übermut getrieben, so bricht jetzt die Epidemie an draufgängerischer Grimasserei und groben, erst im überdrehten Finale eines Massenverkehrsunfalls wieder gelungenen Slapstick aus. Die eventuelle Drolligkeit im Ernst umfasst bis dahin dabei auch gerade die irdischen Schwächen, getreu des knappen rosa Kleides mit Schlitz und Häubchen und eines Berufsbildes, das in historischer Diskreditierung im 19.Jahrhundert noch vermehrt in die Nähe der Prostitution gebracht wurde. Bezeichnend noch für das Übel ganztägiger Betreuung, dass für Satire zu plump, für Burleske zu steif ist, sind u.a. Scherze über geistig und körperlich Behinderte, der Verzehr einer eben transplantierten Lunge, das heimliche Filmen und öffentliche Bloßstellen einer sich für Nacht ausziehenden Frau oder eine fidele Massenvergewaltigung unter Aphrodisiaka im Tee. Ein Wandel der Vorstellung, die schon zuvor nicht mit Feingefühl hausieren ging, aber nun nicht mehr nur auf bäuerlich-derbe, sondern schrill-zynischer und so auch fast (und das schon wieder fast angenehm) surrealistischer Weise am Jokus versucht.

    5/10
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